Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Wenn eine solche Röhre mit der Oefnung A in ein Gefäß mit Wasser gesenkt wird, so steigt das Wasser in ihr von selbst eben so hoch, als es im Gefäß steht, d. i. bis DE, Fig. 61. Bringt man es aber durch Saugen bey C, oder durch andere Mittel so weit, daß der ganze Heber bis C voll Wasser wird, so wird er bey C anfangen auszulaufen, und damit so lang fortfahren, bis die Wasserfläche DE im Gefäße unter A herabgesunken ist, und also kein Wasser mehr in die Oefnung A eintreten kan. Es wird also das zwischen DE und A enthaltene Wasser bis B gehoben, wovon diese Vorrichtung den Namen des Hebers erhalten zu haben scheint. Die Atmosphäre nemlich treibt durch ihren Druck gegen die Wasserfläche DE, das Wasser herab, daß es durch die Oefnung A in den Heber treten, und über DE hinaus bis B steigen muß, wo diesem Drucke der Luft eine Wassersäule von der Höhe BE oder BH entgegen wirkt, und also (wenn die specifische Schwere des Wassers=1, der Queerschnitt des Hebers bey B=b gesetzt wird) der Druck, womit das Wasser in B nach der rechten Hand getrieben wird, =b. (32 Fuß--BH) übrig bleibt. Dagegen drückt aber auch die Atmosphäre gegen C aufwärts, und strebt das Wasser im Schenkel BC zu erheben, oder bey B nach der linken Hand zu treiben. Diesem Drucke wirkt das Wasser in BC entgegen; es wird also das in B mit dem Drucke b. (32 Fuß--BC) nach der linken Hand getrieben. Der Erfolg kömmt nun darauf an, welche von beyden Drückungen die größere ist. In dem Fig. 61. vorgestellten Falle ist es die rechter Hand gehende, und das Wasser in B wird also mit der Kraft b. (32 Fuß--BH --32 Fuß+BC)=b. (BC--BH)=b HC nach H zu getrieben, und muß durch C ausfließen. Das Wasser zwischen BA wird durch den Druck der Luft so lange nachgetrieben, als A noch unter Wasser steht, und BC größer denn BH ist, d. h. so lange die ausgießende Oefnung tiefer liegt als die Wasserfläche DE im Gefäße. Es werden, wenn ein Heber fließen soll, folgende drey Bedingungen erfordert: 1) daß die einsaugende Oefnung A Wenn eine ſolche Roͤhre mit der Oefnung A in ein Gefaͤß mit Waſſer geſenkt wird, ſo ſteigt das Waſſer in ihr von ſelbſt eben ſo hoch, als es im Gefaͤß ſteht, d. i. bis DE, Fig. 61. Bringt man es aber durch Saugen bey C, oder durch andere Mittel ſo weit, daß der ganze Heber bis C voll Waſſer wird, ſo wird er bey C anfangen auszulaufen, und damit ſo lang fortfahren, bis die Waſſerflaͤche DE im Gefaͤße unter A herabgeſunken iſt, und alſo kein Waſſer mehr in die Oefnung A eintreten kan. Es wird alſo das zwiſchen DE und A enthaltene Waſſer bis B gehoben, wovon dieſe Vorrichtung den Namen des Hebers erhalten zu haben ſcheint. Die Atmoſphaͤre nemlich treibt durch ihren Druck gegen die Waſſerflaͤche DE, das Waſſer herab, daß es durch die Oefnung A in den Heber treten, und uͤber DE hinaus bis B ſteigen muß, wo dieſem Drucke der Luft eine Waſſerſaͤule von der Hoͤhe BE oder BH entgegen wirkt, und alſo (wenn die ſpecifiſche Schwere des Waſſers=1, der Queerſchnitt des Hebers bey B=b geſetzt wird) der Druck, womit das Waſſer in B nach der rechten Hand getrieben