Wassertröpfchen an, die aber durch ihren langsamern Gang und ihre Durchsichtigkeit leicht von den Bläschen zu unterscheiden sind. Bey genugsamen Lichte und vortheilhafter Stellung unterscheidet auch das bloße Auge in einer Wolke Theilchen, welche in der Luft schweben, und hohl seyn müssen, weil volle Kugeln von dieser Größe sich unmöglich durch die bloße Zähigkeit der Luft schwebend erhalten könnten. Diese Bläschen bilden auch keinen Regenbogen und ändern die Gestalten der Sterne nicht, von denen noch Stralen durchfallen können, weil die Lichtstralen beym Durchgange durch unendlich kleine Menisken nicht merklich gebrochen werden.
Wenn aber die Wolken aus Dunstbläschen bestehen, so ist es unläugbar, daß diese Bläschen leichter, als die äußere Luft, seyn müssen. Man sieht die Wolken oft einen Theil der Berge bedecken, wobey ihr unterer Rand so scharf abgeschnitten und mit dem Horizonte parallel ist, daß man die geringste Veränderung ihrer Höhe bemerken kan. Dies ist ein offenbares Merkmal, daß die schwersten Bläschen sich in einer Region aufhalten, in welcher die Luft mit ihnen gleich schwer ist. Diese Wolken treten höher, wenn das Barometer steigt, und sinken, wenn es fällt, vollkommen so, wie Körper, die ihrer specifischen Leichtigkeit halber in der Luft schweben.
Es scheinen aber auch diese Bläschen mit einer Atmosphäre umgeben zu seyn. Die Freyheit, mit welcher sie über die Oberfläche der Liquoren hinrollen, ohne sich mit denselben zu vermischen, zeigt, daß sie die Liquoren nicht berühren, und läst vermuthen, daß ein leichter unsichtbarer Ueberzug diese Berührung verhindere. Woraus aber diese Atmosphäre bestehe, läst sich nicht bestimmen. Vielleicht aus Feuer, welches aber in dieser Verbindung viele seiner Eigenschaften ablegen müste; wenigstens ist die gewöhnliche Kälte nicht im Stande, die Bläschen zu zerstören, da man auch im strengsten Winter Wolken sieht. Daß der Regen im Winter erwärmt, scheint anzuzeigen, daß die Verwandlung der Bläschen in Wassertropfen eine gewisse Quantität Feuer frey mache, welche vielleicht vorher zu Erhaltung
Waſſertroͤpfchen an, die aber durch ihren langſamern Gang und ihre Durchſichtigkeit leicht von den Blaͤschen zu unterſcheiden ſind. Bey genugſamen Lichte und vortheilhafter Stellung unterſcheidet auch das bloße Auge in einer Wolke Theilchen, welche in der Luft ſchweben, und hohl ſeyn muͤſſen, weil volle Kugeln von dieſer Groͤße ſich unmoͤglich durch die bloße Zaͤhigkeit der Luft ſchwebend erhalten koͤnnten. Dieſe Blaͤschen bilden auch keinen Regenbogen und aͤndern die Geſtalten der Sterne nicht, von denen noch Stralen durchfallen koͤnnen, weil die Lichtſtralen beym Durchgange durch unendlich kleine Menisken nicht merklich gebrochen werden.
Wenn aber die Wolken aus Dunſtblaͤschen beſtehen, ſo iſt es unlaͤugbar, daß dieſe Blaͤschen leichter, als die aͤußere Luft, ſeyn muͤſſen. Man ſieht die Wolken oft einen Theil der Berge bedecken, wobey ihr unterer Rand ſo ſcharf abgeſchnitten und mit dem Horizonte parallel iſt, daß man die geringſte Veraͤnderung ihrer Hoͤhe bemerken kan. Dies iſt ein offenbares Merkmal, daß die ſchwerſten Blaͤschen ſich in einer Region aufhalten, in welcher die Luft mit ihnen gleich ſchwer iſt. Dieſe Wolken treten hoͤher, wenn das Barometer ſteigt, und ſinken, wenn es faͤllt, vollkommen ſo, wie Koͤrper, die ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in der Luft ſchweben.
