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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Sachen, so in der Tiefe der Erde wachsen, Prag 1574. fol.) und Neri (de arte vitraria, L. VII. Amst. 1686. 12.). Durch diese Schriften kamen viele auf chymische Grundsätze leitende Handgriffe der Künstler an den Tag. Selbst die der Alchymie und den Geheimnissen noch ergebnen Chymiker, wie Cassius Orschall, Digby, Libavius, Borrichius, selbst van Helmont, fiengen um diese Zeit an, sich durch mehrere wichtige Erfahrungen und Entdeckungen auszuzeichnen. So wurden Materialien zu einem Gebäude gesammlet, dessen Errichtung nur noch von geschickten Baumeistern abhieng.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fieng man an, dieses Gebäude vorzüglich in Deutschland aufzuführen. Rolfink, Tachenius, Lemery entwarfen dazu die ersten Plane. Jacob Barner (Chymia philosophica, Norib. 1689. 8.) führte nach ihrem Beyspiele die meisten Erscheinungen der Chymie auf das System von Säuren und Alkalien zurück, und Bohn, Professor der Arzneykunde zu Leipzig (Dissert. physico-chemicae, Lips. 1685. 4.), lieferte einige schätzbare chymische Abhandlungen. Am meisten aber haben sich um diese Wissenschaft Becher (Physica subterranea, Frf. 1669. 8. Oedipus chemicus, Frf. 1705. 12.) und Stahl (Gründliche Einleitung zur Chymie, Leipz. 1720. 8. Fundamenta chymiae dogmaticae et experimentalis, Norib. 1723. 4.) verdient gemacht. Beyde haben mit einem einzigen Blicke die unermeßliche Menge der chymischen Erscheinungen übersehen, und eine Theorie daraus gezogen, die durch die neuern zahlreichen Entdeckungen nur immer mehr bestätiget worden ist. Der große Boerhaave (Institutiones chemiae, Paris. 1724. 8. Elementa chemiae, Lugd. Bat. 1732. 4.) setzte hiezu noch seine vortreflichen Untersuchungen des Pflanzenreichs, der Luft, des Wassers und Feuers.

Von diesen Zeiten hebt die ruhmvolle und glänzende Periode der Chymie an. Man hat sich den Theorien der vorhingenannten großen Männer nicht blindlings überlassen, man hat vielmehr den Weg der Experimentaluntersuchung verfolgt, und ist dieser allein richtigen und sichern


Sachen, ſo in der Tiefe der Erde wachſen, Prag 1574. fol.) und Neri (de arte vitraria, L. VII. Amſt. 1686. 12.). Durch dieſe Schriften kamen viele auf chymiſche Grundſaͤtze leitende Handgriffe der Kuͤnſtler an den Tag. Selbſt die der Alchymie und den Geheimniſſen noch ergebnen Chymiker, wie Caſſius Orſchall, Digby, Libavius, Borrichius, ſelbſt van Helmont, fiengen um dieſe Zeit an, ſich durch mehrere wichtige Erfahrungen und Entdeckungen auszuzeichnen. So wurden Materialien zu einem Gebaͤude geſammlet, deſſen Errichtung nur noch von geſchickten Baumeiſtern abhieng.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fieng man an, dieſes Gebaͤude vorzuͤglich in Deutſchland aufzufuͤhren. Rolfink, Tachenius, Lemery entwarfen dazu die erſten Plane. Jacob Barner (Chymia philoſophica, Norib. 1689. 8.) fuͤhrte nach ihrem Beyſpiele die meiſten Erſcheinungen der Chymie auf das Syſtem von Saͤuren und Alkalien zuruͤck, und Bohn, Profeſſor der Arzneykunde zu Leipzig (Diſſert. phyſico-chemicae, Lipſ. 1685. 4.), lieferte einige ſchaͤtzbare chymiſche Abhandlungen. Am meiſten aber haben ſich um dieſe Wiſſenſchaft Becher (Phyſica ſubterranea, Frf. 1669. 8. Oedipus chemicus, Frf. 1705. 12.) und Stahl (Gruͤndliche Einleitung zur Chymie, Leipz. 1720. 8. Fundamenta chymiae dogmaticae et experimentalis, Norib. 1723. 4.) verdient gemacht. Beyde haben mit einem einzigen Blicke die unermeßliche Menge der chymiſchen Erſcheinungen uͤberſehen, und eine Theorie daraus gezogen, die durch die neuern zahlreichen Entdeckungen nur immer mehr beſtaͤtiget worden iſt. Der große Boerhaave (Inſtitutiones chemiae, Pariſ. 1724. 8. Elementa chemiae, Lugd. Bat. 1732. 4.) ſetzte hiezu noch ſeine vortreflichen Unterſuchungen des Pflanzenreichs, der Luft, des Waſſers und Feuers.

