Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
De Lüc (Neue Ideen über die Meteorologie, Berlin und Stettin, 1787. 8. Erster Theil, §. 115--264.) setzt das Feuer unter die Klasse der Dünste, die er von der Klasse der luftförmigen Substanzen unterscheidet. Alle Substanzen beyder Klassen bestehen nach seinem System aus einer fortleitenden Flüßigkeit (fluide deferent) und einer bloß schweren Substanz (substance purement grave), die sich bey den Dünsten von jener Flüßigkeit durch bloßen Druck losmacht, bey den luftförmigen Substanzen aber weit fester mit ihr zusammenhängt. Bey den Dünsten macht sich das fortleitende Fluidum seiner Seits auch von selbst frey, um sein Gleichgewicht herzustellen; und es giebt der schweren Substanz mehr ausdehnende Kraft, wenn es in mehrerm Ueberflusse zugegen ist. Beym Feuer nun hält de Lüc die fortleitende Flüßigkeit für das Licht, und giebt der blos schweren Substanz den Namen der Feuermaterie; ob er gleich gesteht, daß ihm diese Substanz, als von dem Lichte abgesondert, und für sich allein existirend, gänzlich unbekannt sey. Das Licht verliert durch seine Verbindung mit der Feuermaterie das Vermögen zu leuchten, erzeugt aber dagegen ein neues sehr auszeichnendes Phänomen, die Wärme. Das Feuer hat eine größte Dichtigkeit, über welche hinaus sich ein Theil davon zersetzt und also wieder leuchtend wird. Dieses Größte ist das Glühen, und die höchste Stufe desselben das Weißglühen, wobey die Zersetzung des Feuers sich auf alle Klassen der Lichttheilchen erstreckt. Durch dieses Größte wird der Grad der Hitze, den wir durch Kunst hervorbringen können, die Ofenwärme, eingeschränkt, deren Wirkungen Ausdehnung, Schmelzung
De Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, Berlin und Stettin, 1787. 8. Erſter Theil, §. 115—264.) ſetzt das Feuer unter die Klaſſe der Duͤnſte, die er von der Klaſſe der luftfoͤrmigen Subſtanzen unterſcheidet. Alle Subſtanzen beyder Klaſſen beſtehen nach ſeinem Syſtem aus einer fortleitenden Fluͤßigkeit (fluide deferent) und einer bloß ſchweren Subſtanz (ſubſtance purement grave), die ſich bey den Duͤnſten von jener Fluͤßigkeit durch bloßen Druck losmacht, bey den luftfoͤrmigen Subſtanzen aber weit feſter mit ihr zuſammenhaͤngt. Bey den Duͤnſten macht ſich das fortleitende Fluidum ſeiner Seits auch von ſelbſt frey, um ſein Gleichgewicht herzuſtellen; und es giebt der ſchweren Subſtanz mehr ausdehnende Kraft, wenn es in mehrerm Ueberfluſſe zugegen iſt. Beym Feuer nun haͤlt de Luͤc die fortleitende Fluͤßigkeit fuͤr das Licht, und giebt der blos ſchweren Subſtanz den Namen der Feuermaterie; ob er gleich geſteht, daß ihm dieſe Subſtanz, als von dem Lichte abgeſondert, und fuͤr ſich allein exiſtirend, gaͤnzlich unbekannt ſey. Das Licht verliert durch ſeine Verbindung mit der Feuermaterie das Vermoͤgen zu leuchten, erzeugt aber dagegen ein neues ſehr auszeichnendes Phaͤnomen, die Waͤrme. Das Feuer hat eine groͤßte Dichtigkeit, uͤber welche hinaus ſich ein Theil davon zerſetzt und alſo wieder leuchtend wird. Dieſes Groͤßte iſt das Gluͤhen, und die hoͤchſte Stufe deſſelben das Weißgluͤhen, wobey die Zerſetzung des Feuers ſich auf alle Klaſſen der Lichttheilchen erſtreckt. Durch dieſes Groͤßte wird der Grad der Hitze, den wir durch Kunſt hervorbringen koͤnnen, die Ofenwaͤrme, eingeſchraͤnkt, deren Wirkungen Ausdehnung, Schmelzung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0231" xml:id="P.2.225" n="225"/><lb/> die von <hi rendition="#b">Morgan</hi> dagegen gemachten Einwendungen von keiner Erheblichkeit. Herr <hi rendition="#b">de Luͤc,</hi> welcher weit ſtaͤrkere Zweifel gegen dieſe Hypotheſe vorgetragen hat, verſichert <hi rendition="#aq">(Idées ſur la metéorologie §. 168.),</hi> D. <hi rendition="#b">Crawford</hi> habe ihm eingeſtanden, daß er mit ſeinen bisherigen Verſuchen zwar ſelbſt nicht ganz zufrieden ſey, aber doch alle ihm gemachte Zweifel zu heben hoffe. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">De Luͤc's Theorie vom Feuer.</hi></hi></p> <p><hi rendition="#b">De Luͤc</hi> (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, Berlin und Stettin, 1787. 