Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Bey einem andern Versuche am 16 Aug. 1757 waren die Feuerstralen, welche aus der Schnur des Drachen gegen einen nahe dabey aufgestellten Leiter fuhren, 10 Fuß lang und 1 Zoll dick, und ihr Knall glich einem Pistolenschusse. De Romas erzählt in einem Briefe an Nollet (Mem. presentes. To. IV. p. 514.), daß er in weniger als einer Stunde Zeit auf dreyßig Feuerstralen von dieser Größe erhalten habe, viele hundert kleinere von 7 Fuß Länge und darunter ungerechnet, welche allezeit von der Schnur auf den nächsten dabeystehenden Leiter trafen. Beccaria zu Turin hat sich bey seinen zahlreichen Versuchen über die Elektricität der Wolken ebenfalls der elektrischen Drachen bedienet. Er wand die Schnuren derselben auf einen Haspel, der auf gläsernen Pfeilern ruhete, und verband den Conductor mit der Axe des Haspels. De Romas hat nachher einen eignen elektrischen Wagen angegeben, den man von einem Orte zum andern führen, und die isolirte Schnur des Drachen darauf sicher aufwinden und nachlassen kan, ohne sie zu berühren. Brisson (Dict. raisonne de phys. art. Charriot electrique) beschreibt diese Maschine sehr umständlich. Sie ist aber allzusehr zusammengesetzt, um in den elektrischen Apparat allgemein aufgenommen zu werden. Man sahe den elektrischen Drachen-anfänglich blos als ein Mittel an, die Elektricität der Gewitterwolken zu untersuchen; neuerlich aber hat man ihn auch zu Beobachtungen über die tägliche Luftelektricität zu gebrauchen angefangen. Die Veranstaltung hiezu will ich nach der Angabe des Cavallo, die mir die leichteste und natürlichste scheint, beschreiben. Man braucht dazu am besten gewöhnliche papierne Drachen, vier Schuh lang, und wenig über zween Schuh breit, die man mit Firniß überzieht, oder in gesottenem Leinöl tränkt, damit sie der Regen nicht durchnässe und zerreiße. Die seidnen und leinenen erfordern starken Wind, und sind ohne Nutzen theurer, und schwerer zu verfertigen,
Bey einem andern Verſuche am 16 Aug. 1757 waren die Feuerſtralen, welche aus der Schnur des Drachen gegen einen nahe dabey aufgeſtellten Leiter fuhren, 10 Fuß lang und 1 Zoll dick, und ihr Knall glich einem Piſtolenſchuſſe. De Romas erzaͤhlt in einem Briefe an Nollet (Mém. préſentés. To. IV. p. 514.), daß er in weniger als einer Stunde Zeit auf dreyßig Feuerſtralen von dieſer Groͤße erhalten habe, viele hundert kleinere von 7 Fuß Laͤnge und darunter ungerechnet, welche allezeit von der Schnur auf den naͤchſten dabeyſtehenden Leiter trafen. Beccaria zu Turin hat ſich bey ſeinen zahlreichen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt der Wolken ebenfalls der elektriſchen Drachen bedienet. Er wand die Schnuren derſelben auf einen Haſpel, der auf glaͤſernen Pfeilern ruhete, und verband den Conductor mit der Axe des Haſpels. De Romas hat nachher einen eignen elektriſchen Wagen angegeben, den man von einem Orte zum andern fuͤhren, und die iſolirte Schnur des Drachen darauf ſicher aufwinden und nachlaſſen kan, ohne ſie zu beruͤhren. Briſſon (Dict. raiſonné de phyſ. art. Charriot électrique) beſchreibt dieſe Maſchine ſehr umſtaͤndlich. Sie iſt aber allzuſehr zuſammengeſetzt, um in den elektriſchen Apparat allgemein aufgenommen zu werden. Man ſahe den elektriſchen Drachen-anfaͤnglich blos als ein Mittel an, die Elektricitaͤt der Gewitterwolken zu unterſuchen; neuerlich aber hat man ihn auch zu Beobachtungen uͤber die taͤgliche Luftelektricitaͤt zu gebrauchen angefangen. Die Veranſtaltung hiezu will ich nach der Angabe des Cavallo, die mir die leichteſte und natuͤrlichſte ſcheint, beſchreiben. Man braucht dazu am beſten gewoͤhnliche papierne Drachen, vier Schuh lang, und wenig uͤber zween Schuh breit, die man mit Firniß uͤberzieht, oder in geſottenem Leinoͤl traͤnkt, damit ſie der Regen nicht durchnaͤſſe und zerreiße. Die ſeidnen und leinenen erfordern ſtarken Wind, und ſind ohne Nutzen theurer, und ſchwerer zu verfertigen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0614" xml:id="P.1.600" n="600"/><lb/> Verſuchen den Excitator oder <hi rendition="#b">Auslader</hi> zu erfinden, <hi rendition="#b">ſ. Auslader.