Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die eisenhaltigen oder Stahlwasser (aquae martiales, chalybeatae) führen Eisen entweder durch Vitriolsäure oder durch Luftsäure aufgelöset. Die Quellen sind an ihrer fettig scheinenden regenbogenfarbigen Haut und dem abgesetzten Eisenocher kennbar. Sie sind die gemeinsten von allen, und fehlen fast niemals in sumpfigen Gegenden und Torfmooren, überhaupt in der Nachbarschaft von Schwefelkießen. Sie haben einen zusammenziehenden Geschmack, und enthalten mehrentheils noch erdigte Theile und Mittelsalze. Zu den bekanntern gehören das Spa- und Pyrmonterwasser (Seip Beschreibung der Pyrmontischen Mineralbrunnen und Stahlwasser, Hannov. 1750. 8. Markard Beschreibung von Pyrmont, 1. Th. Leipz. 1784. gr. 8. S. 246. u. f.). Nach Bergmann hält das Spawasser in der schwedischen Kanne 8 1/2 Gran luftsäurehaltigen Kalk, 20 Gr. luftsäurehaltige Bittersalzerde, 8 1/2 Gr. luftsäurehaltiges Mineralalkali, 9 Gr. Kochsalz, 3 1/4 Gr. luftsäurehaltiges Eisen, und 45 Cubikzoll Luftsäure; das Pyrmonter hingegen 20 Gran luftsäurehaltigen Kalk, 38 1/2 Gr. Gyps, 45 Gr. luftsäurehaltige Bittersalzerde, 25 Gr. Bittersalz, 7 Gr. Kochsalz, 3 1/2 Gr. luftsäurehaltiges Eisen und 95 Cubikzoll Luftsäure. Markard setzt nach Versuchen, die von Herrn Westrumb zwey Meilen von der Quelle selbst angestellt sind, den Gehalt an Luftsäure auf 140 Cubikzoll in einer Kanne. Wie man sich die Entstehung der Mineralwasser vorstellen könne, s. bey dem Worte: Bäder, warme. Ich will hier nur noch hinzusetzen, daß die fixe Luft, welche viele dieser Wasser in so großer Menge enthalten, wahrscheinlich von der im Wasser geschehenen Verbindung der übrigen Stoffe herrührt, da es bekannt ist, daß bey jeder Auflösung der Kalkerden in Säuren eine beträchtliche Menge Luftsäure entwickelt wird, welche sich mit dem Wasser sehr gern und genau verbindet. Man hat sich schon längst bemüht, die Gesundbrunnen
Die eiſenhaltigen oder Stahlwaſſer (aquae martiales, chalybeatae) fuͤhren Eiſen entweder durch Vitriolſaͤure oder durch Luftſaͤure aufgeloͤſet. Die Quellen ſind an ihrer fettig ſcheinenden regenbogenfarbigen Haut und dem abgeſetzten Eiſenocher kennbar. Sie ſind die gemeinſten von allen, und fehlen faſt niemals in ſumpfigen Gegenden und Torfmooren, uͤberhaupt in der Nachbarſchaft von Schwefelkießen. Sie haben einen zuſammenziehenden Geſchmack, und enthalten mehrentheils noch erdigte Theile und Mittelſalze. Zu den bekanntern gehoͤren das Spa- und Pyrmonterwaſſer (Seip Beſchreibung der Pyrmontiſchen Mineralbrunnen und Stahlwaſſer, Hannov. 1750. 8. Markard Beſchreibung von Pyrmont, 1. Th. Leipz. 1784. gr. 8. S. 246. u. f.). Nach Bergmann haͤlt das Spawaſſer in der ſchwediſchen Kanne 8 1/2 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 20 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 8 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Mineralalkali, 9 Gr. Kochſalz, 3 1/4 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen, und 45 Cubikzoll Luftſaͤure; das Pyrmonter hingegen 20 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 38 1/2 Gr. Gyps, 45 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 25 Gr. Bitterſalz, 7 Gr. Kochſalz, 3 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen und 95 Cubikzoll Luftſaͤure. Markard ſetzt nach Verſuchen, die von Herrn Weſtrumb zwey Meilen von der Quelle ſelbſt angeſtellt ſind, den Gehalt an Luftſaͤure auf 140 Cubikzoll in einer Kanne. Wie man ſich die Entſtehung der Mineralwaſſer vorſtellen koͤnne, ſ. bey dem Worte: Baͤder, warme. Ich will hier nur noch hinzuſetzen, daß die fixe Luft, welche viele dieſer Waſſer in ſo großer Menge enthalten, wahrſcheinlich von der im Waſſer geſchehenen Verbindung der uͤbrigen Stoffe herruͤhrt, da es bekannt iſt, daß bey jeder Aufloͤſung der Kalkerden in Saͤuren eine betraͤchtliche Menge Luftſaͤure entwickelt wird, welche ſich mit dem Waſſer ſehr gern und genau verbindet. Man hat ſich ſchon laͤngſt bemuͤht, die Geſundbrunnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0496" xml:id="P.2.490" n="490"/><lb/> einen Schwefel in ſich halten und an der Luft wieder abſetzen. Die <hi rendition="#b">Aachner</hi> Baͤder ſind die bekannteſten darunter, <hi rendition="#b">ſ. Baͤder, warme.