Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Sohn bezeuget, sein Vater habe schon im Jahre 1590 Fernröhre verfertiget und eines davon dem Prinzen Moritz, das andere dem Erzherzog Albrecht überreichet. Jansens Schwester hingegen erinnert sich nur bis 1610 zurück. Drey andere Einwohner von Middelburg versichern, daß daselbst schon vor 1600, oder 1605, oder 1610 Fernröhre von dem Brillenmacher Hans Laprey verfertiget worden, welcher wohl mit dem von Sirturus genannten Lippersein einerley Person seyn mag.

Diese Zeugnisse begleitet Borel mit einem Briefe eines holländischen Gesandten Wilhelm Boreel, welcher den erwähnten Zacharias Jansen, und dessen Vater, von Jugend auf sehr genau gekannt haben will. Er erzählt, diese Künstler hätten nicht allein dem Erzherzog Albrecht ein zusammengesetztes Mikroskop überreicht, s. Mikroskop, sondern auch gegen das Jahr 1610 die Teleskope erfunden, und eines davon dem Prinzen Moritz übergeben, der es aber als ein im Kriege brauchbares Werkzeug nicht habe wollen bekannt werden lassen. Dennoch sey das Geheimniß verrathen worden; ein Unbekannter habe den Erfinder in Middelburg aufgesucht, sey aber durch einen Irrthum an Johann Laprey gekommen, der aus den vorgelegten Fragen die Sache errathen, die Fernröhre nachgemacht und zuerst öffentlich verkauft habe. Daher habe man ihn zwar für den Erfinder gehalten; allein es sey dieser Irrthum bald hernach entdeckt worden. Adrian Metius und Drebbel, welche nach Middelburg gekommen wären, hätten sich gerade an die Jansens gewendet, um Fernröhre von ihnen zu kaufen rc. Man kan nicht läugnen, daß diese Erzählung viel wahrscheinliches hat, und die angeführten Aussagen unter sich und mit der Nachricht des Sirturus sehr wohl vereiniget.

Auch Huygens sagt in seiner Dioptrik (in Opusc. posthumis Lugd. Bat. 1703. 4. p. 136.), er wisse gewiß, daß schon vor Metius um 1609 ein Künstler in Middelburg, es möchte nun Lippersheim oder Jansen gewesen seyn, Teleskope verfertiget habe.


Sohn bezeuget, ſein Vater habe ſchon im Jahre 1590 Fernroͤhre verfertiget und eines davon dem Prinzen Moritz, das andere dem Erzherzog Albrecht uͤberreichet. Janſens Schweſter hingegen erinnert ſich nur bis 1610 zuruͤck. Drey andere Einwohner von Middelburg verſichern, daß daſelbſt ſchon vor 1600, oder 1605, oder 1610 Fernroͤhre von dem Brillenmacher Hans Laprey verfertiget worden, welcher wohl mit dem von Sirturus genannten Lipperſein einerley Perſon ſeyn mag.

Dieſe Zeugniſſe begleitet Borel mit einem Briefe eines hollaͤndiſchen Geſandten Wilhelm Boreel, welcher den erwaͤhnten Zacharias Janſen, und deſſen Vater, von Jugend auf ſehr genau gekannt haben will. Er erzaͤhlt, dieſe Kuͤnſtler haͤtten nicht allein dem Erzherzog Albrecht ein zuſammengeſetztes Mikroſkop uͤberreicht, ſ. Mikroſkop, ſondern auch gegen das Jahr 1610 die Teleſkope erfunden, und eines davon dem Prinzen Moritz uͤbergeben, der es aber als ein im Kriege brauchbares Werkzeug nicht habe wollen bekannt werden laſſen. Dennoch ſey das Geheimniß verrathen worden; ein Unbekannter habe den Erfinder in Middelburg aufgeſucht, ſey aber durch einen Irrthum an Johann Laprey gekommen, der aus den vorgelegten Fragen die Sache errathen, die Fernroͤhre nachgemacht und zuerſt oͤffentlich verkauft habe. Daher habe man ihn zwar fuͤr den Erfinder gehalten; allein es ſey dieſer Irrthum bald hernach entdeckt worden. Adrian Metius und Drebbel, welche nach Middelburg gekommen waͤren, haͤtten ſich gerade an die Janſens gewendet, um Fernroͤhre von ihnen zu kaufen rc. Man kan nicht laͤugnen, daß dieſe Erzaͤhlung viel wahrſcheinliches hat, und die angefuͤhrten Ausſagen unter ſich und mit der Nachricht des Sirturus ſehr wohl vereiniget.

