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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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einige Elektricität. Nur vertheilt sich dieselbe, wenn es Leiter sind augenblicklich durch die ganze Substanz derselben, und wird daher sehr gering, da hingegen in den Nichtleitern ein Theil den andern isolirt, und der erregten Elektricität nicht erlaubt, sich zu verbreiten. Man reibt die Nicht leiter an den Reibzeugen entweder blos mit Hülfe der Hand, oder durch eigene Maschinen, von denen der Artikel: Elektrisirmaschine, ausführlichere Nachricht geben wird. Ist das Reibzeug isolirt, so erhält man nie eine starke Elektricität; man muß es daher, um beträchtlichere Grade zu erhalten, durch gute Leiter mit der feuchten Erde verbinden.

Durch das Schmelzen kan man die Elektricität des Schwefels, Wachses, Siegellacks der Chokolate rc. erregen. Schwefel in einem irdenen Gefäße geschmolzen, auf einem Leiter abgekühlt, und dann aus dem Gefäße genommen, wird stark elektrisirt. In einem gläsernen Gefäße geschmolzen und abgekühlt, erhält er ein starkes--E, und das Glas+E, besonders, wenn die Abkühlung auf Leitern geschehen, oder das Glas mit Metall belegt gewesen ist. Geschmolzener Schwefel in metallne Gefäße gegossen, zeigt abgekühlt keine Elektricität, nimmt man ihn aber heraus, so hat er+E, das Metall -- E. Die Elektricität hört auf, sobald man ihn wieder ins Gefäß setzt. Chokolate, zerlassen und in zinnernen Pfannen abgekühlt, wird stark elektrisirt, behält auch, wenn man sie herausnimmt, diese Eigenschaft eine Zeitlang. Sie wird von neuem elektrisiret, wenn man sie wiederum zerläst, und auf Zinn abkühlet, und wenn sie nach einigen Wiederholungen diese Eigenschaft verliert, so kan man ihr dieselbe durch etwas Baumöl wiedergeben.

Diese Erregung der Elektricität durch Schmelzen läst sich vielleicht aufs Reiben zurückführen; denn ein geschmolzener Körper kan nie ohne Reiben erhärten oder vom Gefäße getrennt werden, auch geschieht hier das Reiben unter sehr vortheilhaften Umständen, nemlich bey genauer Berührung und höchster Trockenheit.


einige Elektricitaͤt. Nur vertheilt ſich dieſelbe, wenn es Leiter ſind augenblicklich durch die ganze Subſtanz derſelben, und wird daher ſehr gering, da hingegen in den Nichtleitern ein Theil den andern iſolirt, und der erregten Elektricitaͤt nicht erlaubt, ſich zu verbreiten. Man reibt die Nicht leiter an den Reibzeugen entweder blos mit Huͤlfe der Hand, oder durch eigene Maſchinen, von denen der Artikel: Elektriſirmaſchine, ausfuͤhrlichere Nachricht geben wird. Iſt das Reibzeug iſolirt, ſo erhaͤlt man nie eine ſtarke Elektricitaͤt; man muß es daher, um betraͤchtlichere Grade zu erhalten, durch gute Leiter mit der feuchten Erde verbinden.

Durch das Schmelzen kan man die Elektricitaͤt des Schwefels, Wachſes, Siegellacks der Chokolate rc. erregen. Schwefel in einem irdenen Gefaͤße geſchmolzen, auf einem Leiter abgekuͤhlt, und dann aus dem Gefaͤße genommen, wird ſtark elektriſirt. In einem glaͤſernen Gefaͤße geſchmolzen und abgekuͤhlt, erhaͤlt er ein ſtarkes—E, und das Glas+E, beſonders, wenn die Abkuͤhlung auf Leitern geſchehen, oder das Glas mit Metall belegt geweſen iſt. Geſchmolzener Schwefel in metallne Gefaͤße gegoſſen, zeigt abgekuͤhlt keine Elektricitaͤt, nimmt man ihn aber heraus, ſo hat er+E, das Metall — E. Die Elektricitaͤt hoͤrt auf, ſobald man ihn wieder ins Gefaͤß ſetzt. Chokolate, zerlaſſen und in zinnernen Pfannen abgekuͤhlt, wird ſtark elektriſirt, behaͤlt auch, wenn man ſie herausnimmt, dieſe Eigenſchaft eine Zeitlang. Sie wird von neuem elektriſiret, wenn man ſie wiederum zerlaͤſt, und auf Zinn abkuͤhlet, und wenn ſie nach einigen Wiederholungen dieſe Eigenſchaft verliert, ſo kan man ihr dieſelbe durch etwas Baumoͤl wiedergeben.

