Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


in Gestalt eines Ringes um die Röhre legte. Fiel nun das Barometer, so stieg zwar mehr Quecksilber über die Oefnung des Deckels hervor, trat aber daselbst nicht höher, sondern machte nur, daß der um die Glasröhre gehende Quecksilberring sich ausbreitete und nach und nach den ganzen Deckel bedeckte. So sinnreich dieses Mittel ausgedacht ist, so ist es doch wegen der Schwierigkeiten der Ausführung lange Zeit nicht in Gebrauch gekommen, bis de Lüc es wieder in Erinnerung gebracht, und dadurch einige Neuere veranlaßt hat, es bey ihren Erfindungen zu nützen. Herr Luz (Beschreibung von Barometern, §. 131--134.) hat eine Verbesserung desselben vorgeschlagen, die er auch zum Reisebarometer einzurichten lehret.

Zu genauern Beobachtungen aber, besonders zum Gebrauch bey Höhenmessungen, wobey das Quecksilber oft sehr tief fällt, und also GH sehr hoch steigen würde, wo auch die Verschiedenheit der Durchmesser der Röhre und des Behältnisses aus andern Ursachen die Richtigkeit des Quecksilberstandes stören kan, sind die Barometer mit Behältnissen nicht mehr sicher zu gebrauchen. Herr de Lüc, dessen Verdienste um die Verbesserung der meteorologischen Werkzeuge so ausgezeichnet sind, ist daher (Recherches sur les modifications de l' atmosphere, Genev. 1772. To. ll. 4.) wieder auf die längst bekannte Einrichtung des Barometers, Taf. lll. Fig 39., zurückgegangen. Erxleben (Anfangsgr. der Naturl. §. 259.) sagt, er sey schon vor de Lüc auf diesen Gedanken gerathen; wie denn auch eine ähnliche Einrichtung schon beym Hook (Micrographia, 1665. Tab. l. Fig. 1.) und aus demselben beym Leupold (Theatr. aerostat. Tab. Vll. Fig. 5.) vorkömmt, aus welcher Hook nachher das Radbarometer gemacht hat.

Von der Aehnlichkeit mit dem Heber wird dieses Barometer das heberförmige oder Heberbarometer (barometre a siphon) genannt. Sein größter Vorzug besteht darinn, daß beyde Quecksilberflächen in Röhren von gleichen Durchmessern steigen und fallen. De Lüc (Recherches §. 384.) fand durch viele Versuche, daß das Quecksilber


in Geſtalt eines Ringes um die Roͤhre legte. Fiel nun das Barometer, ſo ſtieg zwar mehr Queckſilber uͤber die Oefnung des Deckels hervor, trat aber daſelbſt nicht hoͤher, ſondern machte nur, daß der um die Glasroͤhre gehende Queckſilberring ſich ausbreitete und nach und nach den ganzen Deckel bedeckte. So ſinnreich dieſes Mittel ausgedacht iſt, ſo iſt es doch wegen der Schwierigkeiten der Ausfuͤhrung lange Zeit nicht in Gebrauch gekommen, bis de Luͤc es wieder in Erinnerung gebracht, und dadurch einige Neuere veranlaßt hat, es bey ihren Erfindungen zu nuͤtzen. Herr Luz (Beſchreibung von Barometern, §. 131—134.) hat eine Verbeſſerung deſſelben vorgeſchlagen, die er auch zum Reiſebarometer einzurichten lehret.

