als durch wirkliche Versuche erfahren kan. Man findet Materien, bey denen die mittlern Brechungsverhältniße fast gleich, die Zerstreuungen hingegen sehr verschieden sind. Bey Dollonds Crown - und Flintglase sind jene Verhältnisse 1,53:1 und 1,58:1; die Zerstreuungen aber verhalten sich, wie 2 zu 3.
Was das Glas betrift, so hat Johann Ernst Zeiher, nachmaliger Professor der Mathematik in Wittenberg, durch seine in Petersburg angestellten Versuche gefunden, daß ein stärkerer Zusatz von Bleykalk nicht allein die mittlere Brechung, sondern auch die Farbenzerstreuung beträchtlich vergrößere. Er bereitete sechserley Glasarten aus Mennige und Kiesel, deren Verhältnisse folgende Tafel angiebt.
Verhältniß der Mennige
Mittlere Brechung
Zerstreuungsverhältniß
und Kiesel
aus Luft in Glas
in Vergleichung mit ge-
meinem Glase.
I.
-- -- 3 : 1
2028 : 1000
4800 : 1000
II.
-- -- 2 : 1
1830 : 1000
3550 : 1000
III.
-- -- 1 : 1
1787 : 1000
3259 : 1000
IV.
-- -- 3/4 : 1
1732 : 1000
2207 : 1000
V.
-- -- 1/2 : 1
1724 : 1000
1800 : 1000
VI.
-- -- 1/4 : 1
1664 : 1000
1354 : 1000
Die erste dieser Glasarten ist besonders merkwürdig. Sie bricht das Licht stärker, als im Verhältnisse 2:1, und zerstreut die Farben fast fünfmal mehr, als das gemeine Glas. Als aber Zeiher diesen Glasarten noch Laugensalze zusetzte, fand er mit Verwunderung, daß dadurch die mittlere Brechung sehr vermindert ward, ohne daß sich die Farbenzerstreuung merklich änderte. Er erhielt endlich eine Gattung Glas, bey der das mittlere Brechungsverhältniß 1,61:1 war, und die doch das Licht dreymal stärker, als das gemeine Glas, zerstreute (s. Zeihers Abhandl. von denjenigen Glasarten, welche eine verschiedene Kraft, die Farben zu zerstreuen, besitzen. Petersburg, 1763. 4.)
Methoden, die Farbenzerstreuung der Gläser zu messen, nebst mehrern Versuchen hierüber hat der Düc de Chaulnes in den Memoires de l' Acad. Roy. des Sc. de Prusse.
als durch wirkliche Verſuche erfahren kan. Man findet Materien, bey denen die mittlern Brechungsverhaͤltniße faſt gleich, die Zerſtreuungen hingegen ſehr verſchieden ſind. Bey Dollonds Crown - und Flintglaſe ſind jene Verhaͤltniſſe 1,53:1 und 1,58:1; die Zerſtreuungen aber verhalten ſich, wie 2 zu 3.
Was das Glas betrift, ſo hat Johann Ernſt Zeiher, nachmaliger Profeſſor der Mathematik in Wittenberg, durch ſeine in Petersburg angeſtellten Verſuche gefunden, daß ein ſtaͤrkerer Zuſatz von Bleykalk nicht allein die mittlere Brechung, ſondern auch die Farbenzerſtreuung betraͤchtlich vergroͤßere. Er bereitete ſechſerley Glasarten aus Mennige und Kieſel, deren Verhaͤltniſſe folgende Tafel angiebt.
Verhaͤltniß der Mennige
Mittlere Brechung
Zerſtreuungsverhaͤltniß
und Kieſel
aus Luft in Glas
in Vergleichung mit ge-
meinem Glaſe.
I.
— — 3 : 1
2028 : 1000
4800 : 1000
II.
— — 2 : 1
1830 : 1000
3550 : 1000
III.
— — 1 : 1
1787 : 1000
3259 : 1000
IV.
— — 3/4 : 1
1732 : 1000
2207 : 1000
V.
— — 1/2 : 1
1724 : 1000
1800 : 1000
VI.
