werden derselben mehr, und sie verwandeln sich endlich in Farbenringe. Dabey hängen die Gläser sehr stark zusammen. Eben dies nebst dem schwarzen Flecke in der Mitte nahm Mazeas noch schöner und deutlicher an zwey Prismen wahr, die zusammengelegt ein Parallelepipedum ausmachten. Die Hitze vertrieb diese Farben, obgleich die Gläser noch immer fest zusammen hiengen; nach dem Abkühlen kamen sie wieder zum Vorschein. Hingegen verschwanden die Farben zusammengedrückter Objectivgläser nicht durch die Hitze. Auch konnte er bey flachen Gläsern selbst über dem Feuer die Farben wieder hervorbringen, wenn er sie mit Zangen faßte und aufs neue rieb. Dü Dour (Mem. presentes, Vol. II. und IV.) hat diese und noch mehrere Versuche hierüber wiederholt. Er bemerkt gegen Newton, daß die Luft zwischen den Gläsern keineswegs die Ursache der Farbenringe sey, daß sie vielmehr die Entstehung derselben hindere, wenn sie sich an das Glas anhängt. An flachen Gläsern nemlich entstehen die Farbenringe nicht eher, als bis die Luft recht vollkommen aus ihrer Stelle vertrieben ist. Auch Musschenbroek (Introd. ad Philof. nat. Vol. II. §. 1837. sqq.) hat über die Farbenringe zwischen erhitzten platten Gläsern Versuche angestellt, die in einigen Umständen von dem, was Mazeas angiebt, abweichen. Er läst es am Ende ganz unentschieden, woher diese Farbenringe entstehen mögen. Vielleicht lassen sie sich am besten daraus erklären, daß sich das Licht an diesen Stellen im Wirkungsraume zwoer Glasflächen zugleich befindet, daher die Stralen von verschiedener Gattung auf verschiedene Art gebrochen und reflectiret werden.
Der Schluß von der Farbe auf die Dicke des Scheibchens, und der Satz von den Anwandlungen bleibt also noch sehr vielen gegründeten Zweifeln ausgesetzt. So schön und sinnreich diese newtonischen Lehren sind, so erklären sie doch auch die wahre Beschaffenheit der Sache nicht, und haben zu viel Beziehung auf das Emissionssystem, welches im Grunde doch nur eine Vorstellungsart ist, die man über gewisse Grenzen nicht ausdehnen darf.
werden derſelben mehr, und ſie verwandeln ſich endlich in Farbenringe. Dabey haͤngen die Glaͤſer ſehr ſtark zuſammen. Eben dies nebſt dem ſchwarzen Flecke in der Mitte nahm Mazeas noch ſchoͤner und deutlicher an zwey Priſmen wahr, die zuſammengelegt ein Parallelepipedum ausmachten. Die Hitze vertrieb dieſe Farben, obgleich die Glaͤſer noch immer feſt zuſammen hiengen; nach dem Abkuͤhlen kamen ſie wieder zum Vorſchein. Hingegen verſchwanden die Farben zuſammengedruͤckter Objectivglaͤſer nicht durch die Hitze. Auch konnte er bey flachen Glaͤſern ſelbſt uͤber dem Feuer die Farben wieder hervorbringen, wenn er ſie mit Zangen faßte und aufs neue rieb. Duͤ Dour (Mém. préſentés, Vol. II. und IV.) hat dieſe und noch mehrere Verſuche hieruͤber wiederholt. Er bemerkt gegen Newton, daß die Luft zwiſchen den Glaͤſern keineswegs die Urſache der Farbenringe ſey, daß ſie vielmehr die Entſtehung derſelben hindere, wenn ſie ſich an das Glas anhaͤngt. An flachen Glaͤſern nemlich entſtehen die Farbenringe nicht eher, als bis die Luft recht vollkommen aus ihrer Stelle vertrieben iſt. Auch Muſſchenbroek (Introd. ad Philof. nat. Vol. II. §. 1837. ſqq.) hat uͤber die Farbenringe zwiſchen erhitzten platten Glaͤſern Verſuche angeſtellt, die in einigen Umſtaͤnden von dem, was Mazeas angiebt, abweichen. Er laͤſt es am Ende ganz unentſchieden, woher dieſe Farbenringe entſtehen moͤgen. Vielleicht laſſen ſie ſich am beſten daraus erklaͤren, daß ſich das Licht an dieſen Stellen im Wirkungsraume zwoer Glasflaͤchen zugleich befindet, daher die Stralen von verſchiedener Gattung auf verſchiedene Art gebrochen und reflectiret werden.
