Man wird daher die Zeiten der Culmination für den vorhergehenden und nachfolgenden Sonnenrand besonders bestimmen, und zu der ersten die halbe Zwischenzeit setzen müssen, um die Zeit der Culmination des Mittelpunkts, oder den Augenblick des wahren Mittags zu erfahren. Auch zeigt der Schatten eines lothrechten oder auch nur in der Mittagsfläche schief liegenden Stifts oder Fadens, über einer Mittagslinie, wenn er genau auf diese Mittagslinie fällt, den Augenblick des wahren Mittags an. Auf diese Art zeigt jede Horizontal-Sonnenuhr den wahren Mittag, wenn ihr Schatten die zwölfte Stundenlinie deckt. Genauer leisten dies größere Veränstaltungen, bey welchen ein Bild der Sonne, in einem dunkeln Raume aufgefangen, im Augenblicke des wahren Mittags auf eine Mittagslinie fällt, und welche Gnomons genannt werden.
Die Zeit der Culmination eines Gestirns läst sich aber auch durch Berechnung finden, wenn die Summe des Abstands der Nachtgleiche von der Sonne, und der geraden Aufsteigung des Gestirns in Zeit verwandlet wird. Es sey der Taf. V. Fig. 85. vorgestellte Kreis der Aequator,
[Abbildung]
der Frühlingspunkt,
[Abbildung]
NTh die gerade Aufsteigung der Sonne,
[Abbildung]
N die des Sterns. Es fällt in die Augen, daß der Punkt N mit dem Sterne zugleich um so viel später, als Th, in den Mittagskreis kömmt, so viel der Bogen ThN Zeit braucht, sich durch denselben zu schieben, d. i. so viel der Bogen ThN, in Zeit verwandlet, austrägt. Dieser Bogen aber ist die Summe des Abstandes der Nachtgleiche von der Sonne und der geraden Aufsteigung des Sterns (Th
[Abbildung]
+
[Abbildung]
N), der also, in Zeit verwandlet, die Stunde der Culmination giebt.
Will man diese Stunde in Sternzeit haben, so ist es genug, den Abstand der Nachtgleiche auf den Mittag des Tages,von dem die Rede ist, in die Rechnung zu bringen. Dieser ist so, wie die geraden Aufsteigungen der vornehmsten Sterne, schon in die Sternzeit verwandlet, in den Ephemeriden, z. B. in Herrn Bode astronomischem Jahrbuche zu, finden. Für den 1 Jan. 1785 findet man für den Berliner Meridian:
Man wird daher die Zeiten der Culmination fuͤr den vorhergehenden und nachfolgenden Sonnenrand beſonders beſtimmen, und zu der erſten die halbe Zwiſchenzeit ſetzen muͤſſen, um die Zeit der Culmination des Mittelpunkts, oder den Augenblick des wahren Mittags zu erfahren. Auch zeigt der Schatten eines lothrechten oder auch nur in der Mittagsflaͤche ſchief liegenden Stifts oder Fadens, uͤber einer Mittagslinie, wenn er genau auf dieſe Mittagslinie faͤllt, den Augenblick des wahren Mittags an. Auf dieſe Art zeigt jede Horizontal-Sonnenuhr den wahren Mittag, wenn ihr Schatten die zwoͤlfte Stundenlinie deckt. Genauer leiſten dies groͤßere Veraͤnſtaltungen, bey welchen ein Bild der Sonne, in einem dunkeln Raume aufgefangen, im Augenblicke des wahren Mittags auf eine Mittagslinie faͤllt, und welche Gnomons genannt werden.
Die Zeit der Culmination eines Geſtirns laͤſt ſich aber auch durch Berechnung finden, wenn die Summe des Abſtands der Nachtgleiche von der Sonne, und der geraden Aufſteigung des Geſtirns in Zeit verwandlet wird. Es ſey der Taf. V. Fig. 85. vorgeſtellte Kreis der Aequator,
[Abbildung]
der Fruͤhlingspunkt,
[Abbildung]
NΘ die gerade Aufſteigung der Sonne,
[Abbildung]
N die des Sterns. Es faͤllt in die Augen, daß der Punkt N mit dem Sterne zugleich um ſo viel ſpaͤter, als Θ, in den Mittagskreis koͤmmt, ſo viel der Bogen ΘN Zeit braucht, ſich durch denſelben zu ſchieben, d. i. ſo viel der Bogen ΘN, in Zeit verwandlet, austraͤgt. Dieſer Bogen aber iſt die Summe des Abſtandes der Nachtgleiche von der Sonne und der geraden Aufſteigung des Sterns (Θ
[Abbildung]
+
[Abbildung]
N), der alſo, in Zeit verwandlet, die Stunde der Culmination giebt.
