Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Inzwischen wird die Erdkugel bey ihrem jährlichen Umlaufe um die Sonne, durch ihre Gravitation gegen andere Weltkörper, hauptsächlich gegen den Mond, die Venus und den Jupiter, ein wenig gestört. Davon rühren die Veränderungen der Sonnennähe und Sonnenferne, und andere Ungleichheiten in der scheinbaren Bewegung der Sonne her, auf welche man bey der Berechnung ihres jedesmaligen wahren Ortes aus den astronomischen Tafeln Rücksicht nehmen muß, und von welchen sich in keinem andern, als in dem kopernikanischen System und nach Newtons Lehre von der allgemeinen Schwere, eine Ursache angeben läßt. Der scheinbare Durchmesser der Erdkugel würde aus der Sonne betrachtet, nur unter einer Größe von 17 Sekunden oder wenig drüber, erscheinen, s. Sonnenparallaxe, d. i. die Erde zeigt sich daselbst nur so groß, als uns der Planet Mars, wenn er Abends um 9 Uhr in Süden steht. Da uns nun der Durchmesser der Sonne etwas über einen halben Grad (32') groß, und also 112mal größer, erscheint, so folgt hieraus, daß die Erdkugel im Durchmesser 112mal an Oberfläche 12544mal an körperlichem Raume 1404928mal kleiner, als die Sonne, sey. Aus den Vergleichungen der Gravitation der Planeten gegen die Sonne mit der Schwere der Erdkörper berechnet de la Lande, daß in gleichen Entfernungen die Gravitation nach der Sonne 365412mal stärker, als die Schwere nach der Erde sey. Weil sich nun nach Newtons Grundsätzen die Gravitation in gleichen Abständen, wie die Masse des anziehenden Körpers verhält, so folgt hieraus, daß die
Inzwiſchen wird die Erdkugel bey ihrem jaͤhrlichen Umlaufe um die Sonne, durch ihre Gravitation gegen andere Weltkoͤrper, hauptſaͤchlich gegen den Mond, die Venus und den Jupiter, ein wenig geſtoͤrt. Davon ruͤhren die Veraͤnderungen der Sonnennaͤhe und Sonnenferne, und andere Ungleichheiten in der ſcheinbaren Bewegung der Sonne her, auf welche man bey der Berechnung ihres jedesmaligen wahren Ortes aus den aſtronomiſchen Tafeln Ruͤckſicht nehmen muß, und von welchen ſich in keinem andern, als in dem kopernikaniſchen Syſtem und nach Newtons Lehre von der allgemeinen Schwere, eine Urſache angeben laͤßt. Der ſcheinbare Durchmeſſer der Erdkugel wuͤrde aus der Sonne betrachtet, nur unter einer Groͤße von 17 Sekunden oder wenig druͤber, erſcheinen, ſ. Sonnenparallaxe, d. i. die Erde zeigt ſich daſelbſt nur ſo groß, als uns der Planet Mars, wenn er Abends um 9 Uhr in Suͤden ſteht. Da uns nun der Durchmeſſer der Sonne etwas uͤber einen halben Grad (32′) groß, und alſo 112mal groͤßer, erſcheint, ſo folgt hieraus, daß die Erdkugel im Durchmeſſer 112mal an Oberflaͤche 12544mal an koͤrperlichem Raume 1404928mal kleiner, als die Sonne, ſey. Aus den Vergleichungen der Gravitation der Planeten gegen die Sonne mit der Schwere der Erdkoͤrper berechnet de la Lande, daß in gleichen Entfernungen die Gravitation nach der Sonne 365412mal ſtaͤrker, als die Schwere nach der Erde ſey. Weil ſich nun nach Newtons Grundſaͤtzen die Gravitation in gleichen Abſtaͤnden, wie die Maſſe des anziehenden Koͤrpers verhaͤlt, ſo folgt hieraus, daß die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" xml:id="P.2.46" n="46"/><lb/> Axe geworden, welche nun ganz unabhaͤngig von dem jaͤhrlichen Umlaufe, als eine einmal mitgetheilte Bewegung, vermoͤge der Traͤgheit der Materie, ſich ſtets gleichfoͤrmig in eben derſelben Geſchwindigkeit erhaͤlt. Beyde Bewegungen gehen zwar nach einerley Seite zu, ihre Richtungen aber ſchneiden ſich doch unter einem Winkel von 23 1/2 Graden.