Zu genauern Beobachtungen aber, beſonders zum Gebrauch bey Hoͤhenmeſſungen, wobey das Queckſilber oft ſehr tief faͤllt, und alſo GH ſehr hoch ſteigen wuͤrde, wo auch die Verſchiedenheit der Durchmeſſer der Roͤhre und des Behaͤltniſſes aus andern Urſachen die Richtigkeit des Queckſilberſtandes ſtoͤren kan, ſind die Barometer mit Behaͤltniſſen nicht mehr ſicher zu gebrauchen. Herr de Luͤc, deſſen Verdienſte um die Verbeſſerung der meteorologiſchen Werkzeuge ſo ausgezeichnet ſind, iſt daher (Recherches ſur les modifications de l' atmoſphère, Genev. 1772. To. ll. 4.) wieder auf die laͤngſt bekannte Einrichtung des Barometers, Taf. lll. Fig 39., zuruͤckgegangen. Erxleben (Anfangsgr. der Naturl. §. 259.) ſagt, er ſey ſchon vor de Luͤc auf dieſen Gedanken gerathen; wie denn auch eine aͤhnliche Einrichtung ſchon beym Hook (Micrographia, 1665. Tab. l. Fig. 1.) und aus demſelben beym Leupold (Theatr. aeroſtat. Tab. Vll. Fig. 5.) vorkoͤmmt, aus welcher Hook nachher das Radbarometer gemacht hat.

