Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


in Gegenwart des Königs wiederholt, und außer den vorhin genannten Personen noch vom Grafen von Buffon, Mazeas und le Monnier viel weiter getrieben. Der letztere bemerkte schon an einem 5--6 Schuh hoch an Seide hängenden Sprachrohre augenscheinliche Zeichen der Elektricität, und fand eine auf Pech stehende Person, die eine 18 Fuß hohe mit Drath umwundene hölzerne Stange in der Hand hielt, beym Gewitter elektrisch.

Noch in eben dem Jahre wurden in den Monaten Iulius und August in England ähnliche Versuche von Canton, Wilson und Bevis angestellt, wodurch die Franklinische Behauptung der Gleichheit des Blitzes und elektrischen Funkens außer allem Zweifel gesetzt, und von Canton schon entdeckt ward, daß unter den Wolken einige positiv, andere negativ elektrisch sind.

Zu eben der Zeit erhielt Franklin selbst, ohne noch etwas von den Versuchen in Frankreich zu wissen, eine Bestätigung seiner Theorie vermittelst eines elektrischen Drachen, s. Drache, elektrischer. Mit diesem Werkzeuge, welches aus zween kreuzweis gelegten Stäben und einem darüber gespannten seidnen Schnupftuche bestand, mit einer eisernen Spitze versehen und an einer hanfenen Schnur gehalten ward, gelang es ihm im Iunius 1752, beym Vorüberziehen einer Gewitterwolke, aus einem an der Schnur befestigten Schlüssel Funken zu erhalten, welche noch stärker wurden, als die Schnur naß und dadurch ein besserer Leiter geworden war. Im September 1752 richtete er auch eine isolirte eiserne Stange auf, um den Blitz in sein Haus herabzuleiten, und befestigte daran zwey Glöckchen, wie das elektrische Glockenspiel (s. Glockenspiel, elektrisches), welche ihn durch ihr Läuten benachrichtigten, wenn die Stange elektrisirt sey. Er fand durch diese Geräthschaft am 12 Apr. 1753 bey einem starken Gewitter die Elektricität der Wolken negativ, beobachtete auch noch in demselben Jahre Wolken von positiver Elektricität, Uebergänge von einer Elektricität in die andere, und elektrische Erscheinungen in der Atmosphäre auch


in Gegenwart des Koͤnigs wiederholt, und außer den vorhin genannten Perſonen noch vom Grafen von Buffon, Mazeas und le Monnier viel weiter getrieben. Der letztere bemerkte ſchon an einem 5—6 Schuh hoch an Seide haͤngenden Sprachrohre augenſcheinliche Zeichen der Elektricitaͤt, und fand eine auf Pech ſtehende Perſon, die eine 18 Fuß hohe mit Drath umwundene hoͤlzerne Stange in der Hand hielt, beym Gewitter elektriſch.

Noch in eben dem Jahre wurden in den Monaten Iulius und Auguſt in England aͤhnliche Verſuche von Canton, Wilſon und Bevis angeſtellt, wodurch die Frankliniſche Behauptung der Gleichheit des Blitzes und elektriſchen Funkens außer allem Zweifel geſetzt, und von Canton ſchon entdeckt ward, daß unter den Wolken einige poſitiv, andere negativ elektriſch ſind.