— — 1/4 : 1
1664 : 1000
1354 : 1000
Die erſte dieſer Glasarten iſt beſonders merkwuͤrdig. Sie bricht das Licht ſtaͤrker, als im Verhaͤltniſſe 2:1, und zerſtreut die Farben faſt fuͤnfmal mehr, als das gemeine Glas. Als aber Zeiher dieſen Glasarten noch Laugenſalze zuſetzte, fand er mit Verwunderung, daß dadurch die mittlere Brechung ſehr vermindert ward, ohne daß ſich die Farbenzerſtreuung merklich aͤnderte. Er erhielt endlich eine Gattung Glas, bey der das mittlere Brechungsverhaͤltniß 1,61:1 war, und die doch das Licht dreymal ſtaͤrker, als das gemeine Glas, zerſtreute (ſ. Zeihers Abhandl. von denjenigen Glasarten, welche eine verſchiedene Kraft, die Farben zu zerſtreuen, beſitzen. Petersburg, 1763. 4.)
Methoden, die Farbenzerſtreuung der Glaͤſer zu meſſen, nebſt mehrern Verſuchen hieruͤber hat der Duͤc de Chaulnes in den Mémoires de l' Acad. Roy. des Sc. de Pruſſe.
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[174/0180]
als durch wirkliche Verſuche erfahren kan. Man findet Materien, bey denen die mittlern Brechungsverhaͤltniße faſt gleich, die Zerſtreuungen hingegen ſehr verſchieden ſind. Bey Dollonds Crown - und Flintglaſe ſind jene Verhaͤltniſſe 1,53:1 und 1,58:1; die Zerſtreuungen aber verhalten ſich, wie 2 zu 3.
Was das Glas betrift, ſo hat Johann Ernſt Zeiher, nachmaliger Profeſſor der Mathematik in Wittenberg, durch ſeine in Petersburg angeſtellten Verſuche gefunden, daß ein ſtaͤrkerer Zuſatz von Bleykalk nicht allein die mittlere Brechung, ſondern auch die Farbenzerſtreuung betraͤchtlich vergroͤßere. Er bereitete ſechſerley Glasarten aus Mennige und Kieſel, deren Verhaͤltniſſe folgende Tafel angiebt. Verhaͤltniß der Mennige Mittlere Brechung Zerſtreuungsverhaͤltniß
und Kieſel aus Luft in Glas in Vergleichung mit ge-
meinem Glaſe.
I. — — 3 : 1 2028 : 1000 4800 : 1000
II. — — 2 : 1 1830 : 1000 3550 : 1000
III. — — 1 : 1 1787 : 1000 3259 : 1000
IV. — — 3/4 : 1 1732 : 1000 2207 : 1000
V. — — 1/2 : 1 1724 : 1000 1800 : 1000
VI. — — 1/4 : 1 1664 : 1000 1354 : 1000
Die erſte dieſer Glasarten iſt beſonders merkwuͤrdig. Sie bricht das Licht ſtaͤrker, als im Verhaͤltniſſe 2:1, und zerſtreut die Farben faſt fuͤnfmal mehr, als das gemeine Glas. Als aber Zeiher dieſen Glasarten noch Laugenſalze zuſetzte, fand er mit Verwunderung, daß dadurch die mittlere Brechung ſehr vermindert ward, ohne daß ſich die Farbenzerſtreuung merklich aͤnderte. Er erhielt endlich eine Gattung Glas, bey der das mittlere Brechungsverhaͤltniß 1,61:1 war, und die doch das Licht dreymal ſtaͤrker, als das gemeine Glas, zerſtreute (ſ. Zeihers Abhandl. von denjenigen Glasarten, welche eine verſchiedene Kraft, die Farben zu zerſtreuen, beſitzen. Petersburg, 1763. 4.)
Methoden, die Farbenzerſtreuung der Glaͤſer zu meſſen, nebſt mehrern Verſuchen hieruͤber hat der Duͤc de Chaulnes in den Mémoires de l' Acad. Roy. des Sc. de Pruſſe.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/180>, abgerufen am 09.11.2024.
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