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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Die Vermischungen von Salpeter und Weinstein heissen insbesondere, wenn man sie nicht hat verpuffen lassen, roher Fluß, die verpufte von 2 Theilen Weinstein und 1 Theil Salpeter schwarzer Fluß oder Reducirfluß, die ebenfalls verpufte von gleichen Theilen Salpeter und Weingeist weißet Fluß. Diese werden zum Probiren und andern Arbeiten im Kleinen gebraucht.

Macquer chym. Wörterb. durch Lconhardi, Art. Fluß.

Flußspathsäure, Spathsäure, Acidum fluoris mineralis, Acide spathique.

Diejenige besondere mineralische Säure, welche aus der Destillation des Flußspaths mit andern Säuren erhalten wird. Durch eine von Marggraf (Mem. de l' Acad. de Berlin 1768.) vorgenommene Destillation des Flußspaths ward Scheele (Schwed. Abhandl. auf d. I. 1771 und in Crells Chymischem Journal, Th. II. S. 102. u. f.) zur Entdeckung und weitern Untersuchung dieser Säure veranlasset.

Sie giebt mit den Laugensalzen gallertartige Auflösungen, und insbesondere mit dem flüchtigen eine, aus der man in gläsernen Gefäßen eine wahre Kieselerde, und aus dem Anschießen der drüber stehenden Feuchtigkeit den Flußspathsalmiak erhält. Die Kalkerde löst sich in der Flußspathsäure vollkommen auf; die Auflösung erhält nach der Sättigung ein gallertartiges Ansehen und setzt einen wirklichen reducirten Flußspath ab. Mit der Bittersalzerde verbindet sie sich innig, und erzeugt ein in Wasser und allen Säuren unauflösliches Salz von einer eignen Krystallisation, das Flußspathbittersalz.

Die merkwürdigste Eigenschaft dieser Säure aber ist, daß sie die sonst in Säuren ganz unauflösliche Kieselerde auflöset, und daher auch bey den Destillationen das Glas angreift. Dies ist anjetzt außer Zweifel gesetzt, daher auch die Eigenthümlichkeit der Flußspathsäure nicht weiter bestritten werden kan, obgleich Priestley und Monner sie sonst für eine modificirte Vitriolsäure, Boulanger und Abigaard für eine Kochsalzsäure, Sage und Bosc d' Antic für eine Phosphorussäure halten wollten. Die Kieselerde


Die Vermiſchungen von Salpeter und Weinſtein heiſſen insbeſondere, wenn man ſie nicht hat verpuffen laſſen, roher Fluß, die verpufte von 2 Theilen Weinſtein und 1 Theil Salpeter ſchwarzer Fluß oder Reducirfluß, die ebenfalls verpufte von gleichen Theilen Salpeter und Weingeiſt weißet Fluß. Dieſe werden zum Probiren und andern Arbeiten im Kleinen gebraucht.

Macquer chym. Woͤrterb. durch Lconhardi, Art. Fluß.

Flußſpathſaͤure, Spathſaͤure, Acidum fluoris mineralis, Acide ſpathique.

Diejenige beſondere mineraliſche Saͤure, welche aus der Deſtillation des Flußſpaths mit andern Saͤuren erhalten wird. Durch eine von Marggraf (Mem. de l' Acad. de Berlin 1768.) vorgenommene Deſtillation des Flußſpaths ward Scheele (Schwed. Abhandl. auf d. I. 1771 und in Crells Chymiſchem Journal, Th. II. S. 102. u. f.) zur Entdeckung und weitern Unterſuchung dieſer Saͤure veranlaſſet.