</hi></p> <p>Bey einem andern Verſuche am 16 Aug. 1757 waren die Feuerſtralen, welche aus der Schnur des Drachen gegen einen nahe dabey aufgeſtellten Leiter fuhren, 10 Fuß lang und 1 Zoll dick, und ihr Knall glich einem Piſtolenſchuſſe. <hi rendition="#b">De Romas</hi> erzaͤhlt in einem Briefe an <hi rendition="#b">Nollet</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. préſentés. To. IV. p. 514.),</hi> daß er in weniger als einer Stunde Zeit auf dreyßig Feuerſtralen von dieſer Groͤße erhalten habe, viele hundert kleinere von 7 Fuß Laͤnge und darunter ungerechnet, welche allezeit von der Schnur auf den naͤchſten dabeyſtehenden Leiter trafen.</p> <p><hi rendition="#b">Beccaria</hi> zu Turin hat ſich bey ſeinen zahlreichen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt der Wolken ebenfalls der elektriſchen Drachen bedienet. Er wand die Schnuren derſelben auf einen Haſpel, der auf glaͤſernen Pfeilern ruhete, und verband den Conductor mit der Axe des Haſpels. <hi rendition="#b">De Romas</hi> hat nachher einen eignen <hi rendition="#b">elektriſchen Wagen</hi> angegeben, den man von einem Orte zum andern fuͤhren, und die iſolirte Schnur des Drachen darauf ſicher aufwinden und nachlaſſen kan, ohne ſie zu beruͤhren. <hi rendition="#b">Briſſon</hi> <hi rendition="#aq">(Dict. raiſonné de phyſ. art. <hi rendition="#i">Charriot électrique</hi>)</hi> beſchreibt dieſe Maſchine ſehr umſtaͤndlich. Sie iſt aber allzuſehr zuſammengeſetzt, um in den elektriſchen Apparat allgemein aufgenommen zu werden.</p> <p>Man ſahe den elektriſchen Drachen-anfaͤnglich blos als ein Mittel an, die Elektricitaͤt der Gewitterwolken zu unterſuchen; neuerlich aber hat man ihn auch zu Beobachtungen uͤber die taͤgliche Luftelektricitaͤt zu gebrauchen angefangen. Die Veranſtaltung hiezu will ich nach der Angabe des <hi rendition="#b">Cavallo,</hi> die mir die leichteſte und natuͤrlichſte ſcheint, beſchreiben.</p> <p>Man braucht dazu am beſten gewoͤhnliche papierne Drachen, vier Schuh lang, und wenig uͤber zween Schuh breit, die man mit Firniß uͤberzieht, oder in geſottenem Leinoͤl traͤnkt, damit ſie der Regen nicht durchnaͤſſe und zerreiße. Die ſeidnen und leinenen erfordern ſtarken Wind, und ſind ohne Nutzen theurer, und ſchwerer zu verfertigen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [600/0614]
Verſuchen den Excitator oder Auslader zu erfinden, ſ. Auslader.
Bey einem andern Verſuche am 16 Aug. 1757 waren die Feuerſtralen, welche aus der Schnur des Drachen gegen einen nahe dabey aufgeſtellten Leiter fuhren, 10 Fuß lang und 1 Zoll dick, und ihr Knall glich einem Piſtolenſchuſſe. De Romas erzaͤhlt in einem Briefe an Nollet (Mém. préſentés. To. IV. p. 514.), daß er in weniger als einer Stunde Zeit auf dreyßig Feuerſtralen von dieſer Groͤße erhalten habe, viele hundert kleinere von 7 Fuß Laͤnge und darunter ungerechnet, welche allezeit von der Schnur auf den naͤchſten dabeyſtehenden Leiter trafen.
Beccaria zu Turin hat ſich bey ſeinen zahlreichen Verſuchen uͤber die Elektricitaͤt der Wolken ebenfalls der elektriſchen Drachen bedienet. Er wand die Schnuren derſelben auf einen Haſpel, der auf glaͤſernen Pfeilern ruhete, und verband den Conductor mit der Axe des Haſpels. De Romas hat nachher einen eignen elektriſchen Wagen angegeben, den man von einem Orte zum andern fuͤhren, und die iſolirte Schnur des Drachen darauf ſicher aufwinden und nachlaſſen kan, ohne ſie zu beruͤhren. Briſſon (Dict. raiſonné de phyſ. art. Charriot électrique) beſchreibt dieſe Maſchine ſehr umſtaͤndlich. Sie iſt aber allzuſehr zuſammengeſetzt, um in den elektriſchen Apparat allgemein aufgenommen zu werden.
Man ſahe den elektriſchen Drachen-anfaͤnglich blos als ein Mittel an, die Elektricitaͤt der Gewitterwolken zu unterſuchen; neuerlich aber hat man ihn auch zu Beobachtungen uͤber die taͤgliche Luftelektricitaͤt zu gebrauchen angefangen. Die Veranſtaltung hiezu will ich nach der Angabe des Cavallo, die mir die leichteſte und natuͤrlichſte ſcheint, beſchreiben.
Man braucht dazu am beſten gewoͤhnliche papierne Drachen, vier Schuh lang, und wenig uͤber zween Schuh breit, die man mit Firniß uͤberzieht, oder in geſottenem Leinoͤl traͤnkt, damit ſie der Regen nicht durchnaͤſſe und zerreiße. Die ſeidnen und leinenen erfordern ſtarken Wind, und ſind ohne Nutzen theurer, und ſchwerer zu verfertigen,
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