Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
3. Werden nicht die Lichtstrahlen, indem sie neben den Rändern und Seiten der Körper vorbeygehen, mehrmals hin und her, auf eine schlangenförmige Art, gebogen? Entstehen nicht vielleicht die drey Farbensäume aus drey solchen Beugungen? 4. Fangen nicht die Lichtstralen, die auf Körper fallen, und von ihnen gebrochen oder zurückgeworfen werden, ehe sie noch die Körper berühren, an, gebogen zu werden? Und geschieht nicht Zurückwerfung, Brechung und Beugung durch eine und ebendieselbe Kraft, die sich unter verschiednen Umständen verschiedentlich äußert? Man sieht wohl, daß Newton geneigt ist, die Beugung als eine Wirkung der Anziehung der Körper gegen das Licht zu betrachten. Smith (Lehrbegrif der Optik, I. Buch. §. 186.) zeigt, daß eine solche anziehende Kraft unendlich stärker seyn müsse, als die Schwere. Andere Naturforscher, z. B. von Mairan, dü Tour, dü Sejour (Mem. de Paris 1775.), erklären die Beugung durch Atmosphären, welche sie um die Körper herum annehmen, die aus verdichteter Materie bestehen, und die durchgehenden Lichtstralen brechen sollen. Diese Eigenschaft des Lichts hat Einfluß in die Astronomie. Sie ändert die Maaße der Weiten, die man durch das Mikrometer nimmt, und verursacht vermuthlich den Ring, den man bey gänzlichen Sonnenfinsternissen um den Mond siehet, s. Atmosphäre des Monds. Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel, S. 133. 231. 284. u. f. Smiths Lehrbegrif der Optik, durch Kästner, S. 441. Bewegbarkeit, Beweglichkeit, Mobilitas, Mobilite. Die Fähigkeit der Körper, sich bewegen zu lassen. Da kein Körper bekannt ist, der nicht durch hinreichende Kräfte bewegt werden könnte, und das Außenbleiben der Bewegung in manchen Fällen stets durch äußere Hindernisse, z. B. Zusammenhang, Reibung u. dgl. bewirkt wird, so sieht man die Bewegbarkeit für eine allgemeine Eigenschaft
3. Werden nicht die Lichtſtrahlen, indem ſie neben den Raͤndern und Seiten der Koͤrper vorbeygehen, mehrmals hin und her, auf eine ſchlangenfoͤrmige Art, gebogen? Entſtehen nicht vielleicht die drey Farbenſaͤume aus drey ſolchen Beugungen? 4. Fangen nicht die Lichtſtralen, die auf Koͤrper fallen, und von ihnen gebrochen oder zuruͤckgeworfen werden, ehe ſie noch die Koͤrper beruͤhren, an, gebogen zu werden? Und geſchieht nicht Zuruͤckwerfung, Brechung und Beugung durch eine und ebendieſelbe Kraft, die ſich unter verſchiednen Umſtaͤnden verſchiedentlich aͤußert? Man ſieht wohl, daß Newton geneigt iſt, die Beugung als eine Wirkung der Anziehung der Koͤrper gegen das Licht zu betrachten. Smith (Lehrbegrif der Optik, I. Buch. §. 186.) zeigt, daß eine ſolche anziehende Kraft unendlich ſtaͤrker ſeyn muͤſſe, als die Schwere. Andere Naturforſcher, z. B. von Mairan, duͤ Tour, duͤ Sejour (Mém. de Paris 1775.), erklaͤren die Beugung durch Atmoſphaͤren, welche ſie um die Koͤrper herum annehmen, die aus verdichteter Materie beſtehen, und die durchgehenden Lichtſtralen brechen ſollen. Dieſe Eigenſchaft des Lichts hat Einfluß in die Aſtronomie. Sie aͤndert die Maaße der Weiten, die man durch das Mikrometer nimmt, und verurſacht vermuthlich den Ring, den man bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond ſiehet, ſ. Atmoſphaͤre des Monds. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 133. 231. 284. u. f. Smiths Lehrbegrif der Optik, durch Kaͤſtner, S. 441. Bewegbarkeit, Beweglichkeit, Mobilitas, Mobilité. Die Faͤhigkeit der Koͤrper, ſich bewegen zu laſſen. Da kein Koͤrper bekannt iſt, der nicht durch hinreichende Kraͤfte bewegt werden koͤnnte, und das Außenbleiben der Bewegung in manchen Faͤllen ſtets durch aͤußere Hinderniſſe, z. B. Zuſammenhang, Reibung u. dgl. bewirkt wird, ſo ſieht man die Bewegbarkeit fuͤr eine allgemeine Eigenſchaft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0333" xml:id="P.1.319" n="319"/><lb/> geſondert, und bringen dadurch die farbigen Saͤume hervor?</p> <p>3. Werden nicht die Lichtſtrahlen, indem ſie neben den Raͤndern und Seiten der Koͤrper vorbeygehen, mehrmals hin und her, auf eine ſchlangenfoͤrmige Art, gebogen? Entſtehen nicht vielleicht die drey Farbenſaͤume aus drey ſolchen Beugungen?