Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die Sonnenstralen sind nicht an und für sich warm, oder wärmend: das Licht muß sich erst mit einer andern Substanz verbinden, um Feuer zu werden, und die Sonnenstralen besitzen nur das Vermögen, diese in den Körpern enthaltene Substanz, oder die Feuermaterie, zu entwickeln. Hieraus erklären sich die sonst räthselhaften Unterschiede der Temperaturen an Orten von einerley Breite, der in der Atmosphäre selbst in der dunkelsten Nacht nech übrig bleibende Lichtschimmer, und die Kälte in den obern Schichten der Atmosphäre, welche doch wenigstens eben so sehr, als die untern, von der Summe der einfallenden und zurückgeworfenen Sonnenstralen durchstrichen werden. Diesen Theil seines Systems hatte Herr de Lüc bereits in den physikalischen und moralischen Briefen über die Geschichte der Erde und des Menschen (141ster Brief u. f.) vorgetragen (s. System über die Wärme, in den leipziger Sammlungen zur Physik und Naturgeschichte, II. B. 6tes Stück. S. 643.). Wärme ist ihm Wirkung des freyen Feuers in andern Substanzen, oder der wirkliche Grad der ausdehnenden Kraft des freyen Feuers. Mit dieser ausdehnenden Kraft steht die Größe der Wärme im Verhältniß, nicht mit der Dichte des Feuers selbst. Herr de Lüc bemüht sich hiebey, aus dem Natursystem des Herrn le Sage, welches ganz auf Stoß und Bewegung gegründet ist, den Satz herzuleiten, daß alle ausdehnbare Flüßigkeiten im Verhältniß ihrer Menge und der Geschwindigkeit ihrer Bewegung wirken müssen, und daß diejenigen Substanzen die meiste Capacität für das Feuer oder für die Wärme haben oder um gleich heiß zu werden, die größte Menge Feuer erfordern, in denen die Feuertheilchen bey ihrer Bewegung durch die Kleinheit oder durch die Form der Poren am öftersten aufgehalten
Die Sonnenſtralen ſind nicht an und fuͤr ſich warm, oder waͤrmend: das Licht muß ſich erſt mit einer andern Subſtanz verbinden, um Feuer zu werden, und die Sonnenſtralen beſitzen nur das Vermoͤgen, dieſe in den Koͤrpern enthaltene Subſtanz, oder die Feuermaterie, zu entwickeln. Hieraus erklaͤren ſich die ſonſt raͤthſelhaften Unterſchiede der Temperaturen an Orten von einerley Breite, der in der Atmoſphaͤre ſelbſt in der dunkelſten Nacht nech uͤbrig bleibende Lichtſchimmer, und die Kaͤlte in den obern Schichten der Atmoſphaͤre, welche doch wenigſtens eben ſo ſehr, als die untern, von der Summe der einfallenden und zuruͤckgeworfenen Sonnenſtralen durchſtrichen werden. Dieſen Theil ſeines Syſtems hatte Herr de Luͤc bereits in den phyſikaliſchen und moraliſchen Briefen uͤber die Geſchichte der Erde und des Menſchen (141ſter Brief u. f.) vorgetragen (ſ. Syſtem uͤber die Waͤrme, in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, II. B. 6tes Stuͤck. S. 643.). Waͤrme iſt ihm Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, oder der wirkliche Grad der ausdehnenden Kraft des freyen Feuers. Mit dieſer ausdehnenden Kraft ſteht die Groͤße der Waͤrme im Verhaͤltniß, nicht mit der Dichte des Feuers ſelbſt. Herr de Luͤc bemuͤht ſich hiebey, aus dem Naturſyſtem des Herrn le Sage, welches ganz auf Stoß und Bewegung gegruͤndet iſt, den Satz herzuleiten, daß alle ausdehnbare Fluͤßigkeiten im Verhaͤltniß ihrer Menge und der Geſchwindigkeit ihrer Bewegung wirken muͤſſen, und daß diejenigen Subſtanzen die meiſte Capacitaͤt fuͤr das Feuer oder fuͤr die Waͤrme haben oder um gleich heiß zu werden, die groͤßte Menge Feuer erfordern, in denen die Feuertheilchen bey ihrer Bewegung durch die Kleinheit oder durch die Form der Poren am oͤfterſten aufgehalten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0232" xml:id="P.2.226" n="226"/><lb/> und Verdampfung ſind. Wenn ein eiſerner Stab ſchnell rings herum geſchmiedet wird, ſo wird er bald gluͤhen, oder Licht und Waͤrme verbreiten. Dieſe zwey Phaͤnomene aber werden nicht durch einerley Fluidum erzeugt. Das Licht wird befreyt durch die Zerſetzung des einen Theils vom Feuer, die Waͤrme iſt die Wirkung desjenigen Feuers, das unzerſetzt entwichen iſt.