chung, astronomische), so geht von zween Fixsternen, die einander gerade entgegenstehen, oder um 180° aus einander sind, der eine zu eben der Zeit unter, wenn der andere aufgeht, und ein Fixstern, der seinen täglichen Umlauf in einem größten Kreise zu verrichten scheint, ist eben so lange Zeit über, als unter dem Horizonte. In der Figur läßt sich dieses auf keine Weise darstellen. Da man doch die scheinbare Himmelskugel HZRN als einen Kreis um den Mittelpunkt der Erde C vorstellen muß, weil sonst, wenn man sie um o beschreiben wollte, jeder Ort der Erde eine andere ihm eigne Himmelskugel erfordern würde, so bleibt der Theil hZr, den der Horizont abschneidet, von dem wirklichen Halbkreise HZR allezeit um die Bogen Hh, Rr unterschieden. Diese Bogen aber werden desto kleiner, oder machen einen desto unbeträchtlichern Theil des ganzen Kreises aus, je größer der Halbmesser der Himmelskugel CZ in Vergleichung mit dem Halbmesser der Erde Co angenommen wird. Ist CZ etwa 60mal so lang, als Co, so beträgt Hh etwas weniger, als einen Grad; ist CZ= 24000 Co, so macht Hh nur 8--9 Secunden aus u. s. w. Soll Hh aber gänzlich verschwinden, so muß CZ unendlich groß gegen Co, oder was eben so viel ist, Co als ein bloßer Punkt gegen CZ angesehen werden. Nun zeigen die astronomischen Beobachtungen in der That, daß bey dem scheinbaren täglichen Umlaufe der Gestirne, der Bogen Hh für den Mond ohngefähr einen Grad, für die Sonne 8--9 Secunden betrage, für die Fixsterne aber ganz unmerklich sey; woraus folget, daß der Halbmesser der Himmelskugel, wenn sich dieselbe nur bis an den Mond erstreckt, etwa 60mal; wenn sie bis an die Sonne reicht, 24000mal; wenn sie aber, wie doch nothwendig ist, bis zu den Fixsternen ausgedehnt werden soll, unendlichemal größer, als der Halbmesser der Erde, gesetzt werden muß. Das heißt, so groß uns auch die Erdkugel in Vergleichung mit den uns bekannten Maaßen scheinen mag, so ist doch ihr Halbmesser, mithin auch die ganze Kugel selbst, in Vergleichung mit dem Abstande der Fixsterne und mit der Größe des ganzen Weltgebäudes blos für einen unbeträchtlichen
chung, aſtronomiſche), ſo geht von zween Fixſternen, die einander gerade entgegenſtehen, oder um 180° aus einander ſind, der eine zu eben der Zeit unter, wenn der andere aufgeht, und ein Fixſtern, der ſeinen taͤglichen Umlauf in einem groͤßten Kreiſe zu verrichten ſcheint, iſt eben ſo lange Zeit uͤber, als unter dem Horizonte. In der Figur laͤßt ſich dieſes auf keine Weiſe darſtellen. Da man doch die ſcheinbare Himmelskugel HZRN als einen Kreis um den Mittelpunkt der Erde C vorſtellen muß, weil ſonſt, wenn man ſie um o beſchreiben wollte, jeder Ort der Erde eine andere ihm eigne Himmelskugel erfordern wuͤrde, ſo bleibt der Theil hZr, den der Horizont abſchneidet, von dem wirklichen Halbkreiſe HZR allezeit um die Bogen Hh, Rr unterſchieden. Dieſe Bogen aber werden deſto kleiner, oder machen einen deſto unbetraͤchtlichern Theil des ganzen Kreiſes aus, je groͤßer der Halbmeſſer der Himmelskugel CZ in Vergleichung mit dem Halbmeſſer der Erde Co angenommen wird. Iſt CZ etwa 60mal ſo lang, als Co, ſo betraͤgt Hh etwas weniger, als einen Grad; iſt CZ= 24000 Co, ſo macht Hh nur 8—9 Secunden aus u. ſ. w. Soll Hh aber gaͤnzlich verſchwinden, ſo muß CZ unendlich groß gegen Co, oder was eben ſo viel iſt, Co als ein bloßer Punkt gegen CZ angeſehen werden. Nun zeigen die aſtronomiſchen Beobachtungen in der That, daß bey dem ſcheinbaren taͤglichen Umlaufe der Geſtirne, der Bogen Hh fuͤr den Mond ohngefaͤhr einen Grad, fuͤr die Sonne 8—9 Secunden betrage, fuͤr die Fixſterne aber ganz unmerklich ſey; woraus folget, daß der Halbmeſſer der Himmelskugel, wenn ſich dieſelbe nur bis an den Mond erſtreckt, etwa 60mal; wenn ſie bis an die Sonne reicht, 24000mal; wenn ſie aber, wie doch nothwendig iſt, bis zu den Fixſternen ausgedehnt werden ſoll, unendlichemal groͤßer, als der Halbmeſſer der Erde, geſetzt werden muß. Das heißt, ſo groß uns auch die Erdkugel in Vergleichung mit den uns bekannten Maaßen ſcheinen mag, ſo iſt doch ihr Halbmeſſer, mithin auch die ganze Kugel ſelbſt, in Vergleichung mit dem Abſtande der Fixſterne und mit der Groͤße des ganzen Weltgebaͤudes blos fuͤr einen unbetraͤchtlichen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><hirendition="#b"><pbfacs="#f0025"xml:id="P.2.19"n="19"/><lb/>
chung, aſtronomiſche</hi>), ſo geht von zween Fixſternen, die einander gerade entgegenſtehen, oder um 180° aus einander ſind, der eine zu eben der Zeit unter, wenn der andere aufgeht, und ein Fixſtern, der ſeinen taͤglichen Umlauf in einem groͤßten Kreiſe zu verrichten ſcheint, iſt eben ſo lange Zeit uͤber, als unter dem Horizonte. In der Figur laͤßt ſich dieſes auf keine Weiſe darſtellen. Da man doch die ſcheinbare Himmelskugel <hirendition="#aq">HZRN</hi> als einen Kreis um den Mittelpunkt der Erde <hirendition="#aq">C</hi> vorſtellen muß, weil ſonſt, wenn man ſie um <hirendition="#aq">o</hi> beſchreiben wollte, jeder Ort der Erde eine andere ihm eigne Himmelskugel erfordern wuͤrde, ſo bleibt der Theil <hirendition="#aq">hZr,</hi> den der Horizont abſchneidet, von dem wirklichen Halbkreiſe <hirendition="#aq">HZR</hi> allezeit um die Bogen <hirendition="#aq">Hh, Rr</hi> unterſchieden. Dieſe Bogen aber werden deſto kleiner, oder machen einen deſto unbetraͤchtlichern Theil des ganzen Kreiſes aus, je groͤßer der Halbmeſſer der Himmelskugel <hirendition="#aq">CZ</hi> in Vergleichung mit dem Halbmeſſer der Erde <hirendition="#aq">Co</hi> angenommen wird. Iſt <hirendition="#aq">CZ</hi> etwa 60mal ſo lang, als <hirendition="#aq">Co,</hi>ſo betraͤgt <hirendition="#aq">Hh</hi> etwas weniger, als einen Grad; iſt <hirendition="#aq">CZ= 24000 Co,</hi>ſo macht <hirendition="#aq">Hh</hi> nur 8—9 Secunden aus u. ſ. w. Soll <hirendition="#aq">Hh</hi> aber gaͤnzlich verſchwinden, ſo muß <hirendition="#aq">CZ</hi> unendlich groß gegen <hirendition="#aq">Co,</hi> oder was eben ſo viel iſt, <hirendition="#aq">Co</hi> als ein bloßer Punkt gegen <hirendition="#aq">CZ</hi> angeſehen werden. Nun zeigen die aſtronomiſchen Beobachtungen in der That, daß bey dem ſcheinbaren taͤglichen