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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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den kürzesten Weg, die Zusammensetzung zu entdecken. Es bleibt immer Verdienst genug, in so kurzer Zeit eine wichtige Erfindung errathen, ausgeführt und zu solchen Entdeckungen genützt zu haben, wobey wenig darauf ankömmt, ob der Weg dazu durch die Theorie oder durch Versuche gegangen ist.

Auch hat noch ein Neapolitaner Franz Fontana (Novae terrestrium et caelestium observationes. Neap. 1646. 4.) auf die Erfindung des astronomischen Fernrohrs Anspruch gemacht, in dessen Besitz er schon im Jahre 1608 gewesen seyn will. Man hat aber seine Anforderungen, mit denen er so spät erst hervortrat, in keine Betrachtung gezogen.

Dies ist das vornehmste, was von der Geschichte der Erfindung des Fernrohrs angeführt zu werden verdiente. Das Resultat davon ist, daß wir dieses Werkzeug den middelburgischen Brillenmachern, seit dem Anfange des siebzehnten Jahrhunderts, zu verdanken haben. Die Erzählung, daß die Kinder des Lippersheim mit Gläsern gespielt, die Wetterfahne des Kirchthurms zufälliger Weise sehr groß gesehen, und ihren Vater dadurch veranlasset haben sollen, die Gläser in ein Rohr zu fassen, findet sich zwar beym Montucla und Priestley; ich habe aber die eigentliche Quelle derselben nicht auffinden können.

Dieses erste Fernrohr hat den Namen des holländischen oder galileischen behalten. In der Folge sind noch mehrere Einrichtungen hinzugekommen, wovon ich das astronomische Fernrohr, das Erdrohr, und Huygens Methode, die Gläser ohne Röhren zu gebrauchen, hier unter eignen Abschnitten erklären will. Von den Spiegelteleskopen und achromatischen Fernröhren handeln besondere Artikel dieses Wörterbuchs.

Holländisches oder Galileisches Fernrohr, Tubus Batavus, Hollandicus, Galilaeanus, Telescopium Batavum, etc Telescope Hollandois ou de Galilee, Lunette Batavique. Das Fernrohr nach seiner ersten ursprünglichen Einrichtung, nach welcher es aus einem erhabnen Vorderglase (Objectivglase), und einem hohlen Augenglase (Oculare) besteht, welche in die Enden


den kuͤrzeſten Weg, die Zuſammenſetzung zu entdecken. Es bleibt immer Verdienſt genug, in ſo kurzer Zeit eine wichtige Erfindung errathen, ausgefuͤhrt und zu ſolchen Entdeckungen genuͤtzt zu haben, wobey wenig darauf ankoͤmmt, ob der Weg dazu durch die Theorie oder durch Verſuche gegangen iſt.

Auch hat noch ein Neapolitaner Franz Fontana (Novae terreſtrium et caeleſtium obſervationes. Neap. 1646. 4.) auf die Erfindung des aſtronomiſchen Fernrohrs Anſpruch gemacht, in deſſen Beſitz er ſchon im Jahre 1608 geweſen ſeyn will. Man hat aber ſeine Anforderungen, mit denen er ſo ſpaͤt erſt hervortrat, in keine Betrachtung gezogen.

Dies iſt das vornehmſte, was von der Geſchichte der Erfindung des Fernrohrs angefuͤhrt zu werden verdiente. Das Reſultat davon iſt, daß wir dieſes Werkzeug den middelburgiſchen Brillenmachern, ſeit dem Anfange des ſiebzehnten Jahrhunderts, zu verdanken haben. Die Erzaͤhlung, daß die Kinder des Lippersheim mit Glaͤſern geſpielt, die Wetterfahne des Kirchthurms zufaͤlliger Weiſe ſehr groß geſehen, und ihren Vater dadurch veranlaſſet haben ſollen, die Glaͤſer in ein Rohr zu faſſen, findet ſich zwar beym Montucla und Prieſtley; ich habe aber die eigentliche Quelle derſelben nicht auffinden koͤnnen.

