Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


"scheine." Bey einem ähnlichen Versuche im folgenden Jahre hat er, wie Herr Beckmann (Geschichte der Erfindungen, I. Band, Leipzig 1783. 8.) bemerkt, schon die elektrische Erschütterung gefühlt, ohne jedoch weiter darüber nachzudenken. Sein Gehülfe bey den meisten dieser Versuche war Granville Wheeler.

Grays Versuche wurden in Frankreich von du Fay (Mem. de Paris 1733--1737.) sorgfältig wiederholt und mit neuen vermehrt. Dieser Naturforscher trieb die Wirkungen der Mittheilung viel weiter, und bestimmte sie genauer. Er zog noch eher, als Gray selbst, Funken aus dem menschlichen Körper, da jener damals erst so weit gekommen war, Metallblättchen durch denselben anziehen zu lassen. Er entdeckte, was das wichtigste ist, die beyden verschiedenen Elektricitäten, die er Glas- und Harzelektricität nannte, nebst dem Gesetze ihrer Anziehung; irrte aber darinn, daß er sie nicht für entgegengesetzt, sondern nur für verschieden hielt.

D. Desaguliers (Philos. Trans. 1739--1742.), dessen Dissertation sur l' electricite des corps im Jahre 1742 bey der Akademie zu Bordeaux den Preis erhielt, brachte die bisher angestellten Versuche auf allgemeine Gesetze, und fuhrte zuerst die Namen: an sich elektrische Korper und Leiter, ein.

Um diese Zeit siengen die deutschen Gelehrten an, sich durch wichtige Entdeckungen in diesem Fache auszuzeichnen. Hausen in Leipzig machte hiezu den Anfang, und führte statt der bisher gewöhnlichen Glasröhren die durch eine Maschine umgedrehten Kugeln ein. Bose in Wittenberg, Winkler in Leipzig, und der P. Gordon in Erfurt gelangten auf diesem Wege zu sehr verstärkten Graden der Elektricität u. zu vielen neuen Erfindungen. D. Ludolf in Berlin entzündete zuerst im Jahre 1744 Vitrioläther durch den elektrischen Funken, Winkler erwärmten Brantwein durch den Funken aus seinem Finger, Gralath in Danzig den Rauch eines eben verloschnen Lichts, und Bose den Dampf von schmelzendem Schießpulver. Der jüngere Ludolf in Berlin bewies, daß das


”ſcheine.“ Bey einem aͤhnlichen Verſuche im folgenden Jahre hat er, wie Herr Beckmann (Geſchichte der Erfindungen, I. Band, Leipzig 1783. 8.) bemerkt, ſchon die elektriſche Erſchuͤtterung gefuͤhlt, ohne jedoch weiter daruͤber nachzudenken. Sein Gehuͤlfe bey den meiſten dieſer Verſuche war Granville Wheeler.

Grays Verſuche wurden in Frankreich von du Fay (Mém. de Paris 1733—1737.) ſorgfaͤltig wiederholt und mit neuen vermehrt. Dieſer Naturforſcher trieb die Wirkungen der Mittheilung viel weiter, und beſtimmte ſie genauer. Er zog noch eher, als Gray ſelbſt, Funken aus dem menſchlichen Koͤrper, da jener damals erſt ſo weit gekommen war, Metallblaͤttchen durch denſelben anziehen zu laſſen. Er entdeckte, was das wichtigſte iſt, die beyden verſchiedenen Elektricitaͤten, die er Glas- und Harzelektricitaͤt nannte, nebſt dem Geſetze ihrer Anziehung; irrte aber darinn, daß er ſie nicht fuͤr entgegengeſetzt, ſondern nur fuͤr verſchieden hielt.

D. Deſaguliers (Philoſ. Trans. 1739—1742.), deſſen Diſſertation ſur l' electricité des corps im Jahre 1742 bey der Akademie zu Bordeaux den Preis erhielt, brachte die bisher angeſtellten Verſuche auf allgemeine Geſetze, und fuhrte zuerſt die Namen: an ſich elektriſche Korper und Leiter, ein.

