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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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eine Ende stark--E, das andere schwach--E, oder fast gar kein E zeige. Die ganze Stange nemlich hatte durchs Anfassen mit der Hand vor dem Zerbrechen--E erhalten; dies ward beym Zerbrechen in dem einen Ende verstärkt, in dem andern nur geschwächt, weil das entstandne+E nicht hinreichend war, es ganz zu zerstören. Dieses Beyspiel zeigt, wie schwer solche Versuche sind, deren Resultate durch die geringsten Umstände verändert werden können.

Man hat aus den hierüber von Boulanger, Wilson, Wilke, Bergmann u. a. angestellten Versuchen Tabellen gezogen, in denen sich leicht übersehen läst, welche Elektricität gegebne Körper erhalten, wenn sie mit andern gegebnen gerieben werden. Cavallo, auch Lichtenberg haben solche Tabellen mitgetheilt, ingleichen Donndorf (Lehre von der Elektricität, Erfurt 1784 8.).

Daß übrigens die beyden erwähnten Elektricitäten den Namen der entgegengesetzten in der That verdienen, erhellet außer dem schon oben angeführten aus noch mehrern Versuchen. Zwischen zween Körpern, wovon der eine + E, der andere in gleichem Grade--E zeigt, spielt ein dritter leicht beweglicher, z. B. eine Korkkugel an einem seidnen Faden hängend, hin und her und wird wechselsweise von dem einen und dem andern angezogen und abgestoßen. Dadurch wird immer ein Theil der Elektricität des einen in den andern übergeführt, bis endlich beyde ihre Elektricitäten völlig verloren haben. Auch wird ein isolirter Leiter gar nicht elektrisirt, wenn er mit einem+E und einem gleich starken--E zugleich verbunden ist. Die Zeichen + und -- sind also hier nicht blos willkührlich sondern wissenschaftlich. Sie drücken Zustände aus, die bey der Verbindung mit einander sich vermindern, und wenn sie gleich sind aufheben.

Man kennt und unterscheidet sie am leichtesten vermittelst der gewöhnlichen Elektrometer aus Korkkügelchen, die an leinenen Fäden von einem Glasstäbchen herabhängen, s. Elektrometer. Hat man diese Kügelchen an eine geriebene Glaskugel oder an einen mit derselben verbundenen


eine Ende ſtark—E, das andere ſchwach—E, oder faſt gar kein E zeige. Die ganze Stange nemlich hatte durchs Anfaſſen mit der Hand vor dem Zerbrechen—E erhalten; dies ward beym Zerbrechen in dem einen Ende verſtaͤrkt, in dem andern nur geſchwaͤcht, weil das entſtandne+E nicht hinreichend war, es ganz zu zerſtoͤren. Dieſes Beyſpiel zeigt, wie ſchwer ſolche Verſuche ſind, deren Reſultate durch die geringſten Umſtaͤnde veraͤndert werden koͤnnen.

Man hat aus den hieruͤber von Boulanger, Wilſon, Wilke, Bergmann u. a. angeſtellten Verſuchen Tabellen gezogen, in denen ſich leicht uͤberſehen laͤſt, welche Elektricitaͤt gegebne Koͤrper erhalten, wenn ſie mit andern gegebnen gerieben werden. Cavallo, auch Lichtenberg haben ſolche Tabellen mitgetheilt, ingleichen Donndorf (Lehre von der Elektricitaͤt, Erfurt 1784 8.).

