Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Daß die Planeten nicht funkeln, rührt ohne Zweifel von der mindern Lebhaftigkeit ihres nur von der Sonne entlehnten Lichts, hauptsächlich aber von ihren scheinbaren Durchmessern oder ihrer scheibenähnlichen Gestalt her, bey der man blos ein Zittern an den Rändern würde bemerken können. Wenn daher Iupiter und Venus ihrer Größe wegen noch so stark glänzen, so ist doch dieser, Glanz vom Blinkern der Fixsterne merklich unterschieden. An der Sonne bemerkt man bisweilen am Horizonte das erwähnte Zittern der Ränder. Gute Fernröhre benehmen den Fixsternen das funkelnde Ansehen, obgleich das Licht des Sirius und der Sterne erster Größe noch so lebhaft bleibt, daß es auch im Fernrohre noch alle prismatische Farben spielt.

Vitellio (Opticae thesaurus Risneri. p. 449.) hat schon diese Erklärung des Blinkerns, so wie D. Hoock (Micrographia, p. 231.). Musschenbroek (Introd. ad philos. nat. Vol. II. §. 1741.) will zwar einen Theil davon in der Wirkung ihres lebhaften Lichts aufs Auge suchen; dann müßten sie aber um das Zenith am stärksten funkeln, weil ihr Licht von daher am ungeschwächtesten ins Auge kömmt. Michell sucht die Ursache in einer ungleichen Dichte des von den Sternen ausgehenden Lichts; noch andere haben sie darinn finden wollen, weil unzählbare in der Luft schwebende Stäubchen die Fixsterne, die nur als Punkte erscheinen, unaufhörlich verdeckten und wieder erscheinen ließen. Ein solches Stäubchen müßte aber wenigstens so groß, als der Augenstern seyn.

Bode, Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels, Dritte Aufl. Berlin, 1777. gr. 8. S. 589 u. f.

Priestley Geschichte der Optik, S. 14. 131. 372.

Funken, Scintilla, Etincelle.

Ein kleiner brennender oder glühender Körper, der durch irgend eine Kraft von einer größern Masse losgerissen wird. Bey einem stark brennenden Feuer treiben die von der Hitze verursachten Explosionen eingeschlossener Luft und Dämpfe oft kleine losgerissene Stücken der brennenden Materie in die Höhe. Sie fliegen in die Luft, wie kleine Aerostaten, weil die in ihnen noch eingeschloßne Luft stark erhitzt, also bey mehr specifischer


Daß die Planeten nicht funkeln, ruͤhrt ohne Zweifel von der mindern Lebhaftigkeit ihres nur von der Sonne entlehnten Lichts, hauptſaͤchlich aber von ihren ſcheinbaren Durchmeſſern oder ihrer ſcheibenaͤhnlichen Geſtalt her, bey der man blos ein Zittern an den Raͤndern wuͤrde bemerken koͤnnen. Wenn daher Iupiter und Venus ihrer Groͤße wegen noch ſo ſtark glaͤnzen, ſo iſt doch dieſer, Glanz vom Blinkern der Fixſterne merklich unterſchieden. An der Sonne bemerkt man bisweilen am Horizonte das erwaͤhnte Zittern der Raͤnder. Gute Fernroͤhre benehmen den Fixſternen das funkelnde Anſehen, obgleich das Licht des Sirius und der Sterne erſter Groͤße noch ſo lebhaft bleibt, daß es auch im Fernrohre noch alle prismatiſche Farben ſpielt.

Vitellio (Opticae theſaurus Riſneri. p. 449.) hat ſchon dieſe Erklaͤrung des Blinkerns, ſo wie D. Hoock (Micrographia, p. 231.). Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. Vol. II. §. 1741.) will zwar einen Theil davon in der Wirkung ihres lebhaften Lichts aufs Auge ſuchen; dann muͤßten ſie aber um das Zenith am ſtaͤrkſten funkeln, weil ihr Licht von daher am ungeſchwaͤchteſten ins Auge koͤmmt. Michell ſucht die Urſache in einer ungleichen Dichte des von den Sternen ausgehenden Lichts; noch andere haben ſie darinn finden wollen, weil unzaͤhlbare in der Luft ſchwebende Staͤubchen die Fixſterne, die nur als Punkte erſcheinen, unaufhoͤrlich verdeckten und wieder erſcheinen ließen. Ein ſolches Staͤubchen muͤßte aber wenigſtens ſo groß, als der Augenſtern ſeyn.

