Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Körper aus dem flüßigen Zustande in den festen versetzen. So heißt z. B. die Krystallisation der Salze eine Gerinnung. Arten des Coagulirens sind: Das Gefrieren, Gestehen, Festwerden, Eindicken, Niederschlagen, Laaben, Buttern u. s. f.

Es wird aber der Name Gerinnung insgemein nur einigen Arten derselben beygelegt. Dahin gehören 1) das freywillige Gerinnen des Bluts, der Milch und einiger Pflanzensäfte an der Luft. Das Blut ist dieser Gerinnung ausgesetzt, sobald es irgendwo stagnirt, oder seinen natürlichen Umlauf im Körper nicht fortsetzt, 2) die Gerinnung des Eyweißes, der Milch, und anderer thierischer Säfte durch die Wärme. Nach Martin's Beobachtungen ist dazu eine Wärme von 156 Grad nach Fahrenheit erforderlich. 3) Die Gerinnung der Oele durch Säuren, der Milch durch Säuren, Laugensalz und Weingeist u. s. w.

Die Theorie der Gerinnungen liegt noch fast gänzlich im Dunkeln. Man kan zwar einige aus den sonst bekannten Lehren von der Wahlanziehung und den Niederschlägen mit ziemlicher Deutlichkeit erklären; bey den meisten aber bleiben doch Phänomene übrig, von denen sich schwerlich Rechenschaft geben läßt. Die Gerinnung der Oele durch die Säuren z. B. läßt sich daraus begreiflich machen, daß sich die Säuren gern mit den in den Oelen enthaltenen Stoffen verbinden, wodurch Neutral- oder Mittelsalze entstehen, die mit dem erdichten Grundstoff des Gemisches einen Körper von einiger Consistenz bilden. Bey der Gerinnung der Milch u. a. aber bleibt es immer wunderbar, wie einige Tropfen Säure u. dgl. der größten Quantität Milch fast in einem Augenblicke ihre Flüßigkeit entzieben können.

Die feste oder consistente Substanz, welche durch eine Gerinnung aus zwoen vermischten Flüßigkeiten entstanden ist, heißt eine geronnene Substanz, ein Coagulum.

Brisson dict. de phys. art. Coagulation.

Geruch, Odoratus, Olfactus, Odorat.

Der Sinn, durch welchen wir die Gerüche, vermittelst der Ausflüsse


Koͤrper aus dem fluͤßigen Zuſtande in den feſten verſetzen. So heißt z. B. die Kryſtalliſation der Salze eine Gerinnung. Arten des Coagulirens ſind: Das Gefrieren, Geſtehen, Feſtwerden, Eindicken, Niederſchlagen, Laaben, Buttern u. ſ. f.

Es wird aber der Name Gerinnung insgemein nur einigen Arten derſelben beygelegt. Dahin gehoͤren 1) das freywillige Gerinnen des Bluts, der Milch und einiger Pflanzenſaͤfte an der Luft. Das Blut iſt dieſer Gerinnung ausgeſetzt, ſobald es irgendwo ſtagnirt, oder ſeinen natuͤrlichen Umlauf im Koͤrper nicht fortſetzt, 2) die Gerinnung des Eyweißes, der Milch, und anderer thieriſcher Saͤfte durch die Waͤrme. Nach Martin's Beobachtungen iſt dazu eine Waͤrme von 156 Grad nach Fahrenheit erforderlich. 3) Die Gerinnung der Oele durch Saͤuren, der Milch durch Saͤuren, Laugenſalz und Weingeiſt u. ſ. w.