Daß uͤbrigens die beyden erwaͤhnten Elektricitaͤten den Namen der entgegengeſetzten in der That verdienen, erhellet außer dem ſchon oben angefuͤhrten aus noch mehrern Verſuchen. Zwiſchen zween Koͤrpern, wovon der eine + E, der andere in gleichem Grade—E zeigt, ſpielt ein dritter leicht beweglicher, z. B. eine Korkkugel an einem ſeidnen Faden haͤngend, hin und her und wird wechſelsweiſe von dem einen und dem andern angezogen und abgeſtoßen. Dadurch wird immer ein Theil der Elektricitaͤt des einen in den andern uͤbergefuͤhrt, bis endlich beyde ihre Elektricitaͤten voͤllig verloren haben. Auch wird ein iſolirter Leiter gar nicht elektriſirt, wenn er mit einem+E und einem gleich ſtarken—E zugleich verbunden iſt. Die Zeichen + und — ſind alſo hier nicht blos willkuͤhrlich ſondern wiſſenſchaftlich. Sie druͤcken Zuſtaͤnde aus, die bey der Verbindung mit einander ſich vermindern, und wenn ſie gleich ſind aufheben.

Man kennt und unterſcheidet ſie am leichteſten vermittelſt der gewoͤhnlichen Elektrometer aus Korkkuͤgelchen, die an leinenen Faͤden von einem Glasſtaͤbchen herabhaͤngen, ſ. Elektrometer. Hat man dieſe Kuͤgelchen an eine geriebene Glaskugel oder an einen mit derſelben verbundenen

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[727/0741] eine Ende ſtark—E, das andere ſchwach—E, oder faſt gar kein E zeige. Die ganze Stange nemlich hatte durchs Anfaſſen mit der Hand vor dem Zerbrechen—E erhalten; dies ward beym Zerbrechen in dem einen Ende verſtaͤrkt, in dem andern nur geſchwaͤcht, weil das entſtandne+E nicht hinreichend war, es ganz zu zerſtoͤren. Dieſes Beyſpiel zeigt, wie ſchwer ſolche Verſuche ſind, deren Reſultate durch die geringſten Umſtaͤnde veraͤndert werden koͤnnen. Man hat aus den hieruͤber von Boulanger, Wilſon, Wilke, Bergmann u. a. angeſtellten Verſuchen Tabellen gezogen, in denen ſich leicht uͤberſehen laͤſt, welche Elektricitaͤt gegebne Koͤrper erhalten, wenn ſie mit andern gegebnen gerieben werden. Cavallo, auch Lichtenberg haben ſolche Tabellen mitgetheilt, ingleichen Donndorf (Lehre von der Elektricitaͤt, Erfurt 1784 8.). Daß uͤbrigens die beyden erwaͤhnten Elektricitaͤten den Namen der entgegengeſetzten in der That verdienen, erhellet außer dem ſchon oben angefuͤhrten aus noch mehrern Verſuchen. Zwiſchen zween Koͤrpern, wovon der eine + E, der andere in gleichem Grade—E zeigt, ſpielt ein dritter leicht beweglicher, z. B. eine Korkkugel an einem ſeidnen Faden haͤngend, hin und her und wird wechſelsweiſe von dem einen und dem andern angezogen und abgeſtoßen. Dadurch wird immer ein Theil der Elektricitaͤt des einen in den andern uͤbergefuͤhrt, bis endlich beyde ihre Elektricitaͤten voͤllig verloren haben. Auch wird ein iſolirter Leiter gar nicht elektriſirt, wenn er mit einem+E und einem gleich ſtarken—E zugleich verbunden iſt. Die Zeichen + und — ſind alſo hier nicht blos willkuͤhrlich ſondern wiſſenſchaftlich. Sie druͤcken Zuſtaͤnde aus, die bey der Verbindung mit einander ſich vermindern, und wenn ſie gleich ſind aufheben. Man kennt und unterſcheidet ſie am leichteſten vermittelſt der gewoͤhnlichen Elektrometer aus Korkkuͤgelchen, die an leinenen Faͤden von einem Glasſtaͤbchen herabhaͤngen, ſ. Elektrometer. Hat man dieſe Kuͤgelchen an eine geriebene Glaskugel oder an einen mit derſelben verbundenen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/741>, abgerufen am 25.11.2024.