Der Schluß von der Farbe auf die Dicke des Scheibchens, und der Satz von den Anwandlungen bleibt alſo noch ſehr vielen gegruͤndeten Zweifeln ausgeſetzt. So ſchoͤn und ſinnreich dieſe newtoniſchen Lehren ſind, ſo erklaͤren ſie doch auch die wahre Beſchaffenheit der Sache nicht, und haben zu viel Beziehung auf das Emiſſionsſyſtem, welches im Grunde doch nur eine Vorſtellungsart iſt, die man uͤber gewiſſe Grenzen nicht ausdehnen darf.
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werden derſelben mehr, und ſie verwandeln ſich endlich in Farbenringe. Dabey haͤngen die Glaͤſer ſehr ſtark zuſammen. Eben dies nebſt dem ſchwarzen Flecke in der Mitte nahm Mazeas noch ſchoͤner und deutlicher an zwey Priſmen wahr, die zuſammengelegt ein Parallelepipedum ausmachten. Die Hitze vertrieb dieſe Farben, obgleich die Glaͤſer noch immer feſt zuſammen hiengen; nach dem Abkuͤhlen kamen ſie wieder zum Vorſchein. Hingegen verſchwanden die Farben zuſammengedruͤckter Objectivglaͤſer nicht durch die Hitze. Auch konnte er bey flachen Glaͤſern ſelbſt uͤber dem Feuer die Farben wieder hervorbringen, wenn er ſie mit Zangen faßte und aufs neue rieb. Duͤ Dour (Mém. préſentés, Vol. II. und IV.) hat dieſe und noch mehrere Verſuche hieruͤber wiederholt. Er bemerkt gegen Newton, daß die Luft zwiſchen den Glaͤſern keineswegs die Urſache der Farbenringe ſey, daß ſie vielmehr die Entſtehung derſelben hindere, wenn ſie ſich an das Glas anhaͤngt. An flachen Glaͤſern nemlich entſtehen die Farbenringe nicht eher, als bis die Luft recht vollkommen aus ihrer Stelle vertrieben iſt. Auch Muſſchenbroek (Introd. ad Philof. nat. Vol. II. §. 1837. ſqq.) hat uͤber die Farbenringe zwiſchen erhitzten platten Glaͤſern Verſuche angeſtellt, die in einigen Umſtaͤnden von dem, was Mazeas angiebt, abweichen. Er laͤſt es am Ende ganz unentſchieden, woher dieſe Farbenringe entſtehen moͤgen. Vielleicht laſſen ſie ſich am beſten daraus erklaͤren, daß ſich das Licht an dieſen Stellen im Wirkungsraume zwoer Glasflaͤchen zugleich befindet, daher die Stralen von verſchiedener Gattung auf verſchiedene Art gebrochen und reflectiret werden.
Der Schluß von der Farbe auf die Dicke des Scheibchens, und der Satz von den Anwandlungen bleibt alſo noch ſehr vielen gegruͤndeten Zweifeln ausgeſetzt. So ſchoͤn und ſinnreich dieſe newtoniſchen Lehren ſind, ſo erklaͤren ſie doch auch die wahre Beſchaffenheit der Sache nicht, und haben zu viel Beziehung auf das Emiſſionsſyſtem, welches im Grunde doch nur eine Vorſtellungsart iſt, die man uͤber gewiſſe Grenzen nicht ausdehnen darf.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/154>, abgerufen am 09.11.2024.
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