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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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noch nicht ganz gereinigten Zustande, in welchem er Tinkal heißt, und sein eigentlicher Ursprung ist nicht zuverlässig bekannt; man weiß sogar nicht, ob er ein Produkt der Natur oder der Kunst sey. Man braucht ihn zu Glasuren, Einbrennung der Farben auf Porcellan, Steingut, Schmelzwerk rc., als Schmelzungsmittel strengflüßiger Körper, zu Reinigung des Goldes u. s. w. In der Arzneykunst scheint er blos durch seinen alkalischen Bestandtheil wirksam zu seyn. Man s. auch den Art. Sedativsalz.

Macquer chym. Wörterbuch, Art. Borax, und Leonhardis Anm. daselbst.

Boraxsäure, s. Sedadivsalz.

Boussole, s. Compaß.

Boylische Leere, s. Leere.

Brachystochronische Linie, Linie des kürzesten Falles

Linea brachystochrona, s. celerrimi descensus, Ligne brachystochrone. Wenn man sich vorstellt, ein bewegter Punkt, von gegebnen Kräften getrieben, könne durch verschiedene krumme Linien von gleicher Länge gehen, so heißt diejenige, durch welche er in der kürzesten Zeit geht, die brachystochronische. Johann Bernoulli hat diese Untersuchungen in die höhere Mechanik eingeführt, und Euler (Mech. To. II. Cap. 2.) handlet sie sehr schön ab. Für eine einzige unveränderliche Kraft, wie z. B. für die Schwere beym fallenden Körper, Reiben und Widerstand der Luft bey Seite gesetzt, ist diese Linie die Cycloide.

Brechbarkeit, Refrangibilitas, Refrangibilite.

Die Eigenschaft der Lichtstralen, beym Uebergange aus einem Mittel in ein anderes von verschiedener Dichte, ihre vorige Richtung mehr oder weniger zu ändern, s. Brechung der Lichtstralen. Man schreibt demjenigen Strale eine größere Brechbarkeit zu, der unter übrigens gleichen Umständen seine Richtung mehr ändert, oder von seinem vorigen Wege stärker abgelenkt wird, als ein anderer.


noch nicht ganz gereinigten Zuſtande, in welchem er Tinkal heißt, und ſein eigentlicher Urſprung iſt nicht zuverlaͤſſig bekannt; man weiß ſogar nicht, ob er ein Produkt der Natur oder der Kunſt ſey. Man braucht ihn zu Glaſuren, Einbrennung der Farben auf Porcellan, Steingut, Schmelzwerk rc., als Schmelzungsmittel ſtrengfluͤßiger Koͤrper, zu Reinigung des Goldes u. ſ. w. In der Arzneykunſt ſcheint er blos durch ſeinen alkaliſchen Beſtandtheil wirkſam zu ſeyn. Man ſ. auch den Art. Sedativſalz.

Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Borax, und Leonhardis Anm. daſelbſt.

Boraxſaͤure, ſ. Sedadivſalz.

Bouſſole, ſ. Compaß.

Boyliſche Leere, ſ. Leere.

Brachyſtochroniſche Linie, Linie des kuͤrzeſten Falles

Linea brachyſtochrona, ſ. celerrimi deſcenſus, Ligne brachyſtochrone. Wenn man ſich vorſtellt, ein bewegter Punkt, von gegebnen Kraͤften getrieben, koͤnne durch verſchiedene krumme Linien von gleicher Laͤnge gehen, ſo heißt diejenige, durch welche er in der kuͤrzeſten Zeit geht, die brachyſtochroniſche. Johann Bernoulli hat dieſe Unterſuchungen in die hoͤhere Mechanik eingefuͤhrt, und Euler (Mech. To. II. Cap. 2.) handlet ſie ſehr ſchoͤn ab. Fuͤr eine einzige unveraͤnderliche Kraft, wie z. B. fuͤr die Schwere beym fallenden Koͤrper, Reiben und Widerſtand der Luft bey Seite geſetzt, iſt dieſe Linie die Cycloide.

Brechbarkeit, Refrangibilitas, Refrangibilité.

Die Eigenſchaft der Lichtſtralen, beym Uebergange aus einem Mittel in ein anderes von verſchiedener Dichte, ihre vorige Richtung mehr oder weniger zu aͤndern, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Man ſchreibt demjenigen Strale eine groͤßere Brechbarkeit zu, der unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden ſeine Richtung mehr aͤndert, oder von ſeinem vorigen Wege ſtaͤrker abgelenkt wird, als ein anderer.

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[407/0421] noch nicht ganz gereinigten Zuſtande, in welchem er Tinkal heißt, und ſein eigentlicher Urſprung iſt nicht zuverlaͤſſig bekannt; man weiß ſogar nicht, ob er ein Produkt der Natur oder der Kunſt ſey. Man braucht ihn zu Glaſuren, Einbrennung der Farben auf Porcellan, Steingut, Schmelzwerk rc., als Schmelzungsmittel ſtrengfluͤßiger Koͤrper, zu Reinigung des Goldes u. ſ. w. In der Arzneykunſt ſcheint er blos durch ſeinen alkaliſchen Beſtandtheil wirkſam zu ſeyn. Man ſ. auch den Art. Sedativſalz. Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Borax, und Leonhardis Anm. daſelbſt. Boraxſaͤure, ſ. Sedadivſalz. Bouſſole, ſ. Compaß. Boyliſche Leere, ſ. Leere. Brachyſtochroniſche Linie, Linie des kuͤrzeſten Falles Linea brachyſtochrona, ſ. celerrimi deſcenſus, Ligne brachyſtochrone. Wenn man ſich vorſtellt, ein bewegter Punkt, von gegebnen Kraͤften getrieben, koͤnne durch verſchiedene krumme Linien von gleicher Laͤnge gehen, ſo heißt diejenige, durch welche er in der kuͤrzeſten Zeit geht, die brachyſtochroniſche. Johann Bernoulli hat dieſe Unterſuchungen in die hoͤhere Mechanik eingefuͤhrt, und Euler (Mech. To. II. Cap. 2.) handlet ſie ſehr ſchoͤn ab. Fuͤr eine einzige unveraͤnderliche Kraft, wie z. B. fuͤr die Schwere beym fallenden Koͤrper, Reiben und Widerſtand der Luft bey Seite geſetzt, iſt dieſe Linie die Cycloide. Brechbarkeit, Refrangibilitas, Refrangibilité. Die Eigenſchaft der Lichtſtralen, beym Uebergange aus einem Mittel in ein anderes von verſchiedener Dichte, ihre vorige Richtung mehr oder weniger zu aͤndern, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Man ſchreibt demjenigen Strale eine groͤßere Brechbarkeit zu, der unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden ſeine Richtung mehr aͤndert, oder von ſeinem vorigen Wege ſtaͤrker abgelenkt wird, als ein anderer.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/421>, abgerufen am 17.05.2024.