Es ſcheinen aber auch dieſe Blaͤschen mit einer Atmoſphaͤre umgeben zu ſeyn. Die Freyheit, mit welcher ſie uͤber die Oberflaͤche der Liquoren hinrollen, ohne ſich mit denſelben zu vermiſchen, zeigt, daß ſie die Liquoren nicht beruͤhren, und laͤſt vermuthen, daß ein leichter unſichtbarer Ueberzug dieſe Beruͤhrung verhindere. Woraus aber dieſe Atmoſphaͤre beſtehe, laͤſt ſich nicht beſtimmen. Vielleicht aus Feuer, welches aber in dieſer Verbindung viele ſeiner Eigenſchaften ablegen muͤſte; wenigſtens iſt die gewoͤhnliche Kaͤlte nicht im Stande, die Blaͤschen zu zerſtoͤren, da man auch im ſtrengſten Winter Wolken ſieht. Daß der Regen im Winter erwaͤrmt, ſcheint anzuzeigen, daß die Verwandlung der Blaͤschen in Waſſertropfen eine gewiſſe Quantitaͤt Feuer frey mache, welche vielleicht vorher zu Erhaltung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0645"xml:id="P.1.631"n="631"/><lb/>
Waſſertroͤpfchen an, die aber durch ihren langſamern Gang und ihre Durchſichtigkeit leicht von den Blaͤschen zu unterſcheiden ſind. Bey genugſamen Lichte und vortheilhafter Stellung unterſcheidet auch das bloße Auge in einer Wolke Theilchen, welche in der Luft ſchweben, und hohl ſeyn muͤſſen, weil volle Kugeln von dieſer Groͤße ſich unmoͤglich durch die bloße Zaͤhigkeit der Luft ſchwebend erhalten koͤnnten. Dieſe Blaͤschen bilden auch keinen Regenbogen und aͤndern die Geſtalten der Sterne nicht, von denen noch Stralen durchfallen koͤnnen, weil die Lichtſtralen beym Durchgange durch unendlich kleine Menisken nicht merklich gebrochen werden.</p><p>Wenn aber die Wolken aus Dunſtblaͤschen beſtehen, ſo iſt es unlaͤugbar, daß dieſe Blaͤschen leichter, als die aͤußere Luft, ſeyn muͤſſen. Man ſieht die Wolken oft einen Theil der Berge bedecken, wobey ihr unterer Rand ſo ſcharf abgeſchnitten und mit dem Horizonte parallel iſt, daß man die geringſte Veraͤnderung ihrer Hoͤhe bemerken kan. Dies iſt ein offenbares Merkmal, daß die ſchwerſten Blaͤschen ſich in einer Region aufhalten, in welcher die Luft mit ihnen gleich ſchwer iſt. Dieſe Wolken treten hoͤher, wenn das Barometer ſteigt, und ſinken, wenn es faͤllt, vollkommen ſo, wie Koͤrper, die ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in der Luft ſchweben.</p><p>Es ſcheinen aber auch dieſe Blaͤschen mit einer Atmoſphaͤre umgeben zu ſeyn. Die Freyheit, mit welcher ſie uͤber die Oberflaͤche der Liquoren hinrollen, ohne ſich mit denſelben zu vermiſchen, zeigt, daß ſie die Liquoren nicht beruͤhren, und laͤſt vermuthen, daß ein leichter unſichtbarer Ueberzug dieſe Beruͤhrung verhindere. Woraus aber dieſe Atmoſphaͤre beſtehe, laͤſt ſich nicht beſtimmen. Vielleicht aus Feuer, welches aber in dieſer Verbindung viele ſeiner Eigenſchaften ablegen muͤſte; wenigſtens iſt die gewoͤhnliche Kaͤlte nicht im Stande, die Blaͤschen zu zerſtoͤren, da man auch im ſtrengſten Winter Wolken ſieht. Daß der Regen im Winter erwaͤrmt, ſcheint anzuzeigen, daß die Verwandlung der Blaͤschen in Waſſertropfen eine gewiſſe Quantitaͤt Feuer frey mache, welche vielleicht vorher zu Erhaltung<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[631/0645]
Waſſertroͤpfchen an, die aber durch ihren langſamern Gang und ihre Durchſichtigkeit leicht von den Blaͤschen zu unterſcheiden ſind. Bey genugſamen Lichte und vortheilhafter Stellung unterſcheidet auch das bloße Auge in einer Wolke Theilchen, welche in der Luft ſchweben, und hohl ſeyn muͤſſen, weil volle Kugeln von dieſer Groͤße ſich unmoͤglich durch die bloße Zaͤhigkeit der Luft ſchwebend erhalten koͤnnten. Dieſe Blaͤschen bilden auch keinen Regenbogen und aͤndern die Geſtalten der Sterne nicht, von denen noch Stralen durchfallen koͤnnen, weil die Lichtſtralen beym Durchgange durch unendlich kleine Menisken nicht merklich gebrochen werden.
Wenn aber die Wolken aus Dunſtblaͤschen beſtehen, ſo iſt es unlaͤugbar, daß dieſe Blaͤschen leichter, als die aͤußere Luft, ſeyn muͤſſen. Man ſieht die Wolken oft einen Theil der Berge bedecken, wobey ihr unterer Rand ſo ſcharf abgeſchnitten und mit dem Horizonte parallel iſt, daß man die geringſte Veraͤnderung ihrer Hoͤhe bemerken kan. Dies iſt ein offenbares Merkmal, daß die ſchwerſten Blaͤschen ſich in einer Region aufhalten, in welcher die Luft mit ihnen gleich ſchwer iſt. Dieſe Wolken treten hoͤher, wenn das Barometer ſteigt, und ſinken, wenn es faͤllt, vollkommen ſo, wie Koͤrper, die ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in der Luft ſchweben.
Es ſcheinen aber auch dieſe Blaͤschen mit einer Atmoſphaͤre umgeben zu ſeyn. Die Freyheit, mit welcher ſie uͤber die Oberflaͤche der Liquoren hinrollen, ohne ſich mit denſelben zu vermiſchen, zeigt, daß ſie die Liquoren nicht beruͤhren, und laͤſt vermuthen, daß ein leichter unſichtbarer Ueberzug dieſe Beruͤhrung verhindere. Woraus aber dieſe Atmoſphaͤre beſtehe, laͤſt ſich nicht beſtimmen. Vielleicht aus Feuer, welches aber in dieſer Verbindung viele ſeiner Eigenſchaften ablegen muͤſte; wenigſtens iſt die gewoͤhnliche Kaͤlte nicht im Stande, die Blaͤschen zu zerſtoͤren, da man auch im ſtrengſten Winter Wolken ſieht. Daß der Regen im Winter erwaͤrmt, ſcheint anzuzeigen, daß die Verwandlung der Blaͤschen in Waſſertropfen eine gewiſſe Quantitaͤt Feuer frey mache, welche vielleicht vorher zu Erhaltung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/645>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.