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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Luft durchbrechen muß. Hierauf gründen sich allerley elektrische Spielwerke, z. B. man klebt mit Hausenblase viereckichte Stückchen von Goldblättchen nahe neben einander auf eine Glastafel, daß das Ganze eine Sonne, einen Namen u. dgl. vorstellt, und entladet eine Flasche dadurch, so zeigt sich die Sonne rc. auf einen Augenblick mit dem lebhaftesten Feuer, welches im Dunkeln viel Wirkung thut. Der Abt Nollet ist der Erfinder hievon, und man kan die dabey zu beobachtenden Vortheile beym Sigaud de la Fond (Geschichte der medizinischen und physikalischen Elektricität, von Kühn. Leipzig, 1783. gr. 8. S. 240 u. f.) und Guyot (Physikal. und mathemat. Belustigungen, Th. IV. S. 300 -- 310.) finden.

Wenn der Verbindungskreis durch unvollkommne Leiter, z. B. durch Stücke trocknen Holzes, durch innwendig angefeuchtete Glasröhren rc. unterbrochen wird, so entstehen dadurch anhaltend schneidende Funken oder Büschel, die nicht erschüttern, aber an dem Theile des Leibes, wo sie einströmen, eine höchst widrige Empfindung verursachen. Man kan damit holzichten, etwas spitzgeschnittenen Zunder und sogar lockeres, nicht in Patronen eingeschloßnes, Schießpulver zünden (s. Magazin für das Neuste aus der Phys. und Naturg. von Herrn Lichtenberg, II. B. 2 St. S. 70.).

Durch die Entladung verliert die Flasche ihre Elektricität. In den meisten Fällen aber bleibt noch ein Ueberrest der Ladung zurück, der, wenn sie stark gewesen ist, oft noch einen zweyten ziemlich beträchtlichen Schlag geben kan.

Es lassen sich mit der leidner Flasche ungemein viel belehrende und unterhaltende Versuche anstellen. Verzeichnisse und Beschreibungen derselben findet man beym Cavallo (Vollst. Abhandl. der Lehre von der Elektr. III. Buch 7 Cap.), Adams (Versuch über die Elektr. a. d. Engl. Leipz. 1785. gr. 8. Cap. 7.) und Donndotf (Lehre von der Elektr. I. Band. S. 344 u. f. II. Band Cap. 19. Vers. 22. u. f. von S. 825). Die stärksten


Luft durchbrechen muß. Hierauf gruͤnden ſich allerley elektriſche Spielwerke, z. B. man klebt mit Hauſenblaſe viereckichte Stuͤckchen von Goldblaͤttchen nahe neben einander auf eine Glastafel, daß das Ganze eine Sonne, einen Namen u. dgl. vorſtellt, und entladet eine Flaſche dadurch, ſo zeigt ſich die Sonne rc. auf einen Augenblick mit dem lebhafteſten Feuer, welches im Dunkeln viel Wirkung thut. Der Abt Nollet iſt der Erfinder hievon, und man kan die dabey zu beobachtenden Vortheile beym Sigaud de la Fond (Geſchichte der mediziniſchen und phyſikaliſchen Elektricitaͤt, von Kuͤhn. Leipzig, 1783. gr. 8. S. 240 u. f.) und Guyot (Phyſikal. und mathemat. Beluſtigungen, Th. IV. S. 300 — 310.) finden.

Wenn der Verbindungskreis durch unvollkommne Leiter, z. B. durch Stuͤcke trocknen Holzes, durch innwendig angefeuchtete Glasroͤhren rc. unterbrochen wird, ſo entſtehen dadurch anhaltend ſchneidende Funken oder Buͤſchel, die nicht erſchuͤttern, aber an dem Theile des Leibes, wo ſie einſtroͤmen, eine hoͤchſt widrige Empfindung verurſachen. Man kan damit holzichten, etwas ſpitzgeſchnittenen Zunder und ſogar lockeres, nicht in Patronen eingeſchloßnes, Schießpulver zuͤnden (ſ. Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. und Naturg. von Herrn Lichtenberg, II. B. 2 St. S. 70.).

Durch die Entladung verliert die Flaſche ihre Elektricitaͤt. In den meiſten Faͤllen aber bleibt noch ein Ueberreſt der Ladung zuruͤck, der, wenn ſie ſtark geweſen iſt, oft noch einen zweyten ziemlich betraͤchtlichen Schlag geben kan.

Es laſſen ſich mit der leidner Flaſche ungemein viel belehrende und unterhaltende Verſuche anſtellen. Verzeichniſſe und Beſchreibungen derſelben findet man beym Cavallo (Vollſt. Abhandl. der Lehre von der Elektr. III. Buch 7 Cap.), Adams (Verſuch uͤber die Elektr. a. d. Engl. Leipz. 1785. gr. 8. Cap. 7.) und Donndotf (Lehre von der Elektr. I. Band. S. 344 u. f. II. Band Cap. 19. Verſ. 22. u. f. von S. 825). Die ſtaͤrkſten

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[298/0304] Luft durchbrechen muß. Hierauf gruͤnden ſich allerley elektriſche Spielwerke, z. B. man klebt mit Hauſenblaſe viereckichte Stuͤckchen von Goldblaͤttchen nahe neben einander auf eine Glastafel, daß das Ganze eine Sonne, einen Namen u. dgl. vorſtellt, und entladet eine Flaſche dadurch, ſo zeigt ſich die Sonne rc. auf einen Augenblick mit dem lebhafteſten Feuer, welches im Dunkeln viel Wirkung thut. Der Abt Nollet iſt der Erfinder hievon, und man kan die dabey zu beobachtenden Vortheile beym Sigaud de la Fond (Geſchichte der mediziniſchen und phyſikaliſchen Elektricitaͤt, von Kuͤhn. Leipzig, 1783. gr. 8. S. 240 u. f.) und Guyot (Phyſikal. und mathemat. Beluſtigungen, Th. IV. S. 300 — 310.) finden. Wenn der Verbindungskreis durch unvollkommne Leiter, z. B. durch Stuͤcke trocknen Holzes, durch innwendig angefeuchtete Glasroͤhren rc. unterbrochen wird, ſo entſtehen dadurch anhaltend ſchneidende Funken oder Buͤſchel, die nicht erſchuͤttern, aber an dem Theile des Leibes, wo ſie einſtroͤmen, eine hoͤchſt widrige Empfindung verurſachen. Man kan damit holzichten, etwas ſpitzgeſchnittenen Zunder und ſogar lockeres, nicht in Patronen eingeſchloßnes, Schießpulver zuͤnden (ſ. Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. und Naturg. von Herrn Lichtenberg, II. B. 2 St. S. 70.). Durch die Entladung verliert die Flaſche ihre Elektricitaͤt. In den meiſten Faͤllen aber bleibt noch ein Ueberreſt der Ladung zuruͤck, der, wenn ſie ſtark geweſen iſt, oft noch einen zweyten ziemlich betraͤchtlichen Schlag geben kan. Es laſſen ſich mit der leidner Flaſche ungemein viel belehrende und unterhaltende Verſuche anſtellen. Verzeichniſſe und Beſchreibungen derſelben findet man beym Cavallo (Vollſt. Abhandl. der Lehre von der Elektr. III. Buch 7 Cap.), Adams (Verſuch uͤber die Elektr. a. d. Engl. Leipz. 1785. gr. 8. Cap. 7.) und Donndotf (Lehre von der Elektr. I. Band. S. 344 u. f. II. Band Cap. 19. Verſ. 22. u. f. von S. 825). Die ſtaͤrkſten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/304>, abgerufen am 10.05.2024.