Heber zu füllen, müßten beyde Oefnungen Hähne, und der obere Theil B einen Hahn und Trichter haben. Die Hähne an den Oefnungen würden Anfangs verschlossen, und der Heber durch den Trichter gefüllt; alsdann würde der Hahn am Trichter verschlossen, und die an beyden Enden geöfnet. Diesen Vorschlag wiederholt auch Schwenter (Mathematische Erquickstunden, XIII. Theil. 2te Aufg.); beyde wußten noch nicht, daß der Berg kaum 32 Fuß Höhe haben dürfe, und kannten die wahre Ursache dieser Wirkung nicht. Schwenter sagt: "Der schwerer Theil nöthigt das leich"ter, daß es in die Höhe steigen muß." Büchner (Breslauische Sammlungen, Januar 1720. Cl. V.) hat Porta's Vorschlag wirklich ausgeführt.
Als der Druck der Luft genauer bekannt wurde, fieng man bald an, auch das Fließen der Heber aus demselben zu erklären. Es ist eine natürliche Folge aus diesen Erklärungen, daß der Heber im luftleeren Raume zu fließen aufhören müßte, wie dies auch wirklich geschieht, wenn der Versuch mit der gehörigen Genauigkeit angestellt wird. Aber bey der Unvollkommenheit der ehemaligen Luftpumpen, wollten die engen und niedrigen Heber, deren man sich bediente, in welchen das Wasser, wie in jeder Haarröhre, ohne Druck der Luft aufstieg, eine lange Zeit nicht zu fließen aufhören, wenn man sie unter die Glocke der Luftpumpe brachte. Wolf (Nützl. Versuche, Th. III. Cap. 9. §. 123.) bemerkt, daß auch ihm die Heber unter der Glocke der Luftpumpe flössen. Einigen war dies genug, um die Erklärungen aus dem Drucke der Luft aufzugeben, und das Fließen der Heber aus einem Zusammenhange des vorangehenden Wassers mit dem nachfolgenden herzuleiten, welches nach Herrn Kästners Bemerkung (Anmerkungen zur Markscheidekunst, Göttingen, 1775. 8. in der Vortede) Stricke aus Wasser flechten heißt. Homberg aber (Mem. de Paris. 1714. p. 84.) hat schon sehr richtig bemerkt, daß dieses Fließen unter der Glocke keineswegs den Ungrund der Erklärungen des Hebers beweise. Wenn die Luft unter der Glocke auch 100mal verdünnt wird, welches gewiß mehr ist, als die alten Luftpumpen leisteten, so hebt
Heber zu fuͤllen, muͤßten beyde Oefnungen Haͤhne, und der obere Theil B einen Hahn und Trichter haben. Die Haͤhne an den Oefnungen wuͤrden Anfangs verſchloſſen, und der Heber durch den Trichter gefuͤllt; alsdann wuͤrde der Hahn am Trichter verſchloſſen, und die an beyden Enden geoͤfnet. Dieſen Vorſchlag wiederholt auch Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, XIII. Theil. 2te Aufg.); beyde wußten noch nicht, daß der Berg kaum 32 Fuß Hoͤhe haben duͤrfe, und kannten die wahre Urſache dieſer Wirkung nicht. Schwenter ſagt: ”Der ſchwerer Theil noͤthigt das leich”ter, daß es in die Hoͤhe ſteigen muß.“ Buͤchner (Breslauiſche Sammlungen, Januar 1720. Cl. V.) hat Porta's Vorſchlag wirklich ausgefuͤhrt.
