Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Da man sich statt eines auf das Wasser im Gefäße drückenden Gewichts, wie F, Taf. V. Fig. 94., auch eine Menge darüber gegoßnes Wasser denken kan, so erhellet, daß in einem mit Wasser gefüllten Gefäße auch die obern Wassertheile auf die untern drücken. Schon hiedurch gerathen die Wassertheile, welche andere über sich tragen, in einen gewaltsamen Zustand, wenn auch weiter kein Druck eines Gewichts oder einer äußern Kraft vorhanden ist. Ist nun das Wasser im Gefäß in Ruhe, so daß sich kein Theil bewegt, so müssen die Drückungen, die jedes Wassertheilchen nach allen möglichen Richtungen leidet, nach jeden zwo entgegengesetzten Richtungen gleich seyn. Fände dies für irgend ein Theilchen nicht statt, so würde es nach derjenigen Richtung, nach welcher der Druck stärker, als nach der entgegengesetzten wäre, bewegt werden, also das Wasser nicht in Ruhe seyn. Das Theilchen M, Taf. VI. Fig. 96., wird von dem darüberstehenden und umherliegenden Wasser nach allen möglichen Richtungen, mithin auch nach den beyden entgegengesetzten Richtungen MN und Mn gedrückt. Ist das Wasser in Ruhe, so müssen beyde Drückungen gleich seyn, weil sonst das Theilchen M entweder nach N oder nach n würde bewegt werden. So fließt aus allem vorigen zusammengenommen der Satz: Ein mit einer stillstehenden flüßigen Materie umringtes Theilchen derselben wird nach allen möglichen Richtungen, aber nach jeden zwo entgegengesetzten gleich stark, gedrückt. Druck flüßiger Massen gegen die Gefäße.

Der Boden eines senkrechten prismatischen Gefäßes trägt ohne Zweifel das ganze Gewicht der über ihm im Gefäße stehenden Wassersäule. Jeder Punkt des Bodens nemlich trägt das Gewicht des ganzen über ihm stehenden Wasserfadens. Es sey die Grundfläche eines solchen Gefäßes3 Quadratzoll, die Höhe 6 Zoll, so ist der Cubikinhalt 18 Cubikzoll, und der Boden trägt das volle Gewicht von 18 Cubikzollen Wasser, welches, den Cubikzoll zu 1 1/3 Loth gerechnet, einen Druck von 24 Loth giebt.


Da man ſich ſtatt eines auf das Waſſer im Gefaͤße druͤckenden Gewichts, wie F, Taf. V. Fig. 94., auch eine Menge daruͤber gegoßnes Waſſer denken kan, ſo erhellet, daß in einem mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤße auch die obern Waſſertheile auf die untern druͤcken. Schon hiedurch gerathen die Waſſertheile, welche andere uͤber ſich tragen, in einen gewaltſamen Zuſtand, wenn auch weiter kein Druck eines Gewichts oder einer aͤußern Kraft vorhanden iſt. Iſt nun das Waſſer im Gefaͤß in Ruhe, ſo daß ſich kein Theil bewegt, ſo muͤſſen die Druͤckungen, die jedes Waſſertheilchen nach allen moͤglichen Richtungen leidet, nach jeden zwo entgegengeſetzten Richtungen gleich ſeyn. Faͤnde dies fuͤr irgend ein Theilchen nicht ſtatt, ſo wuͤrde es nach derjenigen Richtung, nach welcher der Druck ſtaͤrker, als nach der entgegengeſetzten waͤre, bewegt werden, alſo das Waſſer nicht in Ruhe ſeyn. Das Theilchen M, Taf. VI. Fig. 96., wird von dem daruͤberſtehenden und umherliegenden Waſſer nach allen moͤglichen Richtungen, mithin auch nach den beyden entgegengeſetzten Richtungen MN und Mn gedruͤckt. Iſt das Waſſer in Ruhe, ſo muͤſſen beyde Druͤckungen gleich ſeyn, weil ſonſt das Theilchen M entweder nach N oder nach n wuͤrde bewegt werden. So fließt aus allem vorigen zuſammengenommen der Satz: Ein mit einer ſtillſtehenden fluͤßigen Materie umringtes Theilchen derſelben wird nach allen moͤglichen Richtungen, aber nach jeden zwo entgegengeſetzten gleich ſtark, gedruͤckt. Druck fluͤßiger Maſſen gegen die Gefaͤße.