Um dieſe Zeit ſiengen die deutſchen Gelehrten an, ſich durch wichtige Entdeckungen in dieſem Fache auszuzeichnen. Hauſen in Leipzig machte hiezu den Anfang, und fuͤhrte ſtatt der bisher gewoͤhnlichen Glasroͤhren die durch eine Maſchine umgedrehten Kugeln ein. Boſe in Wittenberg, Winkler in Leipzig, und der P. Gordon in Erfurt gelangten auf dieſem Wege zu ſehr verſtaͤrkten Graden der Elektricitaͤt u. zu vielen neuen Erfindungen. D. Ludolf in Berlin entzuͤndete zuerſt im Jahre 1744 Vitriolaͤther durch den elektriſchen Funken, Winkler erwaͤrmten Brantwein durch den Funken aus ſeinem Finger, Gralath in Danzig den Rauch eines eben verloſchnen Lichts, und Boſe den Dampf von ſchmelzendem Schießpulver. Der juͤngere Ludolf in Berlin bewies, daß das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0763" xml:id="P.1.749" n="749"/><lb/>
&#x201D;&#x017F;cheine.&#x201C; Bey einem a&#x0364;hnlichen Ver&#x017F;uche im folgenden Jahre hat er, wie Herr <hi rendition="#b">Beckmann</hi> (Ge&#x017F;chichte der Erfindungen, <hi rendition="#aq">I.</hi> Band, Leipzig 1783. 8.) bemerkt, &#x017F;chon die elektri&#x017F;che Er&#x017F;chu&#x0364;tterung gefu&#x0364;hlt, ohne jedoch weiter daru&#x0364;ber nachzudenken. Sein Gehu&#x0364;lfe bey den mei&#x017F;ten die&#x017F;er Ver&#x017F;uche war <hi rendition="#b">Granville Wheeler.</hi></p>
          <p>Grays Ver&#x017F;uche wurden in Frankreich von <hi rendition="#b">du Fay</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1733&#x2014;1737.)</hi> &#x017F;orgfa&#x0364;ltig wiederholt und mit neuen vermehrt. Die&#x017F;er Naturfor&#x017F;cher trieb die Wirkungen der Mittheilung viel weiter, und be&#x017F;timmte &#x017F;ie genauer. Er zog noch eher, als Gray &#x017F;elb&#x017F;t, Funken aus dem men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rper, da jener damals er&#x017F;t &#x017F;o weit gekommen war, Metallbla&#x0364;ttchen durch den&#x017F;elben anziehen zu la&#x017F;&#x017F;en. Er entdeckte, was das wichtig&#x017F;te i&#x017F;t, die beyden ver&#x017F;chiedenen Elektricita&#x0364;ten, die er <hi rendition="#b">Glas-</hi> und <hi rendition="#b">Harzelektricita&#x0364;t</hi> nannte, neb&#x017F;t dem Ge&#x017F;etze ihrer Anziehung; irrte aber darinn, daß er &#x017F;ie nicht fu&#x0364;r entgegenge&#x017F;etzt, &#x017F;ondern nur fu&#x0364;r ver&#x017F;chieden hielt.</p>
          <p><hi rendition="#b">D. De&#x017F;aguliers</hi><hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;. Trans. 1739&#x2014;1742.),</hi> de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ertation &#x017F;ur l' electricité des corps</hi> im Jahre 1742 bey der Akademie zu Bordeaux den Preis erhielt, brachte die bisher ange&#x017F;tellten Ver&#x017F;uche auf allgemeine Ge&#x017F;etze, und fuhrte zuer&#x017F;t die Namen: <hi rendition="#b">an &#x017F;ich elektri&#x017F;che Korper</hi> und <hi rendition="#b">Leiter,</hi> ein.</p>