Als der Druck der Luft genauer bekannt wurde, fieng man bald an, auch das Fließen der Heber aus demſelben zu erklaͤren. Es iſt eine natuͤrliche Folge aus dieſen Erklaͤrungen, daß der Heber im luftleeren Raume zu fließen aufhoͤren muͤßte, wie dies auch wirklich geſchieht, wenn der Verſuch mit der gehoͤrigen Genauigkeit angeſtellt wird. Aber bey der Unvollkommenheit der ehemaligen Luftpumpen, wollten die engen und niedrigen Heber, deren man ſich bediente, in welchen das Waſſer, wie in jeder Haarroͤhre, ohne Druck der Luft aufſtieg, eine lange Zeit nicht zu fließen aufhoͤren, wenn man ſie unter die Glocke der Luftpumpe brachte. Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. III. Cap. 9. §. 123.) bemerkt, daß auch ihm die Heber unter der Glocke der Luftpumpe floͤſſen. Einigen war dies genug, um die Erklaͤrungen aus dem Drucke der Luft aufzugeben, und das Fließen der Heber aus einem Zuſammenhange des vorangehenden Waſſers mit dem nachfolgenden herzuleiten, welches nach Herrn Kaͤſtners Bemerkung (Anmerkungen zur Markſcheidekunſt, Goͤttingen, 1775. 8. in der Vortede) Stricke aus Waſſer flechten heißt. Homberg aber (Mém. de Paris. 1714. p. 84.) hat ſchon ſehr richtig bemerkt, daß dieſes Fließen unter der Glocke keineswegs den Ungrund der Erklaͤrungen des Hebers beweiſe. Wenn die Luft unter der Glocke auch 100mal verduͤnnt wird, welches gewiß mehr iſt, als die alten Luftpumpen leiſteten, ſo hebt
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Heber zu fuͤllen, muͤßten beyde Oefnungen Haͤhne, und der obere Theil B einen Hahn und Trichter haben. Die Haͤhne an den Oefnungen wuͤrden Anfangs verſchloſſen, und der Heber durch den Trichter gefuͤllt; alsdann wuͤrde der Hahn am Trichter verſchloſſen, und die an beyden Enden geoͤfnet. Dieſen Vorſchlag wiederholt auch Schwenter (Mathematiſche Erquickſtunden, XIII. Theil. 2te Aufg.); beyde wußten noch nicht, daß der Berg kaum 32 Fuß Hoͤhe haben duͤrfe, und kannten die wahre Urſache dieſer Wirkung nicht. Schwenter ſagt: ”Der ſchwerer Theil noͤthigt das leich”ter, daß es in die Hoͤhe ſteigen muß.“ Buͤchner (Breslauiſche Sammlungen, Januar 1720. Cl. V.) hat Porta's Vorſchlag wirklich ausgefuͤhrt.
Als der Druck der Luft genauer bekannt wurde, fieng man bald an, auch das Fließen der Heber aus demſelben zu erklaͤren. Es iſt eine natuͤrliche Folge aus dieſen Erklaͤrungen, daß der Heber im luftleeren Raume zu fließen aufhoͤren muͤßte, wie dies auch wirklich geſchieht, wenn der Verſuch mit der gehoͤrigen Genauigkeit angeſtellt wird. Aber bey der Unvollkommenheit der ehemaligen Luftpumpen, wollten die engen und niedrigen Heber, deren man ſich bediente, in welchen das Waſſer, wie in jeder Haarroͤhre, ohne Druck der Luft aufſtieg, eine lange Zeit nicht zu fließen aufhoͤren, wenn man ſie unter die Glocke der Luftpumpe brachte. Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. III. Cap. 9. §. 123.) bemerkt, daß auch ihm die Heber unter der Glocke der Luftpumpe floͤſſen. Einigen war dies genug, um die Erklaͤrungen aus dem Drucke der Luft aufzugeben, und das Fließen der Heber aus einem Zuſammenhange des vorangehenden Waſſers mit dem nachfolgenden herzuleiten, welches nach Herrn Kaͤſtners Bemerkung (Anmerkungen zur Markſcheidekunſt, Goͤttingen, 1775. 8. in der Vortede) Stricke aus Waſſer flechten heißt. Homberg aber (Mém. de Paris. 1714. p. 84.) hat ſchon ſehr richtig bemerkt, daß dieſes Fließen unter der Glocke keineswegs den Ungrund der Erklaͤrungen des Hebers beweiſe. Wenn die Luft unter der Glocke auch 100mal verduͤnnt wird, welches gewiß mehr iſt, als die alten Luftpumpen leiſteten, ſo hebt
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/586>, abgerufen am 25.11.2024.
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