Die Theorie der Gerinnungen liegt noch faſt gaͤnzlich im Dunkeln. Man kan zwar einige aus den ſonſt bekannten Lehren von der Wahlanziehung und den Niederſchlaͤgen mit ziemlicher Deutlichkeit erklaͤren; bey den meiſten aber bleiben doch Phaͤnomene uͤbrig, von denen ſich ſchwerlich Rechenſchaft geben laͤßt. Die Gerinnung der Oele durch die Saͤuren z. B. laͤßt ſich daraus begreiflich machen, daß ſich die Saͤuren gern mit den in den Oelen enthaltenen Stoffen verbinden, wodurch Neutral- oder Mittelſalze entſtehen, die mit dem erdichten Grundſtoff des Gemiſches einen Koͤrper von einiger Conſiſtenz bilden. Bey der Gerinnung der Milch u. a. aber bleibt es immer wunderbar, wie einige Tropfen Saͤure u. dgl. der groͤßten Quantitaͤt Milch faſt in einem Augenblicke ihre Fluͤßigkeit entzieben koͤnnen.

Die feſte oder conſiſtente Subſtanz, welche durch eine Gerinnung aus zwoen vermiſchten Fluͤßigkeiten entſtanden iſt, heißt eine geronnene Subſtanz, ein Coagulum.

Briſſon dict. de phyſ. art. Coagulation.

Geruch, Odoratus, Olfactus, Odorat.