          <p>Um die&#x017F;e Zeit &#x017F;iengen die deut&#x017F;chen Gelehrten an, &#x017F;ich durch wichtige Entdeckungen in die&#x017F;em Fache auszuzeichnen. <hi rendition="#b">Hau&#x017F;en</hi> in Leipzig machte hiezu den Anfang, und fu&#x0364;hrte &#x017F;tatt der bisher gewo&#x0364;hnlichen Glasro&#x0364;hren die durch eine Ma&#x017F;chine umgedrehten Kugeln ein. <hi rendition="#b">Bo&#x017F;e</hi> in Wittenberg, <hi rendition="#b">Winkler</hi> in Leipzig, und der <hi rendition="#b">P. Gordon</hi> in Erfurt gelangten auf die&#x017F;em Wege zu &#x017F;ehr ver&#x017F;ta&#x0364;rkten Graden der Elektricita&#x0364;t u. zu vielen neuen Erfindungen. <hi rendition="#b">D. Ludolf</hi> in Berlin entzu&#x0364;ndete zuer&#x017F;t im Jahre 1744 Vitriola&#x0364;ther durch den elektri&#x017F;chen Funken, <hi rendition="#b">Winkler</hi> erwa&#x0364;rmten Brantwein durch den Funken aus &#x017F;einem Finger, <hi rendition="#b">Gralath</hi> in Danzig den Rauch eines eben verlo&#x017F;chnen Lichts, und <hi rendition="#b">Bo&#x017F;e</hi> den Dampf von &#x017F;chmelzendem Schießpulver. Der ju&#x0364;ngere <hi rendition="#b">Ludolf</hi> in Berlin bewies, daß das<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[749/0763] ”ſcheine.“ Bey einem aͤhnlichen Verſuche im folgenden Jahre hat er, wie Herr Beckmann (Geſchichte der Erfindungen, I. Band, Leipzig 1783. 8.) bemerkt, ſchon die elektriſche Erſchuͤtterung gefuͤhlt, ohne jedoch weiter daruͤber nachzudenken. Sein Gehuͤlfe bey den meiſten dieſer Verſuche war Granville Wheeler. Grays Verſuche wurden in Frankreich von du Fay (Mém. de Paris 1733—1737.) ſorgfaͤltig wiederholt und mit neuen vermehrt. Dieſer Naturforſcher trieb die Wirkungen der Mittheilung viel weiter, und beſtimmte ſie genauer. Er zog noch eher, als Gray ſelbſt, Funken aus dem menſchlichen Koͤrper, da jener damals erſt ſo weit gekommen war, Metallblaͤttchen durch denſelben anziehen zu laſſen. Er entdeckte, was das wichtigſte iſt, die beyden verſchiedenen Elektricitaͤten, die er Glas- und Harzelektricitaͤt nannte, nebſt dem Geſetze ihrer Anziehung; irrte aber darinn, daß er ſie nicht fuͤr entgegengeſetzt, ſondern nur fuͤr verſchieden hielt. D. Deſaguliers (Philoſ. Trans. 1739—1742.), deſſen Diſſertation ſur l' electricité des corps im Jahre 1742 bey der Akademie zu Bordeaux den Preis erhielt, brachte die bisher angeſtellten Verſuche auf allgemeine Geſetze, und fuhrte zuerſt die Namen: an ſich elektriſche Korper und Leiter, ein. Um dieſe Zeit ſiengen die deutſchen Gelehrten an, ſich durch wichtige Entdeckungen in dieſem Fache auszuzeichnen. Hauſen in Leipzig machte hiezu den Anfang, und fuͤhrte ſtatt der bisher gewoͤhnlichen Glasroͤhren die durch eine Maſchine umgedrehten Kugeln ein. Boſe in Wittenberg, Winkler in Leipzig, und der P. Gordon in Erfurt gelangten auf dieſem Wege zu ſehr verſtaͤrkten Graden der Elektricitaͤt u. zu vielen neuen Erfindungen. D. Ludolf in Berlin entzuͤndete zuerſt im Jahre 1744 Vitriolaͤther durch den elektriſchen Funken, Winkler erwaͤrmten Brantwein durch den Funken aus ſeinem Finger, Gralath in Danzig den Rauch eines eben verloſchnen Lichts, und Boſe den Dampf von ſchmelzendem Schießpulver. Der juͤngere Ludolf in Berlin bewies, daß das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/763
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/763>, abgerufen am 19.05.2024.