Der Boden eines ſenkrechten prismatiſchen Gefaͤßes traͤgt ohne Zweifel das ganze Gewicht der uͤber ihm im Gefaͤße ſtehenden Waſſerſaͤule. Jeder Punkt des Bodens nemlich traͤgt das Gewicht des ganzen uͤber ihm ſtehenden Waſſerfadens. Es ſey die Grundflaͤche eines ſolchen Gefaͤßes3 Quadratzoll, die Hoͤhe 6 Zoll, ſo iſt der Cubikinhalt 18 Cubikzoll, und der Boden traͤgt das volle Gewicht von 18 Cubikzollen Waſſer, welches, den Cubikzoll zu 1 1/3 Loth gerechnet, einen Druck von 24 Loth giebt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0625" xml:id="P.1.611" n="611"/><lb/>
          </p>
          <p>Da man &#x017F;ich &#x017F;tatt eines auf das Wa&#x017F;&#x017F;er im Gefa&#x0364;ße dru&#x0364;ckenden Gewichts, wie <hi rendition="#aq">F,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 94., auch eine Menge daru&#x0364;ber gegoßnes Wa&#x017F;&#x017F;er denken kan, &#x017F;o erhellet, daß in einem mit Wa&#x017F;&#x017F;er gefu&#x0364;llten Gefa&#x0364;ße auch die obern Wa&#x017F;&#x017F;ertheile auf die untern dru&#x0364;cken. Schon hiedurch gerathen die Wa&#x017F;&#x017F;ertheile, welche andere u&#x0364;ber &#x017F;ich tragen, in einen gewalt&#x017F;amen Zu&#x017F;tand, wenn auch weiter kein Druck eines Gewichts oder einer a&#x0364;ußern Kraft vorhanden i&#x017F;t. I&#x017F;t nun das Wa&#x017F;&#x017F;er im Gefa&#x0364;ß in Ruhe, &#x017F;o daß &#x017F;ich kein Theil bewegt, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Dru&#x0364;ckungen, die jedes Wa&#x017F;&#x017F;ertheilchen nach allen mo&#x0364;glichen Richtungen leidet, nach jeden zwo entgegenge&#x017F;etzten Richtungen gleich &#x017F;eyn. Fa&#x0364;nde dies fu&#x0364;r irgend ein Theilchen nicht &#x017F;tatt, &#x017F;o wu&#x0364;rde es nach derjenigen Richtung, nach welcher der Druck &#x017F;ta&#x0364;rker, als nach der entgegenge&#x017F;etzten wa&#x0364;re, bewegt werden, al&#x017F;o das Wa&#x017F;&#x017F;er nicht in Ruhe &#x017F;eyn. Das Theilchen <hi rendition="#aq">M,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Fig. 96., wird von dem daru&#x0364;ber&#x017F;tehenden und umherliegenden Wa&#x017F;&#x017F;er nach allen mo&#x0364;glichen Richtungen, mithin auch nach den beyden entgegenge&#x017F;etzten Richtungen <hi rendition="#aq">MN</hi> und <hi rendition="#aq">Mn</hi> gedru&#x0364;ckt. I&#x017F;t das Wa&#x017F;&#x017F;er in Ruhe, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beyde Dru&#x0364;ckungen gleich &#x017F;eyn, weil &#x017F;on&#x017F;t das Theilchen <hi rendition="#aq">M</hi> entweder nach <hi rendition="#aq">N</hi> oder nach <hi rendition="#aq">n</hi> wu&#x0364;rde bewegt werden. So fließt aus allem vorigen zu&#x017F;ammengenommen der Satz: <hi rendition="#b">Ein</hi> mit einer <hi rendition="#b">&#x017F;till&#x017F;tehenden flu&#x0364;ßigen Materie umringtes Theilchen der&#x017F;elben wird nach allen mo&#x0364;glichen Richtungen, aber nach jeden zwo entgegenge&#x017F;etzten gleich &#x017F;tark, gedru&#x0364;ckt.</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Druck flu&#x0364;ßiger Ma&#x017F;&#x017F;en gegen die Gefa&#x0364;ße.</hi></hi></p>