8. Erſter Theil, §. 115—264.) ſetzt das Feuer unter die Klaſſe der Duͤnſte, die er von der Klaſſe der luftfoͤrmigen Subſtanzen unterſcheidet. Alle Subſtanzen beyder Klaſſen beſtehen nach ſeinem Syſtem aus einer <hi rendition="#b">fortleitenden Fluͤßigkeit</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(fluide deferent)</hi></hi> und einer <hi rendition="#b">bloß ſchweren Subſtanz</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(ſubſtance purement grave</hi>),</hi> die ſich bey den Duͤnſten von jener Fluͤßigkeit durch bloßen Druck losmacht, bey den luftfoͤrmigen Subſtanzen aber weit feſter mit ihr zuſammenhaͤngt. Bey den Duͤnſten macht ſich das fortleitende Fluidum ſeiner Seits auch von ſelbſt frey, um ſein Gleichgewicht herzuſtellen; und es giebt der ſchweren Subſtanz mehr ausdehnende Kraft, wenn es in mehrerm Ueberfluſſe zugegen iſt. Beym Feuer nun haͤlt <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> die fortleitende Fluͤßigkeit fuͤr das <hi rendition="#b">Licht,</hi> und giebt der blos ſchweren Subſtanz den Namen der <hi rendition="#b">Feuermaterie;</hi> ob er gleich geſteht, daß ihm dieſe Subſtanz, als von dem Lichte abgeſondert, und fuͤr ſich allein exiſtirend, gaͤnzlich unbekannt ſey. Das Licht verliert durch ſeine Verbindung mit der Feuermaterie das Vermoͤgen zu leuchten, erzeugt aber dagegen ein neues ſehr auszeichnendes Phaͤnomen, die <hi rendition="#b">Waͤrme.</hi> Das Feuer hat eine groͤßte Dichtigkeit, uͤber welche hinaus ſich ein Theil davon zerſetzt und alſo wieder leuchtend wird. Dieſes Groͤßte iſt das <hi rendition="#b">Gluͤhen,</hi> und die hoͤchſte Stufe deſſelben das Weißgluͤhen, wobey die Zerſetzung des Feuers ſich auf alle Klaſſen der Lichttheilchen erſtreckt. Durch dieſes Groͤßte wird der Grad der Hitze, den wir durch Kunſt hervorbringen koͤnnen, die <hi rendition="#b">Ofenwaͤrme,</hi> eingeſchraͤnkt, deren Wirkungen Ausdehnung, Schmelzung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0231]
die von Morgan dagegen gemachten Einwendungen von keiner Erheblichkeit. Herr de Luͤc, welcher weit ſtaͤrkere Zweifel gegen dieſe Hypotheſe vorgetragen hat, verſichert (Idées ſur la metéorologie §. 168.), D. Crawford habe ihm eingeſtanden, daß er mit ſeinen bisherigen Verſuchen zwar ſelbſt nicht ganz zufrieden ſey, aber doch alle ihm gemachte Zweifel zu heben hoffe. De Luͤc's Theorie vom Feuer.
De Luͤc (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, Berlin und Stettin, 1787. 8. Erſter Theil, §. 115—264.) ſetzt das Feuer unter die Klaſſe der Duͤnſte, die er von der Klaſſe der luftfoͤrmigen Subſtanzen unterſcheidet. Alle Subſtanzen beyder Klaſſen beſtehen nach ſeinem Syſtem aus einer fortleitenden Fluͤßigkeit (fluide deferent) und einer bloß ſchweren Subſtanz (ſubſtance purement grave), die ſich bey den Duͤnſten von jener Fluͤßigkeit durch bloßen Druck losmacht, bey den luftfoͤrmigen Subſtanzen aber weit feſter mit ihr zuſammenhaͤngt. Bey den Duͤnſten macht ſich das fortleitende Fluidum ſeiner Seits auch von ſelbſt frey, um ſein Gleichgewicht herzuſtellen; und es giebt der ſchweren Subſtanz mehr ausdehnende Kraft, wenn es in mehrerm Ueberfluſſe zugegen iſt. Beym Feuer nun haͤlt de Luͤc die fortleitende Fluͤßigkeit fuͤr das Licht, und giebt der blos ſchweren Subſtanz den Namen der Feuermaterie; ob er gleich geſteht, daß ihm dieſe Subſtanz, als von dem Lichte abgeſondert, und fuͤr ſich allein exiſtirend, gaͤnzlich unbekannt ſey. Das Licht verliert durch ſeine Verbindung mit der Feuermaterie das Vermoͤgen zu leuchten, erzeugt aber dagegen ein neues ſehr auszeichnendes Phaͤnomen, die Waͤrme. Das Feuer hat eine groͤßte Dichtigkeit, uͤber welche hinaus ſich ein Theil davon zerſetzt und alſo wieder leuchtend wird. Dieſes Groͤßte iſt das Gluͤhen, und die hoͤchſte Stufe deſſelben das Weißgluͤhen, wobey die Zerſetzung des Feuers ſich auf alle Klaſſen der Lichttheilchen erſtreckt. Durch dieſes Groͤßte wird der Grad der Hitze, den wir durch Kunſt hervorbringen koͤnnen, die Ofenwaͤrme, eingeſchraͤnkt, deren Wirkungen Ausdehnung, Schmelzung
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