einer Schiefe von etwa 40°, so, daß der zu kochende Theil in dem Kohlenfeuer steht. Wenn das Kochen angeht, so trennt sich das Quecksilber, und wenn man den Ort, wo dies geschieht, einige Augenblicke in der starken Hitze läßt, so stößt die erhitzte Luft die ganze wohl 23 Zoll hohe Quecksilbersäule mit Gewalt mehrere Zolle empor, die dann beym Zurückfallen gemeiniglich das Glas zersprengt. Man dars sie also nie über 1/2 Zoll steigen lassen. Aber um dieses Aufsteigen zu hindern, darf man nicht etwa die Röhre vom Feuer entfernen; man muß sie vielmehr weiter durchs Feuer fortschieben, damit der untere Theil der aufsteigenden Säule in die stärkste Hitze komme, und nach und nach in kleinen Kügelchen, nicht aber mit einem Schlage, zurückfalle. So, wie diese Kügelchen herabfallen, schiebt man die Röhre nach, daß immer der unterste Theil der erhobnen Säule in der stärksten Hitze bleibt, so kan man auf diese Art einen großen Theil der Röhre ohne Gefahr auskochen, und dann zu den übrigen Theilen fortgehen. Am zugeschmolzenen Ende selbst ist die größte Vorsicht nöthig. Das Aufsteigen der Blasen durch einen Eisendrath zu befördern, ist nicht rathsam, weil ein solcher Drath die Röhre ritzt. Daß man übrigens nicht anders, als durch Erfahrung und Uebung, Geschicklichkeit hierinn erlangen könne, ist an sich klar.
Durch das Kochen kömmt das Quecksilber in so genaue Berührung mit dem Glase, daß beym Umkehren der Röhre die ganze Säule darinn hängen bleibt, und erst nach einigem Schütteln aus der Spitze bis zur gewöhnlichen Barometerhöhe herabfällt. Man nimmt dieses Anhängen oft auch beym Füllen ungekochter Barometer wahr. Wolf (Nützl. Vers. ll. Th. C. 3. §. 36.) erzählt die hiehergehörigen Beobachtungen des Huygens, Brounker, Boyle und Wallis. Der erste sahe das Quecksilber in einer umgekehrten Röhre 75 rheinländische Zoll hoch stehen oder vielmehr hängen bleiben. Dieses Phänomen veranlaßte mancherley Hypothesen über gröbere und feinere Luft, Druck der subtilen Materie oder des Aethers u. dgl. Es ist nichts anders, als eine Wirkung des
einer Schiefe von etwa 40°, ſo, daß der zu kochende Theil in dem Kohlenfeuer ſteht. Wenn das Kochen angeht, ſo trennt ſich das Queckſilber, und wenn man den Ort, wo dies geſchieht, einige Augenblicke in der ſtarken Hitze laͤßt, ſo ſtoͤßt die erhitzte Luft die ganze wohl 23 Zoll hohe Queckſilberſaͤule mit Gewalt mehrere Zolle empor, die dann beym Zuruͤckfallen gemeiniglich das Glas zerſprengt. Man darſ ſie alſo nie uͤber 1/2 Zoll ſteigen laſſen. Aber um dieſes Aufſteigen zu hindern, darf man nicht etwa die Roͤhre vom Feuer entfernen; man muß ſie vielmehr weiter durchs Feuer fortſchieben, damit der untere Theil der aufſteigenden Saͤule in die ſtaͤrkſte Hitze komme, und nach und nach in kleinen Kuͤgelchen, nicht aber mit einem Schlage, zuruͤckfalle. So, wie dieſe Kuͤgelchen herabfallen, ſchiebt man die Roͤhre nach, daß immer der unterſte Theil der erhobnen Saͤule in der ſtaͤrkſten Hitze bleibt, ſo kan man auf dieſe Art einen großen Theil der Roͤhre ohne Gefahr auskochen, und dann zu den uͤbrigen Theilen fortgehen. Am zugeſchmolzenen Ende ſelbſt iſt die groͤßte Vorſicht noͤthig. Das Aufſteigen der Blaſen durch einen Eiſendrath zu befoͤrdern, iſt nicht rathſam, weil ein ſolcher Drath die Roͤhre ritzt. Daß man uͤbrigens nicht anders, als durch Erfahrung und Uebung, Geſchicklichkeit hierinn erlangen koͤnne, iſt an ſich klar.