wird, =b. (32 Fuß—BH) uͤbrig bleibt. Dagegen druͤckt aber auch die Atmoſphaͤre gegen C aufwaͤrts, und ſtrebt das Waſſer im Schenkel BC zu erheben, oder bey B nach der linken Hand zu treiben. Dieſem Drucke wirkt das Waſſer in BC entgegen; es wird alſo das in B mit dem Drucke b. (32 Fuß—BC) nach der linken Hand getrieben. Der Erfolg koͤmmt nun darauf an, welche von beyden Druͤckungen die groͤßere iſt. In dem Fig. 61. vorgeſtellten Falle iſt es die rechter Hand gehende, und das Waſſer in B wird alſo mit der Kraft b. (32 Fuß—BH —32 Fuß+BC)=b. (BC—BH)=b HC nach H zu getrieben, und muß durch C ausfließen. Das Waſſer zwiſchen BA wird durch den Druck der Luft ſo lange nachgetrieben, als A noch unter Waſſer ſteht, und BC groͤßer denn BH iſt, d. h. ſo lange die ausgießende Oefnung tiefer liegt als die Waſſerflaͤche DE im Gefaͤße. Es werden, wenn ein Heber fließen ſoll, folgende drey Bedingungen erfordert: 1) daß die einſaugende Oefnung A <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0583" xml:id="P.2.577" n="577"/><lb/> </p> <p>Wenn eine ſolche Roͤhre mit der Oefnung <hi rendition="#aq">A</hi> in ein Gefaͤß mit Waſſer geſenkt wird, ſo ſteigt das Waſſer in ihr von ſelbſt eben ſo hoch, als es im Gefaͤß ſteht, d. i. bis <hi rendition="#aq">DE,</hi> Fig. 61. Bringt man es aber durch Saugen bey <hi rendition="#aq">C,</hi> oder durch andere Mittel ſo weit, daß der ganze Heber bis <hi rendition="#aq">C</hi> voll Waſſer wird, ſo wird er bey <hi rendition="#aq">C</hi> anfangen auszulaufen, und damit ſo lang fortfahren, bis die Waſſerflaͤche <hi rendition="#aq">DE</hi> im Gefaͤße unter <hi rendition="#aq">A</hi> herabgeſunken iſt, und alſo kein Waſſer mehr in die Oefnung <hi rendition="#aq">A</hi> eintreten kan. Es wird alſo das zwiſchen <hi rendition="#aq">DE</hi> und <hi rendition="#aq">A</hi> enthaltene Waſſer bis <hi rendition="#aq">B</hi> gehoben, wovon dieſe Vorrichtung den Namen des <hi rendition="#b">Hebers</hi> erhalten zu haben ſcheint.</p> <p>Die Atmoſphaͤre nemlich treibt durch ihren Druck gegen die Waſſerflaͤche <hi rendition="#aq">DE,</hi> das Waſſer herab, daß es durch die Oefnung <hi rendition="#aq">A</hi> in den Heber treten, und uͤber <hi rendition="#aq">DE</hi> hinaus bis <hi rendition="#aq">B</hi> ſteigen muß, wo dieſem Drucke der Luft eine Waſſerſaͤule von der Hoͤhe <hi rendition="#aq">BE</hi> oder <hi rendition="#aq">BH</hi> entgegen wirkt, und alſo (wenn die ſpecifiſche Schwere des Waſſers=1, der Queerſchnitt des Hebers bey <hi rendition="#aq">B=b</hi> geſetzt wird) der Druck, womit das Waſſer in <hi rendition="#aq">B</hi> nach der rechten Hand getrieben wird, =<hi rendition="#aq">b.</hi> (32 Fuß<hi rendition="#aq">—BH)</hi> uͤbrig bleibt. Dagegen druͤckt aber auch die Atmoſphaͤre gegen <hi rendition="#aq">C</hi> aufwaͤrts, und ſtrebt das Waſſer im Schenkel <hi rendition="#aq">BC</hi> zu erheben, oder bey <hi rendition="#aq">B</hi> nach der linken Hand zu treiben. Dieſem Drucke wirkt das Waſſer in <hi rendition="#aq">BC</hi> entgegen; es wird alſo das in <hi rendition="#aq">B</hi> mit dem Drucke <hi rendition="#aq">b.