Sie giebt mit den Laugenſalzen gallertartige Aufloͤſungen, und insbeſondere mit dem fluͤchtigen eine, aus der man in glaͤſernen Gefaͤßen eine wahre Kieſelerde, und aus dem Anſchießen der druͤber ſtehenden Feuchtigkeit den Flußſpathſalmiak erhaͤlt. Die Kalkerde loͤſt ſich in der Flußſpathſaͤure vollkommen auf; die Aufloͤſung erhaͤlt nach der Saͤttigung ein gallertartiges Anſehen und ſetzt einen wirklichen reducirten Flußſpath ab. Mit der Bitterſalzerde verbindet ſie ſich innig, und erzeugt ein in Waſſer und allen Saͤuren unaufloͤsliches Salz von einer eignen Kryſtalliſation, das Flußſpathbitterſalz.

Die merkwuͤrdigſte Eigenſchaft dieſer Saͤure aber iſt, daß ſie die ſonſt in Saͤuren ganz unaufloͤsliche Kieſelerde aufloͤſet, und daher auch bey den Deſtillationen das Glas angreift. Dies iſt anjetzt außer Zweifel geſetzt, daher auch die Eigenthuͤmlichkeit der Flußſpathſaͤure nicht weiter beſtritten werden kan, obgleich Prieſtley und Monner ſie ſonſt fuͤr eine modificirte Vitriolſaͤure, Boulanger und Abigaard fuͤr eine Kochſalzſaͤure, Sage und Boſc d' Antic fuͤr eine Phoſphorusſaͤure halten wollten. Die Kieſelerde

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[325/0331] Die Vermiſchungen von Salpeter und Weinſtein heiſſen insbeſondere, wenn man ſie nicht hat verpuffen laſſen, roher Fluß, die verpufte von 2 Theilen Weinſtein und 1 Theil Salpeter ſchwarzer Fluß oder Reducirfluß, die ebenfalls verpufte von gleichen Theilen Salpeter und Weingeiſt weißet Fluß. Dieſe werden zum Probiren und andern Arbeiten im Kleinen gebraucht. Macquer chym. Woͤrterb. durch Lconhardi, Art. Fluß. Flußſpathſaͤure, Spathſaͤure, Acidum fluoris mineralis, Acide ſpathique. Diejenige beſondere mineraliſche Saͤure, welche aus der Deſtillation des Flußſpaths mit andern Saͤuren erhalten wird. Durch eine von Marggraf (Mem. de l' Acad. de Berlin 1768.) vorgenommene Deſtillation des Flußſpaths ward Scheele (Schwed. Abhandl. auf d. I. 1771 und in Crells Chymiſchem Journal, Th. II. S. 102. u. f.) zur Entdeckung und weitern Unterſuchung dieſer Saͤure veranlaſſet. Sie giebt mit den Laugenſalzen gallertartige Aufloͤſungen, und insbeſondere mit dem fluͤchtigen eine, aus der man in glaͤſernen Gefaͤßen eine wahre Kieſelerde, und aus dem Anſchießen der druͤber ſtehenden Feuchtigkeit den Flußſpathſalmiak erhaͤlt. Die Kalkerde loͤſt ſich in der Flußſpathſaͤure vollkommen auf; die Aufloͤſung erhaͤlt nach der Saͤttigung ein gallertartiges Anſehen und ſetzt einen wirklichen reducirten Flußſpath ab. Mit der Bitterſalzerde verbindet ſie ſich innig, und erzeugt ein in Waſſer und allen Saͤuren unaufloͤsliches Salz von einer eignen Kryſtalliſation, das Flußſpathbitterſalz. Die merkwuͤrdigſte Eigenſchaft dieſer Saͤure aber iſt, daß ſie die ſonſt in Saͤuren ganz unaufloͤsliche Kieſelerde aufloͤſet, und daher auch bey den Deſtillationen das Glas angreift. Dies iſt anjetzt außer Zweifel geſetzt, daher auch die Eigenthuͤmlichkeit der Flußſpathſaͤure nicht weiter beſtritten werden kan, obgleich Prieſtley und Monner ſie ſonſt fuͤr eine modificirte Vitriolſaͤure, Boulanger und Abigaard fuͤr eine Kochſalzſaͤure, Sage und Boſc d' Antic fuͤr eine Phoſphorusſaͤure halten wollten. Die Kieſelerde

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/331>, abgerufen am 25.11.2024.