Durch das Kochen koͤmmt das Queckſilber in ſo genaue Beruͤhrung mit dem Glaſe, daß beym Umkehren der Roͤhre die ganze Saͤule darinn haͤngen bleibt, und erſt nach einigem Schuͤtteln aus der Spitze bis zur gewoͤhnlichen Barometerhoͤhe herabfaͤllt. Man nimmt dieſes Anhaͤngen oft auch beym Fuͤllen ungekochter Barometer wahr. Wolf (Nuͤtzl. Verſ. ll. Th. C. 3. §. 36.) erzaͤhlt die hiehergehoͤrigen Beobachtungen des Huygens, Brounker, Boyle und Wallis. Der erſte ſahe das Queckſilber in einer umgekehrten Roͤhre 75 rheinlaͤndiſche Zoll hoch ſtehen oder vielmehr haͤngen bleiben. Dieſes Phaͤnomen veranlaßte mancherley Hypotheſen uͤber groͤbere und feinere Luft, Druck der ſubtilen Materie oder des Aethers u. dgl. Es iſt nichts anders, als eine Wirkung des
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einer Schiefe von etwa 40°, ſo, daß der zu kochende Theil in dem Kohlenfeuer ſteht. Wenn das Kochen angeht, ſo trennt ſich das Queckſilber, und wenn man den Ort, wo dies geſchieht, einige Augenblicke in der ſtarken Hitze laͤßt, ſo ſtoͤßt die erhitzte Luft die ganze wohl 23 Zoll hohe Queckſilberſaͤule mit Gewalt mehrere Zolle empor, die dann beym Zuruͤckfallen gemeiniglich das Glas zerſprengt. Man darſſie alſo nie uͤber 1/2 Zoll ſteigen laſſen. Aber um dieſes Aufſteigen zu hindern, darf man nicht etwa die Roͤhre vom Feuer entfernen; man muß ſie vielmehr weiter durchs Feuer fortſchieben, damit der untere Theil der aufſteigenden Saͤule in die ſtaͤrkſte Hitze komme, und nach und nach in kleinen Kuͤgelchen, nicht aber mit einem Schlage, zuruͤckfalle. So, wie dieſe Kuͤgelchen herabfallen, ſchiebt man die Roͤhre nach, daß immer der unterſte Theil der erhobnen Saͤule in der ſtaͤrkſten Hitze bleibt, ſo kan man auf dieſe Art einen großen Theil der Roͤhre ohne Gefahr auskochen, und dann zu den uͤbrigen Theilen fortgehen. Am zugeſchmolzenen Ende ſelbſt iſt die groͤßte Vorſicht noͤthig. Das Aufſteigen der Blaſen durch einen Eiſendrath zu befoͤrdern, iſt nicht rathſam, weil ein ſolcher Drath die Roͤhre ritzt. Daß man uͤbrigens nicht anders, als durch Erfahrung und Uebung, Geſchicklichkeit hierinn erlangen koͤnne, iſt an ſich klar.</p><p>Durch das Kochen koͤmmt das Queckſilber in ſo genaue Beruͤhrung mit dem Glaſe, daß beym Umkehren der Roͤhre die ganze Saͤule darinn haͤngen bleibt, und erſt nach einigem Schuͤtteln aus der Spitze bis zur gewoͤhnlichen Barometerhoͤhe herabfaͤllt. Man nimmt dieſes Anhaͤngen oft auch beym Fuͤllen ungekochter Barometer wahr. <hirendition="#b">Wolf</hi> (Nuͤtzl. Verſ. <hirendition="#aq">ll.</hi> Th. C. 3. §. 36.) erzaͤhlt die hiehergehoͤrigen Beobachtungen des <hirendition="#b">Huygens, Brounker, Boyle</hi> und <hirendition="#b">Wallis.