verwickelter, aber auch der Natur gemäßer, und giebt endlich das Resultat, daß sich bey der Erde AC:CP=692: 689 oder wie 230 2/3:229 2/3 verhalte. Huygens und Newtons Berechnungen sind von Frisi (Disquisitio in causam physicam figurae et magn. telluris. Mediolani, 1750. gr. 4.) und Clairaut (Theorie de la figure de la terre tiree des principes de l'hydrostatique. a Paris, 1743. 8.) umständlicher erläutert worden.
Diese blos aus der Theorie gezognen Muthmaßungen waren indeß noch nicht hinreichend, eine vollkommne Ueberzeugung von der Wahrheit des Satzes zu gewähren. Der ganze Schluß ließ sich entkräften, wenn man annahm, die Erde sey anfangs länglich rund gewesen. Denn so würde sie der Schwung in eine vollkommne Kugel haben verwandeln können. Es blieb also noch immer nöthig, die Frage durch wirkliche auf der Erde selbst gemachte Beobachtungen und Abmessungen zu entscheiden.
Was dergleichen Abmessungen hierüber lehren können, beruhet auf folgenden Gründen. Taf. VIII. Fig. 4. sey die krumme Linie PQSA ein Meridian der Erdkugel. Wäre die Erde eine Kugel, und der Meridian ein vollkommner Kreis, so müßten alle Grade desselben gleich seyn, und alle Richtungen der Schwere, oder alle Scheitellinien, im Mittelpunkte zusammenlaufen. Hat sie aber eine sphäroidische Gestalt, wie in der Figur, so wird ihr Meridian bey P, wo sie eingedrückt ist, flach oder weniger gekrümmt seyn, bey A hingegen, wo sie mehr erhoben ist, eine stärkere Krümmung haben; mithin wird der Halbmesser dieser Krümmung bey B größer, bey A kleiner seyn. Auch werden die Richtungen der Schwere oder die auf der Oberfläche lothrecht stehenden Linien PD, pD, AE, aE, welche in die Richtung des Halbmessers der Krümmung fallen, nicht mehr in dem Mittelpunkte, sondern in andern Punkten, z. B. in D und E, zusammenkommen. Nun legt man nach dem, was oben gelehrt worden ist, einen Grad des Meridians zurück, wenn man in diesem Kreise so weit fortgeht, bis der Scheitelpunkt am Himmel sich um 1° verschoben, oder, was eben soviel ist, bis die Richtung der Schwere
verwickelter, aber auch der Natur gemaͤßer, und giebt endlich das Reſultat, daß ſich bey der Erde AC:CP=692: 689 oder wie 230 2/3:229 2/3 verhalte. Huygens und Newtons Berechnungen ſind von Friſi (Disquiſitio in cauſam phyſicam figurae et magn. telluris. Mediolani, 1750. gr. 4.) und Clairaut (Theorie de la figure de la terre tirée des principes de l'hydroſtatique. à Paris, 1743. 8.) umſtaͤndlicher erlaͤutert worden.
Dieſe blos aus der Theorie gezognen Muthmaßungen waren indeß noch nicht hinreichend, eine vollkommne Ueberzeugung von der Wahrheit des Satzes zu gewaͤhren. Der ganze Schluß ließ ſich entkraͤften, wenn man annahm, die Erde ſey anfangs laͤnglich rund geweſen. Denn ſo wuͤrde ſie der Schwung in eine vollkommne Kugel haben verwandeln koͤnnen. Es blieb alſo noch immer noͤthig, die Frage durch wirkliche auf der Erde ſelbſt gemachte Beobachtungen und Abmeſſungen zu entſcheiden.
