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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Priestley Gesch. der Optik, durch Klügel, S. 550. u. f.

Farbenmusik, s. Farbenclavier.

Farbensystem, s. Farbendreyeck.

Farbenzerstreuung, Farbenverbreitung, Dispersio radiorum lucis, Dispersion des rayons de la lumiere.

Die bey jeder Brechung vorkommende Zertheilung oder Spaltung der Sonnenstralen, und überhaupt des zusammengesetzten Lichts in mehrere Stralen von verschiedenen Farben. Diese Erscheinung ist eine Folge der ungleichen Brechbarkeit der Farbenstralen, s. Brechbarkeit, Farben. Wenn nemlich Sonnenlicht auf eine brechende Fläche fällt, so werden die Theile, welche die rothe Farbe erregen, weniger gebrochen, als andere Theile, welche die blaue Farbe erwecken; beyderley Farbenstralen nehmen daher verschiedene Wege, und der Stral, in welchem sie vorher vereiniget waren, trennt oder spaltet sich nach der Brechung. Statt daß sein Weg vorher eine gerade Linie war, füllen jetzt seine Theile den Raum zwischen den Schenkeln eines Winkels, welcher in der Brechungsebene liegt.

Bey Brechungen durch Plangläser, welche mit parallelen Flächen begrenzt sind, fallen die Wirkungen der Farbenzerstreuung nicht in die Augen. Der Sonnenstral, welcher schief auf ein Planglas fällt, wird zwar wirklich gespalten, und sein rother Theil, der im Glase einen andern Weg nimmt, trift die Hinterfläche in einem andern Punkte, als der blaue. Aber beym Ausgange aus dem Glase, wo jeder ausgehende Stral dem einfallenden parallel ist, gehen alle Farbenstralen unter einander gleichlaufend, und weil deren bey allen Punkten einige von allen Gattungen der vorhandenen Farben ausgehen, so verbinden sie sich wieder unter einander, und geben dadurch weißes Licht, oder eben solches, wie das einfallende war.

Eben so wenig findet eine Farbenzerstreuung bey senkrecht auffallenden Stralen, oder bey solchen, die durch die Axe eines Linsenglases gehen, statt. Da hiebey gar keine Brechung vorgeht, so läßt sich auch keine Verschiedenheit


Prieſtley Geſch. der Optik, durch Kluͤgel, S. 550. u. f.

Farbenmuſik, ſ. Farbenclavier.

Farbenſyſtem, ſ. Farbendreyeck.

Farbenzerſtreuung, Farbenverbreitung, Diſperſio radiorum lucis, Diſperſion des rayons de la lumiere.

Die bey jeder Brechung vorkommende Zertheilung oder Spaltung der Sonnenſtralen, und uͤberhaupt des zuſammengeſetzten Lichts in mehrere Stralen von verſchiedenen Farben. Dieſe Erſcheinung iſt eine Folge der ungleichen Brechbarkeit der Farbenſtralen, ſ. Brechbarkeit, Farben. Wenn nemlich Sonnenlicht auf eine brechende Flaͤche faͤllt, ſo werden die Theile, welche die rothe Farbe erregen, weniger gebrochen, als andere Theile, welche die blaue Farbe erwecken; beyderley Farbenſtralen nehmen daher verſchiedene Wege, und der Stral, in welchem ſie vorher vereiniget waren, trennt oder ſpaltet ſich nach der Brechung. Statt daß ſein Weg vorher eine gerade Linie war, fuͤllen jetzt ſeine Theile den Raum zwiſchen den Schenkeln eines Winkels, welcher in der Brechungsebene liegt.

Bey Brechungen durch Planglaͤſer, welche mit parallelen Flaͤchen begrenzt ſind, fallen die Wirkungen der Farbenzerſtreuung nicht in die Augen. Der Sonnenſtral, welcher ſchief auf ein Planglas faͤllt, wird zwar wirklich geſpalten, und ſein rother Theil, der im Glaſe einen andern Weg nimmt, trift die Hinterflaͤche in einem andern Punkte, als der blaue. Aber beym Ausgange aus dem Glaſe, wo jeder ausgehende Stral dem einfallenden parallel iſt, gehen alle Farbenſtralen unter einander gleichlaufend, und weil deren bey allen Punkten einige von allen Gattungen der vorhandenen Farben ausgehen, ſo verbinden ſie ſich wieder unter einander, und geben dadurch weißes Licht, oder eben ſolches, wie das einfallende war.

Eben ſo wenig findet eine Farbenzerſtreuung bey ſenkrecht auffallenden Stralen, oder bey ſolchen, die durch die Axe eines Linſenglaſes gehen, ſtatt. Da hiebey gar keine Brechung vorgeht, ſo laͤßt ſich auch keine Verſchiedenheit

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[169/0175] Prieſtley Geſch. der Optik, durch Kluͤgel, S. 550. u. f. Farbenmuſik, ſ. Farbenclavier. Farbenſyſtem, ſ. Farbendreyeck. Farbenzerſtreuung, Farbenverbreitung, Diſperſio radiorum lucis, Diſperſion des rayons de la lumiere. Die bey jeder Brechung vorkommende Zertheilung oder Spaltung der Sonnenſtralen, und uͤberhaupt des zuſammengeſetzten Lichts in mehrere Stralen von verſchiedenen Farben. Dieſe Erſcheinung iſt eine Folge der ungleichen Brechbarkeit der Farbenſtralen, ſ. Brechbarkeit, Farben. Wenn nemlich Sonnenlicht auf eine brechende Flaͤche faͤllt, ſo werden die Theile, welche die rothe Farbe erregen, weniger gebrochen, als andere Theile, welche die blaue Farbe erwecken; beyderley Farbenſtralen nehmen daher verſchiedene Wege, und der Stral, in welchem ſie vorher vereiniget waren, trennt oder ſpaltet ſich nach der Brechung. Statt daß ſein Weg vorher eine gerade Linie war, fuͤllen jetzt ſeine Theile den Raum zwiſchen den Schenkeln eines Winkels, welcher in der Brechungsebene liegt. Bey Brechungen durch Planglaͤſer, welche mit parallelen Flaͤchen begrenzt ſind, fallen die Wirkungen der Farbenzerſtreuung nicht in die Augen. Der Sonnenſtral, welcher ſchief auf ein Planglas faͤllt, wird zwar wirklich geſpalten, und ſein rother Theil, der im Glaſe einen andern Weg nimmt, trift die Hinterflaͤche in einem andern Punkte, als der blaue. Aber beym Ausgange aus dem Glaſe, wo jeder ausgehende Stral dem einfallenden parallel iſt, gehen alle Farbenſtralen unter einander gleichlaufend, und weil deren bey allen Punkten einige von allen Gattungen der vorhandenen Farben ausgehen, ſo verbinden ſie ſich wieder unter einander, und geben dadurch weißes Licht, oder eben ſolches, wie das einfallende war. Eben ſo wenig findet eine Farbenzerſtreuung bey ſenkrecht auffallenden Stralen, oder bey ſolchen, die durch die Axe eines Linſenglaſes gehen, ſtatt. Da hiebey gar keine Brechung vorgeht, ſo laͤßt ſich auch keine Verſchiedenheit

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/175>, abgerufen am 09.11.2024.