hoc est, calefacta usque eo, ut lumen emittat? Corpora enim flammam non concipiunt, nisi emittunt fumum copiosum, qui porro fumus ardet in flamma. Eben dieser Meynung sind auch viele Andere, die das Feuerwesen als eine besondere Materie ansehen, wovon ich nur Boerhaave(Deigne in Elem. Chym. der leipziger Ausgabe v. 1732. 8. p. 116. sqq.),Musschenbroek(Introd. ad philos. natur. To. II. §. 1645.),Macquer (Chymisches Wörterbuch, Art. Flamme), Nollet(Lecons de Physique, To. IV. p. 471. sq.),Erxleben (Anfangsgr. der Naturlehre, §. 437. u. f.), Gren (Systematisches Handbuch der gesammten Chemie, Halle 1787. gr. 8. I. B. §. 312.) nennen will. Auch lassen sich sehr viele Erscheinungen hieraus ganz leicht erklären, z. B. daß man den heißen Rauch so leicht entzünden kan, daß feuerbeständige Substanzen keine Flamme zeigen, das Auslöschen und Ersticken der Flamme durch Wasser, Sand, Ausblasen rc., die Unreinigkeit und Farbe der Flammen, das Aufsteigen derselben in der Luft, die Erleichterung des Fortbrennens durch Dachte u. f. w., welche Phänomene Erxleben a. a. O. sehr ungezwungen aus diesem Begriffe von der Flamme erklärt.
Der Abt Nollet erklärt auch hieraus die kegelförmige Gestalt der Flamme. Ohne äußere Gegenwirkung nemlich würden sich die Dämpfe, mithin auch die glühenden, kugelförmig verbreiten. Sie sind aber mit Luft umgeben, in der sie nach hydrostatischen Gesetzen geradlinigt aufsteigen, und da sie in einem beständigen Strome fortgehen, so muß sich hierdurch die sphärische Gestalt in eine cylindrische verwandeln. Nun gehen die Dämpfe viel weiter hinaus, als wir die Flamme sehen; sie glühen nur nicht mehr, weil die umgebende Luft sie zu sehr erkältet. Diese Erkältung fängt an den äußern Theilen an, indem der Kern oder die Axe der Flamme die Glühhitze am längsten behält; daher müssen die äußern Theile der Flamme nach oben zu immer mehr verlöschen, und die kreisförmige Grenze derselben muß sich immer weiter gegen die Axe zusammenziehen, woraus natürlich die kegelförmige Gestalt entstehet. Hieraus erklärt sich auch die Verlängerung der Flamme, wenn man sie mit
hoc eſt, calefacta usque eo, ut lumen emittat? Corpora enim flammam non concipiunt, niſi emittunt fumum copioſum, qui porro fumus ardet in flamma. Eben dieſer Meynung ſind auch viele Andere, die das Feuerweſen als eine beſondere Materie anſehen, wovon ich nur Boerhaave(Deigne in Elem. Chym. der leipziger Ausgabe v. 1732. 8. p. 116. ſqq.),Muſſchenbroek(Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 1645.),Macquer (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. Flamme), Nollet(Leçons de Phyſique, To. IV. p. 471. ſq.),Erxleben (Anfangsgr. der Naturlehre, §. 437. u. f.), Gren (Syſtematiſches Handbuch der geſammten Chemie, Halle 1787. gr. 8. I. B. §. 312.) nennen will. Auch laſſen ſich ſehr viele Erſcheinungen hieraus ganz leicht erklaͤren, z. B. daß man den heißen Rauch ſo leicht entzuͤnden kan, daß feuerbeſtaͤndige Subſtanzen keine Flamme zeigen, das Ausloͤſchen und Erſticken der Flamme durch Waſſer, Sand, Ausblaſen rc., die Unreinigkeit und Farbe der Flammen, das Aufſteigen derſelben in der Luft, die Erleichterung des Fortbrennens durch Dachte u. f. w., welche Phaͤnomene Erxleben a. a. O. ſehr ungezwungen aus dieſem Begriffe von der Flamme erklaͤrt.