</hi> Der erſte ſahe das Queckſilber in einer umgekehrten Roͤhre 75 rheinlaͤndiſche Zoll hoch ſtehen oder vielmehr haͤngen bleiben. Dieſes Phaͤnomen veranlaßte mancherley Hypotheſen uͤber groͤbere und feinere Luft, Druck der ſubtilen Materie oder des Aethers u. dgl. Es iſt nichts anders, als eine Wirkung des<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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einer Schiefe von etwa 40°, ſo, daß der zu kochende Theil in dem Kohlenfeuer ſteht. Wenn das Kochen angeht, ſo trennt ſich das Queckſilber, und wenn man den Ort, wo dies geſchieht, einige Augenblicke in der ſtarken Hitze laͤßt, ſo ſtoͤßt die erhitzte Luft die ganze wohl 23 Zoll hohe Queckſilberſaͤule mit Gewalt mehrere Zolle empor, die dann beym Zuruͤckfallen gemeiniglich das Glas zerſprengt. Man darſ ſie alſo nie uͤber 1/2 Zoll ſteigen laſſen. Aber um dieſes Aufſteigen zu hindern, darf man nicht etwa die Roͤhre vom Feuer entfernen; man muß ſie vielmehr weiter durchs Feuer fortſchieben, damit der untere Theil der aufſteigenden Saͤule in die ſtaͤrkſte Hitze komme, und nach und nach in kleinen Kuͤgelchen, nicht aber mit einem Schlage, zuruͤckfalle. So, wie dieſe Kuͤgelchen herabfallen, ſchiebt man die Roͤhre nach, daß immer der unterſte Theil der erhobnen Saͤule in der ſtaͤrkſten Hitze bleibt, ſo kan man auf dieſe Art einen großen Theil der Roͤhre ohne Gefahr auskochen, und dann zu den uͤbrigen Theilen fortgehen. Am zugeſchmolzenen Ende ſelbſt iſt die groͤßte Vorſicht noͤthig. Das Aufſteigen der Blaſen durch einen Eiſendrath zu befoͤrdern, iſt nicht rathſam, weil ein ſolcher Drath die Roͤhre ritzt. Daß man uͤbrigens nicht anders, als durch Erfahrung und Uebung, Geſchicklichkeit hierinn erlangen koͤnne, iſt an ſich klar.
Durch das Kochen koͤmmt das Queckſilber in ſo genaue Beruͤhrung mit dem Glaſe, daß beym Umkehren der Roͤhre die ganze Saͤule darinn haͤngen bleibt, und erſt nach einigem Schuͤtteln aus der Spitze bis zur gewoͤhnlichen Barometerhoͤhe herabfaͤllt. Man nimmt dieſes Anhaͤngen oft auch beym Fuͤllen ungekochter Barometer wahr. Wolf (Nuͤtzl. Verſ. ll. Th. C. 3. §. 36.) erzaͤhlt die hiehergehoͤrigen Beobachtungen des Huygens, Brounker, Boyle und Wallis. Der erſte ſahe das Queckſilber in einer umgekehrten Roͤhre 75 rheinlaͤndiſche Zoll hoch ſtehen oder vielmehr haͤngen bleiben. Dieſes Phaͤnomen veranlaßte mancherley Hypotheſen uͤber groͤbere und feinere Luft, Druck der ſubtilen Materie oder des Aethers u. dgl. Es iſt nichts anders, als eine Wirkung des
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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