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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Harnphosphorus, verspüren, und wenn man ihr mit dem Gesicht nahe kömmt, etwas fühlen, gleichsam als ob ein feines Spinnengewebe gegen die Haut flöge.

Diese angeführten Merkmale, das Anziehen und Zurückstoßen leichter Körper, der Funken, der Phosphorusgeruch, das Gefühl von Spinnweben sind die allgemeinsten Kennzeichen der Elektricität. Das erste zeigt sich schon bey den schwächsten Graden derselben; die beyden letztern aber sind nur bey den stärkern Graden anzutreffen. Andere elektrische Erscheinungen äußern sich nur unter besondern Umständen und Veranstaltungen.

Eben das erfolgt auch, wenn man ein Stück Bernstein, Gummi Copal, Porcellan, Siegellack, Schwefel, einen hölzernen wohl ausgetrockneten und gewärmten Stock, ein seidnes Band reibt. Man kan überhaupt sagen, daß es beym Reiben aller Körper erfolge, wiewohl bey sehr vielen, z. B. bey allen Metallen, in einem höchst geringen, nur durch besondere Mittel zu bemerkenden Grade. Solche Körper, wie die oben genannten, die durch Reiben stark und merklich elektrisirt werden, heißen elektrische, an sich elektrische Körper, Nicht-leiter; die durch Reiben nicht elektrisirt zu werden scheinen, wie die Metalle, nennt man unelektrische Körper, Leiter.

Es lassen sich alle natürliche Körper in Nicht-leiter und Leiter theilen. Beyspiele von beyden Classen findet man bey den Worten: Elektrische Körper, Leiter. Aber die Grenzen dieser Classen laufen so in einander, daß man weder einen vollkommnen elektrischen Körper, noch einen vollkommnen Leiter kennt, daß sich durch zufällige Umstände oft Nicht-leiter in Leiter rc. verwandeln, und daß es bey vielen Körpern, z. B. trocknen Marmorplatten, trocknem nicht gewärmten Holze rc. ungewiß ist, zu welcher Classe sie gehören. Man nennt diese Halbleiter, schlechte Leiter. Ein merkwürdiger Gebrauch solcher Körper ist bey dem Worte: Condensator der Elektricität, angegeben worden.

Man nennt die Hand, oder überhaupt das, was den elektrischen Körper reibt, das Reibzeug, und eine Maschine,


Harnphosphorus, verſpuͤren, und wenn man ihr mit dem Geſicht nahe koͤmmt, etwas fuͤhlen, gleichſam als ob ein feines Spinnengewebe gegen die Haut floͤge.

Dieſe angefuͤhrten Merkmale, das Anziehen und Zuruͤckſtoßen leichter Koͤrper, der Funken, der Phosphorusgeruch, das Gefuͤhl von Spinnweben ſind die allgemeinſten Kennzeichen der Elektricitaͤt. Das erſte zeigt ſich ſchon bey den ſchwaͤchſten Graden derſelben; die beyden letztern aber ſind nur bey den ſtaͤrkern Graden anzutreffen. Andere elektriſche Erſcheinungen aͤußern ſich nur unter beſondern Umſtaͤnden und Veranſtaltungen.

Eben das erfolgt auch, wenn man ein Stuͤck Bernſtein, Gummi Copal, Porcellan, Siegellack, Schwefel, einen hoͤlzernen wohl ausgetrockneten und gewaͤrmten Stock, ein ſeidnes Band reibt. Man kan uͤberhaupt ſagen, daß es beym Reiben aller Koͤrper erfolge, wiewohl bey ſehr vielen, z. B. bey allen Metallen, in einem hoͤchſt geringen, nur durch beſondere Mittel zu bemerkenden Grade. Solche Koͤrper, wie die oben genannten, die durch Reiben ſtark und merklich elektriſirt werden, heißen elektriſche, an ſich elektriſche Koͤrper, Nicht-leiter; die durch Reiben nicht elektriſirt zu werden ſcheinen, wie die Metalle, nennt man unelektriſche Koͤrper, Leiter.