Der Abt Nollet erklaͤrt auch hieraus die kegelfoͤrmige Geſtalt der Flamme. Ohne aͤußere Gegenwirkung nemlich wuͤrden ſich die Daͤmpfe, mithin auch die gluͤhenden, kugelfoͤrmig verbreiten. Sie ſind aber mit Luft umgeben, in der ſie nach hydroſtatiſchen Geſetzen geradlinigt aufſteigen, und da ſie in einem beſtaͤndigen Strome fortgehen, ſo muß ſich hierdurch die ſphaͤriſche Geſtalt in eine cylindriſche verwandeln. Nun gehen die Daͤmpfe viel weiter hinaus, als wir die Flamme ſehen; ſie gluͤhen nur nicht mehr, weil die umgebende Luft ſie zu ſehr erkaͤltet. Dieſe Erkaͤltung faͤngt an den aͤußern Theilen an, indem der Kern oder die Axe der Flamme die Gluͤhhitze am laͤngſten behaͤlt; daher muͤſſen die aͤußern Theile der Flamme nach oben zu immer mehr verloͤſchen, und die kreisfoͤrmige Grenze derſelben muß ſich immer weiter gegen die Axe zuſammenziehen, woraus natuͤrlich die kegelfoͤrmige Geſtalt entſtehet. Hieraus erklaͤrt ſich auch die Verlaͤngerung der Flamme, wenn man ſie mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0287"xml:id="P.2.281"n="281"/><lb/>
hoc eſt, calefacta usque eo, ut lumen emittat? Corpora enim flammam non concipiunt, niſi emittunt fumum copioſum, qui porro fumus ardet in flamma.</hi> Eben dieſer Meynung ſind auch viele Andere, die das Feuerweſen als eine beſondere Materie anſehen, wovon ich nur <hirendition="#b">Boerhaave</hi><hirendition="#aq">(Deigne in Elem. Chym.</hi> der leipziger Ausgabe v. <hirendition="#aq">1732. 8. p. 116. ſqq.),</hi><hirendition="#b">Muſſchenbroek</hi><hirendition="#aq">(Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 1645.),</hi><hirendition="#b">Macquer</hi> (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. <hirendition="#b">Flamme</hi>), <hirendition="#b">Nollet</hi><hirendition="#aq">(Leçons de Phyſique, To. IV. p. 471. ſq.),</hi><hirendition="#b">Erxleben</hi> (Anfangsgr. der Naturlehre, §. 437. u. f.), <hirendition="#b">Gren</hi> (Syſtematiſches Handbuch der geſammten Chemie, Halle 1787. gr. <hirendition="#aq">8. I.</hi> B. §. 312.) nennen will. Auch laſſen ſich ſehr viele Erſcheinungen hieraus ganz leicht erklaͤren, z. B. daß man den heißen Rauch ſo leicht entzuͤnden kan, daß feuerbeſtaͤndige Subſtanzen keine Flamme zeigen, das Ausloͤſchen und Erſticken der Flamme durch Waſſer, Sand, Ausblaſen rc., die Unreinigkeit und Farbe der Flammen, das Aufſteigen derſelben in der Luft, die Erleichterung des Fortbrennens durch Dachte u. f. w., welche Phaͤnomene <hirendition="#b">Erxleben</hi> a. a. O. ſehr ungezwungen aus dieſem Begriffe von der Flamme erklaͤrt.