Bode, Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, Dritte Aufl. Berlin, 1777. gr. 8. S. 589 u. f.

Prieſtley Geſchichte der Optik, S. 14. 131. 372.

Funken, Scintilla, Etincelle.

Ein kleiner brennender oder gluͤhender Koͤrper, der durch irgend eine Kraft von einer groͤßern Maſſe losgeriſſen wird. Bey einem ſtark brennenden Feuer treiben die von der Hitze verurſachten Exploſionen eingeſchloſſener Luft und Daͤmpfe oft kleine losgeriſſene Stuͤcken der brennenden Materie in die Hoͤhe. Sie fliegen in die Luft, wie kleine Aeroſtaten, weil die in ihnen noch eingeſchloßne Luft ſtark erhitzt, alſo bey mehr ſpecifiſcher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p>
              <pb facs="#f0340" xml:id="P.2.334" n="334"/><lb/>
            </p>
            <p>Daß die Planeten nicht funkeln, ru&#x0364;hrt ohne Zweifel von der mindern Lebhaftigkeit ihres nur von der Sonne entlehnten Lichts, haupt&#x017F;a&#x0364;chlich aber von ihren &#x017F;cheinbaren Durchme&#x017F;&#x017F;ern oder ihrer &#x017F;cheibena&#x0364;hnlichen Ge&#x017F;talt her, bey der man blos ein Zittern an den Ra&#x0364;ndern wu&#x0364;rde bemerken ko&#x0364;nnen. Wenn daher Iupiter und Venus ihrer Gro&#x0364;ße wegen noch &#x017F;o &#x017F;tark gla&#x0364;nzen, &#x017F;o i&#x017F;t doch die&#x017F;er, Glanz vom Blinkern der Fix&#x017F;terne merklich unter&#x017F;chieden. An der Sonne bemerkt man bisweilen am Horizonte das erwa&#x0364;hnte Zittern der Ra&#x0364;nder. Gute Fernro&#x0364;hre benehmen den Fix&#x017F;ternen das funkelnde An&#x017F;ehen, obgleich das Licht des Sirius und der Sterne er&#x017F;ter Gro&#x0364;ße noch &#x017F;o lebhaft bleibt, daß es auch im Fernrohre noch alle prismati&#x017F;che Farben &#x017F;pielt.</p>
            <p><hi rendition="#b">Vitellio</hi><hi rendition="#aq">(Opticae the&#x017F;aurus Ri&#x017F;neri. p. 449.)</hi> hat &#x017F;chon die&#x017F;e Erkla&#x0364;rung des Blinkerns, &#x017F;o wie <hi rendition="#b">D. Hoock</hi> <hi rendition="#aq">(Micrographia, p. 231.).</hi> <hi rendition="#b">Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philo&#x017F;. nat. Vol. II. §. 1741.)</hi> will zwar einen Theil davon in der Wirkung ihres lebhaften Lichts aufs Auge &#x017F;uchen; dann mu&#x0364;ßten &#x017F;ie aber um das Zenith am &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten funkeln, weil ihr Licht von daher am unge&#x017F;chwa&#x0364;chte&#x017F;ten ins Auge ko&#x0364;mmt. <hi rendition="#b">Michell</hi> &#x017F;ucht die Ur&#x017F;ache in einer ungleichen Dichte des von den Sternen ausgehenden Lichts; noch andere haben &#x017F;ie darinn finden wollen, weil unza&#x0364;hlbare in der Luft &#x017F;chwebende Sta&#x0364;ubchen die Fix&#x017F;terne, die nur als Punkte er&#x017F;cheinen, unaufho&#x0364;rlich verdeckten und wieder er&#x017F;cheinen ließen. Ein &#x017F;olches Sta&#x0364;ubchen mu&#x0364;ßte aber wenig&#x017F;tens &#x017F;o groß, als der Augen&#x017F;tern &#x017F;eyn.</p>
            <p><hi rendition="#b">Bode,</hi> Anleitung zur Kenntniß des ge&#x017F;tirnten Himmels, Dritte Aufl. Berlin, 1777. gr. 8. S. 589 u. f.</p>
