Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Unter den wohlfeilern zeichnet sich der vormals vom Professor Iunius angefangene leipziger verbesserte Calender aus, welcher einem Liebhaber der Astronomie noch immer brauch bare Angaben und Nachrichten um einen äusserst geringen Preis liefert. Kästner Anfangsgr. der angew. Math. Zweyte Abtheil. Gött. 1781. 8. Astron. §. 344 u. f. Epicykel, Epicyclus, Epicycle. Ein Kreis, dessen Mittelpunkt in der Peripherie eines andern Kreises herumgeht. Man setze, der Körper P durchlaufe den Kreis Pp (Taf. VII. Fig. 131.), indem dieses Kreises Mittelpunkt C in der Peripherie eines andern Kreises um T, z. B. von C bis D fortgeht, so sagt man: die Bewegung des Körpers P geschehe in dem Epicykel Pp. Die ptolemäische Hypothese vom Weltbau, welche bekanntlich die Erde in den Mittelpunkt T setzte, und die Planeten in Kreisen um dieselbe laufen ließ, erklärte die Ungleichheiten des Planetenlaufs durch solche Epicykeln. Es stelle z. B. der Kreis CDc die Bahn des Iupiters, Ss die Bahn der Sonne vor, welche beyde die Erde T zum Mittelpunkte haben. Nun ist bekannt, daß Iupiter, so wie alle obere Planeten, am schnellsten geht, wenn er bey der Sonne gesehen wird, dann immer langsamer wird, endlich gar stillsteht und zurückgeht, und daß dieses Zurückgehen den höchsten Grad seiner Geschwindigkeit erreicht, wenn er der Sonne gegenüber gesehen wird. Diese sonderbaren Erscheinungen würden sich auf keine Weise ungezwungen erklären lassen, wenn man annähme, daß sich Iupiter in der Bahn CDc selbst bewegte. Denn da solchergestalt seme Bewegung aus dem Mittelpunkte der Bahn T betrachtet würde, so müste sein Gang wirklich so seyn, wie er erschiene: er müste in der That bald geschwinder, bald langsamer, bald vorwärts nach CD, bald rückwärts nach DC gehen. Hievon ließe sich nun gar keine wahrwahrscheinliche
Unter den wohlfeilern zeichnet ſich der vormals vom Profeſſor Iunius angefangene leipziger verbeſſerte Calender aus, welcher einem Liebhaber der Aſtronomie noch immer brauch bare Angaben und Nachrichten um einen aͤuſſerſt geringen Preis liefert. Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. Zweyte Abtheil. Goͤtt. 1781. 8. Aſtron. §. 344 u. f. Epicykel, Epicyclus, Epicycle. Ein Kreis, deſſen Mittelpunkt in der Peripherie eines andern Kreiſes herumgeht. Man ſetze, der Koͤrper P durchlaufe den Kreis Pp (Taf. VII. Fig. 131.), indem dieſes Kreiſes Mittelpunkt C in der Peripherie eines andern Kreiſes um T, z. B. von C bis D fortgeht, ſo ſagt man: die Bewegung des Koͤrpers P geſchehe in dem Epicykel Pp. Die ptolemaͤiſche Hypotheſe vom Weltbau, welche bekanntlich die Erde in den Mittelpunkt T ſetzte, und die Planeten in Kreiſen um dieſelbe laufen ließ, erklaͤrte die Ungleichheiten des Planetenlaufs durch ſolche Epicykeln. Es ſtelle z. B. der Kreis CDc die Bahn des Iupiters, Ss die Bahn der Sonne vor, welche beyde die Erde T zum Mittelpunkte haben. Nun iſt bekannt, daß Iupiter, ſo wie alle obere Planeten, am ſchnellſten geht, wenn er bey der Sonne geſehen wird, dann immer langſamer wird, endlich gar ſtillſteht und zuruͤckgeht, und daß dieſes Zuruͤckgehen den hoͤchſten Grad ſeiner Geſchwindigkeit erreicht, wenn er der Sonne gegenuͤber geſehen wird. Dieſe ſonderbaren Erſcheinungen wuͤrden ſich auf keine Weiſe ungezwungen erklaͤren laſſen, wenn man annaͤhme, daß ſich Iupiter in der Bahn CDc ſelbſt bewegte. Denn da ſolchergeſtalt ſeme Bewegung aus dem Mittelpunkte der Bahn T betrachtet wuͤrde, ſo muͤſte ſein Gang wirklich ſo ſeyn, wie er erſchiene: er muͤſte in der That bald geſchwinder, bald langſamer, bald vorwaͤrts nach CD, bald ruͤckwaͤrts nach DC gehen. Hievon ließe ſich nun gar keine wahrwahrſcheinliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0869" xml:id="P.1.855" n="855"/><lb/> Jahrbuch von <hi rendition="#i">J. E. Bode</hi>).</hi> Auch in Mayland ſind unter der Beſorgung des Abbe <hi rendition="#b">Ceſaris</hi> <hi rendition="#aq">Efſemeridi aſtronomiche</hi> angefangen worden.</p> <p>Unter den wohlfeilern zeichnet ſich der vormals vom Profeſſor Iunius angefangene <hi rendition="#b">leipziger verbeſſerte Calender</hi> aus, welcher einem Liebhaber der Aſtronomie noch immer brauch bare Angaben und Nachrichten um einen aͤuſſerſt geringen Preis liefert.</p> <p><hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> Anfangsgr. der angew. Math. Zweyte Abtheil. Goͤtt. 1781. 