Von dieſen Zeiten hebt die ruhmvolle und glaͤnzende Periode der Chymie an. Man hat ſich den Theorien der vorhingenannten großen Maͤnner nicht blindlings uͤberlaſſen, man hat vielmehr den Weg der Experimentalunterſuchung verfolgt, und iſt dieſer allein richtigen und ſichern

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[511/0525] Sachen, ſo in der Tiefe der Erde wachſen, Prag 1574. fol.) und Neri (de arte vitraria, L. VII. Amſt. 1686. 12.). Durch dieſe Schriften kamen viele auf chymiſche Grundſaͤtze leitende Handgriffe der Kuͤnſtler an den Tag. Selbſt die der Alchymie und den Geheimniſſen noch ergebnen Chymiker, wie Caſſius Orſchall, Digby, Libavius, Borrichius, ſelbſt van Helmont, fiengen um dieſe Zeit an, ſich durch mehrere wichtige Erfahrungen und Entdeckungen auszuzeichnen. So wurden Materialien zu einem Gebaͤude geſammlet, deſſen Errichtung nur noch von geſchickten Baumeiſtern abhieng. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fieng man an, dieſes Gebaͤude vorzuͤglich in Deutſchland aufzufuͤhren. Rolfink, Tachenius, Lemery entwarfen dazu die erſten Plane. Jacob Barner (Chymia philoſophica, Norib. 1689. 8.) fuͤhrte nach ihrem Beyſpiele die meiſten Erſcheinungen der Chymie auf das Syſtem von Saͤuren und Alkalien zuruͤck, und Bohn, Profeſſor der Arzneykunde zu Leipzig (Diſſert. phyſico-chemicae, Lipſ. 1685. 4.), lieferte einige ſchaͤtzbare chymiſche Abhandlungen. Am meiſten aber haben ſich um dieſe Wiſſenſchaft Becher (Phyſica ſubterranea, Frf. 1669. 8. Oedipus chemicus, Frf. 1705. 12.) und Stahl (Gruͤndliche Einleitung zur Chymie, Leipz. 1720. 8. Fundamenta chymiae dogmaticae et experimentalis, Norib. 1723. 4.) verdient gemacht. Beyde haben mit einem einzigen Blicke die unermeßliche Menge der chymiſchen Erſcheinungen uͤberſehen, und eine Theorie daraus gezogen, die durch die neuern zahlreichen Entdeckungen nur immer mehr beſtaͤtiget worden iſt. Der große Boerhaave (Inſtitutiones chemiae, Pariſ. 1724. 8. Elementa chemiae, Lugd. Bat. 1732. 4.) ſetzte hiezu noch ſeine vortreflichen Unterſuchungen des Pflanzenreichs, der Luft, des Waſſers und Feuers. Von dieſen Zeiten hebt die ruhmvolle und glaͤnzende Periode der Chymie an. Man hat ſich den Theorien der vorhingenannten großen Maͤnner nicht blindlings uͤberlaſſen, man hat vielmehr den Weg der Experimentalunterſuchung verfolgt, und iſt dieſer allein richtigen und ſichern

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/525>, abgerufen am 04.06.2024.