ist, auch war es noch nicht so gewiß erwiesen, daß der Flußspath eine eigne Säure habe. Er glaubte durch einen entscheidenden Versuch erweisen zu können, daß dieses Gas von vitriolsaurer Art sey. Wenn man nemlich das mit ihm imprägnirte Wasser einer gelinden Hitze aussetzt, so geht eine elastische Materie heraus, die der vitriolsauren Luft ganz ähnlich ist, und sich mit dem Wasser verbindet, ohne eine Rinde abzusetzen. Dieser Versuch ist aber sehr leicht zu erklären: die im Wasser enthaltene Luft nemlich hatte die. Kieselerde schon vorher abgesetzt, als sie sich mit dem Wasser verband, und da sie jetzt wieder unmittelbar aus Wasser in Wasser übergieng, ohne Glas zu berühren, so war auch kein weiterer Niederschlag einer Kieselerde möglich. Auch gelang es ihm nicht, die vitriolsaure Luft durch hineingebrachten Flußspath, auf weichen er den Brennpunkt einer Glaslinse hinlenkte, in Spathluft zu verwandeln -- ein deutliches Zeichen, daß die aufgelöste Erde nicht aus dem Flußspathe komme. Er fand auch, daß das mit Spathluft geschwängerte Wasser weit später gefriere, als das mit vitriolsaurer Luft imprägnirte. Endlich bemerkte er selbst (Exp. and Obs. Vol. IV. p. 434.), daß diese Luft das Glas angreife. Man findet übrigens Priestleys und Monnets Gründe wider die Eigenthümlichkeit der Flußspathsäure, die sie vielmehr für eine Vitriolsäure halten wollten, in ihren in den leipziger Sammlungen zur Physik und Naturgeschichte (I. Band 3 Stück, S. 290 u. f.) übersetzten Abhandlungen.
Uebrigens schlucken auch der Weingeist und Aether die Spathluft ein, ohne ihre Entzündbarkeit und Durchsichtigkeit zu verlieren. Der Alaun, der lebendige und rohe Kalk und die Holzkohlen nehmen auch einen Theil dieser Luft in sich, da hingegen Terpentinöl, Schwefel und Schwefelleber, Küchensalz, Salmiak, Eisen und Gummilak keine Wirkung darauf äußern.
(Scheele) Gas hepaticum, Aer hepaticus, Mephitis hepatica, Gas he-
iſt, auch war es noch nicht ſo gewiß erwieſen, daß der Flußſpath eine eigne Saͤure habe. Er glaubte durch einen entſcheidenden Verſuch erweiſen zu koͤnnen, daß dieſes Gas von vitriolſaurer Art ſey. Wenn man nemlich das mit ihm impraͤgnirte Waſſer einer gelinden Hitze ausſetzt, ſo geht eine elaſtiſche Materie heraus, die der vitriolſauren Luft ganz aͤhnlich iſt, und ſich mit dem Waſſer verbindet, ohne eine Rinde abzuſetzen. Dieſer Verſuch iſt aber ſehr leicht zu erklaͤren: die im Waſſer enthaltene Luft nemlich hatte die. Kieſelerde ſchon vorher abgeſetzt, als ſie ſich mit dem Waſſer verband, und da ſie jetzt wieder unmittelbar aus Waſſer in Waſſer uͤbergieng, ohne Glas zu beruͤhren, ſo war auch kein weiterer Niederſchlag einer Kieſelerde moͤglich. Auch gelang es ihm nicht, die vitriolſaure Luft durch hineingebrachten Flußſpath, auf weichen er den Brennpunkt einer Glaslinſe hinlenkte, in Spathluft zu verwandeln — ein deutliches Zeichen, daß die aufgeloͤſte Erde nicht aus dem Flußſpathe komme. Er fand auch, daß das mit Spathluft geſchwaͤngerte Waſſer weit ſpaͤter gefriere, als das mit vitriolſaurer Luft impraͤgnirte. Endlich bemerkte er ſelbſt (Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 434.), daß dieſe Luft das Glas angreife. Man findet uͤbrigens Prieſtleys und Monnets Gruͤnde wider die Eigenthuͤmlichkeit der Flußſpathſaͤure, die ſie vielmehr fuͤr eine Vitriolſaͤure halten wollten, in ihren in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte (I. Band 3 Stuͤck, S. 290 u. f.) uͤberſetzten Abhandlungen.
Uebrigens ſchlucken auch der Weingeiſt und Aether die Spathluft ein, ohne ihre Entzuͤndbarkeit und Durchſichtigkeit zu verlieren. Der Alaun, der lebendige und rohe Kalk und die Holzkohlen nehmen auch einen Theil dieſer Luft in ſich, da hingegen Terpentinoͤl, Schwefel und Schwefelleber, Kuͤchenſalz, Salmiak, Eiſen und Gummilak keine Wirkung darauf aͤußern.