Will man dieſe Stunde in Sternzeit haben, ſo iſt es genug, den Abſtand der Nachtgleiche auf den Mittag des Tages,von dem die Rede iſt, in die Rechnung zu bringen. Dieſer iſt ſo, wie die geraden Aufſteigungen der vornehmſten Sterne, ſchon in die Sternzeit verwandlet, in den Ephemeriden, z. B. in Herrn Bode aſtronomiſchem Jahrbuche zu, finden. Fuͤr den 1 Jan. 1785 findet man fuͤr den Berliner Meridian:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0561"xml:id="P.1.547"n="547"/><lb/>
Man wird daher die Zeiten der Culmination fuͤr den vorhergehenden und nachfolgenden Sonnenrand beſonders beſtimmen, und zu der erſten die halbe Zwiſchenzeit ſetzen muͤſſen, um die Zeit der Culmination des Mittelpunkts, oder den Augenblick des wahren Mittags zu erfahren. Auch zeigt der Schatten eines lothrechten oder auch nur in der Mittagsflaͤche ſchief liegenden Stifts oder Fadens, uͤber einer Mittagslinie, wenn er genau auf dieſe Mittagslinie faͤllt, den Augenblick des wahren Mittags an. Auf dieſe Art zeigt jede Horizontal-Sonnenuhr den wahren Mittag, wenn ihr Schatten die zwoͤlfte Stundenlinie deckt. Genauer leiſten dies groͤßere Veraͤnſtaltungen, bey welchen ein Bild der Sonne, in einem dunkeln Raume aufgefangen, im Augenblicke des wahren Mittags auf eine Mittagslinie faͤllt, und welche <hirendition="#b">Gnomons</hi> genannt werden.</p><p>Die Zeit der Culmination eines Geſtirns laͤſt ſich aber auch durch Berechnung finden, wenn die Summe des Abſtands der Nachtgleiche von der Sonne, und der geraden Aufſteigung des Geſtirns in Zeit verwandlet wird. Es ſey der Taf. <hirendition="#aq">V.</hi> Fig. 85. vorgeſtellte Kreis der Aequator, <figure/> der Fruͤhlingspunkt, <hirendition="#aq"><figure/>NΘ</hi> die gerade Aufſteigung der Sonne, <hirendition="#aq"><figure/>N</hi> die des Sterns. Es faͤllt in die Augen, daß der Punkt <hirendition="#aq">N</hi> mit dem Sterne zugleich um ſo viel ſpaͤter, als Θ, in den Mittagskreis koͤmmt, ſo viel der Bogen <hirendition="#aq">ΘN</hi> Zeit braucht, ſich durch denſelben zu ſchieben, d. i. ſo viel der Bogen <hirendition="#aq">ΘN,</hi> in Zeit verwandlet, austraͤgt. Dieſer Bogen aber iſt die Summe des Abſtandes der Nachtgleiche von der Sonne und der geraden Aufſteigung des Sterns <hirendition="#aq">(Θ<figure/>+<figure/>N),</hi> der alſo, in Zeit verwandlet, die Stunde der Culmination giebt.</p><p>Will man dieſe Stunde in Sternzeit haben, ſo iſt es genug, den Abſtand der Nachtgleiche auf den Mittag des Tages,von dem die Rede iſt, in die Rechnung zu bringen. Dieſer iſt ſo, wie die geraden Aufſteigungen der vornehmſten Sterne, ſchon in die Sternzeit verwandlet, in den Ephemeriden, z. B. in Herrn <hirendition="#b">Bode</hi> aſtronomiſchem Jahrbuche zu, finden. Fuͤr den 1 Jan. 1785 findet man fuͤr den Berliner Meridian:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[547/0561]
Man wird daher die Zeiten der Culmination fuͤr den vorhergehenden und nachfolgenden Sonnenrand beſonders beſtimmen, und zu der erſten die halbe Zwiſchenzeit ſetzen muͤſſen, um die Zeit der Culmination des Mittelpunkts, oder den Augenblick des wahren Mittags zu erfahren. Auch zeigt der Schatten eines lothrechten oder auch nur in der Mittagsflaͤche ſchief liegenden Stifts oder Fadens, uͤber einer Mittagslinie, wenn er genau auf dieſe Mittagslinie faͤllt, den Augenblick des wahren Mittags an. Auf dieſe Art zeigt jede Horizontal-Sonnenuhr den wahren Mittag, wenn ihr Schatten die zwoͤlfte Stundenlinie deckt. Genauer leiſten dies groͤßere Veraͤnſtaltungen, bey welchen ein Bild der Sonne, in einem dunkeln Raume aufgefangen, im Augenblicke des wahren Mittags auf eine Mittagslinie faͤllt, und welche Gnomons genannt werden.
Die Zeit der Culmination eines Geſtirns laͤſt ſich aber auch durch Berechnung finden, wenn die Summe des Abſtands der Nachtgleiche von der Sonne, und der geraden Aufſteigung des Geſtirns in Zeit verwandlet wird. Es ſey der Taf. V. Fig. 85. vorgeſtellte Kreis der Aequator,
[Abbildung]
der Fruͤhlingspunkt,
[Abbildung]
NΘ die gerade Aufſteigung der Sonne,
[Abbildung]
N die des Sterns. Es faͤllt in die Augen, daß der Punkt N mit dem Sterne zugleich um ſo viel ſpaͤter, als Θ, in den Mittagskreis koͤmmt, ſo viel der Bogen ΘN Zeit braucht, ſich durch denſelben zu ſchieben, d. i. ſo viel der Bogen ΘN, in Zeit verwandlet, austraͤgt. Dieſer Bogen aber iſt die Summe des Abſtandes der Nachtgleiche von der Sonne und der geraden Aufſteigung des Sterns (Θ
[Abbildung]
+
[Abbildung]
N), der alſo, in Zeit verwandlet, die Stunde der Culmination giebt.
Will man dieſe Stunde in Sternzeit haben, ſo iſt es genug, den Abſtand der Nachtgleiche auf den Mittag des Tages,von dem die Rede iſt, in die Rechnung zu bringen. Dieſer iſt ſo, wie die geraden Aufſteigungen der vornehmſten Sterne, ſchon in die Sternzeit verwandlet, in den Ephemeriden, z. B. in Herrn Bode aſtronomiſchem Jahrbuche zu, finden. Fuͤr den 1 Jan. 1785 findet man fuͤr den Berliner Meridian:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/561>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.