</hi> (32 Fuß<hi rendition="#aq">—BC)</hi> nach der linken Hand getrieben. Der Erfolg koͤmmt nun darauf an, welche von beyden Druͤckungen die groͤßere iſt. In dem Fig. 61. vorgeſtellten Falle iſt es die rechter Hand gehende, und das Waſſer in <hi rendition="#aq">B</hi> wird alſo mit der Kraft <hi rendition="#aq">b.</hi> (32 Fuß<hi rendition="#aq">—BH —32</hi> Fuß<hi rendition="#aq">+BC)=b. (BC—BH)=b HC</hi> nach <hi rendition="#aq">H</hi> zu getrieben, und muß durch <hi rendition="#aq">C</hi> ausfließen. Das Waſſer zwiſchen <hi rendition="#aq">BA</hi> wird durch den Druck der Luft ſo lange nachgetrieben, als <hi rendition="#aq">A</hi> noch unter Waſſer ſteht, und <hi rendition="#aq">BC</hi> groͤßer denn <hi rendition="#aq">BH</hi> iſt, d. h. ſo lange die ausgießende Oefnung tiefer liegt als die Waſſerflaͤche <hi rendition="#aq">DE</hi> im Gefaͤße.</p> <p>Es werden, wenn ein Heber fließen ſoll, folgende drey Bedingungen erfordert: 1) daß die einſaugende Oefnung <hi rendition="#aq">A</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [577/0583]
Wenn eine ſolche Roͤhre mit der Oefnung A in ein Gefaͤß mit Waſſer geſenkt wird, ſo ſteigt das Waſſer in ihr von ſelbſt eben ſo hoch, als es im Gefaͤß ſteht, d. i. bis DE, Fig. 61. Bringt man es aber durch Saugen bey C, oder durch andere Mittel ſo weit, daß der ganze Heber bis C voll Waſſer wird, ſo wird er bey C anfangen auszulaufen, und damit ſo lang fortfahren, bis die Waſſerflaͤche DE im Gefaͤße unter A herabgeſunken iſt, und alſo kein Waſſer mehr in die Oefnung A eintreten kan. Es wird alſo das zwiſchen DE und A enthaltene Waſſer bis B gehoben, wovon dieſe Vorrichtung den Namen des Hebers erhalten zu haben ſcheint.
Die Atmoſphaͤre nemlich treibt durch ihren Druck gegen die Waſſerflaͤche DE, das Waſſer herab, daß es durch die Oefnung A in den Heber treten, und uͤber DE hinaus bis B ſteigen muß, wo dieſem Drucke der Luft eine Waſſerſaͤule von der Hoͤhe BE oder BH entgegen wirkt, und alſo (wenn die ſpecifiſche Schwere des Waſſers=1, der Queerſchnitt des Hebers bey B=b geſetzt wird) der Druck, womit das Waſſer in B nach der rechten Hand getrieben wird, =b. (32 Fuß—BH) uͤbrig bleibt. Dagegen druͤckt aber auch die Atmoſphaͤre gegen C aufwaͤrts, und ſtrebt das Waſſer im Schenkel BC zu erheben, oder bey B nach der linken Hand zu treiben. Dieſem Drucke wirkt das Waſſer in BC entgegen; es wird alſo das in B mit dem Drucke b. (32 Fuß—BC) nach der linken Hand getrieben. Der Erfolg koͤmmt nun darauf an, welche von beyden Druͤckungen die groͤßere iſt. In dem Fig. 61. vorgeſtellten Falle iſt es die rechter Hand gehende, und das Waſſer in B wird alſo mit der Kraft b. (32 Fuß—BH —32 Fuß+BC)=b. (BC—BH)=b HC nach H zu getrieben, und muß durch C ausfließen. Das Waſſer zwiſchen BA wird durch den Druck der Luft ſo lange nachgetrieben, als A noch unter Waſſer ſteht, und BC groͤßer denn BH iſt, d. h. ſo lange die ausgießende Oefnung tiefer liegt als die Waſſerflaͤche DE im Gefaͤße.
Es werden, wenn ein Heber fließen ſoll, folgende drey Bedingungen erfordert: 1) daß die einſaugende Oefnung A
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |