Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Einige Feuerkugeln drehen sich um ihre Axe. Gewöhnlich verschwinden sie in einigen Secunden; man hat aber auch Beyspiele, da sie mehrere Minuten lang sichtbar geblieben sind. Nach des Ulloa Erzählung (Hist. de l' acad. de Paris, 1751.) sind sie bey der Stadt Santa Maria de la Parilla so häufig, daß viele in einer Nacht gesehen werden: überhaupt aber sind sie selten. Zuweilen verschwinden sie auch ohne Schall. Alle Naturforscher gestehen einmüthig, daß die Ursache und Entstehungsart der Feuerkugeln von so ungeheuren Größen und in so beträchtlichen Höhen äußerst schwer zu begreifen sey. Musschenbroek (Introd. ad philos. natur. To. II. §. 2541.) schließt aus dem Schwefelgeruche der Feuerkugeln, daß sie aus schweflichten und andern entzündlichen Ausflüssen bestehen, welche zum Theil aus den Vulkanen, oder bey Erdbeben aus den unterirdischen Höhlen, in die Luft aufgestiegen, und vom Winde zusammengetrieben worden sind, eine Wolke bilden, und durch Zusammenkommen mit andern Dünsten, oder irgend eine andere Ursache, entzündet werden. Andere Naturforscher hingegen haben ihrer erstaunlichen Höhe, Größe und Geschwindigkeit wegen es ganz aufgegeben, sie aus irdischen Dünsten zu erklären. So hält sie Halley, (Philos. Trans. no. 341.) für Materie, die im großen Weltraume zerstreut sey, sich durch die allgemeine Anziehungskraft irgendwo gesetzt habe, und von der Erde auf ihrem Wege angetroffen werde, noch ehe sie eine ansehnliche Geschwindigkeit gegen die Sonne erhalte. Hartsoeker (Conjectures physiques, a la Haye. 1707--1710.) erklärt sie geradehin für Kometen, und Pringle (Phil. Trans. Vol. L. P. I. p. 263.) für Körper, welche beständig im Kreise umlaufen. Ich sehe doch nicht, wie man dies mit ihrem Zerplatzen vereinigen will. Als es gewöhnlich ward, alles aus der Elektricität herzuleiten, hat man auch die Feuerkugeln durch dieselbe zu erklären gesucht. Beccaria (Lettere dell' elettricismo,
Einige Feuerkugeln drehen ſich um ihre Axe. Gewoͤhnlich verſchwinden ſie in einigen Secunden; man hat aber auch Beyſpiele, da ſie mehrere Minuten lang ſichtbar geblieben ſind. Nach des Ulloa Erzaͤhlung (Hiſt. de l' acad. de Paris, 1751.) ſind ſie bey der Stadt Santa Maria de la Parilla ſo haͤufig, daß viele in einer Nacht geſehen werden: uͤberhaupt aber ſind ſie ſelten. Zuweilen verſchwinden ſie auch ohne Schall. Alle Naturforſcher geſtehen einmuͤthig, daß die Urſache und Entſtehungsart der Feuerkugeln von ſo ungeheuren Groͤßen und in ſo betraͤchtlichen Hoͤhen aͤußerſt ſchwer zu begreifen ſey. Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2541.) ſchließt aus dem Schwefelgeruche der Feuerkugeln, daß ſie aus ſchweflichten und andern entzuͤndlichen Ausfluͤſſen beſtehen, welche zum Theil aus den Vulkanen, oder bey Erdbeben aus den unterirdiſchen Hoͤhlen, in die Luft aufgeſtiegen, und vom Winde zuſammengetrieben worden ſind, eine Wolke bilden, und durch Zuſammenkommen mit andern Duͤnſten, oder irgend eine andere Urſache, entzuͤndet werden. Andere Naturforſcher hingegen haben ihrer erſtaunlichen Hoͤhe, Groͤße und Geſchwindigkeit wegen es ganz aufgegeben, ſie aus irdiſchen Duͤnſten zu erklaͤren. So haͤlt ſie Halley, (Philoſ. Trans. no. 341.) fuͤr Materie, die im großen Weltraume zerſtreut ſey, ſich durch die allgemeine Anziehungskraft irgendwo geſetzt habe, und von der Erde auf ihrem Wege angetroffen werde, noch ehe ſie eine anſehnliche Geſchwindigkeit gegen die Sonne erhalte. Hartſoeker (Conjectures phyſiques, à la Haye. 1707—1710.) erklaͤrt ſie geradehin fuͤr Kometen, und Pringle (Phil. Trans. Vol. L. P. I. p. 263.) fuͤr Koͤrper, welche beſtaͤndig im Kreiſe umlaufen. Ich ſehe doch nicht, wie man dies mit ihrem Zerplatzen vereinigen will. Als es gewoͤhnlich ward, alles aus der Elektricitaͤt herzuleiten, hat man auch die Feuerkugeln durch dieſelbe zu erklaͤren geſucht. Beccaria (Lettere dell' elettricismo, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0242" xml:id="P.2.236" n="236"/><lb/> mehr als 500 Toiſen im Durchmeſſer gehalten haben. Der Himmel war bey der Erſcheinung dieſer Kugel vollkommen klar.</p> <p>Einige Feuerkugeln drehen ſich um ihre Axe. Gewoͤhnlich verſchwinden ſie in einigen Secunden; man hat aber auch Beyſpiele, da ſie mehrere Minuten lang ſichtbar geblieben ſind. Nach des <hi rendition="#b">Ulloa</hi> Erzaͤhlung <hi rendition="#aq">(Hiſt. de l' acad. de Paris, 1751.)