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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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so auch die Dauer der Abenddämmerung finden läst, wird jeder leicht übersehen; man wird aber nie beträchtlich irren, wenn man für jeden Tag die Dauer beyder Dämmerungen gleich setzt, zumal die angenommene Tiefe des Dämmerungskreises von 10° ohnehin nur ein im Durchschnitte genommenes Mittel ist.

Die Dauer der Dämmerungen ist für verschiedene Orte der Erde, und für verschiedene Jahrszeiten verschieden. Für Berlin z. B. ist sie zu Anfang des Jahrs 2 St. 15 Minuten, und nimmt bis zum 1 März bis auf 1 St. 58 Min. ab. Von diesem Tage an nimmt sie wiederum zu bis zum 16 May, wo sie 3 St. 42 Min. lang dauret, so daßnun bey den kurzen Nächten des Sommers die Abenddämmerung völlig bis Mitternacht anhält, und mit der Morgendämmerung des folgenden Tages ein einziges die ganze Nacht durch daurendes Ganzes ausmacht. Diese durch die ganzeNacht währende Dämmerung hält bis zum 25 Jul. an, wo sich Abend- und Morgendämmerung wieder scheiden, jede 4 St. dauret, und um Mitternacht einige Minuten lang völlige Dunkelheit herrscht. Von diesem Tage an werden die Dämmerungen wieder kürzer, bis sie am 11 October wieder 1 St. 58 Min. lang sind, und von diesem Tage bis zum kürzesten (d. 21 Dec.) wieder bis auf 2 St. 15 Min. zunehmen.

In den Ländern, welche unter dem Aequator der Erde liegen, dauert die Dämmerung an den Tagen der Nachtgleichen 1 St. 12 Minuten, und wird desto länger, je mehr sich die Sonne vom Aequator entfernt, oder je grösser ihre Abweichung wird. Unter den Polen der Erde, welche eine halbjährige Nacht haben, dauret die Abenddämmerung fast zween Monate nach Verschwindung der Sonne, und die Morgendämmerung fängt fast zween Monate vor ihrer Widererscheinung an, so daß dadurch ein großer Theil dieser langen Nacht mit Hülfe der Atmosphäre erleuchtet wird.

Man sieht aus der Figur, daß die Dämmerung die ganze Nacht hindurch dauern muß, wenn Qt > Qr, oder wenn t über r fällt, d. h. wenn die Sonne, selbst bey ihrer


ſo auch die Dauer der Abenddaͤmmerung finden laͤſt, wird jeder leicht uͤberſehen; man wird aber nie betraͤchtlich irren, wenn man fuͤr jeden Tag die Dauer beyder Daͤmmerungen gleich ſetzt, zumal die angenommene Tiefe des Daͤmmerungskreiſes von 10° ohnehin nur ein im Durchſchnitte genommenes Mittel iſt.

Die Dauer der Daͤmmerungen iſt fuͤr verſchiedene Orte der Erde, und fuͤr verſchiedene Jahrszeiten verſchieden. Fuͤr Berlin z. B. iſt ſie zu Anfang des Jahrs 2 St. 15 Minuten, und nimmt bis zum 1 Maͤrz bis auf 1 St. 58 Min. ab. Von dieſem Tage an nimmt ſie wiederum zu bis zum 16 May, wo ſie 3 St. 42 Min. lang dauret, ſo daßnun bey den kurzen Naͤchten des Sommers die Abenddaͤmmerung voͤllig bis Mitternacht anhaͤlt, und mit der Morgendaͤmmerung des folgenden Tages ein einziges die ganze Nacht durch daurendes Ganzes ausmacht. Dieſe durch die ganzeNacht waͤhrende Daͤmmerung haͤlt bis zum 25 Jul. an, wo ſich Abend- und Morgendaͤmmerung wieder ſcheiden, jede 4 St. dauret, und um Mitternacht einige Minuten lang voͤllige Dunkelheit herrſcht. Von dieſem Tage an werden die Daͤmmerungen wieder kuͤrzer, bis ſie am 11 October wieder 1 St. 58 Min. lang ſind, und von dieſem Tage bis zum kuͤrzeſten (d. 21 Dec.) wieder bis auf 2 St. 15 Min. zunehmen.