          <p>Der Boden eines &#x017F;enkrechten prismati&#x017F;chen Gefa&#x0364;ßes tra&#x0364;gt ohne Zweifel das ganze Gewicht der u&#x0364;ber ihm im Gefa&#x0364;ße &#x017F;tehenden <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;a&#x0364;ule.</hi> Jeder Punkt des Bodens nemlich tra&#x0364;gt das Gewicht des ganzen u&#x0364;ber ihm &#x017F;tehenden Wa&#x017F;&#x017F;erfadens. Es &#x017F;ey die Grundfla&#x0364;che eines &#x017F;olchen Gefa&#x0364;ßes3 Quadratzoll, die Ho&#x0364;he 6 Zoll, &#x017F;o i&#x017F;t der Cubikinhalt 18 Cubikzoll, und der Boden tra&#x0364;gt das volle Gewicht von 18 Cubikzollen Wa&#x017F;&#x017F;er, welches, den Cubikzoll zu 1 1/3 Loth gerechnet, einen Druck von 24 Loth giebt.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[611/0625] Da man ſich ſtatt eines auf das Waſſer im Gefaͤße druͤckenden Gewichts, wie F, Taf. V. Fig. 94., auch eine Menge daruͤber gegoßnes Waſſer denken kan, ſo erhellet, daß in einem mit Waſſer gefuͤllten Gefaͤße auch die obern Waſſertheile auf die untern druͤcken. Schon hiedurch gerathen die Waſſertheile, welche andere uͤber ſich tragen, in einen gewaltſamen Zuſtand, wenn auch weiter kein Druck eines Gewichts oder einer aͤußern Kraft vorhanden iſt. Iſt nun das Waſſer im Gefaͤß in Ruhe, ſo daß ſich kein Theil bewegt, ſo muͤſſen die Druͤckungen, die jedes Waſſertheilchen nach allen moͤglichen Richtungen leidet, nach jeden zwo entgegengeſetzten Richtungen gleich ſeyn. Faͤnde dies fuͤr irgend ein Theilchen nicht ſtatt, ſo wuͤrde es nach derjenigen Richtung, nach welcher der Druck ſtaͤrker, als nach der entgegengeſetzten waͤre, bewegt werden, alſo das Waſſer nicht in Ruhe ſeyn. Das Theilchen M, Taf. VI. Fig. 96., wird von dem daruͤberſtehenden und umherliegenden Waſſer nach allen moͤglichen Richtungen, mithin auch nach den beyden entgegengeſetzten Richtungen MN und Mn gedruͤckt. Iſt das Waſſer in Ruhe, ſo muͤſſen beyde Druͤckungen gleich ſeyn, weil ſonſt das Theilchen M entweder nach N oder nach n wuͤrde bewegt werden. So fließt aus allem vorigen zuſammengenommen der Satz: Ein mit einer ſtillſtehenden fluͤßigen Materie umringtes Theilchen derſelben wird nach allen moͤglichen Richtungen, aber nach jeden zwo entgegengeſetzten gleich ſtark, gedruͤckt. Druck fluͤßiger Maſſen gegen die Gefaͤße. Der Boden eines ſenkrechten prismatiſchen Gefaͤßes traͤgt ohne Zweifel das ganze Gewicht der uͤber ihm im Gefaͤße ſtehenden Waſſerſaͤule. Jeder Punkt des Bodens nemlich traͤgt das Gewicht des ganzen uͤber ihm ſtehenden Waſſerfadens. Es ſey die Grundflaͤche eines ſolchen Gefaͤßes3 Quadratzoll, die Hoͤhe 6 Zoll, ſo iſt der Cubikinhalt 18 Cubikzoll, und der Boden traͤgt das volle Gewicht von 18 Cubikzollen Waſſer, welches, den Cubikzoll zu 1 1/3 Loth gerechnet, einen Druck von 24 Loth giebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/625
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/625>, abgerufen am 17.06.2024.