Alten bekannten Ungleichheiten des Planetenlaufs theorisch erklärt, ja sogar voraus berechnet werden können. Und hiemit beschäftiget sich vornehmlich das Almagest des Ptolemäus. Da selbst der Sonnenlauf ungleich ist, so ließ man auch die Sonne in einem Epicykel gehen, doch nach solchen Gesetzen, daß nie Rückgang erfolgte. Beym Monde aber nahmen schon die Alten so mannigfaltige und von einander verschiedene Ungleichheiten wahr, daß sie sich genöthigt sahen, auf den ersten Epicykel noch einen zweyten zu setzen. Wären ihre Werkzeuge so fein gewesen, als es die unsrigen sind, so würden sie gleich uns noch weit mehrere Ungleichheiten am Monde und den Planeten wahrgenommen haben. So wie wir den mittlern Ort des Monds durch 15 Gleichungen berichtigen, um den wahren daraus zu finden, so würden sie vielleicht eben so viele Epicykel über einander gesetzt, oder vielmehr eingesehen haben, daß die ganze Erfindung der Epicykel ein elendes und unzureichendes Flickwerk sey, welches man auch in neuern Zeiten bald gewahr worden ist, s. Weltsystem.
Epoche, Epocha, Epoque.
Ein bestimmter Zeitpunkt, von welchem man die Jahre oder jede andere Zeit zu rechnen anfängt.
Die Völker haben bey ihren Zeitrechnungen gewöhnlich merkwürdige Begebenheiten ihrer Geschichte zu Epochen gewählt. So zählten die Römer ihre Jahre von der Erbauung Roms; wir zählen sie von dem angenommenen Jahre der Geburt Christi, die Türken von der Hegira oder Flucht Muhammeds. Diese verschiedenen Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen, dient gleichsam als ein allgemeiner Maaßstab die julianische Periode, s. Periode, julianische, in deren 3961 stes Jahr die Erbauung Roms, in das 4714te die Geburt Christi, und in das 5335ste die Flucht Muhammeds fällt.
In der Sternkunde wird die Epoche des mittlern Orts unter die Elemente der Bahn eines Planeten gerechnet, s. Elemente der Bahn. Man versteht hierunter den mittlern heliocentrischen Ort des Planeten für
Alten bekannten Ungleichheiten des Planetenlaufs theoriſch erklaͤrt, ja ſogar voraus berechnet werden koͤnnen. Und hiemit beſchaͤftiget ſich vornehmlich das Almageſt des Ptolemaͤus. Da ſelbſt der Sonnenlauf ungleich iſt, ſo ließ man auch die Sonne in einem Epicykel gehen, doch nach ſolchen Geſetzen, daß nie Ruͤckgang erfolgte. Beym Monde aber nahmen ſchon die Alten ſo mannigfaltige und von einander verſchiedene Ungleichheiten wahr, daß ſie ſich genoͤthigt ſahen, auf den erſten Epicykel noch einen zweyten zu ſetzen. Waͤren ihre Werkzeuge ſo fein geweſen, als es die unſrigen ſind, ſo wuͤrden ſie gleich uns noch weit mehrere Ungleichheiten am Monde und den Planeten wahrgenommen haben. So wie wir den mittlern Ort des Monds durch 15 Gleichungen berichtigen, um den wahren daraus zu finden, ſo wuͤrden ſie vielleicht eben ſo viele Epicykel uͤber einander geſetzt, oder vielmehr eingeſehen haben, daß die ganze Erfindung der Epicykel ein elendes und unzureichendes Flickwerk ſey, welches man auch in neuern Zeiten bald gewahr worden iſt, ſ. Weltſyſtem.
Epoche, Epocha, Epoque.
Ein beſtimmter Zeitpunkt, von welchem man die Jahre oder jede andere Zeit zu rechnen anfaͤngt.
Die Voͤlker haben bey ihren Zeitrechnungen gewoͤhnlich merkwuͤrdige Begebenheiten ihrer Geſchichte zu Epochen gewaͤhlt. So zaͤhlten die Roͤmer ihre Jahre von der Erbauung Roms; wir zaͤhlen ſie von dem angenommenen Jahre der Geburt Chriſti, die Tuͤrken von der Hegira oder Flucht Muhammeds. Dieſe verſchiedenen Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen, dient gleichſam als ein allgemeiner Maaßſtab die julianiſche Periode, ſ. Periode, julianiſche, in deren 3961 ſtes Jahr die Erbauung Roms, in das 4714te die Geburt Chriſti, und in das 5335ſte die Flucht Muhammeds faͤllt.
In der Sternkunde wird die Epoche des mittlern Orts unter die Elemente der Bahn eines Planeten gerechnet, ſ. Elemente der Bahn. Man verſteht hierunter den mittlern heliocentriſchen Ort des Planeten fuͤr
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Alten bekannten Ungleichheiten des Planetenlaufs theoriſch erklaͤrt, ja ſogar voraus berechnet werden koͤnnen. Und hiemit beſchaͤftiget ſich vornehmlich das Almageſt des Ptolemaͤus. Da ſelbſt der Sonnenlauf ungleich iſt, ſo ließ man auch die Sonne in einem Epicykel gehen, doch nach ſolchen Geſetzen, daß nie Ruͤckgang erfolgte. Beym Monde aber nahmen ſchon die Alten ſo mannigfaltige und von einander verſchiedene Ungleichheiten wahr, daß ſie ſich genoͤthigt ſahen, auf den erſten Epicykel noch einen zweyten zu ſetzen. Waͤren ihre Werkzeuge ſo fein geweſen, als es die unſrigen ſind, ſo wuͤrden ſie gleich uns noch weit mehrere Ungleichheiten am Monde und den Planeten wahrgenommen haben. So wie wir den mittlern Ort des Monds durch 15 Gleichungen berichtigen, um den wahren daraus zu finden, ſo wuͤrden ſie vielleicht eben ſo viele Epicykel uͤber einander geſetzt, oder vielmehr eingeſehen haben, daß die ganze Erfindung der Epicykel ein elendes und unzureichendes Flickwerk ſey, welches man auch in neuern Zeiten bald gewahr worden iſt, ſ. Weltſyſtem.
Epoche, Epocha, Epoque.
Ein beſtimmter Zeitpunkt, von welchem man die Jahre oder jede andere Zeit zu rechnen anfaͤngt.
Die Voͤlker haben bey ihren Zeitrechnungen gewoͤhnlich merkwuͤrdige Begebenheiten ihrer Geſchichte zu Epochen gewaͤhlt. So zaͤhlten die Roͤmer ihre Jahre von der Erbauung Roms; wir zaͤhlen ſie von dem angenommenen Jahre der Geburt Chriſti, die Tuͤrken von der Hegira oder Flucht Muhammeds. Dieſe verſchiedenen Zeitrechnungen mit einander zu vergleichen, dient gleichſam als ein allgemeiner Maaßſtab die julianiſche Periode, ſ. Periode, julianiſche, in deren 3961 ſtes Jahr die Erbauung Roms, in das 4714te die Geburt Chriſti, und in das 5335ſte die Flucht Muhammeds faͤllt.
In der Sternkunde wird die Epoche des mittlern Orts unter die Elemente der Bahn eines Planeten gerechnet, ſ. Elemente der Bahn. Man verſteht hierunter den mittlern heliocentriſchen Ort des Planeten fuͤr
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/871>, abgerufen am 25.11.2024.
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