Der Sinn, durch welchen wir die Geruͤche, vermittelſt der Ausfluͤſſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0464" xml:id="P.2.458" n="458"/><lb/>
Ko&#x0364;rper aus dem flu&#x0364;ßigen Zu&#x017F;tande in den fe&#x017F;ten ver&#x017F;etzen. So heißt z. B. die Kry&#x017F;talli&#x017F;ation der Salze eine Gerinnung. Arten des Coagulirens &#x017F;ind: Das Gefrieren, Ge&#x017F;tehen, Fe&#x017F;twerden, Eindicken, Nieder&#x017F;chlagen, Laaben, Buttern u. &#x017F;. f.</p>
            <p>Es wird aber der Name <hi rendition="#b">Gerinnung</hi> insgemein nur einigen Arten der&#x017F;elben beygelegt. Dahin geho&#x0364;ren 1) das <hi rendition="#b">freywillige</hi> Gerinnen des Bluts, der Milch und einiger Pflanzen&#x017F;a&#x0364;fte an der Luft. Das Blut i&#x017F;t die&#x017F;er Gerinnung ausge&#x017F;etzt, &#x017F;obald es irgendwo &#x017F;tagnirt, oder &#x017F;einen natu&#x0364;rlichen Umlauf im Ko&#x0364;rper nicht fort&#x017F;etzt, 2) die Gerinnung des Eyweißes, der Milch, und anderer thieri&#x017F;cher Sa&#x0364;fte <hi rendition="#b">durch die Wa&#x0364;rme.</hi> Nach Martin's Beobachtungen i&#x017F;t dazu eine Wa&#x0364;rme von 156 Grad nach Fahrenheit erforderlich. 3) Die Gerinnung der Oele durch Sa&#x0364;uren, der Milch durch Sa&#x0364;uren, Laugen&#x017F;alz und Weingei&#x017F;t u. &#x017F;. w.</p>
            <p>Die Theorie der Gerinnungen liegt noch fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich im Dunkeln. Man kan zwar einige aus den &#x017F;on&#x017F;t bekannten Lehren von der Wahlanziehung und den Nieder&#x017F;chla&#x0364;gen mit ziemlicher Deutlichkeit erkla&#x0364;ren; bey den mei&#x017F;ten aber bleiben doch Pha&#x0364;nomene u&#x0364;brig, von denen &#x017F;ich &#x017F;chwerlich Rechen&#x017F;chaft geben la&#x0364;ßt. Die Gerinnung der Oele durch die Sa&#x0364;uren z. B. la&#x0364;ßt &#x017F;ich daraus begreiflich machen, daß &#x017F;ich die Sa&#x0364;uren gern mit den in den Oelen enthaltenen Stoffen verbinden, wodurch Neutral- oder Mittel&#x017F;alze ent&#x017F;tehen, die mit dem erdichten Grund&#x017F;toff des Gemi&#x017F;ches einen Ko&#x0364;rper von einiger Con&#x017F;i&#x017F;tenz bilden. Bey der Gerinnung der Milch u. a. aber bleibt es immer wunderbar, wie einige Tropfen Sa&#x0364;ure u. dgl. der gro&#x0364;ßten Quantita&#x0364;t Milch fa&#x017F;t in einem Augenblicke ihre Flu&#x0364;ßigkeit entzieben ko&#x0364;nnen.</p>
            <p>Die fe&#x017F;te oder con&#x017F;i&#x017F;tente Sub&#x017F;tanz, welche durch eine Gerinnung aus zwoen vermi&#x017F;chten Flu&#x0364;ßigkeiten ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, heißt eine <hi rendition="#b">geronnene Sub&#x017F;tanz,</hi> ein <hi rendition="#b">Coagulum.</hi></p>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bri&#x017F;&#x017F;on</hi> dict. de phy&#x017F;. art. <hi rendition="#i">Coagulation.</hi></hi> </p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Geruch, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Odoratus, Olfactus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Odorat</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Der Sinn, durch welchen wir die Geru&#x0364;che, vermittel&#x017F;t der Ausflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0464] Koͤrper aus dem fluͤßigen Zuſtande in den feſten verſetzen. So heißt z. B. die Kryſtalliſation der Salze eine Gerinnung. Arten des Coagulirens ſind: Das Gefrieren, Geſtehen, Feſtwerden, Eindicken, Niederſchlagen, Laaben, Buttern u. ſ. f. Es wird aber der Name Gerinnung insgemein nur einigen Arten derſelben beygelegt. Dahin gehoͤren 1) das freywillige Gerinnen des Bluts, der Milch und einiger Pflanzenſaͤfte an der Luft. Das Blut iſt dieſer Gerinnung ausgeſetzt, ſobald es irgendwo ſtagnirt, oder ſeinen natuͤrlichen Umlauf im Koͤrper nicht fortſetzt, 2) die Gerinnung des Eyweißes, der Milch, und anderer thieriſcher Saͤfte durch die Waͤrme. Nach Martin's Beobachtungen iſt dazu eine Waͤrme von 156 Grad nach Fahrenheit erforderlich. 3) Die Gerinnung der Oele durch Saͤuren, der Milch durch Saͤuren, Laugenſalz und Weingeiſt u. ſ. w. Die Theorie der Gerinnungen liegt noch faſt gaͤnzlich im Dunkeln. Man kan zwar einige aus den ſonſt bekannten Lehren von der Wahlanziehung und den Niederſchlaͤgen mit ziemlicher Deutlichkeit erklaͤren; bey den meiſten aber bleiben doch Phaͤnomene uͤbrig, von denen ſich ſchwerlich Rechenſchaft geben laͤßt. Die Gerinnung der Oele durch die Saͤuren z. B. laͤßt ſich daraus begreiflich machen, daß ſich die Saͤuren gern mit den in den Oelen enthaltenen Stoffen verbinden, wodurch Neutral- oder Mittelſalze entſtehen, die mit dem erdichten Grundſtoff des Gemiſches einen Koͤrper von einiger Conſiſtenz bilden. Bey der Gerinnung der Milch u. a. aber bleibt es immer wunderbar, wie einige Tropfen Saͤure u. dgl. der groͤßten Quantitaͤt Milch faſt in einem Augenblicke ihre Fluͤßigkeit entzieben koͤnnen. Die feſte oder conſiſtente Subſtanz, welche durch eine Gerinnung aus zwoen vermiſchten Fluͤßigkeiten entſtanden iſt, heißt eine geronnene Subſtanz, ein Coagulum. Briſſon dict. de phyſ. art. Coagulation. Geruch, Odoratus, Olfactus, Odorat. Der Sinn, durch welchen wir die Geruͤche, vermittelſt der Ausfluͤſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/464
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/464>, abgerufen am 20.05.2024.