Zweyte Aufl. Wien 1784. B. I. S. 124.) behauptet, daß eine Wetterstange mit der Kugel, besonders, wenn sie weit hervorragt, das Gebäude einem Schlage mehr aussetze, als wenn sich gar keine Wetterstange darauf befände, eine zugespitzte hingegen den Blitz oft ganz abwende, der das Gebäude ohne Wetterstange unvermeidlich würde getroffen haben. Er führt hierüber das Beyspiel des Kirchthurms auf dem Lusciariberge in Kärnthen an, der mehreremale von Wetterschlägen zernichtet, und alle Jahre fünf bis sechsmal getroffen ward, aber seit 1780 mit einem spitzigen Ableiter versehen, in drey Jahren nur zweymal ohne alle Beschädigung getroffen worden ist. Nur bey einem Hause auf einem erhobenen sehr trocknen Grunde, um welches keine Quelle oder kein feuchter Grund in der Nähe anzutreffen, das also an sich den Wetterschlägen wenig aus gesetzt sey, könne durch eine spitzige Wetterstange dem Blitze ein vorher verschlossener Weg eröfnet werden; inzwischen, da man von der natürlichen Sicherheit der Lage nie völlig überzeugt sey, gewinne man durch den Ableiter immer die Gewißheit der Bewahrung vor Unglück. Uebrigens hat an dem in England hierüber geführten Streite die Partheysucht viel Antheil gehabt; die Commissarien der Societät in London entschieden ganz zum Vortheile der zugespitzten Ableiter, riethen für das Gebäude in Purfleet blos eine bessere Verbindung des hin und wieder befindlichen Metalls mit der Ableitung an, und überzeugten die Societät so vollkommen von der Wahrheit ihrer Entscheidung, daß sie es abgelehnt hat, Wilsons Schriften wider dieselbe weiter anzunehmen. (Journal des Savans, Apr. 1782. p. 375.)
Die beste Einrichtung, welche man den Blitzableitern, den bisherigen Erfahrungen und Versuchen nach, geben kan, ist folgende. Der Ableiter besteht aus einer eisernen oder noch besser kupfernen Stange, welche ohngefähr 3/4 Zoll dick ist, und an die Mauer des Gebäudes mit hölzernen Klammern oder Tellern befestiget wird. Andere, z. B. Reimarus, wollen die Befestigung lieber durch eiserne Klammern gemacht wissen; diese könnten aber
Zweyte Aufl. Wien 1784. B. I. S. 124.) behauptet, daß eine Wetterſtange mit der Kugel, beſonders, wenn ſie weit hervorragt, das Gebaͤude einem Schlage mehr ausſetze, als wenn ſich gar keine Wetterſtange darauf befaͤnde, eine zugeſpitzte hingegen den Blitz oft ganz abwende, der das Gebaͤude ohne Wetterſtange unvermeidlich wuͤrde getroffen haben. Er fuͤhrt hieruͤber das Beyſpiel des Kirchthurms auf dem Luſciariberge in Kaͤrnthen an, der mehreremale von Wetterſchlaͤgen zernichtet, und alle Jahre fuͤnf bis ſechsmal getroffen ward, aber ſeit 1780 mit einem ſpitzigen Ableiter verſehen, in drey Jahren nur zweymal ohne alle Beſchaͤdigung getroffen worden iſt. Nur bey einem Hauſe auf einem erhobenen ſehr trocknen Grunde, um welches keine Quelle oder kein feuchter Grund in der Naͤhe anzutreffen, das alſo an ſich den Wetterſchlaͤgen wenig aus geſetzt ſey, koͤnne durch eine ſpitzige Wetterſtange dem Blitze ein vorher verſchloſſener Weg eroͤfnet werden; inzwiſchen, da man von der natuͤrlichen Sicherheit der Lage nie voͤllig uͤberzeugt ſey, gewinne man durch den Ableiter immer die Gewißheit der Bewahrung vor Ungluͤck. Uebrigens hat an dem in England hieruͤber gefuͤhrten Streite die Partheyſucht viel Antheil gehabt; die Commiſſarien der Societaͤt in London entſchieden ganz zum Vortheile der zugeſpitzten Ableiter, riethen fuͤr das Gebaͤude in Purfleet blos eine beſſere Verbindung des hin und wieder befindlichen Metalls mit der Ableitung an, und uͤberzeugten die Societaͤt ſo vollkommen von der Wahrheit ihrer Entſcheidung, daß ſie es abgelehnt hat, Wilſons Schriften wider dieſelbe weiter anzunehmen. (Journal des Savans, Apr. 1782. p. 375.)
