Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Centralfeuer, Ignis centralis, Feu central. So haben einige Naturforscher das Feuer genannt, welches nach ihrer Meinung im Innern der Erdkugel verborgen seyn, und die Mitte derselben ausfüllen sollte. In ältern Zeiten hat man sich hievon sehr grobe Begriffe, und die Erde gleichsam zu einem Schmelzofen oder chymischen Laboratorium gemacht, welches schon Gassendi bestritt und zeigte, daß ein eingeschloßnes Feuer, ohne Luft und Nahrung, nicht brennen könne. Man kan auch aus andern Gründen vermuthen, daß das Innere der Erdkugel aus einer festen Masse bestehe, s. Erdkugel. Hiemit wird aber das Daseyn des unterirdischen Feuers nicht geläugnet, wovon uns die Vulkane und heissen Quellen überzeugen, und welches in unterirdischen Höhlen durch brennbare Materiale unterhalten werden kan, aber wohl nie so tief liegt, daß ihm der Name Centralfeuer zukommen könnte, s. Vulkane. Die neuern Physiker haben der Meinung vom Centralfeuer eine etwas verfeinerte Gestalt gegeben, und es als eine dem Innern der Erde eigne Wärme betrachtet. Es ist unmöglich, den Unterschied der Klimate und die Abwechselung der Wärme und Kälte ganz allein aus der Erwärmung durch die Sonnenstralen zu erklären. Mairan (Mem. de Paris 1719. ingl. Abhdl. von dem Eise, Leipz. 1752. gr. 8. S. 45--68.) hat diese Materie sehr umständlich abgehandlet. Weil höher liegende Gegenden auf der Erde allemal ungleich kälter sind, als tiefer liegende, in einer mäßigen Tiefe unter der Erdfläche fast immer eine gleiche Wärme herrscht, der Frost nie tief in die Erde dringt, und das Meerwasser in der Tiefe nie gefriert, so schreibt er einen großen Theil der Wärme auf der Erde überhaupt einer Grundwärme (chaleur interne et permanente) der Erdkugel zu, von welcher er berechnet, daß
Centralfeuer, Ignis centralis, Feu central. So haben einige Naturforſcher das Feuer genannt, welches nach ihrer Meinung im Innern der Erdkugel verborgen ſeyn, und die Mitte derſelben ausfuͤllen ſollte. In aͤltern Zeiten hat man ſich hievon ſehr grobe Begriffe, und die Erde gleichſam zu einem Schmelzofen oder chymiſchen Laboratorium gemacht, welches ſchon Gaſſendi beſtritt und zeigte, daß ein eingeſchloßnes Feuer, ohne Luft und Nahrung, nicht brennen koͤnne. Man kan auch aus andern Gruͤnden vermuthen, daß das Innere der Erdkugel aus einer feſten Maſſe beſtehe, ſ. Erdkugel. Hiemit wird aber das Daſeyn des unterirdiſchen Feuers nicht gelaͤugnet, wovon uns die Vulkane und heiſſen Quellen uͤberzeugen, und welches in unterirdiſchen Hoͤhlen durch brennbare Materiale unterhalten werden kan, aber wohl nie ſo tief liegt, daß ihm der Name Centralfeuer zukommen koͤnnte, ſ. Vulkane. Die neuern Phyſiker haben der Meinung vom Centralfeuer eine etwas verfeinerte Geſtalt gegeben, und es als eine dem Innern der Erde eigne Waͤrme betrachtet. Es iſt unmoͤglich, den Unterſchied der Klimate und die Abwechſelung der Waͤrme und Kaͤlte ganz allein aus der Erwaͤrmung durch die Sonnenſtralen zu erklaͤren. Mairan (Mém. de Paris 1719. ingl. Abhdl. von dem Eiſe, Leipz. 1752. gr. 8. S. 45—68.) hat dieſe Materie ſehr umſtaͤndlich abgehandlet. Weil hoͤher liegende Gegenden auf der Erde allemal ungleich kaͤlter ſind, als tiefer liegende, in einer maͤßigen Tiefe unter der Erdflaͤche faſt immer eine gleiche Waͤrme herrſcht, der Froſt nie tief in die Erde dringt, und das Meerwaſſer in der Tiefe nie gefriert, ſo ſchreibt er einen großen Theil der Waͤrme auf der Erde uͤberhaupt einer Grundwaͤrme (chaleur interne et permanente) der Erdkugel zu, von welcher er berechnet, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0498" xml:id="P.1.484" n="484"/><lb/> ſich direct, wie die Entfernung vom Mittelpunkte der Kraͤfte, verhaͤlt. Sie geſchieht in einer Ellipſe, deren Mittelpunkt zugleich der Mittelpunkt der Kraͤfte iſt, und kan in einigen faͤllen ebenfalls eine Kreisbewegung werden.</p> </div> <div n="2"> <head>Centralfeuer, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Ignis centralis</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Feu central</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>So haben einige Naturforſcher das Feuer genannt, welches nach ihrer Meinung im Innern der Erdkugel verborgen ſeyn, und die Mitte derſelben ausfuͤllen ſollte.