(Scheele) Gas hepaticum, Aer hepaticus, Mephitis hepatica, Gas he-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0393"xml:id="P.2.387"n="387"/><lb/>
iſt, auch war es noch nicht ſo gewiß erwieſen, daß der Flußſpath eine eigne Saͤure habe. Er glaubte durch einen entſcheidenden Verſuch erweiſen zu koͤnnen, daß dieſes Gas von vitriolſaurer Art ſey. Wenn man nemlich das mit ihm impraͤgnirte Waſſer einer gelinden Hitze ausſetzt, ſo geht eine elaſtiſche Materie heraus, die der vitriolſauren Luft ganz aͤhnlich iſt, und ſich mit dem Waſſer verbindet, ohne eine Rinde abzuſetzen. Dieſer Verſuch iſt aber ſehr leicht zu erklaͤren: die im Waſſer enthaltene Luft nemlich hatte die. Kieſelerde ſchon vorher abgeſetzt, als ſie ſich mit dem Waſſer verband, und da ſie jetzt wieder unmittelbar aus Waſſer in Waſſer uͤbergieng, ohne Glas zu beruͤhren, ſo war auch kein weiterer Niederſchlag einer Kieſelerde moͤglich. Auch gelang es ihm nicht, die vitriolſaure Luft durch hineingebrachten Flußſpath, auf weichen er den Brennpunkt einer Glaslinſe hinlenkte, in Spathluft zu verwandeln — ein deutliches Zeichen, daß die aufgeloͤſte Erde nicht aus dem Flußſpathe komme. Er fand auch, daß das mit Spathluft geſchwaͤngerte Waſſer weit ſpaͤter gefriere, als das mit vitriolſaurer Luft impraͤgnirte. Endlich bemerkte er ſelbſt <hirendition="#aq">(Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 434.),</hi> daß dieſe Luft das Glas angreife. Man findet uͤbrigens <hirendition="#b">Prieſtleys</hi> und <hirendition="#b">Monnets</hi> Gruͤnde wider die Eigenthuͤmlichkeit der Flußſpathſaͤure, die ſie vielmehr fuͤr eine Vitriolſaͤure halten wollten, in ihren in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte (<hirendition="#aq">I.</hi> Band 3 Stuͤck, S. 290 u. f.) uͤberſetzten Abhandlungen.</p><p>Uebrigens ſchlucken auch der Weingeiſt und Aether die Spathluft ein, ohne ihre Entzuͤndbarkeit und Durchſichtigkeit zu verlieren. Der Alaun, der lebendige und rohe Kalk und die Holzkohlen nehmen auch einen Theil dieſer Luft in ſich, da hingegen Terpentinoͤl, Schwefel und Schwefelleber, Kuͤchenſalz, Salmiak, Eiſen und Gummilak keine Wirkung darauf aͤußern.</p></div><divn="2"><head>Gas, hepatiſches, hepatiſche Luft, Schwefelleberluft, ſtinkende Schwefelluft</head><lb/><p>(Scheele) <hirendition="#aq">Gas hepaticum, Aer hepaticus, Mephitis hepatica, <hirendition="#i">Gas he-</hi></hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[387/0393]
iſt, auch war es noch nicht ſo gewiß erwieſen, daß der Flußſpath eine eigne Saͤure habe. Er glaubte durch einen entſcheidenden Verſuch erweiſen zu koͤnnen, daß dieſes Gas von vitriolſaurer Art ſey. Wenn man nemlich das mit ihm impraͤgnirte Waſſer einer gelinden Hitze ausſetzt, ſo geht eine elaſtiſche Materie heraus, die der vitriolſauren Luft ganz aͤhnlich iſt, und ſich mit dem Waſſer verbindet, ohne eine Rinde abzuſetzen. Dieſer Verſuch iſt aber ſehr leicht zu erklaͤren: die im Waſſer enthaltene Luft nemlich hatte die. Kieſelerde ſchon vorher abgeſetzt, als ſie ſich mit dem Waſſer verband, und da ſie jetzt wieder unmittelbar aus Waſſer in Waſſer uͤbergieng, ohne Glas zu beruͤhren, ſo war auch kein weiterer Niederſchlag einer Kieſelerde moͤglich. Auch gelang es ihm nicht, die vitriolſaure Luft durch hineingebrachten Flußſpath, auf weichen er den Brennpunkt einer Glaslinſe hinlenkte, in Spathluft zu verwandeln — ein deutliches Zeichen, daß die aufgeloͤſte Erde nicht aus dem Flußſpathe komme. Er fand auch, daß das mit Spathluft geſchwaͤngerte Waſſer weit ſpaͤter gefriere, als das mit vitriolſaurer Luft impraͤgnirte. Endlich bemerkte er ſelbſt (Exp. and Obſ. Vol. IV. p. 434.), daß dieſe Luft das Glas angreife. Man findet uͤbrigens Prieſtleys und Monnets Gruͤnde wider die Eigenthuͤmlichkeit der Flußſpathſaͤure, die ſie vielmehr fuͤr eine Vitriolſaͤure halten wollten, in ihren in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte (I. Band 3 Stuͤck, S. 290 u. f.) uͤberſetzten Abhandlungen.
Uebrigens ſchlucken auch der Weingeiſt und Aether die Spathluft ein, ohne ihre Entzuͤndbarkeit und Durchſichtigkeit zu verlieren. Der Alaun, der lebendige und rohe Kalk und die Holzkohlen nehmen auch einen Theil dieſer Luft in ſich, da hingegen Terpentinoͤl, Schwefel und Schwefelleber, Kuͤchenſalz, Salmiak, Eiſen und Gummilak keine Wirkung darauf aͤußern.
Gas, hepatiſches, hepatiſche Luft, Schwefelleberluft, ſtinkende Schwefelluft
(Scheele) Gas hepaticum, Aer hepaticus, Mephitis hepatica, Gas he-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/393>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.