8. Aſtron. §. 344 u. f.</p> </div> <div n="2"> <head>Epicykel, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Epicyclus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Epicycle</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Ein Kreis, deſſen Mittelpunkt in der Peripherie eines andern Kreiſes herumgeht. Man ſetze, der Koͤrper <hi rendition="#aq">P</hi> durchlaufe den Kreis <hi rendition="#aq">Pp</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">VII.</hi> Fig. 131.), indem dieſes Kreiſes Mittelpunkt <hi rendition="#aq">C</hi> in der Peripherie eines andern Kreiſes um <hi rendition="#aq">T,</hi> z. B. von <hi rendition="#aq">C</hi> bis <hi rendition="#aq">D</hi> fortgeht, ſo ſagt man: die Bewegung des Koͤrpers <hi rendition="#aq">P</hi> geſchehe in dem Epicykel <hi rendition="#aq">Pp.</hi></p> <p>Die <hi rendition="#b">ptolemaͤiſche</hi> Hypotheſe vom Weltbau, welche bekanntlich die Erde in den Mittelpunkt <hi rendition="#aq">T</hi> ſetzte, und die Planeten in Kreiſen um dieſelbe laufen ließ, erklaͤrte die Ungleichheiten des Planetenlaufs durch ſolche Epicykeln. Es ſtelle z. B. der Kreis <hi rendition="#aq">CDc</hi> die Bahn des Iupiters, <hi rendition="#aq">Ss</hi> die Bahn der Sonne vor, welche beyde die Erde <hi rendition="#aq">T</hi> zum Mittelpunkte haben. Nun iſt bekannt, daß Iupiter, ſo wie alle obere Planeten, am ſchnellſten geht, wenn er bey der Sonne geſehen wird, dann immer langſamer wird, endlich gar <hi rendition="#b">ſtillſteht</hi> und <hi rendition="#b">zuruͤckgeht,</hi> und daß dieſes Zuruͤckgehen den hoͤchſten Grad ſeiner Geſchwindigkeit erreicht, wenn er der Sonne gegenuͤber geſehen wird. Dieſe ſonderbaren Erſcheinungen wuͤrden ſich auf keine Weiſe ungezwungen erklaͤren laſſen, wenn man annaͤhme, daß ſich Iupiter in der Bahn <hi rendition="#aq">CDc</hi> ſelbſt bewegte. Denn da ſolchergeſtalt ſeme Bewegung aus dem Mittelpunkte der Bahn <hi rendition="#aq">T</hi> betrachtet wuͤrde, ſo muͤſte ſein Gang wirklich ſo ſeyn, wie er erſchiene: er muͤſte in der That bald geſchwinder, bald langſamer, bald vorwaͤrts nach <hi rendition="#aq">CD,</hi> bald ruͤckwaͤrts nach <hi rendition="#aq">DC</hi> gehen. Hievon ließe ſich nun gar keine wahrwahrſcheinliche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [855/0869]
Jahrbuch von J. E. Bode). Auch in Mayland ſind unter der Beſorgung des Abbe Ceſaris Efſemeridi aſtronomiche angefangen worden.
Unter den wohlfeilern zeichnet ſich der vormals vom Profeſſor Iunius angefangene leipziger verbeſſerte Calender aus, welcher einem Liebhaber der Aſtronomie noch immer brauch bare Angaben und Nachrichten um einen aͤuſſerſt geringen Preis liefert.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. Zweyte Abtheil. Goͤtt. 1781. 8. Aſtron. §. 344 u. f.
Epicykel, Epicyclus, Epicycle.
Ein Kreis, deſſen Mittelpunkt in der Peripherie eines andern Kreiſes herumgeht. Man ſetze, der Koͤrper P durchlaufe den Kreis Pp (Taf. VII. Fig. 131.), indem dieſes Kreiſes Mittelpunkt C in der Peripherie eines andern Kreiſes um T, z. B. von C bis D fortgeht, ſo ſagt man: die Bewegung des Koͤrpers P geſchehe in dem Epicykel Pp.
Die ptolemaͤiſche Hypotheſe vom Weltbau, welche bekanntlich die Erde in den Mittelpunkt T ſetzte, und die Planeten in Kreiſen um dieſelbe laufen ließ, erklaͤrte die Ungleichheiten des Planetenlaufs durch ſolche Epicykeln. Es ſtelle z. B. der Kreis CDc die Bahn des Iupiters, Ss die Bahn der Sonne vor, welche beyde die Erde T zum Mittelpunkte haben. Nun iſt bekannt, daß Iupiter, ſo wie alle obere Planeten, am ſchnellſten geht, wenn er bey der Sonne geſehen wird, dann immer langſamer wird, endlich gar ſtillſteht und zuruͤckgeht, und daß dieſes Zuruͤckgehen den hoͤchſten Grad ſeiner Geſchwindigkeit erreicht, wenn er der Sonne gegenuͤber geſehen wird. Dieſe ſonderbaren Erſcheinungen wuͤrden ſich auf keine Weiſe ungezwungen erklaͤren laſſen, wenn man annaͤhme, daß ſich Iupiter in der Bahn CDc ſelbſt bewegte. Denn da ſolchergeſtalt ſeme Bewegung aus dem Mittelpunkte der Bahn T betrachtet wuͤrde, ſo muͤſte ſein Gang wirklich ſo ſeyn, wie er erſchiene: er muͤſte in der That bald geſchwinder, bald langſamer, bald vorwaͤrts nach CD, bald ruͤckwaͤrts nach DC gehen. Hievon ließe ſich nun gar keine wahrwahrſcheinliche
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