</p> <p>In aͤltern Zeiten hat man ſich hievon ſehr grobe Begriffe, und die Erde gleichſam zu einem Schmelzofen oder chymiſchen Laboratorium gemacht, welches ſchon <hi rendition="#b">Gaſſendi</hi> beſtritt und zeigte, daß ein eingeſchloßnes Feuer, ohne Luft und Nahrung, nicht brennen koͤnne. Man kan auch aus andern Gruͤnden vermuthen, daß das Innere der Erdkugel aus einer feſten Maſſe beſtehe, <hi rendition="#b">ſ. Erdkugel.</hi> Hiemit wird aber das Daſeyn des <hi rendition="#b">unterirdiſchen Feuers</hi> nicht gelaͤugnet, wovon uns die Vulkane und heiſſen Quellen uͤberzeugen, und welches in unterirdiſchen Hoͤhlen durch brennbare Materiale unterhalten werden kan, aber wohl nie ſo tief liegt, daß ihm der Name Centralfeuer zukommen koͤnnte, <hi rendition="#b">ſ. Vulkane.</hi></p> <p>Die neuern Phyſiker haben der Meinung vom Centralfeuer eine etwas verfeinerte Geſtalt gegeben, und es als eine dem Innern der Erde eigne <hi rendition="#b">Waͤrme</hi> betrachtet. Es iſt unmoͤglich, den Unterſchied der Klimate und die Abwechſelung der Waͤrme und Kaͤlte <hi rendition="#b">ganz allein</hi> aus der Erwaͤrmung durch die Sonnenſtralen zu erklaͤren. <hi rendition="#b">Mairan</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de Paris 1719.</hi> ingl. Abhdl. von dem Eiſe, Leipz. 1752. gr. 8. S. 45—68.) hat dieſe Materie ſehr umſtaͤndlich abgehandlet. Weil hoͤher liegende Gegenden auf der Erde allemal ungleich kaͤlter ſind, als tiefer liegende, in einer maͤßigen Tiefe unter der Erdflaͤche faſt immer eine gleiche Waͤrme herrſcht, der Froſt nie tief in die Erde dringt, und das Meerwaſſer in der Tiefe nie gefriert, ſo ſchreibt er einen großen Theil der Waͤrme auf der Erde uͤberhaupt einer <hi rendition="#b">Grundwaͤrme</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">chaleur interne et permanente</hi>)</hi> der Erdkugel zu, von welcher er berechnet, daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0498]
ſich direct, wie die Entfernung vom Mittelpunkte der Kraͤfte, verhaͤlt. Sie geſchieht in einer Ellipſe, deren Mittelpunkt zugleich der Mittelpunkt der Kraͤfte iſt, und kan in einigen faͤllen ebenfalls eine Kreisbewegung werden.
Centralfeuer, Ignis centralis, Feu central.
So haben einige Naturforſcher das Feuer genannt, welches nach ihrer Meinung im Innern der Erdkugel verborgen ſeyn, und die Mitte derſelben ausfuͤllen ſollte.
In aͤltern Zeiten hat man ſich hievon ſehr grobe Begriffe, und die Erde gleichſam zu einem Schmelzofen oder chymiſchen Laboratorium gemacht, welches ſchon Gaſſendi beſtritt und zeigte, daß ein eingeſchloßnes Feuer, ohne Luft und Nahrung, nicht brennen koͤnne. Man kan auch aus andern Gruͤnden vermuthen, daß das Innere der Erdkugel aus einer feſten Maſſe beſtehe, ſ. Erdkugel. Hiemit wird aber das Daſeyn des unterirdiſchen Feuers nicht gelaͤugnet, wovon uns die Vulkane und heiſſen Quellen uͤberzeugen, und welches in unterirdiſchen Hoͤhlen durch brennbare Materiale unterhalten werden kan, aber wohl nie ſo tief liegt, daß ihm der Name Centralfeuer zukommen koͤnnte, ſ. Vulkane.
Die neuern Phyſiker haben der Meinung vom Centralfeuer eine etwas verfeinerte Geſtalt gegeben, und es als eine dem Innern der Erde eigne Waͤrme betrachtet. Es iſt unmoͤglich, den Unterſchied der Klimate und die Abwechſelung der Waͤrme und Kaͤlte ganz allein aus der Erwaͤrmung durch die Sonnenſtralen zu erklaͤren. Mairan (Mém. de Paris 1719. ingl. Abhdl. von dem Eiſe, Leipz. 1752. gr. 8. S. 45—68.) hat dieſe Materie ſehr umſtaͤndlich abgehandlet. Weil hoͤher liegende Gegenden auf der Erde allemal ungleich kaͤlter ſind, als tiefer liegende, in einer maͤßigen Tiefe unter der Erdflaͤche faſt immer eine gleiche Waͤrme herrſcht, der Froſt nie tief in die Erde dringt, und das Meerwaſſer in der Tiefe nie gefriert, ſo ſchreibt er einen großen Theil der Waͤrme auf der Erde uͤberhaupt einer Grundwaͤrme (chaleur interne et permanente) der Erdkugel zu, von welcher er berechnet, daß
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