</p> <p>Die Sonnenſtralen ſind nicht an und fuͤr ſich warm, oder waͤrmend: das Licht muß ſich erſt mit einer andern Subſtanz verbinden, um Feuer zu werden, und die Sonnenſtralen beſitzen nur das Vermoͤgen, dieſe in den Koͤrpern enthaltene Subſtanz, oder die Feuermaterie, zu entwickeln. Hieraus erklaͤren ſich die ſonſt raͤthſelhaften Unterſchiede der Temperaturen an Orten von einerley Breite, der in der Atmoſphaͤre ſelbſt in der dunkelſten Nacht nech uͤbrig bleibende Lichtſchimmer, und die Kaͤlte in den obern Schichten der Atmoſphaͤre, welche doch wenigſtens eben ſo ſehr, als die untern, von der Summe der einfallenden und zuruͤckgeworfenen Sonnenſtralen durchſtrichen werden. Dieſen Theil ſeines Syſtems hatte Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> bereits in den phyſikaliſchen und moraliſchen Briefen uͤber die Geſchichte der Erde und des Menſchen (141ſter Brief u. f.) vorgetragen (ſ. Syſtem uͤber die Waͤrme, in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 6tes Stuͤck. S. 643.).</p> <p><hi rendition="#b">Waͤrme</hi> iſt ihm Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, oder der wirkliche Grad der <hi rendition="#b">ausdehnenden Kraft</hi> des freyen Feuers. Mit dieſer ausdehnenden Kraft ſteht die Groͤße der Waͤrme im Verhaͤltniß, nicht mit der Dichte des Feuers ſelbſt. Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> bemuͤht ſich hiebey, aus dem Naturſyſtem des Herrn <hi rendition="#b">le Sage,</hi> welches ganz auf Stoß und Bewegung gegruͤndet iſt, den Satz herzuleiten, daß alle ausdehnbare Fluͤßigkeiten im Verhaͤltniß ihrer Menge und der Geſchwindigkeit ihrer Bewegung wirken muͤſſen, und daß diejenigen Subſtanzen die meiſte Capacitaͤt fuͤr das Feuer oder fuͤr die Waͤrme haben oder um gleich heiß zu werden, die groͤßte Menge Feuer erfordern, in denen die Feuertheilchen bey ihrer Bewegung durch die Kleinheit oder durch die Form der Poren am oͤfterſten aufgehalten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0232]
und Verdampfung ſind. Wenn ein eiſerner Stab ſchnell rings herum geſchmiedet wird, ſo wird er bald gluͤhen, oder Licht und Waͤrme verbreiten. Dieſe zwey Phaͤnomene aber werden nicht durch einerley Fluidum erzeugt. Das Licht wird befreyt durch die Zerſetzung des einen Theils vom Feuer, die Waͤrme iſt die Wirkung desjenigen Feuers, das unzerſetzt entwichen iſt.
Die Sonnenſtralen ſind nicht an und fuͤr ſich warm, oder waͤrmend: das Licht muß ſich erſt mit einer andern Subſtanz verbinden, um Feuer zu werden, und die Sonnenſtralen beſitzen nur das Vermoͤgen, dieſe in den Koͤrpern enthaltene Subſtanz, oder die Feuermaterie, zu entwickeln. Hieraus erklaͤren ſich die ſonſt raͤthſelhaften Unterſchiede der Temperaturen an Orten von einerley Breite, der in der Atmoſphaͤre ſelbſt in der dunkelſten Nacht nech uͤbrig bleibende Lichtſchimmer, und die Kaͤlte in den obern Schichten der Atmoſphaͤre, welche doch wenigſtens eben ſo ſehr, als die untern, von der Summe der einfallenden und zuruͤckgeworfenen Sonnenſtralen durchſtrichen werden. Dieſen Theil ſeines Syſtems hatte Herr de Luͤc bereits in den phyſikaliſchen und moraliſchen Briefen uͤber die Geſchichte der Erde und des Menſchen (141ſter Brief u. f.) vorgetragen (ſ. Syſtem uͤber die Waͤrme, in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, II. B. 6tes Stuͤck. S. 643.).
Waͤrme iſt ihm Wirkung des freyen Feuers in andern Subſtanzen, oder der wirkliche Grad der ausdehnenden Kraft des freyen Feuers. Mit dieſer ausdehnenden Kraft ſteht die Groͤße der Waͤrme im Verhaͤltniß, nicht mit der Dichte des Feuers ſelbſt. Herr de Luͤc bemuͤht ſich hiebey, aus dem Naturſyſtem des Herrn le Sage, welches ganz auf Stoß und Bewegung gegruͤndet iſt, den Satz herzuleiten, daß alle ausdehnbare Fluͤßigkeiten im Verhaͤltniß ihrer Menge und der Geſchwindigkeit ihrer Bewegung wirken muͤſſen, und daß diejenigen Subſtanzen die meiſte Capacitaͤt fuͤr das Feuer oder fuͤr die Waͤrme haben oder um gleich heiß zu werden, die groͤßte Menge Feuer erfordern, in denen die Feuertheilchen bey ihrer Bewegung durch die Kleinheit oder durch die Form der Poren am oͤfterſten aufgehalten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |