bey einer Unterbrechung oder Beschädigung des Ableiters den Stral in die Mauer leiten, und wenn er mehr Metall in der Nähe fände, Beschädigungen des Gebäudes veranlassen. Bey einem wohlbestellten Ableiter ist wohl beydes gleichgültig. Für Pulvermagazine und Gebäude, welche viel feuerfangende Materien enthalten, möchte es sicherer seyn, den Ableiter gänzlich vom Gebäude abzusondern, und 1--2 Fuß weit von der Mauer aufhöizernen Pfosten ruhen zu lassen. Oben an der Stange sey eine drey- oder vierseitig-pyramidenförmige (nach Lord Mahon lieber eine konische) Spitze, welche sehr schmal und scharf ausläuft, auch wenn der Ableiter von Eisen ist, ein oder zwey Fuß weit vergoldet oder überfirnißt, nach anderer Vorschlägen auch von Messing gemacht werden kan. Einige geben den Blitzableitern mehrere Spitzen, die in Form einer Krone unter Winkeln von etwa 60° herumstehen, um sich den Wolken nach jeder Richtung entgegen zu stellen; allein sowohl nach elektrischen Versuchen (bey welchen eineeinzige Spitze mehr ableitet, als mehrere zugleich), als auch nach den Erfahrungen, z. B. bey Maine's Hause (Frankl. Exp. and obs. lett. 40.), wo drey Spitzen vom Blitze ganz verzehrt wurden, und nach Henly's Urtheil (Phil. Trans. Vol. LXIV. p. 133.) ist eine einfache Spitze mehreren vorzuziehen. Diese Spitze muß über den höchsten Theil des Gebäudes, z. B. den Schorstein, an welchen sie befestiget werden kan, wenigstens 6 Fuß hervorragen, überhaupt nach der Lage des Gebäudes so gestellt werden, daß sie den zu vermuthenden Anfällen des Blitzes mehr, als irgend ein anderer Theil, ausgesetzt ist. Das untere Ende des Ableiters muß, wo möglich, in fließendes Wasser oder in einen Brunnen geführt seyn, damit sich die frey durchgehende Elektricität ungehindert mit der ganzen Masse der Erdkugel verbinde, und der nachfolgenden stets neuen Raum zu einem gleich freyen Durchgange verstatte. Findet sich hiezu keine Gelegenheit, so räth Franklin an, die Stange bis in den feuchten Erdboden zu versenken; v. Felbiger und Reimarus hingegen wollen sie lieber an der Oberfläche der
bey einer Unterbrechung oder Beſchaͤdigung des Ableiters den Stral in die Mauer leiten, und wenn er mehr Metall in der Naͤhe faͤnde, Beſchaͤdigungen des Gebaͤudes veranlaſſen. Bey einem wohlbeſtellten Ableiter iſt wohl beydes gleichguͤltig. Fuͤr Pulvermagazine und Gebaͤude, welche viel feuerfangende Materien enthalten, moͤchte es ſicherer ſeyn, den Ableiter gaͤnzlich vom Gebaͤude abzuſondern, und 1—2 Fuß weit von der Mauer aufhoͤizernen Pfoſten ruhen zu laſſen. Oben an der Stange ſey eine drey- oder vierſeitig-pyramidenfoͤrmige (nach Lord Mahon lieber eine koniſche) Spitze, welche ſehr ſchmal und ſcharf auslaͤuft, auch wenn der Ableiter von Eiſen iſt, ein oder zwey Fuß weit vergoldet oder uͤberfirnißt, nach anderer Vorſchlaͤgen auch von Meſſing gemacht werden kan. Einige geben den Blitzableitern mehrere Spitzen, die in Form einer Krone unter Winkeln von etwa 60° herumſtehen, um ſich den Wolken nach jeder Richtung entgegen zu ſtellen; allein ſowohl nach elektriſchen Verſuchen (bey welchen eineeinzige Spitze mehr ableitet, als mehrere zugleich), als auch nach den Erfahrungen, z. B. bey Maine's Hauſe (Frankl. Exp. and obſ. lett. 40.), wo drey Spitzen vom Blitze ganz verzehrt wurden, und nach Henly's Urtheil (Phil. Trans. Vol. LXIV. p. 133.) iſt eine einfache Spitze mehreren vorzuziehen. Dieſe Spitze muß uͤber den hoͤchſten Theil des Gebaͤudes, z. B. den Schorſtein, an welchen ſie befeſtiget werden kan, wenigſtens 6 Fuß hervorragen, uͤberhaupt nach der Lage des Gebaͤudes ſo geſtellt werden, daß ſie den zu vermuthenden Anfaͤllen des Blitzes mehr, als irgend ein anderer Theil, ausgeſetzt iſt. Das untere Ende des Ableiters muß, wo moͤglich, in fließendes Waſſer oder in einen Brunnen gefuͤhrt ſeyn, damit ſich die frey durchgehende Elektricitaͤt ungehindert mit der ganzen Maſſe der Erdkugel verbinde, und der nachfolgenden ſtets neuen Raum zu einem gleich freyen Durchgange verſtatte. Findet ſich hiezu keine Gelegenheit, ſo raͤth Franklin an, die Stange bis in den feuchten Erdboden zu verſenken; v. Felbiger und Reimarus hingegen wollen ſie lieber an der Oberflaͤche der