</p> <p>4. Fangen nicht die Lichtſtralen, die auf Koͤrper fallen, und von ihnen gebrochen oder zuruͤckgeworfen werden, ehe ſie noch die Koͤrper beruͤhren, an, gebogen zu werden? Und geſchieht nicht Zuruͤckwerfung, Brechung und Beugung durch eine und ebendieſelbe Kraft, die ſich unter verſchiednen Umſtaͤnden verſchiedentlich aͤußert?</p> <p>Man ſieht wohl, daß <hi rendition="#b">Newton</hi> geneigt iſt, die Beugung als eine Wirkung der <hi rendition="#b">Anziehung</hi> der Koͤrper gegen das Licht zu betrachten. <hi rendition="#b">Smith</hi> (Lehrbegrif der Optik, <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch. §. 186.) zeigt, daß eine ſolche anziehende Kraft unendlich ſtaͤrker ſeyn muͤſſe, als die Schwere. Andere Naturforſcher, z. B. <hi rendition="#b">von Mairan, duͤ Tour, duͤ Sejour</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1775.),</hi> erklaͤren die Beugung durch Atmoſphaͤren, welche ſie um die Koͤrper herum annehmen, die aus verdichteter Materie beſtehen, und die durchgehenden Lichtſtralen brechen ſollen.</p> <p>Dieſe Eigenſchaft des Lichts hat Einfluß in die Aſtronomie. Sie aͤndert die Maaße der Weiten, die man durch das Mikrometer nimmt, und verurſacht vermuthlich den Ring, den man bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond ſiehet, <hi rendition="#b">ſ. Atmoſphaͤre des Monds.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Prieſtley</hi> Geſchichte der Optik, durch <hi rendition="#b">Kluͤgel,</hi> S. 133. 231. 284. u. f.</p> <p><hi rendition="#b">Smiths</hi> Lehrbegrif der Optik, durch <hi rendition="#b">Kaͤſtner,</hi> S. 441.</p> </div> <div n="2"> <head>Bewegbarkeit, Beweglichkeit, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Mobilitas</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Mobilité</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Faͤhigkeit der Koͤrper, ſich bewegen zu laſſen. Da kein Koͤrper bekannt iſt, der nicht durch hinreichende Kraͤfte bewegt werden koͤnnte, und das Außenbleiben der Bewegung in manchen Faͤllen ſtets durch aͤußere Hinderniſſe, z. B. Zuſammenhang, Reibung u. dgl. bewirkt wird, ſo ſieht man die Bewegbarkeit fuͤr eine allgemeine Eigenſchaft<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0333]
geſondert, und bringen dadurch die farbigen Saͤume hervor?
3. Werden nicht die Lichtſtrahlen, indem ſie neben den Raͤndern und Seiten der Koͤrper vorbeygehen, mehrmals hin und her, auf eine ſchlangenfoͤrmige Art, gebogen? Entſtehen nicht vielleicht die drey Farbenſaͤume aus drey ſolchen Beugungen?
4. Fangen nicht die Lichtſtralen, die auf Koͤrper fallen, und von ihnen gebrochen oder zuruͤckgeworfen werden, ehe ſie noch die Koͤrper beruͤhren, an, gebogen zu werden? Und geſchieht nicht Zuruͤckwerfung, Brechung und Beugung durch eine und ebendieſelbe Kraft, die ſich unter verſchiednen Umſtaͤnden verſchiedentlich aͤußert?
Man ſieht wohl, daß Newton geneigt iſt, die Beugung als eine Wirkung der Anziehung der Koͤrper gegen das Licht zu betrachten. Smith (Lehrbegrif der Optik, I. Buch. §. 186.) zeigt, daß eine ſolche anziehende Kraft unendlich ſtaͤrker ſeyn muͤſſe, als die Schwere. Andere Naturforſcher, z. B. von Mairan, duͤ Tour, duͤ Sejour (Mém. de Paris 1775.), erklaͤren die Beugung durch Atmoſphaͤren, welche ſie um die Koͤrper herum annehmen, die aus verdichteter Materie beſtehen, und die durchgehenden Lichtſtralen brechen ſollen.
Dieſe Eigenſchaft des Lichts hat Einfluß in die Aſtronomie. Sie aͤndert die Maaße der Weiten, die man durch das Mikrometer nimmt, und verurſacht vermuthlich den Ring, den man bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond ſiehet, ſ. Atmoſphaͤre des Monds.
Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel, S. 133. 231. 284. u. f.
Smiths Lehrbegrif der Optik, durch Kaͤſtner, S. 441.
Bewegbarkeit, Beweglichkeit, Mobilitas, Mobilité.
Die Faͤhigkeit der Koͤrper, ſich bewegen zu laſſen. Da kein Koͤrper bekannt iſt, der nicht durch hinreichende Kraͤfte bewegt werden koͤnnte, und das Außenbleiben der Bewegung in manchen Faͤllen ſtets durch aͤußere Hinderniſſe, z. B. Zuſammenhang, Reibung u. dgl. bewirkt wird, ſo ſieht man die Bewegbarkeit fuͤr eine allgemeine Eigenſchaft
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