Die beſte Einrichtung, welche man den Blitzableitern, den bisherigen Erfahrungen und Verſuchen nach, geben kan, iſt folgende. Der Ableiter beſteht aus einer eiſernen oder noch beſſer kupfernen Stange, welche ohngefaͤhr 3/4 Zoll dick iſt, und an die Mauer des Gebaͤudes mit hoͤlzernen Klammern oder Tellern befeſtiget wird. Andere, z. B. Reimarus, wollen die Befeſtigung lieber durch eiſerne Klammern gemacht wiſſen; dieſe koͤnnten aber
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Zweyte Aufl. Wien 1784. B. I. S. 124.) behauptet, daß eine Wetterſtange mit der Kugel, beſonders, wenn ſie weit hervorragt, das Gebaͤude einem Schlage mehr ausſetze, als wenn ſich gar keine Wetterſtange darauf befaͤnde, eine zugeſpitzte hingegen den Blitz oft ganz abwende, der das Gebaͤude ohne Wetterſtange unvermeidlich wuͤrde getroffen haben. Er fuͤhrt hieruͤber das Beyſpiel des Kirchthurms auf dem Luſciariberge in Kaͤrnthen an, der mehreremale von Wetterſchlaͤgen zernichtet, und alle Jahre fuͤnf bis ſechsmal getroffen ward, aber ſeit 1780 mit einem ſpitzigen Ableiter verſehen, in drey Jahren nur zweymal ohne alle Beſchaͤdigung getroffen worden iſt. Nur bey einem Hauſe auf einem erhobenen ſehr trocknen Grunde, um welches keine Quelle oder kein feuchter Grund in der Naͤhe anzutreffen, das alſo an ſich den Wetterſchlaͤgen wenig aus geſetzt ſey, koͤnne durch eine ſpitzige Wetterſtange dem Blitze ein vorher verſchloſſener Weg eroͤfnet werden; inzwiſchen, da man von der natuͤrlichen Sicherheit der Lage nie voͤllig uͤberzeugt ſey, gewinne man durch den Ableiter immer die Gewißheit der Bewahrung vor Ungluͤck. Uebrigens hat an dem in England hieruͤber gefuͤhrten Streite die Partheyſucht viel Antheil gehabt; die Commiſſarien der Societaͤt in London entſchieden ganz zum Vortheile der zugeſpitzten Ableiter, riethen fuͤr das Gebaͤude in Purfleet blos eine beſſere Verbindung des hin und wieder befindlichen Metalls mit der Ableitung an, und uͤberzeugten die Societaͤt ſo vollkommen von der Wahrheit ihrer Entſcheidung, daß ſie es abgelehnt hat, Wilſons Schriften wider dieſelbe weiter anzunehmen. (Journal des Savans, Apr. 1782. p. 375.)
Die beſte Einrichtung, welche man den Blitzableitern, den bisherigen Erfahrungen und Verſuchen nach, geben kan, iſt folgende. Der Ableiter beſteht aus einer eiſernen oder noch beſſer kupfernen Stange, welche ohngefaͤhr 3/4 Zoll dick iſt, und an die Mauer des Gebaͤudes mit hoͤlzernen Klammern oder Tellern befeſtiget wird. Andere, z. B. Reimarus, wollen die Befeſtigung lieber durch eiſerne Klammern gemacht wiſſen; dieſe koͤnnten aber
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/409>, abgerufen am 23.11.2024.
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