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bey einer Unterbrechung oder Beſchaͤdigung des Ableiters den Stral in die Mauer leiten, und wenn er mehr Metall in der Naͤhe faͤnde, Beſchaͤdigungen des Gebaͤudes veranlaſſen. Bey einem wohlbeſtellten Ableiter iſt wohl beydes gleichguͤltig. Fuͤr Pulvermagazine und Gebaͤude, welche viel feuerfangende Materien enthalten, moͤchte es ſicherer ſeyn, den Ableiter gaͤnzlich vom Gebaͤude abzuſondern, und 1—2 Fuß weit von der Mauer aufhoͤizernen Pfoſten ruhen zu laſſen. Oben an der Stange ſey eine drey- oder vierſeitig-pyramidenfoͤrmige (nach <hirendition="#b">Lord Mahon</hi> lieber eine koniſche) Spitze, welche ſehr ſchmal und ſcharf auslaͤuft, auch wenn der Ableiter von Eiſen iſt, ein oder zwey Fuß weit vergoldet oder uͤberfirnißt, nach anderer Vorſchlaͤgen auch von Meſſing gemacht werden kan. Einige geben den Blitzableitern mehrere Spitzen, die in Form einer Krone unter Winkeln von etwa 60° herumſtehen, um ſich den Wolken nach jeder Richtung entgegen zu ſtellen; allein ſowohl nach elektriſchen Verſuchen (bey welchen eine<hirendition="#b">einzige</hi> Spitze mehr ableitet, als mehrere zugleich), als auch nach den Erfahrungen, z. B. bey <hirendition="#b">Maine's</hi> Hauſe <hirendition="#aq">(Frankl. Exp. and obſ. lett. 40.),</hi> wo drey Spitzen vom Blitze ganz verzehrt wurden, und nach <hirendition="#b">Henly's</hi> Urtheil <hirendition="#aq">(Phil. Trans. Vol. LXIV. p. 133.)</hi> iſt eine einfache Spitze mehreren vorzuziehen. Dieſe Spitze muß uͤber den hoͤchſten Theil des Gebaͤudes, z. B. den Schorſtein, an welchen ſie befeſtiget werden kan, wenigſtens 6 Fuß hervorragen, uͤberhaupt nach der Lage des Gebaͤudes ſo geſtellt werden, daß ſie den zu vermuthenden Anfaͤllen des Blitzes mehr, als irgend ein anderer Theil, ausgeſetzt iſt. Das untere Ende des Ableiters muß, wo moͤglich, in fließendes Waſſer oder in einen Brunnen gefuͤhrt ſeyn, damit ſich die frey durchgehende Elektricitaͤt ungehindert mit der ganzen Maſſe der Erdkugel verbinde, und der nachfolgenden ſtets neuen Raum zu einem gleich freyen Durchgange verſtatte. Findet ſich hiezu keine Gelegenheit, ſo raͤth <hirendition="#b">Franklin</hi> an, die Stange bis in den feuchten Erdboden zu verſenken; <hirendition="#b">v. Felbiger</hi> und <hirendition="#b">Reimarus</hi> hingegen wollen ſie lieber an der Oberflaͤche der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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bey einer Unterbrechung oder Beſchaͤdigung des Ableiters den Stral in die Mauer leiten, und wenn er mehr Metall in der Naͤhe faͤnde, Beſchaͤdigungen des Gebaͤudes veranlaſſen. Bey einem wohlbeſtellten Ableiter iſt wohl beydes gleichguͤltig. Fuͤr Pulvermagazine und Gebaͤude, welche viel feuerfangende Materien enthalten, moͤchte es ſicherer ſeyn, den Ableiter gaͤnzlich vom Gebaͤude abzuſondern, und 1—2 Fuß weit von der Mauer aufhoͤizernen Pfoſten ruhen zu laſſen. Oben an der Stange ſey eine drey- oder vierſeitig-pyramidenfoͤrmige (nach Lord Mahon lieber eine koniſche) Spitze, welche ſehr ſchmal und ſcharf auslaͤuft, auch wenn der Ableiter von Eiſen iſt, ein oder zwey Fuß weit vergoldet oder uͤberfirnißt, nach anderer Vorſchlaͤgen auch von Meſſing gemacht werden kan. Einige geben den Blitzableitern mehrere Spitzen, die in Form einer Krone unter Winkeln von etwa 60° herumſtehen, um ſich den Wolken nach jeder Richtung entgegen zu ſtellen; allein ſowohl nach elektriſchen Verſuchen (bey welchen eineeinzige Spitze mehr ableitet, als mehrere zugleich), als auch nach den Erfahrungen, z. B. bey Maine's Hauſe (Frankl. Exp. and obſ. lett. 40.), wo drey Spitzen vom Blitze ganz verzehrt wurden, und nach Henly's Urtheil (Phil. Trans. Vol. LXIV. p. 133.) iſt eine einfache Spitze mehreren vorzuziehen. Dieſe Spitze muß uͤber den hoͤchſten Theil des Gebaͤudes, z. B. den Schorſtein, an welchen ſie befeſtiget werden kan, wenigſtens 6 Fuß hervorragen, uͤberhaupt nach der Lage des Gebaͤudes ſo geſtellt werden, daß ſie den zu vermuthenden Anfaͤllen des Blitzes mehr, als irgend ein anderer Theil, ausgeſetzt iſt. Das untere Ende des Ableiters muß, wo moͤglich, in fließendes Waſſer oder in einen Brunnen gefuͤhrt ſeyn, damit ſich die frey durchgehende Elektricitaͤt ungehindert mit der ganzen Maſſe der Erdkugel verbinde, und der nachfolgenden ſtets neuen Raum zu einem gleich freyen Durchgange verſtatte. Findet ſich hiezu keine Gelegenheit, ſo raͤth Franklin an, die Stange bis in den feuchten Erdboden zu verſenken; v. Felbiger und Reimarus hingegen wollen ſie lieber an der Oberflaͤche der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/410>, abgerufen am 23.11.2024.
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