Was dergleichen Abmeſſungen hieruͤber lehren koͤnnen, beruhet auf folgenden Gruͤnden. Taf. VIII. Fig. 4. ſey die krumme Linie PQSA ein Meridian der Erdkugel. Waͤre die Erde eine Kugel, und der Meridian ein vollkommner Kreis, ſo muͤßten alle Grade deſſelben gleich ſeyn, und alle Richtungen der Schwere, oder alle Scheitellinien, im Mittelpunkte zuſammenlaufen. Hat ſie aber eine ſphaͤroidiſche Geſtalt, wie in der Figur, ſo wird ihr Meridian bey P, wo ſie eingedruͤckt iſt, flach oder weniger gekruͤmmt ſeyn, bey A hingegen, wo ſie mehr erhoben iſt, eine ſtaͤrkere Kruͤmmung haben; mithin wird der Halbmeſſer dieſer Kruͤmmung bey B groͤßer, bey A kleiner ſeyn. Auch werden die Richtungen der Schwere oder die auf der Oberflaͤche lothrecht ſtehenden Linien PD, pD, AE, aE, welche in die Richtung des Halbmeſſers der Kruͤmmung fallen, nicht mehr in dem Mittelpunkte, ſondern in andern Punkten, z. B. in D und E, zuſammenkommen. Nun legt man nach dem, was oben gelehrt worden iſt, einen Grad des Meridians zuruͤck, wenn man in dieſem Kreiſe ſo weit fortgeht, bis der Scheitelpunkt am Himmel ſich um 1° verſchoben, oder, was eben ſoviel iſt, bis die Richtung der Schwere
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verwickelter, aber auch der Natur gemaͤßer, und giebt endlich das Reſultat, daß ſich bey der Erde AC:CP=692: 689 oder wie 230 2/3:229 2/3 verhalte. Huygens und Newtons Berechnungen ſind von Friſi (Disquiſitio in cauſam phyſicam figurae et magn. telluris. Mediolani, 1750. gr. 4.) und Clairaut (Theorie de la figure de la terre tirée des principes de l'hydroſtatique. à Paris, 1743. 8.) umſtaͤndlicher erlaͤutert worden.
Dieſe blos aus der Theorie gezognen Muthmaßungen waren indeß noch nicht hinreichend, eine vollkommne Ueberzeugung von der Wahrheit des Satzes zu gewaͤhren. Der ganze Schluß ließ ſich entkraͤften, wenn man annahm, die Erde ſey anfangs laͤnglich rund geweſen. Denn ſo wuͤrde ſie der Schwung in eine vollkommne Kugel haben verwandeln koͤnnen. Es blieb alſo noch immer noͤthig, die Frage durch wirkliche auf der Erde ſelbſt gemachte Beobachtungen und Abmeſſungen zu entſcheiden.
Was dergleichen Abmeſſungen hieruͤber lehren koͤnnen, beruhet auf folgenden Gruͤnden. Taf. VIII. Fig. 4. ſey die krumme Linie PQSA ein Meridian der Erdkugel. Waͤre die Erde eine Kugel, und der Meridian ein vollkommner Kreis, ſo muͤßten alle Grade deſſelben gleich ſeyn, und alle Richtungen der Schwere, oder alle Scheitellinien, im Mittelpunkte zuſammenlaufen. Hat ſie aber eine ſphaͤroidiſche Geſtalt, wie in der Figur, ſo wird ihr Meridian bey P, wo ſie eingedruͤckt iſt, flach oder weniger gekruͤmmt ſeyn, bey A hingegen, wo ſie mehr erhoben iſt, eine ſtaͤrkere Kruͤmmung haben; mithin wird der Halbmeſſer dieſer Kruͤmmung bey B groͤßer, bey A kleiner ſeyn. Auch werden die Richtungen der Schwere oder die auf der Oberflaͤche lothrecht ſtehenden Linien PD, pD, AE, aE, welche in die Richtung des Halbmeſſers der Kruͤmmung fallen, nicht mehr in dem Mittelpunkte, ſondern in andern Punkten, z. B. in D und E, zuſammenkommen. Nun legt man nach dem, was oben gelehrt worden iſt, einen Grad des Meridians zuruͤck, wenn man in dieſem Kreiſe ſo weit fortgeht, bis der Scheitelpunkt am Himmel ſich um 1° verſchoben, oder, was eben ſoviel iſt, bis die Richtung der Schwere
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/34>, abgerufen am 27.07.2024.
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