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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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D. Garden (philos. Trans. n. 171.) nahm die Vermehrung der specifischen Schwere der Luft für die Ursache des Aufsteigens der Dünste und des Steigens der Barometer zugleich an, so wie er aus ihrer Verminderung Herabfallen der Dünste und Fallen des Barometers zugleich herleitete. De Lüc bemerkt, hiebey sey unerklärbar, wie nach seinen und de la Condamine's Beobachtungen die Luft dann am durchsichtigsten seyn könne, wenn das Quecksilber am höchsten steht. Es bleibe auch die Hauptfrage, was denn dasjenige sey, das die specifische Schwere der Luft ändere? Garden muthmaße zwar, in der Luft halte sich noch eine feinere Materie nebst verschiedenen andern flüßigen Materien auf, die sich verschiedentlich mit ihr verbänden, und dadurch ihre Schwere änderten, aber das stütze sich auf keine Beweise. Vielleicht möchten doch die neuern Entdeckungen über die Luftgattungen Beweise hiezu liefern, obgleich die Barometerveränderungen viel zu groß scheinen, um sich daraus allein erklären zu lassen.

Die Winde nimmt Halley (Philos. Trans. no. 181.) zur Hauptursache der Barometer-und Wetterveränderungen an. Gehen entgegengesetzte Winde von einem Orte aus, so wird die Luft daselbst verdünnt, und kan die Dünste nicht mehr erhalten; gehen sie auf einerley Ort zu, so häufen und verdichten sie die Luft, die dann schwerer wird, und die Dünste stärker hält, daher der hohe Stand des Barometers bey hellem und stillem Wetter. Bey starken Winden steht das Quecksilber niedrig, weil sie die Luft wegführen, die nicht gleich wieder ersetzt wird, auch weil die horizontale Bewegung den senkrechten Druck mindert; doch regnet es nicht, weil die Dünste durch den Wind zerstreut, und vom Fallen abgehalten werden; nach dem Winde steigt das Barometer schnell, weil nun der Ersatz der Luft erfolgt. In England steht das Barometer beym Ost- und Nordostwinde am höchsten, weil sich im atlantischen Meere unter 35° Breite stets ein entgegengesetzter Wind findet, der durch sein Zusammenstoßen die Luft über England anhäuft. Bey stillem und kaltem Wetter steht das Quecksilber hoch; denn die Kälte kömmt von Nord- und Nordostwinden,


D. Garden (philoſ. Trans. n. 171.) nahm die Vermehrung der ſpecifiſchen Schwere der Luft fuͤr die Urſache des Aufſteigens der Duͤnſte und des Steigens der Barometer zugleich an, ſo wie er aus ihrer Verminderung Herabfallen der Duͤnſte und Fallen des Barometers zugleich herleitete. De Luͤc bemerkt, hiebey ſey unerklaͤrbar, wie nach ſeinen und de la Condamine's Beobachtungen die Luft dann am durchſichtigſten ſeyn koͤnne, wenn das Queckſilber am hoͤchſten ſteht. Es bleibe auch die Hauptfrage, was denn dasjenige ſey, das die ſpecifiſche Schwere der Luft aͤndere? Garden muthmaße zwar, in der Luft halte ſich noch eine feinere Materie nebſt verſchiedenen andern fluͤßigen Materien auf, die ſich verſchiedentlich mit ihr verbaͤnden, und dadurch ihre Schwere aͤnderten, aber das ſtuͤtze ſich auf keine Beweiſe. Vielleicht moͤchten doch die neuern Entdeckungen uͤber die Luftgattungen Beweiſe hiezu liefern, obgleich die Barometerveraͤnderungen viel zu groß ſcheinen, um ſich daraus allein erklaͤren zu laſſen.