Es laſſen ſich alle natuͤrliche Koͤrper in Nicht-leiter und Leiter theilen. Beyſpiele von beyden Claſſen findet man bey den Worten: Elektriſche Koͤrper, Leiter. Aber die Grenzen dieſer Claſſen laufen ſo in einander, daß man weder einen vollkommnen elektriſchen Koͤrper, noch einen vollkommnen Leiter kennt, daß ſich durch zufaͤllige Umſtaͤnde oft Nicht-leiter in Leiter rc. verwandeln, und daß es bey vielen Koͤrpern, z. B. trocknen Marmorplatten, trocknem nicht gewaͤrmten Holze rc. ungewiß iſt, zu welcher Claſſe ſie gehoͤren. Man nennt dieſe Halbleiter, ſchlechte Leiter. Ein merkwuͤrdiger Gebrauch ſolcher Koͤrper iſt bey dem Worte: Condenſator der Elektricitaͤt, angegeben worden.

Man nennt die Hand, oder uͤberhaupt das, was den elektriſchen Koͤrper reibt, das Reibzeug, und eine Maſchine,

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[721/0735] Harnphosphorus, verſpuͤren, und wenn man ihr mit dem Geſicht nahe koͤmmt, etwas fuͤhlen, gleichſam als ob ein feines Spinnengewebe gegen die Haut floͤge. Dieſe angefuͤhrten Merkmale, das Anziehen und Zuruͤckſtoßen leichter Koͤrper, der Funken, der Phosphorusgeruch, das Gefuͤhl von Spinnweben ſind die allgemeinſten Kennzeichen der Elektricitaͤt. Das erſte zeigt ſich ſchon bey den ſchwaͤchſten Graden derſelben; die beyden letztern aber ſind nur bey den ſtaͤrkern Graden anzutreffen. Andere elektriſche Erſcheinungen aͤußern ſich nur unter beſondern Umſtaͤnden und Veranſtaltungen. Eben das erfolgt auch, wenn man ein Stuͤck Bernſtein, Gummi Copal, Porcellan, Siegellack, Schwefel, einen hoͤlzernen wohl ausgetrockneten und gewaͤrmten Stock, ein ſeidnes Band reibt. Man kan uͤberhaupt ſagen, daß es beym Reiben aller Koͤrper erfolge, wiewohl bey ſehr vielen, z. B. bey allen Metallen, in einem hoͤchſt geringen, nur durch beſondere Mittel zu bemerkenden Grade. Solche Koͤrper, wie die oben genannten, die durch Reiben ſtark und merklich elektriſirt werden, heißen elektriſche, an ſich elektriſche Koͤrper, Nicht-leiter; die durch Reiben nicht elektriſirt zu werden ſcheinen, wie die Metalle, nennt man unelektriſche Koͤrper, Leiter. Es laſſen ſich alle natuͤrliche Koͤrper in Nicht-leiter und Leiter theilen. Beyſpiele von beyden Claſſen findet man bey den Worten: Elektriſche Koͤrper, Leiter. Aber die Grenzen dieſer Claſſen laufen ſo in einander, daß man weder einen vollkommnen elektriſchen Koͤrper, noch einen vollkommnen Leiter kennt, daß ſich durch zufaͤllige Umſtaͤnde oft Nicht-leiter in Leiter rc. verwandeln, und daß es bey vielen Koͤrpern, z. B. trocknen Marmorplatten, trocknem nicht gewaͤrmten Holze rc. ungewiß iſt, zu welcher Claſſe ſie gehoͤren. Man nennt dieſe Halbleiter, ſchlechte Leiter. Ein merkwuͤrdiger Gebrauch ſolcher Koͤrper iſt bey dem Worte: Condenſator der Elektricitaͤt, angegeben worden. Man nennt die Hand, oder uͤberhaupt das, was den elektriſchen Koͤrper reibt, das Reibzeug, und eine Maſchine,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/735>, abgerufen am 25.11.2024.