</p><p>Der Abt <hirendition="#b">Nollet</hi> erklaͤrt auch hieraus die kegelfoͤrmige Geſtalt der Flamme. Ohne aͤußere Gegenwirkung nemlich wuͤrden ſich die Daͤmpfe, mithin auch die gluͤhenden, kugelfoͤrmig verbreiten. Sie ſind aber mit Luft umgeben, in der ſie nach hydroſtatiſchen Geſetzen geradlinigt aufſteigen, und da ſie in einem beſtaͤndigen Strome fortgehen, ſo muß ſich hierdurch die ſphaͤriſche Geſtalt in eine cylindriſche verwandeln. Nun gehen die Daͤmpfe viel weiter hinaus, als wir die Flamme ſehen; ſie gluͤhen nur nicht mehr, weil die umgebende Luft ſie zu ſehr erkaͤltet. Dieſe Erkaͤltung faͤngt an den aͤußern Theilen an, indem der Kern oder die Axe der Flamme die Gluͤhhitze am laͤngſten behaͤlt; daher muͤſſen die aͤußern Theile der Flamme nach oben zu immer mehr verloͤſchen, und die kreisfoͤrmige Grenze derſelben muß ſich immer weiter gegen die Axe zuſammenziehen, woraus natuͤrlich die kegelfoͤrmige Geſtalt entſtehet. Hieraus erklaͤrt ſich auch die Verlaͤngerung der Flamme, wenn man ſie mit<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[281/0287]
hoc eſt, calefacta usque eo, ut lumen emittat? Corpora enim flammam non concipiunt, niſi emittunt fumum copioſum, qui porro fumus ardet in flamma. Eben dieſer Meynung ſind auch viele Andere, die das Feuerweſen als eine beſondere Materie anſehen, wovon ich nur Boerhaave (Deigne in Elem. Chym. der leipziger Ausgabe v. 1732. 8. p. 116. ſqq.), Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 1645.), Macquer (Chymiſches Woͤrterbuch, Art. Flamme), Nollet (Leçons de Phyſique, To. IV. p. 471. ſq.), Erxleben (Anfangsgr. der Naturlehre, §. 437. u. f.), Gren (Syſtematiſches Handbuch der geſammten Chemie, Halle 1787. gr. 8. I. B. §. 312.) nennen will. Auch laſſen ſich ſehr viele Erſcheinungen hieraus ganz leicht erklaͤren, z. B. daß man den heißen Rauch ſo leicht entzuͤnden kan, daß feuerbeſtaͤndige Subſtanzen keine Flamme zeigen, das Ausloͤſchen und Erſticken der Flamme durch Waſſer, Sand, Ausblaſen rc., die Unreinigkeit und Farbe der Flammen, das Aufſteigen derſelben in der Luft, die Erleichterung des Fortbrennens durch Dachte u. f. w., welche Phaͤnomene Erxleben a. a. O. ſehr ungezwungen aus dieſem Begriffe von der Flamme erklaͤrt.
Der Abt Nollet erklaͤrt auch hieraus die kegelfoͤrmige Geſtalt der Flamme. Ohne aͤußere Gegenwirkung nemlich wuͤrden ſich die Daͤmpfe, mithin auch die gluͤhenden, kugelfoͤrmig verbreiten. Sie ſind aber mit Luft umgeben, in der ſie nach hydroſtatiſchen Geſetzen geradlinigt aufſteigen, und da ſie in einem beſtaͤndigen Strome fortgehen, ſo muß ſich hierdurch die ſphaͤriſche Geſtalt in eine cylindriſche verwandeln. Nun gehen die Daͤmpfe viel weiter hinaus, als wir die Flamme ſehen; ſie gluͤhen nur nicht mehr, weil die umgebende Luft ſie zu ſehr erkaͤltet. Dieſe Erkaͤltung faͤngt an den aͤußern Theilen an, indem der Kern oder die Axe der Flamme die Gluͤhhitze am laͤngſten behaͤlt; daher muͤſſen die aͤußern Theile der Flamme nach oben zu immer mehr verloͤſchen, und die kreisfoͤrmige Grenze derſelben muß ſich immer weiter gegen die Axe zuſammenziehen, woraus natuͤrlich die kegelfoͤrmige Geſtalt entſtehet. Hieraus erklaͤrt ſich auch die Verlaͤngerung der Flamme, wenn man ſie mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/287>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.