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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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So mannigfaltig sind die Umstände, auf welche sich das Urtheil über die Entfernungen der Gegenstände gründet. Vielleicht ließen sich sogar noch mehrere hinzusetzen. So führt Herr Klügel in Priestley's Geschichte der Optik an, daß wir hiebey auch die scheinbare Lage der Linien, welche durch die obere und untere Grenze der Sache gehen, sowohl gegen einander, als gegen uns selbst, zu Hülfe nehmen, weil wir aus Erfahrung wissen, wie diese Linien sich darzustellen pflegen. Es kan auch nicht fehlen, daß nicht ein Mensch sich mehr auf diesen, ein anderer mehr auf jenen Umstand zu merken gewöhnen sollte, daher denn die Urtheile mehrerer Personen über die scheinbaren Entfernungen der Dinge nothwendig verschieden ausfallen müssen. Was dies für beträchtliche Einflüsse auf die Schätzung der Größen, Gestalten, Richtungen rc. habe, wird bey den Worten: Gesichtsbetrüge, Größe, scheinbare, durch Beyspiele erläutert werden.

Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, an mehrern Stellen.

Brisson Dict. rais. de physique, art. Distance apparente.

Entfernung einer Kraft vom Ruhepunkte

Distantia ab hypomochlio, Distance d'une force. So heißt in der Mechanik die Größe des aus dem Ruhepunkte auf die Richtungslinie einer Kraft gefällten Perpendikels. Wenn z. B. am Hebel ACB (Taf. VII. Fig. 130.) die Kraft L nach der Richtung BL zieht, so heißt das aus dem Ruhepunkte C auf die Linie LBD gefällte Perpendikel CD, die Entfernung der Kraft L. Zieht die Kraft, wie K, am Hebel senkrecht, so ist der Arm des Hebels CA selbst dieses Perpendikel, und drückt die Entfernung der Kraft K vom Ruhepunkte aus.

Es ist ein allgemeiner Lehrsatz der Mechanik, daß Kräfte an Maschinen um so riel mehr vermögen, je stärker sie sind, und je größer ihre Entfernung vom Ruhepunkte ist.

Entladung, s. Leidner Flasche.

Entzündbare Luft, s. Gas, brennbares.


So mannigfaltig ſind die Umſtaͤnde, auf welche ſich das Urtheil uͤber die Entfernungen der Gegenſtaͤnde gruͤndet. Vielleicht ließen ſich ſogar noch mehrere hinzuſetzen. So fuͤhrt Herr Kluͤgel in Prieſtley's Geſchichte der Optik an, daß wir hiebey auch die ſcheinbare Lage der Linien, welche durch die obere und untere Grenze der Sache gehen, ſowohl gegen einander, als gegen uns ſelbſt, zu Huͤlfe nehmen, weil wir aus Erfahrung wiſſen, wie dieſe Linien ſich darzuſtellen pflegen. Es kan auch nicht fehlen, daß nicht ein Menſch ſich mehr auf dieſen, ein anderer mehr auf jenen Umſtand zu merken gewoͤhnen ſollte, daher denn die Urtheile mehrerer Perſonen uͤber die ſcheinbaren Entfernungen der Dinge nothwendig verſchieden ausfallen muͤſſen. Was dies fuͤr betraͤchtliche Einfluͤſſe auf die Schaͤtzung der Groͤßen, Geſtalten, Richtungen rc. habe, wird bey den Worten: Geſichtsbetruͤge, Groͤße, ſcheinbare, durch Beyſpiele erlaͤutert werden.

Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, an mehrern Stellen.

Briſſon Dict. raiſ. de phyſique, art. Diſtance apparente.

Entfernung einer Kraft vom Ruhepunkte

Diſtantia ab hypomochlio, Diſtance d'une force. So heißt in der Mechanik die Groͤße des aus dem Ruhepunkte auf die Richtungslinie einer Kraft gefaͤllten Perpendikels. Wenn z. B. am Hebel ACB (Taf. VII. Fig. 130.) die Kraft L nach der Richtung BL zieht, ſo heißt das aus dem Ruhepunkte C auf die Linie LBD gefaͤllte Perpendikel CD, die Entfernung der Kraft L. Zieht die Kraft, wie K, am Hebel ſenkrecht, ſo iſt der Arm des Hebels CA ſelbſt dieſes Perpendikel, und druͤckt die Entfernung der Kraft K vom Ruhepunkte aus.

Es iſt ein allgemeiner Lehrſatz der Mechanik, daß Kraͤfte an Maſchinen um ſo riel mehr vermoͤgen, je ſtaͤrker ſie ſind, und je groͤßer ihre Entfernung vom Ruhepunkte iſt.

Entladung, ſ. Leidner Flaſche.

Entzuͤndbare Luft, ſ. Gas, brennbares.

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[849/0863] So mannigfaltig ſind die Umſtaͤnde, auf welche ſich das Urtheil uͤber die Entfernungen der Gegenſtaͤnde gruͤndet. Vielleicht ließen ſich ſogar noch mehrere hinzuſetzen. So fuͤhrt Herr Kluͤgel in Prieſtley's Geſchichte der Optik an, daß wir hiebey auch die ſcheinbare Lage der Linien, welche durch die obere und untere Grenze der Sache gehen, ſowohl gegen einander, als gegen uns ſelbſt, zu Huͤlfe nehmen, weil wir aus Erfahrung wiſſen, wie dieſe Linien ſich darzuſtellen pflegen. Es kan auch nicht fehlen, daß nicht ein Menſch ſich mehr auf dieſen, ein anderer mehr auf jenen Umſtand zu merken gewoͤhnen ſollte, daher denn die Urtheile mehrerer Perſonen uͤber die ſcheinbaren Entfernungen der Dinge nothwendig verſchieden ausfallen muͤſſen. Was dies fuͤr betraͤchtliche Einfluͤſſe auf die Schaͤtzung der Groͤßen, Geſtalten, Richtungen rc. habe, wird bey den Worten: Geſichtsbetruͤge, Groͤße, ſcheinbare, durch Beyſpiele erlaͤutert werden. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, an mehrern Stellen. Briſſon Dict. raiſ. de phyſique, art. Diſtance apparente. Entfernung einer Kraft vom Ruhepunkte Diſtantia ab hypomochlio, Diſtance d'une force. So heißt in der Mechanik die Groͤße des aus dem Ruhepunkte auf die Richtungslinie einer Kraft gefaͤllten Perpendikels. Wenn z. B. am Hebel ACB (Taf. VII. Fig. 130.) die Kraft L nach der Richtung BL zieht, ſo heißt das aus dem Ruhepunkte C auf die Linie LBD gefaͤllte Perpendikel CD, die Entfernung der Kraft L. Zieht die Kraft, wie K, am Hebel ſenkrecht, ſo iſt der Arm des Hebels CA ſelbſt dieſes Perpendikel, und druͤckt die Entfernung der Kraft K vom Ruhepunkte aus. Es iſt ein allgemeiner Lehrſatz der Mechanik, daß Kraͤfte an Maſchinen um ſo riel mehr vermoͤgen, je ſtaͤrker ſie ſind, und je groͤßer ihre Entfernung vom Ruhepunkte iſt. Entladung, ſ. Leidner Flaſche. Entzuͤndbare Luft, ſ. Gas, brennbares.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 849. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/863>, abgerufen am 25.11.2024.