</p> <p>Inzwiſchen wird die Erdkugel bey ihrem jaͤhrlichen Umlaufe um die Sonne, durch ihre Gravitation gegen andere Weltkoͤrper, hauptſaͤchlich gegen den Mond, die Venus und den Jupiter, ein wenig geſtoͤrt. Davon ruͤhren die Veraͤnderungen der Sonnennaͤhe und Sonnenferne, und andere Ungleichheiten in der ſcheinbaren Bewegung der Sonne her, auf welche man bey der Berechnung ihres jedesmaligen wahren Ortes aus den aſtronomiſchen Tafeln Ruͤckſicht nehmen muß, und von welchen ſich in keinem andern, als in dem kopernikaniſchen Syſtem und nach Newtons Lehre von der allgemeinen Schwere, eine Urſache angeben laͤßt.</p> <p>Der ſcheinbare Durchmeſſer der Erdkugel wuͤrde aus der Sonne betrachtet, nur unter einer Groͤße von 17 Sekunden oder wenig druͤber, erſcheinen, ſ. <hi rendition="#b">Sonnenparallaxe,</hi> d. i. die Erde zeigt ſich daſelbſt nur ſo groß, als uns der Planet Mars, wenn er Abends um 9 Uhr in Suͤden ſteht. Da uns nun der Durchmeſſer der Sonne etwas uͤber einen halben Grad (32′) groß, und alſo 112mal groͤßer, erſcheint, ſo folgt hieraus, daß die Erdkugel</p> <p>im Durchmeſſer 112mal</p> <p>an Oberflaͤche 12544mal</p> <p>an koͤrperlichem Raume 1404928mal</p> <p>kleiner, als die Sonne, ſey.</p> <p>Aus den Vergleichungen der Gravitation der Planeten gegen die Sonne mit der Schwere der Erdkoͤrper berechnet <hi rendition="#b">de la Lande,</hi> daß in gleichen Entfernungen die Gravitation nach der Sonne 365412mal ſtaͤrker, als die Schwere nach der Erde ſey. Weil ſich nun nach Newtons Grundſaͤtzen die Gravitation in gleichen Abſtaͤnden, wie die Maſſe des anziehenden Koͤrpers verhaͤlt, ſo folgt hieraus, daß die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0052]
Axe geworden, welche nun ganz unabhaͤngig von dem jaͤhrlichen Umlaufe, als eine einmal mitgetheilte Bewegung, vermoͤge der Traͤgheit der Materie, ſich ſtets gleichfoͤrmig in eben derſelben Geſchwindigkeit erhaͤlt. Beyde Bewegungen gehen zwar nach einerley Seite zu, ihre Richtungen aber ſchneiden ſich doch unter einem Winkel von 23 1/2 Graden.
Inzwiſchen wird die Erdkugel bey ihrem jaͤhrlichen Umlaufe um die Sonne, durch ihre Gravitation gegen andere Weltkoͤrper, hauptſaͤchlich gegen den Mond, die Venus und den Jupiter, ein wenig geſtoͤrt. Davon ruͤhren die Veraͤnderungen der Sonnennaͤhe und Sonnenferne, und andere Ungleichheiten in der ſcheinbaren Bewegung der Sonne her, auf welche man bey der Berechnung ihres jedesmaligen wahren Ortes aus den aſtronomiſchen Tafeln Ruͤckſicht nehmen muß, und von welchen ſich in keinem andern, als in dem kopernikaniſchen Syſtem und nach Newtons Lehre von der allgemeinen Schwere, eine Urſache angeben laͤßt.
Der ſcheinbare Durchmeſſer der Erdkugel wuͤrde aus der Sonne betrachtet, nur unter einer Groͤße von 17 Sekunden oder wenig druͤber, erſcheinen, ſ. Sonnenparallaxe, d. i. die Erde zeigt ſich daſelbſt nur ſo groß, als uns der Planet Mars, wenn er Abends um 9 Uhr in Suͤden ſteht. Da uns nun der Durchmeſſer der Sonne etwas uͤber einen halben Grad (32′) groß, und alſo 112mal groͤßer, erſcheint, ſo folgt hieraus, daß die Erdkugel
im Durchmeſſer 112mal
an Oberflaͤche 12544mal
an koͤrperlichem Raume 1404928mal
kleiner, als die Sonne, ſey.
Aus den Vergleichungen der Gravitation der Planeten gegen die Sonne mit der Schwere der Erdkoͤrper berechnet de la Lande, daß in gleichen Entfernungen die Gravitation nach der Sonne 365412mal ſtaͤrker, als die Schwere nach der Erde ſey. Weil ſich nun nach Newtons Grundſaͤtzen die Gravitation in gleichen Abſtaͤnden, wie die Maſſe des anziehenden Koͤrpers verhaͤlt, ſo folgt hieraus, daß die
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