            <p>Prie&#x017F;tley Ge&#x017F;chichte der Optik, S. 14. 131. 372.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Funken, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Scintilla</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Etincelle</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Ein kleiner brennender oder glu&#x0364;hender Ko&#x0364;rper, der durch irgend eine Kraft von einer gro&#x0364;ßern Ma&#x017F;&#x017F;e losgeri&#x017F;&#x017F;en wird. Bey einem &#x017F;tark brennenden Feuer treiben die von der Hitze verur&#x017F;achten Explo&#x017F;ionen einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener Luft und Da&#x0364;mpfe oft kleine losgeri&#x017F;&#x017F;ene Stu&#x0364;cken der brennenden Materie in die Ho&#x0364;he. Sie fliegen in die Luft, wie kleine Aero&#x017F;taten, weil die in ihnen noch einge&#x017F;chloßne Luft &#x017F;tark erhitzt, al&#x017F;o bey mehr &#x017F;pecifi&#x017F;cher<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0340] Daß die Planeten nicht funkeln, ruͤhrt ohne Zweifel von der mindern Lebhaftigkeit ihres nur von der Sonne entlehnten Lichts, hauptſaͤchlich aber von ihren ſcheinbaren Durchmeſſern oder ihrer ſcheibenaͤhnlichen Geſtalt her, bey der man blos ein Zittern an den Raͤndern wuͤrde bemerken koͤnnen. Wenn daher Iupiter und Venus ihrer Groͤße wegen noch ſo ſtark glaͤnzen, ſo iſt doch dieſer, Glanz vom Blinkern der Fixſterne merklich unterſchieden. An der Sonne bemerkt man bisweilen am Horizonte das erwaͤhnte Zittern der Raͤnder. Gute Fernroͤhre benehmen den Fixſternen das funkelnde Anſehen, obgleich das Licht des Sirius und der Sterne erſter Groͤße noch ſo lebhaft bleibt, daß es auch im Fernrohre noch alle prismatiſche Farben ſpielt. Vitellio (Opticae theſaurus Riſneri. p. 449.) hat ſchon dieſe Erklaͤrung des Blinkerns, ſo wie D. Hoock (Micrographia, p. 231.). Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. nat. Vol. II. §. 1741.) will zwar einen Theil davon in der Wirkung ihres lebhaften Lichts aufs Auge ſuchen; dann muͤßten ſie aber um das Zenith am ſtaͤrkſten funkeln, weil ihr Licht von daher am ungeſchwaͤchteſten ins Auge koͤmmt. Michell ſucht die Urſache in einer ungleichen Dichte des von den Sternen ausgehenden Lichts; noch andere haben ſie darinn finden wollen, weil unzaͤhlbare in der Luft ſchwebende Staͤubchen die Fixſterne, die nur als Punkte erſcheinen, unaufhoͤrlich verdeckten und wieder erſcheinen ließen. Ein ſolches Staͤubchen muͤßte aber wenigſtens ſo groß, als der Augenſtern ſeyn. Bode, Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels, Dritte Aufl. Berlin, 1777. gr. 8. S. 589 u. f. Prieſtley Geſchichte der Optik, S. 14. 131. 372. Funken, Scintilla, Etincelle. Ein kleiner brennender oder gluͤhender Koͤrper, der durch irgend eine Kraft von einer groͤßern Maſſe losgeriſſen wird. Bey einem ſtark brennenden Feuer treiben die von der Hitze verurſachten Exploſionen eingeſchloſſener Luft und Daͤmpfe oft kleine losgeriſſene Stuͤcken der brennenden Materie in die Hoͤhe. Sie fliegen in die Luft, wie kleine Aeroſtaten, weil die in ihnen noch eingeſchloßne Luft ſtark erhitzt, alſo bey mehr ſpecifiſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/340
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/340>, abgerufen am 10.05.2024.