Auch Huygens ſagt in ſeiner Dioptrik (in Opuſc. poſthumis Lugd. Bat. 1703. 4. p. 136.), er wiſſe gewiß, daß ſchon vor Metius um 1609 ein Kuͤnſtler in Middelburg, es moͤchte nun Lippersheim oder Janſen geweſen ſeyn, Teleſkope verfertiget habe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0186" xml:id="P.2.180" n="180"/><lb/>
Sohn bezeuget, &#x017F;ein Vater habe &#x017F;chon im Jahre 1590 Fernro&#x0364;hre verfertiget und eines davon dem Prinzen Moritz, das andere dem Erzherzog Albrecht u&#x0364;berreichet. Jan&#x017F;ens Schwe&#x017F;ter hingegen erinnert &#x017F;ich nur bis 1610 zuru&#x0364;ck. Drey andere Einwohner von Middelburg ver&#x017F;ichern, daß da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon vor 1600, oder 1605, oder 1610 Fernro&#x0364;hre von dem Brillenmacher <hi rendition="#b">Hans Laprey</hi> verfertiget worden, welcher wohl mit dem von Sirturus genannten Lipper&#x017F;ein einerley Per&#x017F;on &#x017F;eyn mag.</p>
            <p>Die&#x017F;e Zeugni&#x017F;&#x017F;e begleitet <hi rendition="#b">Borel</hi> mit einem Briefe eines holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten <hi rendition="#b">Wilhelm Boreel,</hi> welcher den erwa&#x0364;hnten Zacharias Jan&#x017F;en, und de&#x017F;&#x017F;en Vater, von Jugend auf &#x017F;ehr genau gekannt haben will. Er erza&#x0364;hlt, die&#x017F;e Ku&#x0364;n&#x017F;tler ha&#x0364;tten nicht allein dem Erzherzog Albrecht ein zu&#x017F;ammenge&#x017F;etztes Mikro&#x017F;kop u&#x0364;berreicht, &#x017F;. <hi rendition="#b">Mikro&#x017F;kop,</hi> &#x017F;ondern auch gegen das Jahr 1610 die Tele&#x017F;kope erfunden, und eines davon dem Prinzen Moritz u&#x0364;bergeben, der es aber als ein im Kriege brauchbares Werkzeug nicht habe wollen bekannt werden la&#x017F;&#x017F;en. Dennoch &#x017F;ey das Geheimniß verrathen worden; ein Unbekannter habe den Erfinder in Middelburg aufge&#x017F;ucht, &#x017F;ey aber durch einen Irrthum an <hi rendition="#b">Johann Laprey</hi> gekommen, der aus den vorgelegten Fragen die Sache errathen, die Fernro&#x0364;hre nachgemacht und zuer&#x017F;t o&#x0364;ffentlich verkauft habe. Daher habe man ihn zwar fu&#x0364;r den Erfinder gehalten; allein es &#x017F;ey die&#x017F;er Irrthum bald hernach entdeckt worden. <hi rendition="#b">Adrian Metius</hi> und <hi rendition="#b">Drebbel,</hi> welche nach Middelburg gekommen wa&#x0364;ren, ha&#x0364;tten &#x017F;ich gerade an die Jan&#x017F;ens gewendet, um Fernro&#x0364;hre von ihnen zu kaufen rc. Man kan nicht la&#x0364;ugnen, daß die&#x017F;e Erza&#x0364;hlung viel wahr&#x017F;cheinliches hat, und die angefu&#x0364;hrten Aus&#x017F;agen unter &#x017F;ich und mit der Nachricht des Sirturus &#x017F;ehr wohl vereiniget.</p>
            <p>Auch <hi rendition="#b">Huygens</hi> &#x017F;agt in &#x017F;einer Dioptrik (<hi rendition="#aq">in Opu&#x017F;c. po&#x017F;thumis Lugd. Bat. 1703. 4. p. 136.</hi>), er wi&#x017F;&#x017F;e gewiß, daß &#x017F;chon vor Metius um 1609 ein Ku&#x0364;n&#x017F;tler in Middelburg, es mo&#x0364;chte nun Lippersheim oder Jan&#x017F;en gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, Tele&#x017F;kope verfertiget habe.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0186] Sohn bezeuget, ſein Vater habe ſchon im Jahre 1590 Fernroͤhre verfertiget und eines davon dem Prinzen Moritz, das andere dem Erzherzog Albrecht uͤberreichet. Janſens Schweſter hingegen erinnert ſich nur bis 1610 zuruͤck. Drey andere Einwohner von Middelburg verſichern, daß daſelbſt ſchon vor 1600, oder 1605, oder 1610 Fernroͤhre von dem Brillenmacher Hans Laprey verfertiget worden, welcher wohl mit dem von Sirturus genannten Lipperſein einerley Perſon ſeyn mag. Dieſe Zeugniſſe begleitet Borel mit einem Briefe eines hollaͤndiſchen Geſandten Wilhelm Boreel, welcher den erwaͤhnten Zacharias Janſen, und deſſen Vater, von Jugend auf ſehr genau gekannt haben will. Er erzaͤhlt, dieſe Kuͤnſtler haͤtten nicht allein dem Erzherzog Albrecht ein zuſammengeſetztes Mikroſkop uͤberreicht, ſ. Mikroſkop, ſondern auch gegen das Jahr 1610 die Teleſkope erfunden, und eines davon dem Prinzen Moritz uͤbergeben, der es aber als ein im Kriege brauchbares Werkzeug nicht habe wollen bekannt werden laſſen. Dennoch ſey das Geheimniß verrathen worden; ein Unbekannter habe den Erfinder in Middelburg aufgeſucht, ſey aber durch einen Irrthum an Johann Laprey gekommen, der aus den vorgelegten Fragen die Sache errathen, die Fernroͤhre nachgemacht und zuerſt oͤffentlich verkauft habe. Daher habe man ihn zwar fuͤr den Erfinder gehalten; allein es ſey dieſer Irrthum bald hernach entdeckt worden. Adrian Metius und Drebbel, welche nach Middelburg gekommen waͤren, haͤtten ſich gerade an die Janſens gewendet, um Fernroͤhre von ihnen zu kaufen rc. Man kan nicht laͤugnen, daß dieſe Erzaͤhlung viel wahrſcheinliches hat, und die angefuͤhrten Ausſagen unter ſich und mit der Nachricht des Sirturus ſehr wohl vereiniget. Auch Huygens ſagt in ſeiner Dioptrik (in Opuſc. poſthumis Lugd. Bat. 1703. 4. p. 136.), er wiſſe gewiß, daß ſchon vor Metius um 1609 ein Kuͤnſtler in Middelburg, es moͤchte nun Lippersheim oder Janſen geweſen ſeyn, Teleſkope verfertiget habe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/186
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/186>, abgerufen am 06.05.2024.