zu finden. Unter dem Titel: Clavecin Oculaire gab er im Jahre 1725 eine Schrift heraus, in der er dieses System mit vielem Witze und einer feurigen Einbildungskraft ausschmückt, und in den Farbtn harte und weiche Tonarten, Consonanzen und Dissonanzen, Melodie und Harmonie, diatonisches, chromatisches und enharmonisches Genus finden will. Dieser Gedanke hat einiges Aufsehen gemacht, und mag wohl noch gegenwärtig seine Vertheidiger haben; wenigstens hat ihn Brisson in seinem Wörterbuche von der gefälligsten Seite vorzustellen gesucht. Auch Krüger (Hamburgisches Magazin I. B. 4 St.) hat einige Ideen von einem Farbenclaviere, vielleicht blos im Scherze, gegeben.
Herr von Mairan (Mem. de l'Acad. de Paris. 1737. p. 61.) hat zum Unglücke für die Vervielfältigung des sinnlichen Vergnügens, sehr überzeugend dargethan, daß dieser Gedanke des P. Castel ein bloßes Spiel der Phantasie sey und bleiben werde. Er zeigt eine zahlreiche Menge von wesentlichen Verschiedenheiten zwischen Farben und Tönen, in Absicht auf die Empfindungen, die sie uns erregen, und beschließt diese Vergleichung mit den Worten: "Die Aehn"lichkeit des Lichtes und des Schalles, und ihrer Modifi"cationen, kömmt am Ende blos auf gewisse äußerliche "physikalische und mathematische Verhältnisse hinaus, die "eine höchst entfernte Beziehung auf ihre in die Sinne fal"lenden Eigenschaften haben. In der That haben auch die "Malerey und Musik von jeher ganz verschiedene Mittel "agewandt, uns zu vergnügen; jene die contrastirenden "Ruhestellen und das Nebeneinanderliegen der Farben, "diese die beständige langsamer oder geschwinder fortschrei"tende Folge der Töne und Accorde."
Farbendreyeck, Farbenpyramide
Triangulum chromaticum, Pyramis chromatica, Chromatoscopium, Triangle chromatique, Pyramide chromatique. Eine mathematische Anordnung der gemischten Farben, welche sich aus drey Hauptfarben zusammensetzen lassen Sie hat die Absicht, den so vielfach verschiedenen Farben bestimmte Benennungen
zu finden. Unter dem Titel: Clavecin Oculaire gab er im Jahre 1725 eine Schrift heraus, in der er dieſes Syſtem mit vielem Witze und einer feurigen Einbildungskraft ausſchmuͤckt, und in den Farbtn harte und weiche Tonarten, Conſonanzen und Diſſonanzen, Melodie und Harmonie, diatoniſches, chromatiſches und enharmoniſches Genus finden will. Dieſer Gedanke hat einiges Aufſehen gemacht, und mag wohl noch gegenwaͤrtig ſeine Vertheidiger haben; wenigſtens hat ihn Briſſon in ſeinem Woͤrterbuche von der gefaͤlligſten Seite vorzuſtellen geſucht. Auch Kruͤger (Hamburgiſches Magazin I. B. 4 St.) hat einige Ideen von einem Farbenclaviere, vielleicht blos im Scherze, gegeben.
Herr von Mairan (Mém. de l'Acad. de Paris. 1737. p. 61.) hat zum Ungluͤcke fuͤr die Vervielfaͤltigung des ſinnlichen Vergnuͤgens, ſehr uͤberzeugend dargethan, daß dieſer Gedanke des P. Caſtel ein bloßes Spiel der Phantaſie ſey und bleiben werde. Er zeigt eine zahlreiche Menge von weſentlichen Verſchiedenheiten zwiſchen Farben und Toͤnen, in Abſicht auf die Empfindungen, die ſie uns erregen, und beſchließt dieſe Vergleichung mit den Worten: ”Die Aehn”lichkeit des Lichtes und des Schalles, und ihrer Modifi”cationen, koͤmmt am Ende blos auf gewiſſe aͤußerliche ”phyſikaliſche und mathematiſche Verhaͤltniſſe hinaus, die ”eine hoͤchſt entfernte Beziehung auf ihre in die Sinne fal”lenden Eigenſchaften haben. In der That haben auch die ”Malerey und Muſik von jeher ganz verſchiedene Mittel ”agewandt, uns zu vergnuͤgen; jene die contraſtirenden ”Ruheſtellen und das Nebeneinanderliegen der Farben, ”dieſe die beſtaͤndige langſamer oder geſchwinder fortſchrei”tende Folge der Toͤne und Accorde.“
Farbendreyeck, Farbenpyramide
Triangulum chromaticum, Pyramis chromatica, Chromatoſcopium, Triangle chromatique, Pyramide chromatique. Eine mathematiſche Anordnung der gemiſchten Farben, welche ſich aus drey Hauptfarben zuſammenſetzen laſſen Sie hat die Abſicht, den ſo vielfach verſchiedenen Farben beſtimmte Benennungen
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zu finden. Unter dem Titel: Clavecin Oculaire gab er im Jahre 1725 eine Schrift heraus, in der er dieſes Syſtem mit vielem Witze und einer feurigen Einbildungskraft ausſchmuͤckt, und in den Farbtn harte und weiche Tonarten, Conſonanzen und Diſſonanzen, Melodie und Harmonie, diatoniſches, chromatiſches und enharmoniſches Genus finden will. Dieſer Gedanke hat einiges Aufſehen gemacht, und mag wohl noch gegenwaͤrtig ſeine Vertheidiger haben; wenigſtens hat ihn Briſſon in ſeinem Woͤrterbuche von der gefaͤlligſten Seite vorzuſtellen geſucht. Auch Kruͤger (Hamburgiſches Magazin I. B. 4 St.) hat einige Ideen von einem Farbenclaviere, vielleicht blos im Scherze, gegeben.
Herr von Mairan (Mém. de l'Acad. de Paris. 1737. p. 61.) hat zum Ungluͤcke fuͤr die Vervielfaͤltigung des ſinnlichen Vergnuͤgens, ſehr uͤberzeugend dargethan, daß dieſer Gedanke des P. Caſtel ein bloßes Spiel der Phantaſie ſey und bleiben werde. Er zeigt eine zahlreiche Menge von weſentlichen Verſchiedenheiten zwiſchen Farben und Toͤnen, in Abſicht auf die Empfindungen, die ſie uns erregen, und beſchließt dieſe Vergleichung mit den Worten: ”Die Aehn”lichkeit des Lichtes und des Schalles, und ihrer Modifi”cationen, koͤmmt am Ende blos auf gewiſſe aͤußerliche ”phyſikaliſche und mathematiſche Verhaͤltniſſe hinaus, die ”eine hoͤchſt entfernte Beziehung auf ihre in die Sinne fal”lenden Eigenſchaften haben. In der That haben auch die ”Malerey und Muſik von jeher ganz verſchiedene Mittel ”agewandt, uns zu vergnuͤgen; jene die contraſtirenden ”Ruheſtellen und das Nebeneinanderliegen der Farben, ”dieſe die beſtaͤndige langſamer oder geſchwinder fortſchrei”tende Folge der Toͤne und Accorde.“
Farbendreyeck, Farbenpyramide
Triangulum chromaticum, Pyramis chromatica, Chromatoſcopium, Triangle chromatique, Pyramide chromatique. Eine mathematiſche Anordnung der gemiſchten Farben, welche ſich aus drey Hauptfarben zuſammenſetzen laſſen Sie hat die Abſicht, den ſo vielfach verſchiedenen Farben beſtimmte Benennungen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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