Dieſes erſte Fernrohr hat den Namen des hollaͤndiſchen oder galileiſchen behalten. In der Folge ſind noch mehrere Einrichtungen hinzugekommen, wovon ich das aſtronomiſche Fernrohr, das Erdrohr, und Huygens Methode, die Glaͤſer ohne Roͤhren zu gebrauchen, hier unter eignen Abſchnitten erklaͤren will. Von den Spiegelteleſkopen und achromatiſchen Fernroͤhren handeln beſondere Artikel dieſes Woͤrterbuchs.

Hollaͤndiſches oder Galileiſches Fernrohr, Tubus Batavus, Hollandicus, Galilaeanus, Teleſcopium Batavum, etc Teleſcope Hollandois ou de Galilée, Lunette Batavique. Das Fernrohr nach ſeiner erſten urſpruͤnglichen Einrichtung, nach welcher es aus einem erhabnen Vorderglaſe (Objectivglaſe), und einem hohlen Augenglaſe (Oculare) beſteht, welche in die Enden

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[183/0189] den kuͤrzeſten Weg, die Zuſammenſetzung zu entdecken. Es bleibt immer Verdienſt genug, in ſo kurzer Zeit eine wichtige Erfindung errathen, ausgefuͤhrt und zu ſolchen Entdeckungen genuͤtzt zu haben, wobey wenig darauf ankoͤmmt, ob der Weg dazu durch die Theorie oder durch Verſuche gegangen iſt. Auch hat noch ein Neapolitaner Franz Fontana (Novae terreſtrium et caeleſtium obſervationes. Neap. 1646. 4.) auf die Erfindung des aſtronomiſchen Fernrohrs Anſpruch gemacht, in deſſen Beſitz er ſchon im Jahre 1608 geweſen ſeyn will. Man hat aber ſeine Anforderungen, mit denen er ſo ſpaͤt erſt hervortrat, in keine Betrachtung gezogen. Dies iſt das vornehmſte, was von der Geſchichte der Erfindung des Fernrohrs angefuͤhrt zu werden verdiente. Das Reſultat davon iſt, daß wir dieſes Werkzeug den middelburgiſchen Brillenmachern, ſeit dem Anfange des ſiebzehnten Jahrhunderts, zu verdanken haben. Die Erzaͤhlung, daß die Kinder des Lippersheim mit Glaͤſern geſpielt, die Wetterfahne des Kirchthurms zufaͤlliger Weiſe ſehr groß geſehen, und ihren Vater dadurch veranlaſſet haben ſollen, die Glaͤſer in ein Rohr zu faſſen, findet ſich zwar beym Montucla und Prieſtley; ich habe aber die eigentliche Quelle derſelben nicht auffinden koͤnnen. Dieſes erſte Fernrohr hat den Namen des hollaͤndiſchen oder galileiſchen behalten. In der Folge ſind noch mehrere Einrichtungen hinzugekommen, wovon ich das aſtronomiſche Fernrohr, das Erdrohr, und Huygens Methode, die Glaͤſer ohne Roͤhren zu gebrauchen, hier unter eignen Abſchnitten erklaͤren will. Von den Spiegelteleſkopen und achromatiſchen Fernroͤhren handeln beſondere Artikel dieſes Woͤrterbuchs. Hollaͤndiſches oder Galileiſches Fernrohr, Tubus Batavus, Hollandicus, Galilaeanus, Teleſcopium Batavum, etc Teleſcope Hollandois ou de Galilée, Lunette Batavique. Das Fernrohr nach ſeiner erſten urſpruͤnglichen Einrichtung, nach welcher es aus einem erhabnen Vorderglaſe (Objectivglaſe), und einem hohlen Augenglaſe (Oculare) beſteht, welche in die Enden

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/189>, abgerufen am 21.11.2024.