Umlaufe der Geſtirne, der Bogen <hirendition="#aq">Hh</hi> fuͤr den Mond ohngefaͤhr einen Grad, fuͤr die Sonne 8—9 Secunden betrage, fuͤr die Fixſterne aber ganz unmerklich ſey; woraus folget, daß der Halbmeſſer der Himmelskugel, wenn ſich dieſelbe nur bis an den Mond erſtreckt, etwa 60mal; wenn ſie bis an die Sonne reicht, 24000mal; wenn ſie aber, wie doch nothwendig iſt, bis zu den Fixſternen ausgedehnt werden ſoll, unendlichemal groͤßer, als der Halbmeſſer der Erde, geſetzt werden muß. Das heißt, ſo groß uns auch die Erdkugel in Vergleichung mit den uns bekannten Maaßen ſcheinen mag, ſo iſt doch ihr Halbmeſſer, mithin auch die ganze Kugel ſelbſt, in Vergleichung mit dem Abſtande der Fixſterne und mit der Groͤße des ganzen Weltgebaͤudes blos fuͤr einen unbetraͤchtlichen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[19/0025]
chung, aſtronomiſche), ſo geht von zween Fixſternen, die einander gerade entgegenſtehen, oder um 180° aus einander ſind, der eine zu eben der Zeit unter, wenn der andere aufgeht, und ein Fixſtern, der ſeinen taͤglichen Umlauf in einem groͤßten Kreiſe zu verrichten ſcheint, iſt eben ſo lange Zeit uͤber, als unter dem Horizonte. In der Figur laͤßt ſich dieſes auf keine Weiſe darſtellen. Da man doch die ſcheinbare Himmelskugel HZRN als einen Kreis um den Mittelpunkt der Erde C vorſtellen muß, weil ſonſt, wenn man ſie um o beſchreiben wollte, jeder Ort der Erde eine andere ihm eigne Himmelskugel erfordern wuͤrde, ſo bleibt der Theil hZr, den der Horizont abſchneidet, von dem wirklichen Halbkreiſe HZR allezeit um die Bogen Hh, Rr unterſchieden. Dieſe Bogen aber werden deſto kleiner, oder machen einen deſto unbetraͤchtlichern Theil des ganzen Kreiſes aus, je groͤßer der Halbmeſſer der Himmelskugel CZ in Vergleichung mit dem Halbmeſſer der Erde Co angenommen wird. Iſt CZ etwa 60mal ſo lang, als Co, ſo betraͤgt Hh etwas weniger, als einen Grad; iſt CZ= 24000 Co, ſo macht Hh nur 8—9 Secunden aus u. ſ. w. Soll Hh aber gaͤnzlich verſchwinden, ſo muß CZ unendlich groß gegen Co, oder was eben ſo viel iſt, Co als ein bloßer Punkt gegen CZ angeſehen werden. Nun zeigen die aſtronomiſchen Beobachtungen in der That, daß bey dem ſcheinbaren taͤglichen Umlaufe der Geſtirne, der Bogen Hh fuͤr den Mond ohngefaͤhr einen Grad, fuͤr die Sonne 8—9 Secunden betrage, fuͤr die Fixſterne aber ganz unmerklich ſey; woraus folget, daß der Halbmeſſer der Himmelskugel, wenn ſich dieſelbe nur bis an den Mond erſtreckt, etwa 60mal; wenn ſie bis an die Sonne reicht, 24000mal; wenn ſie aber, wie doch nothwendig iſt, bis zu den Fixſternen ausgedehnt werden ſoll, unendlichemal groͤßer, als der Halbmeſſer der Erde, geſetzt werden muß. Das heißt, ſo groß uns auch die Erdkugel in Vergleichung mit den uns bekannten Maaßen ſcheinen mag, ſo iſt doch ihr Halbmeſſer, mithin auch die ganze Kugel ſelbſt, in Vergleichung mit dem Abſtande der Fixſterne und mit der Groͤße des ganzen Weltgebaͤudes blos fuͤr einen unbetraͤchtlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/25>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.