Zu eben der Zeit erhielt Franklin ſelbſt, ohne noch etwas von den Verſuchen in Frankreich zu wiſſen, eine Beſtaͤtigung ſeiner Theorie vermittelſt eines elektriſchen Drachen, ſ. Drache, elektriſcher. Mit dieſem Werkzeuge, welches aus zween kreuzweis gelegten Staͤben und einem daruͤber geſpannten ſeidnen Schnupftuche beſtand, mit einer eiſernen Spitze verſehen und an einer hanfenen Schnur gehalten ward, gelang es ihm im Iunius 1752, beym Voruͤberziehen einer Gewitterwolke, aus einem an der Schnur befeſtigten Schluͤſſel Funken zu erhalten, welche noch ſtaͤrker wurden, als die Schnur naß und dadurch ein beſſerer Leiter geworden war. Im September 1752 richtete er auch eine iſolirte eiſerne Stange auf, um den Blitz in ſein Haus herabzuleiten, und befeſtigte daran zwey Gloͤckchen, wie das elektriſche Glockenſpiel (ſ. Glockenſpiel, elektriſches), welche ihn durch ihr Laͤuten benachrichtigten, wenn die Stange elektriſirt ſey. Er fand durch dieſe Geraͤthſchaft am 12 Apr. 1753 bey einem ſtarken Gewitter die Elektricitaͤt der Wolken negativ, beobachtete auch noch in demſelben Jahre Wolken von poſitiver Elektricitaͤt, Uebergaͤnge von einer Elektricitaͤt in die andere, und elektriſche Erſcheinungen in der Atmoſphaͤre auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0385" xml:id="P.1.371" n="371"/><lb/>
in Gegenwart des Ko&#x0364;nigs wiederholt, und außer den vorhin genannten Per&#x017F;onen noch vom Grafen von <hi rendition="#b">Buffon, Mazeas</hi> und le <hi rendition="#b">Monnier</hi> viel weiter getrieben. Der letztere bemerkte &#x017F;chon an einem 5&#x2014;6 Schuh hoch an Seide ha&#x0364;ngenden Sprachrohre augen&#x017F;cheinliche Zeichen der Elektricita&#x0364;t, und fand eine auf Pech &#x017F;tehende Per&#x017F;on, die eine 18 Fuß hohe mit Drath umwundene ho&#x0364;lzerne Stange in der Hand hielt, beym Gewitter elektri&#x017F;ch.</p>
          <p>Noch in eben dem Jahre wurden in den Monaten Iulius und Augu&#x017F;t in England a&#x0364;hnliche Ver&#x017F;uche von <hi rendition="#b">Canton, Wil&#x017F;on</hi> und <hi rendition="#b">Bevis</hi> ange&#x017F;tellt, wodurch die Franklini&#x017F;che Behauptung der Gleichheit des Blitzes und elektri&#x017F;chen Funkens außer allem Zweifel ge&#x017F;etzt, und von Canton &#x017F;chon entdeckt ward, daß unter den Wolken einige po&#x017F;itiv, andere negativ elektri&#x017F;ch &#x017F;ind.</p>
          <p>Zu eben der Zeit erhielt <hi rendition="#b">Franklin</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, ohne noch etwas von den Ver&#x017F;uchen in Frankreich zu wi&#x017F;&#x017F;en, eine Be&#x017F;ta&#x0364;tigung &#x017F;einer Theorie vermittel&#x017F;t eines elektri&#x017F;chen Drachen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Drache, elektri&#x017F;cher.</hi> Mit die&#x017F;em Werkzeuge, welches aus zween kreuzweis gelegten Sta&#x0364;ben und einem daru&#x0364;ber ge&#x017F;pannten &#x017F;eidnen Schnupftuche be&#x017F;tand, mit einer ei&#x017F;ernen Spitze ver&#x017F;ehen und an einer hanfenen Schnur gehalten ward, gelang es ihm im Iunius 1752, beym Voru&#x0364;berziehen einer Gewitterwolke, aus einem an der Schnur befe&#x017F;tigten Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el Funken zu erhalten, welche noch &#x017F;ta&#x0364;rker wurden, als die Schnur naß und dadurch ein be&#x017F;&#x017F;erer Leiter geworden war. Im September 1752 richtete er auch eine i&#x017F;olirte ei&#x017F;erne Stange auf, um den Blitz in &#x017F;ein Haus herabzuleiten, und befe&#x017F;tigte daran zwey Glo&#x0364;ckchen, wie das elektri&#x017F;che Glocken&#x017F;piel (<hi rendition="#b">&#x017F;. Glocken&#x017F;piel, elektri&#x017F;ches</hi>), welche ihn durch ihr La&#x0364;uten benachrichtigten, wenn die Stange elektri&#x017F;irt &#x017F;ey. Er fand durch die&#x017F;e Gera&#x0364;th&#x017F;chaft am 12 Apr. 1753 bey einem &#x017F;tarken Gewitter die Elektricita&#x0364;t der Wolken negativ, beobachtete auch noch in dem&#x017F;elben Jahre Wolken von po&#x017F;itiver Elektricita&#x0364;t, Ueberga&#x0364;nge von einer Elektricita&#x0364;t in die andere, und elektri&#x017F;che Er&#x017F;cheinungen in der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re auch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0385] in Gegenwart des Koͤnigs wiederholt, und außer den vorhin genannten Perſonen noch vom Grafen von Buffon, Mazeas und le Monnier viel weiter getrieben. Der letztere bemerkte ſchon an einem 5—6 Schuh hoch an Seide haͤngenden Sprachrohre augenſcheinliche Zeichen der Elektricitaͤt, und fand eine auf Pech ſtehende Perſon, die eine 18 Fuß hohe mit Drath umwundene hoͤlzerne Stange in der Hand hielt, beym Gewitter elektriſch. Noch in eben dem Jahre wurden in den Monaten Iulius und Auguſt in England aͤhnliche Verſuche von Canton, Wilſon und Bevis angeſtellt, wodurch die Frankliniſche Behauptung der Gleichheit des Blitzes und elektriſchen Funkens außer allem Zweifel geſetzt, und von Canton ſchon entdeckt ward, daß unter den Wolken einige poſitiv, andere negativ elektriſch ſind. Zu eben der Zeit erhielt Franklin ſelbſt, ohne noch etwas von den Verſuchen in Frankreich zu wiſſen, eine Beſtaͤtigung ſeiner Theorie vermittelſt eines elektriſchen Drachen, ſ. Drache, elektriſcher. Mit dieſem Werkzeuge, welches aus zween kreuzweis gelegten Staͤben und einem daruͤber geſpannten ſeidnen Schnupftuche beſtand, mit einer eiſernen Spitze verſehen und an einer hanfenen Schnur gehalten ward, gelang es ihm im Iunius 1752, beym Voruͤberziehen einer Gewitterwolke, aus einem an der Schnur befeſtigten Schluͤſſel Funken zu erhalten, welche noch ſtaͤrker wurden, als die Schnur naß und dadurch ein beſſerer Leiter geworden war. Im September 1752 richtete er auch eine iſolirte eiſerne Stange auf, um den Blitz in ſein Haus herabzuleiten, und befeſtigte daran zwey Gloͤckchen, wie das elektriſche Glockenſpiel (ſ. Glockenſpiel, elektriſches), welche ihn durch ihr Laͤuten benachrichtigten, wenn die Stange elektriſirt ſey. Er fand durch dieſe Geraͤthſchaft am 12 Apr. 1753 bey einem ſtarken Gewitter die Elektricitaͤt der Wolken negativ, beobachtete auch noch in demſelben Jahre Wolken von poſitiver Elektricitaͤt, Uebergaͤnge von einer Elektricitaͤt in die andere, und elektriſche Erſcheinungen in der Atmoſphaͤre auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/385
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/385>, abgerufen am 25.11.2024.