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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Wärme sowohl als Elektricität die Körper ausdehne, die Vegetation und Ausdünstung beföxdere, und den Umlauf des Bluts beschleunige, daß beyde das Auslaufen der Eyer bewirken, Metalle schmelzen, und sich gleichförmig durch die Körper zu verbreiten streben, daß endlich eben die Körper, welche die Wärme am schnellsten annehmen und verlieren, auch die Elektricität am besten annehmen und leiten.

D. Priestley (Obs. on different kinds of air, Vol. II. Sect. 13.) findet, daß der elektrische Funken, wenn er in verschiedene Luftgattungen geht, einerley Wirkung mit einem zugesetzten Phlogiston hervorbringe. Dahin gehört auch sein Versuch, daß der elektrische Funken, wenn er durch Luft geht, die Lakmustinktur röthe, ingleichen die Versuche des Grafen vou Milly über die Reduction der metallischen Kalke durchs Elektrisiren, und Achards Versuch (Chymisch-physische Schriften, S. 188.), da geschmolzener Schwefel durch den elektrischen Schlag alkalisirt wird. Priestley nimmt seinen Versuchen nach an, die elektrische Materie sey entweder das Phlogiston selbst, oder enthalte doch dergleichen. Inzwischen sind diese Versuche noch nicht entscheidend, weil das Phlogiston auch aus der Oberfläche der Leiter, aus welchen der Schlag gekommen ist, oder aus fremden in der Luft schwebenden Theilen könnte entbunden worden seyn.

Henly (s. Cavallo, Th. II. Cap. 2.) nimmt die elektrische Materie für eine besondere Modification eben desienigen Grundstofs an, der im Zustande der Ruhe Phlogiston, bey gewaltsamer Bewegung aber Feuer genannt werde. Er beruft sich darauf, daß beym Reiben solcher Körper, welche verschiedne Mengen von Phlogiston enthalten, diejenigen, welche viel Phlogiston haben (z. B. vegetabilische Materien), die elektrische Materie abgeben, d. i. negativ elektrisirt werden, daß hingegen die, welche wenig Phlogiston haben (z. B. animalische Substanzen), elektrische Materie annehmen, d. i. eine positive Elektricität erhalten. Diesen Satz hat er durch viele Versuche bewiesen; der daraus gezogne Schluß aber beruht ganz auf


Waͤrme ſowohl als Elektricitaͤt die Koͤrper ausdehne, die Vegetation und Ausduͤnſtung befoͤxdere, und den Umlauf des Bluts beſchleunige, daß beyde das Auslaufen der Eyer bewirken, Metalle ſchmelzen, und ſich gleichfoͤrmig durch die Koͤrper zu verbreiten ſtreben, daß endlich eben die Koͤrper, welche die Waͤrme am ſchnellſten annehmen und verlieren, auch die Elektricitaͤt am beſten annehmen und leiten.

D. Prieſtley (Obſ. on different kinds of air, Vol. II. Sect. 13.) findet, daß der elektriſche Funken, wenn er in verſchiedene Luftgattungen geht, einerley Wirkung mit einem zugeſetzten Phlogiſton hervorbringe. Dahin gehoͤrt auch ſein Verſuch, daß der elektriſche Funken, wenn er durch Luft geht, die Lakmustinktur roͤthe, ingleichen die Verſuche des Grafen vou Milly uͤber die Reduction der metalliſchen Kalke durchs Elektriſiren, und Achards Verſuch (Chymiſch-phyſiſche Schriften, S. 188.), da geſchmolzener Schwefel durch den elektriſchen Schlag alkaliſirt wird. Prieſtley nimmt ſeinen Verſuchen nach an, die elektriſche Materie ſey entweder das Phlogiſton ſelbſt, oder enthalte doch dergleichen. Inzwiſchen ſind dieſe Verſuche noch nicht entſcheidend, weil das Phlogiſton auch aus der Oberflaͤche der Leiter, aus welchen der Schlag gekommen iſt, oder aus fremden in der Luft ſchwebenden Theilen koͤnnte entbunden worden ſeyn.

Henly (ſ. Cavallo, Th. II. Cap. 2.) nimmt die elektriſche Materie fuͤr eine beſondere Modification eben desienigen Grundſtofs an, der im Zuſtande der Ruhe Phlogiſton, bey gewaltſamer Bewegung aber Feuer genannt werde. Er beruft ſich darauf, daß beym Reiben ſolcher Koͤrper, welche verſchiedne Mengen von Phlogiſton enthalten, diejenigen, welche viel Phlogiſton haben (z. B. vegetabiliſche Materien), die elektriſche Materie abgeben, d. i. negativ elektriſirt werden, daß hingegen die, welche wenig Phlogiſton haben (z. B. animaliſche Subſtanzen), elektriſche Materie annehmen, d. i. eine poſitive Elektricitaͤt erhalten. Dieſen Satz hat er durch viele Verſuche bewieſen; der daraus gezogne Schluß aber beruht ganz auf

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[768/0782] Waͤrme ſowohl als Elektricitaͤt die Koͤrper ausdehne, die Vegetation und Ausduͤnſtung befoͤxdere, und den Umlauf des Bluts beſchleunige, daß beyde das Auslaufen der Eyer bewirken, Metalle ſchmelzen, und ſich gleichfoͤrmig durch die Koͤrper zu verbreiten ſtreben, daß endlich eben die Koͤrper, welche die Waͤrme am ſchnellſten annehmen und verlieren, auch die Elektricitaͤt am beſten annehmen und leiten. D. Prieſtley (Obſ. on different kinds of air, Vol. II. Sect. 13.) findet, daß der elektriſche Funken, wenn er in verſchiedene Luftgattungen geht, einerley Wirkung mit einem zugeſetzten Phlogiſton hervorbringe. Dahin gehoͤrt auch ſein Verſuch, daß der elektriſche Funken, wenn er durch Luft geht, die Lakmustinktur roͤthe, ingleichen die Verſuche des Grafen vou Milly uͤber die Reduction der metalliſchen Kalke durchs Elektriſiren, und Achards Verſuch (Chymiſch-phyſiſche Schriften, S. 188.), da geſchmolzener Schwefel durch den elektriſchen Schlag alkaliſirt wird. Prieſtley nimmt ſeinen Verſuchen nach an, die elektriſche Materie ſey entweder das Phlogiſton ſelbſt, oder enthalte doch dergleichen. Inzwiſchen ſind dieſe Verſuche noch nicht entſcheidend, weil das Phlogiſton auch aus der Oberflaͤche der Leiter, aus welchen der Schlag gekommen iſt, oder aus fremden in der Luft ſchwebenden Theilen koͤnnte entbunden worden ſeyn. Henly (ſ. Cavallo, Th. II. Cap. 2.) nimmt die elektriſche Materie fuͤr eine beſondere Modification eben desienigen Grundſtofs an, der im Zuſtande der Ruhe Phlogiſton, bey gewaltſamer Bewegung aber Feuer genannt werde. Er beruft ſich darauf, daß beym Reiben ſolcher Koͤrper, welche verſchiedne Mengen von Phlogiſton enthalten, diejenigen, welche viel Phlogiſton haben (z. B. vegetabiliſche Materien), die elektriſche Materie abgeben, d. i. negativ elektriſirt werden, daß hingegen die, welche wenig Phlogiſton haben (z. B. animaliſche Subſtanzen), elektriſche Materie annehmen, d. i. eine poſitive Elektricitaͤt erhalten. Dieſen Satz hat er durch viele Verſuche bewieſen; der daraus gezogne Schluß aber beruht ganz auf

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/782>, abgerufen am 24.11.2024.