In den Laͤndern, welche unter dem Aequator der Erde liegen, dauert die Daͤmmerung an den Tagen der Nachtgleichen 1 St. 12 Minuten, und wird deſto laͤnger, je mehr ſich die Sonne vom Aequator entfernt, oder je groͤſſer ihre Abweichung wird. Unter den Polen der Erde, welche eine halbjaͤhrige Nacht haben, dauret die Abenddaͤmmerung faſt zween Monate nach Verſchwindung der Sonne, und die Morgendaͤmmerung faͤngt faſt zween Monate vor ihrer Widererſcheinung an, ſo daß dadurch ein großer Theil dieſer langen Nacht mit Huͤlfe der Atmoſphaͤre erleuchtet wird.

Man ſieht aus der Figur, daß die Daͤmmerung die ganze Nacht hindurch dauern muß, wenn Qt > Qr, oder wenn t uͤber r faͤllt, d. h. wenn die Sonne, ſelbſt bey ihrer

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[553/0567] ſo auch die Dauer der Abenddaͤmmerung finden laͤſt, wird jeder leicht uͤberſehen; man wird aber nie betraͤchtlich irren, wenn man fuͤr jeden Tag die Dauer beyder Daͤmmerungen gleich ſetzt, zumal die angenommene Tiefe des Daͤmmerungskreiſes von 10° ohnehin nur ein im Durchſchnitte genommenes Mittel iſt. Die Dauer der Daͤmmerungen iſt fuͤr verſchiedene Orte der Erde, und fuͤr verſchiedene Jahrszeiten verſchieden. Fuͤr Berlin z. B. iſt ſie zu Anfang des Jahrs 2 St. 15 Minuten, und nimmt bis zum 1 Maͤrz bis auf 1 St. 58 Min. ab. Von dieſem Tage an nimmt ſie wiederum zu bis zum 16 May, wo ſie 3 St. 42 Min. lang dauret, ſo daßnun bey den kurzen Naͤchten des Sommers die Abenddaͤmmerung voͤllig bis Mitternacht anhaͤlt, und mit der Morgendaͤmmerung des folgenden Tages ein einziges die ganze Nacht durch daurendes Ganzes ausmacht. Dieſe durch die ganzeNacht waͤhrende Daͤmmerung haͤlt bis zum 25 Jul. an, wo ſich Abend- und Morgendaͤmmerung wieder ſcheiden, jede 4 St. dauret, und um Mitternacht einige Minuten lang voͤllige Dunkelheit herrſcht. Von dieſem Tage an werden die Daͤmmerungen wieder kuͤrzer, bis ſie am 11 October wieder 1 St. 58 Min. lang ſind, und von dieſem Tage bis zum kuͤrzeſten (d. 21 Dec.) wieder bis auf 2 St. 15 Min. zunehmen. In den Laͤndern, welche unter dem Aequator der Erde liegen, dauert die Daͤmmerung an den Tagen der Nachtgleichen 1 St. 12 Minuten, und wird deſto laͤnger, je mehr ſich die Sonne vom Aequator entfernt, oder je groͤſſer ihre Abweichung wird. Unter den Polen der Erde, welche eine halbjaͤhrige Nacht haben, dauret die Abenddaͤmmerung faſt zween Monate nach Verſchwindung der Sonne, und die Morgendaͤmmerung faͤngt faſt zween Monate vor ihrer Widererſcheinung an, ſo daß dadurch ein großer Theil dieſer langen Nacht mit Huͤlfe der Atmoſphaͤre erleuchtet wird. Man ſieht aus der Figur, daß die Daͤmmerung die ganze Nacht hindurch dauern muß, wenn Qt > Qr, oder wenn t uͤber r faͤllt, d. h. wenn die Sonne, ſelbſt bey ihrer

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/567>, abgerufen am 22.11.2024.