</hi></p> <p>Die <hi rendition="#b">eiſenhaltigen</hi> oder <hi rendition="#b">Stahlwaſſer</hi> <hi rendition="#aq">(aquae martiales, chalybeatae)</hi> fuͤhren Eiſen entweder durch Vitriolſaͤure oder durch Luftſaͤure aufgeloͤſet. Die Quellen ſind an ihrer fettig ſcheinenden regenbogenfarbigen Haut und dem abgeſetzten Eiſenocher kennbar. Sie ſind die gemeinſten von allen, und fehlen faſt niemals in ſumpfigen Gegenden und Torfmooren, uͤberhaupt in der Nachbarſchaft von Schwefelkießen. Sie haben einen zuſammenziehenden Geſchmack, und enthalten mehrentheils noch erdigte Theile und Mittelſalze. Zu den bekanntern gehoͤren das <hi rendition="#b">Spa-</hi> und <hi rendition="#b">Pyrmonterwaſſer</hi> (<hi rendition="#b">Seip</hi> Beſchreibung der Pyrmontiſchen Mineralbrunnen und Stahlwaſſer, Hannov. 1750. 8. <hi rendition="#b">Markard</hi> Beſchreibung von Pyrmont, 1. Th. Leipz. 1784. gr. 8. S. 246. u. f.). Nach <hi rendition="#b">Bergmann</hi> haͤlt das <hi rendition="#b">Spawaſſer</hi> in der ſchwediſchen Kanne 8 1/2 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 20 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 8 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Mineralalkali, 9 Gr. Kochſalz, 3 1/4 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen, und 45 Cubikzoll Luftſaͤure; das <hi rendition="#b">Pyrmonter</hi> hingegen 20 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 38 1/2 Gr. Gyps, 45 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 25 Gr. Bitterſalz, 7 Gr. Kochſalz, 3 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen und 95 Cubikzoll Luftſaͤure. <hi rendition="#b">Markard</hi> ſetzt nach Verſuchen, die von Herrn <hi rendition="#b">Weſtrumb</hi> zwey Meilen von der Quelle ſelbſt angeſtellt ſind, den Gehalt an Luftſaͤure auf 140 Cubikzoll in einer Kanne.</p> <p>Wie man ſich die Entſtehung der Mineralwaſſer vorſtellen koͤnne, ſ. bey dem Worte: <hi rendition="#b">Baͤder, warme.</hi> Ich will hier nur noch hinzuſetzen, daß die fixe Luft, welche viele dieſer Waſſer in ſo großer Menge enthalten, wahrſcheinlich von der im Waſſer geſchehenen Verbindung der uͤbrigen Stoffe herruͤhrt, da es bekannt iſt, daß bey jeder Aufloͤſung der Kalkerden in Saͤuren eine betraͤchtliche Menge Luftſaͤure entwickelt wird, welche ſich mit dem Waſſer ſehr gern und genau verbindet.</p> <p>Man hat ſich ſchon laͤngſt bemuͤht, die Geſundbrunnen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [490/0496]
einen Schwefel in ſich halten und an der Luft wieder abſetzen. Die Aachner Baͤder ſind die bekannteſten darunter, ſ. Baͤder, warme.
Die eiſenhaltigen oder Stahlwaſſer (aquae martiales, chalybeatae) fuͤhren Eiſen entweder durch Vitriolſaͤure oder durch Luftſaͤure aufgeloͤſet. Die Quellen ſind an ihrer fettig ſcheinenden regenbogenfarbigen Haut und dem abgeſetzten Eiſenocher kennbar. Sie ſind die gemeinſten von allen, und fehlen faſt niemals in ſumpfigen Gegenden und Torfmooren, uͤberhaupt in der Nachbarſchaft von Schwefelkießen. Sie haben einen zuſammenziehenden Geſchmack, und enthalten mehrentheils noch erdigte Theile und Mittelſalze. Zu den bekanntern gehoͤren das Spa- und Pyrmonterwaſſer (Seip Beſchreibung der Pyrmontiſchen Mineralbrunnen und Stahlwaſſer, Hannov. 1750. 8. Markard Beſchreibung von Pyrmont, 1. Th. Leipz. 1784. gr. 8. S. 246. u. f.). Nach Bergmann haͤlt das Spawaſſer in der ſchwediſchen Kanne 8 1/2 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 20 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 8 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Mineralalkali, 9 Gr. Kochſalz, 3 1/4 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen, und 45 Cubikzoll Luftſaͤure; das Pyrmonter hingegen 20 Gran luftſaͤurehaltigen Kalk, 38 1/2 Gr. Gyps, 45 Gr. luftſaͤurehaltige Bitterſalzerde, 25 Gr. Bitterſalz, 7 Gr. Kochſalz, 3 1/2 Gr. luftſaͤurehaltiges Eiſen und 95 Cubikzoll Luftſaͤure. Markard ſetzt nach Verſuchen, die von Herrn Weſtrumb zwey Meilen von der Quelle ſelbſt angeſtellt ſind, den Gehalt an Luftſaͤure auf 140 Cubikzoll in einer Kanne.
Wie man ſich die Entſtehung der Mineralwaſſer vorſtellen koͤnne, ſ. bey dem Worte: Baͤder, warme. Ich will hier nur noch hinzuſetzen, daß die fixe Luft, welche viele dieſer Waſſer in ſo großer Menge enthalten, wahrſcheinlich von der im Waſſer geſchehenen Verbindung der uͤbrigen Stoffe herruͤhrt, da es bekannt iſt, daß bey jeder Aufloͤſung der Kalkerden in Saͤuren eine betraͤchtliche Menge Luftſaͤure entwickelt wird, welche ſich mit dem Waſſer ſehr gern und genau verbindet.
Man hat ſich ſchon laͤngſt bemuͤht, die Geſundbrunnen
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