Von der Aehnlichkeit mit dem Heber wird dieſes Barometer das heberfoͤrmige oder Heberbarometer (barometre à ſiphon) genannt. Sein groͤßter Vorzug beſteht darinn, daß beyde Queckſilberflaͤchen in Roͤhren von gleichen Durchmeſſern ſteigen und fallen. De Luͤc (Recherches §. 384.) fand durch viele Verſuche, daß das Queckſilber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0264" xml:id="P.1.250" n="250"/><lb/>
in Ge&#x017F;talt eines Ringes um die Ro&#x0364;hre legte. Fiel nun das Barometer, &#x017F;o &#x017F;tieg zwar mehr Queck&#x017F;ilber u&#x0364;ber die Oefnung des Deckels hervor, trat aber da&#x017F;elb&#x017F;t nicht ho&#x0364;her, &#x017F;ondern machte nur, daß der um die Glasro&#x0364;hre gehende Queck&#x017F;ilberring &#x017F;ich ausbreitete und nach und nach den ganzen Deckel bedeckte. So &#x017F;innreich die&#x017F;es Mittel ausgedacht i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t es doch wegen der Schwierigkeiten der Ausfu&#x0364;hrung lange Zeit nicht in Gebrauch gekommen, bis <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> es wieder in Erinnerung gebracht, und dadurch einige Neuere veranlaßt hat, es bey ihren Erfindungen zu nu&#x0364;tzen. Herr <hi rendition="#b">Luz</hi> (Be&#x017F;chreibung von Barometern, §. 131&#x2014;134.) hat eine Verbe&#x017F;&#x017F;erung de&#x017F;&#x017F;elben vorge&#x017F;chlagen, die er auch zum Rei&#x017F;ebarometer einzurichten lehret.</p>
          <p>Zu genauern Beobachtungen aber, be&#x017F;onders zum Gebrauch bey Ho&#x0364;henme&#x017F;&#x017F;ungen, wobey das Queck&#x017F;ilber oft &#x017F;ehr tief fa&#x0364;llt, und al&#x017F;o <hi rendition="#aq">GH</hi> &#x017F;ehr hoch &#x017F;teigen wu&#x0364;rde, wo auch die Ver&#x017F;chiedenheit der Durchme&#x017F;&#x017F;er der Ro&#x0364;hre und des Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es aus andern Ur&#x017F;achen die Richtigkeit des Queck&#x017F;ilber&#x017F;tandes &#x017F;to&#x0364;ren kan, &#x017F;ind die Barometer mit Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en nicht mehr &#x017F;icher zu gebrauchen. Herr <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Verdien&#x017F;te um die Verbe&#x017F;&#x017F;erung der meteorologi&#x017F;chen Werkzeuge &#x017F;o ausgezeichnet &#x017F;ind, i&#x017F;t daher <hi rendition="#aq">(Recherches &#x017F;ur les modifications de l' atmo&#x017F;phère, Genev. 1772. To. ll. 4.)</hi> wieder auf die la&#x0364;ng&#x017F;t bekannte Einrichtung des Barometers, Taf. <hi rendition="#aq">lll.</hi> Fig 39., zuru&#x0364;ckgegangen. <hi rendition="#b">Erxleben</hi> (Anfangsgr. der Naturl. §. 259.) &#x017F;agt, er &#x017F;ey &#x017F;chon vor <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> auf die&#x017F;en Gedanken gerathen; wie denn auch eine a&#x0364;hnliche Einrichtung &#x017F;chon beym <hi rendition="#b">Hook</hi> <hi rendition="#aq">(Micrographia, 1665. Tab. l. Fig. 1.)</hi> und aus dem&#x017F;elben beym <hi rendition="#b">Leupold</hi> <hi rendition="#aq">(Theatr. aero&#x017F;tat. Tab. Vll. Fig. 5.)</hi> vorko&#x0364;mmt, aus welcher Hook nachher das Radbarometer gemacht hat.</p>
          <p>Von der Aehnlichkeit mit dem Heber wird die&#x017F;es Barometer das <hi rendition="#b">heberfo&#x0364;rmige</hi> oder <hi rendition="#b">Heberbarometer</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">barometre à &#x017F;iphon</hi>)</hi> genannt. Sein gro&#x0364;ßter Vorzug be&#x017F;teht darinn, daß beyde Queck&#x017F;ilberfla&#x0364;chen in Ro&#x0364;hren von gleichen Durchme&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;teigen und fallen. <hi rendition="#b">De Lu&#x0364;c</hi> <hi rendition="#aq">(Recherches §. 384.)</hi> fand durch viele Ver&#x017F;uche, daß das Queck&#x017F;ilber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0264] in Geſtalt eines Ringes um die Roͤhre legte. Fiel nun das Barometer, ſo ſtieg zwar mehr Queckſilber uͤber die Oefnung des Deckels hervor, trat aber daſelbſt nicht hoͤher, ſondern machte nur, daß der um die Glasroͤhre gehende Queckſilberring ſich ausbreitete und nach und nach den ganzen Deckel bedeckte. So ſinnreich dieſes Mittel ausgedacht iſt, ſo iſt es doch wegen der Schwierigkeiten der Ausfuͤhrung lange Zeit nicht in Gebrauch gekommen, bis de Luͤc es wieder in Erinnerung gebracht, und dadurch einige Neuere veranlaßt hat, es bey ihren Erfindungen zu nuͤtzen. Herr Luz (Beſchreibung von Barometern, §. 131—134.) hat eine Verbeſſerung deſſelben vorgeſchlagen, die er auch zum Reiſebarometer einzurichten lehret. Zu genauern Beobachtungen aber, beſonders zum Gebrauch bey Hoͤhenmeſſungen, wobey das Queckſilber oft ſehr tief faͤllt, und alſo GH ſehr hoch ſteigen wuͤrde, wo auch die Verſchiedenheit der Durchmeſſer der Roͤhre und des Behaͤltniſſes aus andern Urſachen die Richtigkeit des Queckſilberſtandes ſtoͤren kan, ſind die Barometer mit Behaͤltniſſen nicht mehr ſicher zu gebrauchen. Herr de Luͤc, deſſen Verdienſte um die Verbeſſerung der meteorologiſchen Werkzeuge ſo ausgezeichnet ſind, iſt daher (Recherches ſur les modifications de l' atmoſphère, Genev. 1772. To. ll. 4.) wieder auf die laͤngſt bekannte Einrichtung des Barometers, Taf. lll. Fig 39., zuruͤckgegangen. Erxleben (Anfangsgr. der Naturl. §. 259.) ſagt, er ſey ſchon vor de Luͤc auf dieſen Gedanken gerathen; wie denn auch eine aͤhnliche Einrichtung ſchon beym Hook (Micrographia, 1665. Tab. l. Fig. 1.) und aus demſelben beym Leupold (Theatr. aeroſtat. Tab. Vll. Fig. 5.) vorkoͤmmt, aus welcher Hook nachher das Radbarometer gemacht hat. Von der Aehnlichkeit mit dem Heber wird dieſes Barometer das heberfoͤrmige oder Heberbarometer (barometre à ſiphon) genannt. Sein groͤßter Vorzug beſteht darinn, daß beyde Queckſilberflaͤchen in Roͤhren von gleichen Durchmeſſern ſteigen und fallen. De Luͤc (Recherches §. 384.) fand durch viele Verſuche, daß das Queckſilber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/264
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/264>, abgerufen am 22.11.2024.