Die Winde nimmt Halley (Philoſ. Trans. no. 181.) zur Haupturſache der Barometer-und Wetterveraͤnderungen an. Gehen entgegengeſetzte Winde von einem Orte aus, ſo wird die Luft daſelbſt verduͤnnt, und kan die Duͤnſte nicht mehr erhalten; gehen ſie auf einerley Ort zu, ſo haͤufen und verdichten ſie die Luft, die dann ſchwerer wird, und die Duͤnſte ſtaͤrker haͤlt, daher der hohe Stand des Barometers bey hellem und ſtillem Wetter. Bey ſtarken Winden ſteht das Queckſilber niedrig, weil ſie die Luft wegfuͤhren, die nicht gleich wieder erſetzt wird, auch weil die horizontale Bewegung den ſenkrechten Druck mindert; doch regnet es nicht, weil die Duͤnſte durch den Wind zerſtreut, und vom Fallen abgehalten werden; nach dem Winde ſteigt das Barometer ſchnell, weil nun der Erſatz der Luft erfolgt. In England ſteht das Barometer beym Oſt- und Nordoſtwinde am hoͤchſten, weil ſich im atlantiſchen Meere unter 35° Breite ſtets ein entgegengeſetzter Wind findet, der durch ſein Zuſammenſtoßen die Luft uͤber England anhaͤuft. Bey ſtillem und kaltem Wetter ſteht das Queckſilber hoch; denn die Kaͤlte koͤmmt von Nord- und Nordoſtwinden,

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[278/0292] D. Garden (philoſ. Trans. n. 171.) nahm die Vermehrung der ſpecifiſchen Schwere der Luft fuͤr die Urſache des Aufſteigens der Duͤnſte und des Steigens der Barometer zugleich an, ſo wie er aus ihrer Verminderung Herabfallen der Duͤnſte und Fallen des Barometers zugleich herleitete. De Luͤc bemerkt, hiebey ſey unerklaͤrbar, wie nach ſeinen und de la Condamine's Beobachtungen die Luft dann am durchſichtigſten ſeyn koͤnne, wenn das Queckſilber am hoͤchſten ſteht. Es bleibe auch die Hauptfrage, was denn dasjenige ſey, das die ſpecifiſche Schwere der Luft aͤndere? Garden muthmaße zwar, in der Luft halte ſich noch eine feinere Materie nebſt verſchiedenen andern fluͤßigen Materien auf, die ſich verſchiedentlich mit ihr verbaͤnden, und dadurch ihre Schwere aͤnderten, aber das ſtuͤtze ſich auf keine Beweiſe. Vielleicht moͤchten doch die neuern Entdeckungen uͤber die Luftgattungen Beweiſe hiezu liefern, obgleich die Barometerveraͤnderungen viel zu groß ſcheinen, um ſich daraus allein erklaͤren zu laſſen. Die Winde nimmt Halley (Philoſ. Trans. no. 181.) zur Haupturſache der Barometer-und Wetterveraͤnderungen an. Gehen entgegengeſetzte Winde von einem Orte aus, ſo wird die Luft daſelbſt verduͤnnt, und kan die Duͤnſte nicht mehr erhalten; gehen ſie auf einerley Ort zu, ſo haͤufen und verdichten ſie die Luft, die dann ſchwerer wird, und die Duͤnſte ſtaͤrker haͤlt, daher der hohe Stand des Barometers bey hellem und ſtillem Wetter. Bey ſtarken Winden ſteht das Queckſilber niedrig, weil ſie die Luft wegfuͤhren, die nicht gleich wieder erſetzt wird, auch weil die horizontale Bewegung den ſenkrechten Druck mindert; doch regnet es nicht, weil die Duͤnſte durch den Wind zerſtreut, und vom Fallen abgehalten werden; nach dem Winde ſteigt das Barometer ſchnell, weil nun der Erſatz der Luft erfolgt. In England ſteht das Barometer beym Oſt- und Nordoſtwinde am hoͤchſten, weil ſich im atlantiſchen Meere unter 35° Breite ſtets ein entgegengeſetzter Wind findet, der durch ſein Zuſammenſtoßen die Luft uͤber England anhaͤuft. Bey ſtillem und kaltem Wetter ſteht das Queckſilber hoch; denn die Kaͤlte koͤmmt von Nord- und Nordoſtwinden,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/292>, abgerufen am 25.11.2024.