</hi> ſind ſie bey der Stadt Santa Maria de la Parilla ſo haͤufig, daß viele in einer Nacht geſehen werden: uͤberhaupt aber ſind ſie ſelten. Zuweilen verſchwinden ſie auch ohne Schall.</p> <p>Alle Naturforſcher geſtehen einmuͤthig, daß die Urſache und Entſtehungsart der Feuerkugeln von ſo ungeheuren Groͤßen und in ſo betraͤchtlichen Hoͤhen aͤußerſt ſchwer zu begreifen ſey. <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2541.)</hi> ſchließt aus dem Schwefelgeruche der Feuerkugeln, daß ſie aus ſchweflichten und andern entzuͤndlichen Ausfluͤſſen beſtehen, welche zum Theil aus den Vulkanen, oder bey Erdbeben aus den unterirdiſchen Hoͤhlen, in die Luft aufgeſtiegen, und vom Winde zuſammengetrieben worden ſind, eine Wolke bilden, und durch Zuſammenkommen mit andern Duͤnſten, oder irgend eine andere Urſache, entzuͤndet werden. Andere Naturforſcher hingegen haben ihrer erſtaunlichen Hoͤhe, Groͤße und Geſchwindigkeit wegen es ganz aufgegeben, ſie aus irdiſchen Duͤnſten zu erklaͤren. So haͤlt ſie <hi rendition="#b">Halley,</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. no. 341.)</hi> fuͤr Materie, die im großen Weltraume zerſtreut ſey, ſich durch die allgemeine Anziehungskraft irgendwo geſetzt habe, und von der Erde auf ihrem Wege angetroffen werde, noch ehe ſie eine anſehnliche Geſchwindigkeit gegen die Sonne erhalte. <hi rendition="#b">Hartſoeker</hi> <hi rendition="#aq">(Conjectures phyſiques, à la Haye. 1707—1710.)</hi> erklaͤrt ſie geradehin fuͤr Kometen, und <hi rendition="#b">Pringle</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. Vol. L. P. I. p. 263.)</hi> fuͤr Koͤrper, welche beſtaͤndig im Kreiſe umlaufen. Ich ſehe doch nicht, wie man dies mit ihrem Zerplatzen vereinigen will.</p> <p>Als es gewoͤhnlich ward, alles aus der Elektricitaͤt herzuleiten, hat man auch die Feuerkugeln durch dieſelbe zu erklaͤren geſucht. <hi rendition="#b">Beccaria</hi> <hi rendition="#aq">(Lettere dell' elettricismo,</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0242]
mehr als 500 Toiſen im Durchmeſſer gehalten haben. Der Himmel war bey der Erſcheinung dieſer Kugel vollkommen klar.
Einige Feuerkugeln drehen ſich um ihre Axe. Gewoͤhnlich verſchwinden ſie in einigen Secunden; man hat aber auch Beyſpiele, da ſie mehrere Minuten lang ſichtbar geblieben ſind. Nach des Ulloa Erzaͤhlung (Hiſt. de l' acad. de Paris, 1751.) ſind ſie bey der Stadt Santa Maria de la Parilla ſo haͤufig, daß viele in einer Nacht geſehen werden: uͤberhaupt aber ſind ſie ſelten. Zuweilen verſchwinden ſie auch ohne Schall.
Alle Naturforſcher geſtehen einmuͤthig, daß die Urſache und Entſtehungsart der Feuerkugeln von ſo ungeheuren Groͤßen und in ſo betraͤchtlichen Hoͤhen aͤußerſt ſchwer zu begreifen ſey. Muſſchenbroek (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2541.) ſchließt aus dem Schwefelgeruche der Feuerkugeln, daß ſie aus ſchweflichten und andern entzuͤndlichen Ausfluͤſſen beſtehen, welche zum Theil aus den Vulkanen, oder bey Erdbeben aus den unterirdiſchen Hoͤhlen, in die Luft aufgeſtiegen, und vom Winde zuſammengetrieben worden ſind, eine Wolke bilden, und durch Zuſammenkommen mit andern Duͤnſten, oder irgend eine andere Urſache, entzuͤndet werden. Andere Naturforſcher hingegen haben ihrer erſtaunlichen Hoͤhe, Groͤße und Geſchwindigkeit wegen es ganz aufgegeben, ſie aus irdiſchen Duͤnſten zu erklaͤren. So haͤlt ſie Halley, (Philoſ. Trans. no. 341.) fuͤr Materie, die im großen Weltraume zerſtreut ſey, ſich durch die allgemeine Anziehungskraft irgendwo geſetzt habe, und von der Erde auf ihrem Wege angetroffen werde, noch ehe ſie eine anſehnliche Geſchwindigkeit gegen die Sonne erhalte. Hartſoeker (Conjectures phyſiques, à la Haye. 1707—1710.) erklaͤrt ſie geradehin fuͤr Kometen, und Pringle (Phil. Trans. Vol. L. P. I. p. 263.) fuͤr Koͤrper, welche beſtaͤndig im Kreiſe umlaufen. Ich ſehe doch nicht, wie man dies mit ihrem Zerplatzen vereinigen will.
Als es gewoͤhnlich ward, alles aus der Elektricitaͤt herzuleiten, hat man auch die Feuerkugeln durch dieſelbe zu erklaͤren geſucht. Beccaria (Lettere dell' elettricismo,
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