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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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und bey der Lenkung länglicher Maschinen möchte es wohl schwer fallen, immer den schmalen Theil derselben vorwärts gekehrt zu halten; die breitere Seite aber würde den Widerstand der Luft weit mehr, als eine Kugel von gleicher Wirkung, vergrößern; die Kugelgestalt, oder eine nicht weit von ihr abweichende, scheint daher noch immer die schicklichste zu seyn.

Was den Stof betrifft, so hat man die Aerostaten zur verdünnten Luft von leinenem oder baumwollenem Zeuge gemacht, der die Luft nicht gleich hindurch läßt, wie denn die erste zu Annonay aufgestiegene Kugel bloß mit Knöpfen und Knopflöchern zusammengefügt war, und doch eine Zeitlang Luft hielt. Man wählt dergleichen Zeuge wegen ihres geringen Preises, da solche Maschinen sehr groß seyn müssen. Bisweilen sind sie doppelt genommen, bisweilen mit Papier gefüttert worden. Man kan das Gewicht des Quadratschuhes von leinenem Zeuge 2 Unzen rechnen. Zur brennbaren Luft, welche nicht so große Maschinen erfordert, aber weit leichter die Hüllen durchdringt, hat man leichte seidne Zeuge genommen, und mit besondern Firnissen überstrichen. Den Quadratschuh Taffet kan man ohngefähr 3/4 Unzen schwer annehmen.

Um nun das Vermögen einer Maschine von gegebner Größe und Gestalt zu berechnen, kan man sich der Formel k = c (a -- b) -- p so bedienen, daß man unter p blos das Gewicht der Maschine selbst= sq ohne angehangene Last versteht, so ist k die Kraft, mit der sie unbelastet aufsteigen würde, zeigt also, wie viel sie noch zu tragen vermöge, ehe sie ins Gleichgewicht kömmt. Es sey z. B. das Vermögen einer Kugel von 30 Schuh Durchmesser zu berechnen, deren Oberfläche s=2828 Quadratschuhe, der Inhalt c=14142 Cubikschuhe ist. So ist, wenn man das Gewicht des Cubikschuhes gemeiner Luft a=1, 4 Unzen, b aber für erhitzte Luft=2/3a, für brennbare=1/7a setzt, die Rechnung folgende:


und bey der Lenkung laͤnglicher Maſchinen moͤchte es wohl ſchwer fallen, immer den ſchmalen Theil derſelben vorwaͤrts gekehrt zu halten; die breitere Seite aber wuͤrde den Widerſtand der Luft weit mehr, als eine Kugel von gleicher Wirkung, vergroͤßern; die Kugelgeſtalt, oder eine nicht weit von ihr abweichende, ſcheint daher noch immer die ſchicklichſte zu ſeyn.

Was den Stof betrifft, ſo hat man die Aeroſtaten zur verduͤnnten Luft von leinenem oder baumwollenem Zeuge gemacht, der die Luft nicht gleich hindurch laͤßt, wie denn die erſte zu Annonay aufgeſtiegene Kugel bloß mit Knoͤpfen und Knopfloͤchern zuſammengefuͤgt war, und doch eine Zeitlang Luft hielt. Man waͤhlt dergleichen Zeuge wegen ihres geringen Preiſes, da ſolche Maſchinen ſehr groß ſeyn muͤſſen. Bisweilen ſind ſie doppelt genommen, bisweilen mit Papier gefuͤttert worden. Man kan das Gewicht des Quadratſchuhes von leinenem Zeuge 2 Unzen rechnen. Zur brennbaren Luft, welche nicht ſo große Maſchinen erfordert, aber weit leichter die Huͤllen durchdringt, hat man leichte ſeidne Zeuge genommen, und mit beſondern Firniſſen uͤberſtrichen. Den Quadratſchuh Taffet kan man ohngefaͤhr 3/4 Unzen ſchwer annehmen.

Um nun das Vermoͤgen einer Maſchine von gegebner Groͤße und Geſtalt zu berechnen, kan man ſich der Formel k = c (a — b) — p ſo bedienen, daß man unter p blos das Gewicht der Maſchine ſelbſt= sq ohne angehangene Laſt verſteht, ſo iſt k die Kraft, mit der ſie unbelaſtet aufſteigen wuͤrde, zeigt alſo, wie viel ſie noch zu tragen vermoͤge, ehe ſie ins Gleichgewicht koͤmmt. Es ſey z. B. das Vermoͤgen einer Kugel von 30 Schuh Durchmeſſer zu berechnen, deren Oberflaͤche s=2828 Quadratſchuhe, der Inhalt c=14142 Cubikſchuhe iſt. So iſt, wenn man das Gewicht des Cubikſchuhes gemeiner Luft a=1, 4 Unzen, b aber fuͤr erhitzte Luft=2/3a, fuͤr brennbare=1/7a ſetzt, die Rechnung folgende:

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[68/0082] und bey der Lenkung laͤnglicher Maſchinen moͤchte es wohl ſchwer fallen, immer den ſchmalen Theil derſelben vorwaͤrts gekehrt zu halten; die breitere Seite aber wuͤrde den Widerſtand der Luft weit mehr, als eine Kugel von gleicher Wirkung, vergroͤßern; die Kugelgeſtalt, oder eine nicht weit von ihr abweichende, ſcheint daher noch immer die ſchicklichſte zu ſeyn. Was den Stof betrifft, ſo hat man die Aeroſtaten zur verduͤnnten Luft von leinenem oder baumwollenem Zeuge gemacht, der die Luft nicht gleich hindurch laͤßt, wie denn die erſte zu Annonay aufgeſtiegene Kugel bloß mit Knoͤpfen und Knopfloͤchern zuſammengefuͤgt war, und doch eine Zeitlang Luft hielt. Man waͤhlt dergleichen Zeuge wegen ihres geringen Preiſes, da ſolche Maſchinen ſehr groß ſeyn muͤſſen. Bisweilen ſind ſie doppelt genommen, bisweilen mit Papier gefuͤttert worden. Man kan das Gewicht des Quadratſchuhes von leinenem Zeuge 2 Unzen rechnen. Zur brennbaren Luft, welche nicht ſo große Maſchinen erfordert, aber weit leichter die Huͤllen durchdringt, hat man leichte ſeidne Zeuge genommen, und mit beſondern Firniſſen uͤberſtrichen. Den Quadratſchuh Taffet kan man ohngefaͤhr 3/4 Unzen ſchwer annehmen. Um nun das Vermoͤgen einer Maſchine von gegebner Groͤße und Geſtalt zu berechnen, kan man ſich der Formel k = c (a — b) — p ſo bedienen, daß man unter p blos das Gewicht der Maſchine ſelbſt= sq ohne angehangene Laſt verſteht, ſo iſt k die Kraft, mit der ſie unbelaſtet aufſteigen wuͤrde, zeigt alſo, wie viel ſie noch zu tragen vermoͤge, ehe ſie ins Gleichgewicht koͤmmt. Es ſey z. B. das Vermoͤgen einer Kugel von 30 Schuh Durchmeſſer zu berechnen, deren Oberflaͤche s=2828 Quadratſchuhe, der Inhalt c=14142 Cubikſchuhe iſt. So iſt, wenn man das Gewicht des Cubikſchuhes gemeiner Luft a=1, 4 Unzen, b aber fuͤr erhitzte Luft=2/3a, fuͤr brennbare=1/7a ſetzt, die Rechnung folgende:

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/82>, abgerufen am 27.04.2024.