Dieſe Erregung der Elektricitaͤt durch Schmelzen laͤſt ſich vielleicht aufs Reiben zuruͤckfuͤhren; denn ein geſchmolzener Koͤrper kan nie ohne Reiben erhaͤrten oder vom Gefaͤße getrennt werden, auch geſchieht hier das Reiben unter ſehr vortheilhaften Umſtaͤnden, nemlich bey genauer Beruͤhrung und hoͤchſter Trockenheit.

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[730/0744] einige Elektricitaͤt. Nur vertheilt ſich dieſelbe, wenn es Leiter ſind augenblicklich durch die ganze Subſtanz derſelben, und wird daher ſehr gering, da hingegen in den Nichtleitern ein Theil den andern iſolirt, und der erregten Elektricitaͤt nicht erlaubt, ſich zu verbreiten. Man reibt die Nicht leiter an den Reibzeugen entweder blos mit Huͤlfe der Hand, oder durch eigene Maſchinen, von denen der Artikel: Elektriſirmaſchine, ausfuͤhrlichere Nachricht geben wird. Iſt das Reibzeug iſolirt, ſo erhaͤlt man nie eine ſtarke Elektricitaͤt; man muß es daher, um betraͤchtlichere Grade zu erhalten, durch gute Leiter mit der feuchten Erde verbinden. Durch das Schmelzen kan man die Elektricitaͤt des Schwefels, Wachſes, Siegellacks der Chokolate rc. erregen. Schwefel in einem irdenen Gefaͤße geſchmolzen, auf einem Leiter abgekuͤhlt, und dann aus dem Gefaͤße genommen, wird ſtark elektriſirt. In einem glaͤſernen Gefaͤße geſchmolzen und abgekuͤhlt, erhaͤlt er ein ſtarkes—E, und das Glas+E, beſonders, wenn die Abkuͤhlung auf Leitern geſchehen, oder das Glas mit Metall belegt geweſen iſt. Geſchmolzener Schwefel in metallne Gefaͤße gegoſſen, zeigt abgekuͤhlt keine Elektricitaͤt, nimmt man ihn aber heraus, ſo hat er+E, das Metall — E. Die Elektricitaͤt hoͤrt auf, ſobald man ihn wieder ins Gefaͤß ſetzt. Chokolate, zerlaſſen und in zinnernen Pfannen abgekuͤhlt, wird ſtark elektriſirt, behaͤlt auch, wenn man ſie herausnimmt, dieſe Eigenſchaft eine Zeitlang. Sie wird von neuem elektriſiret, wenn man ſie wiederum zerlaͤſt, und auf Zinn abkuͤhlet, und wenn ſie nach einigen Wiederholungen dieſe Eigenſchaft verliert, ſo kan man ihr dieſelbe durch etwas Baumoͤl wiedergeben. Dieſe Erregung der Elektricitaͤt durch Schmelzen laͤſt ſich vielleicht aufs Reiben zuruͤckfuͤhren; denn ein geſchmolzener Koͤrper kan nie ohne Reiben erhaͤrten oder vom Gefaͤße getrennt werden, auch geſchieht hier das Reiben unter ſehr vortheilhaften Umſtaͤnden, nemlich bey genauer Beruͤhrung und hoͤchſter Trockenheit.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/744>, abgerufen am 27.05.2024.