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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Aufschlagen finden kan, dergleichen die Berliner Sammlung astronomischer Tafeln (B. 1. S. 274. Taf. XXI.) unter dem Titel: Die Abweichung der Sonne für die Schiefe der Ecliptik 32° 28' 15" nebst Verbesserung für eine Minute Veränderung dieser Schiefe, liefert.

Abweichung, dioptrische

oder Abirrung der Gläser, Aberratio lentium, Aberration des verres, heißt derjenige Unterschied, der bey Gläsern, Fernröhren und Mikroskopen daraus entsteht, daß sich die aus einem Punkte des Gegenstandes kommenden Lichtstralen nicht wieder genau in einem Punkte vereinigen. Da aber zu einem deutlichen Bilde erfordert wird, daß alles aus einem Punkte des Gegenstandes gekommene Licht, wieder in einem Punkte vereiniget werde, so stört diese Abweichung die Deutlichkeit der Bilder, und man muß sie daher bey allen dioptrischen Werkzeugen, so viel möglich, zu vermeiden suchen. Sie entsteht aber aus einer doppelten Ursache, und theilt sich daher in zweyerley Abweichungen, von welchen die beyden folgenden Artikel handeln.

Abweichung wegen der Gestalt der Gläser

Aberratio ob figuram s.sphaericitatem lentium, Aberration de sphericite. Diese entsteht daher, weil eine Glaslinse, deren Oberflächen eine sphärische Krümmung haben, die aus einem Punkte des Gegenstandes kommenden Lichtstralen nie wieder völlig in einen Punkt vereiniget. Jedoch vereinigen sich diejenigen Stralen, welche nahe bey der Axe oder um die Mitte des Glases einfallen, in einem sehr engen Raume, und für sie ist also diese Abweichung geringer, als für die weiter von der Axe ab und gegen den Rand zu einfallenden Stralen. Man vermeidet daher den größten Theil dieser Abweichung, wenn man den Rand der Gläser mit etwas Undurchsichtigem bedeckt, und nur in der Mitte eine kreisrunde Oefnung frey läßt. s. Blendung und Apertur. Gewöhnlich werden dadurch die Wirkungen dieser Abweichung so stark vermindert, daß man den noch übrigbleibenden Fehler für unbeträchtlich halten kan.


Aufſchlagen finden kan, dergleichen die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (B. 1. S. 274. Taf. XXI.) unter dem Titel: Die Abweichung der Sonne für die Schiefe der Ecliptik 32° 28′ 15″ nebſt Verbeſſerung für eine Minute Veränderung dieſer Schiefe, liefert.

Abweichung, dioptriſche

oder Abirrung der Glaͤſer, Aberratio lentium, Aberration des verres, heißt derjenige Unterſchied, der bey Glaͤſern, Fernroͤhren und Mikroſkopen daraus entſteht, daß ſich die aus einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Lichtſtralen nicht wieder genau in einem Punkte vereinigen. Da aber zu einem deutlichen Bilde erfordert wird, daß alles aus einem Punkte des Gegenſtandes gekommene Licht, wieder in einem Punkte vereiniget werde, ſo ſtoͤrt dieſe Abweichung die Deutlichkeit der Bilder, und man muß ſie daher bey allen dioptriſchen Werkzeugen, ſo viel moͤglich, zu vermeiden ſuchen. Sie entſteht aber aus einer doppelten Urſache, und theilt ſich daher in zweyerley Abweichungen, von welchen die beyden folgenden Artikel handeln.

Abweichung wegen der Geſtalt der Glaͤſer

Aberratio ob figuram ſ.ſphaericitatem lentium, Aberration de ſphèricité. Dieſe entſteht daher, weil eine Glaslinſe, deren Oberflaͤchen eine ſphaͤriſche Kruͤmmung haben, die aus einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Lichtſtralen nie wieder voͤllig in einen Punkt vereiniget. Jedoch vereinigen ſich diejenigen Stralen, welche nahe bey der Axe oder um die Mitte des Glaſes einfallen, in einem ſehr engen Raume, und fuͤr ſie iſt alſo dieſe Abweichung geringer, als fuͤr die weiter von der Axe ab und gegen den Rand zu einfallenden Stralen. Man vermeidet daher den groͤßten Theil dieſer Abweichung, wenn man den Rand der Glaͤſer mit etwas Undurchſichtigem bedeckt, und nur in der Mitte eine kreisrunde Oefnung frey laͤßt. ſ. Blendung und Apertur. Gewoͤhnlich werden dadurch die Wirkungen dieſer Abweichung ſo ſtark vermindert, daß man den noch uͤbrigbleibenden Fehler fuͤr unbetraͤchtlich halten kan.

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[12/0026] Aufſchlagen finden kan, dergleichen die Berliner Sammlung aſtronomiſcher Tafeln (B. 1. S. 274. Taf. XXI.) unter dem Titel: Die Abweichung der Sonne für die Schiefe der Ecliptik 32° 28′ 15″ nebſt Verbeſſerung für eine Minute Veränderung dieſer Schiefe, liefert. Abweichung, dioptriſche oder Abirrung der Glaͤſer, Aberratio lentium, Aberration des verres, heißt derjenige Unterſchied, der bey Glaͤſern, Fernroͤhren und Mikroſkopen daraus entſteht, daß ſich die aus einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Lichtſtralen nicht wieder genau in einem Punkte vereinigen. Da aber zu einem deutlichen Bilde erfordert wird, daß alles aus einem Punkte des Gegenſtandes gekommene Licht, wieder in einem Punkte vereiniget werde, ſo ſtoͤrt dieſe Abweichung die Deutlichkeit der Bilder, und man muß ſie daher bey allen dioptriſchen Werkzeugen, ſo viel moͤglich, zu vermeiden ſuchen. Sie entſteht aber aus einer doppelten Urſache, und theilt ſich daher in zweyerley Abweichungen, von welchen die beyden folgenden Artikel handeln. Abweichung wegen der Geſtalt der Glaͤſer Aberratio ob figuram ſ.ſphaericitatem lentium, Aberration de ſphèricité. Dieſe entſteht daher, weil eine Glaslinſe, deren Oberflaͤchen eine ſphaͤriſche Kruͤmmung haben, die aus einem Punkte des Gegenſtandes kommenden Lichtſtralen nie wieder voͤllig in einen Punkt vereiniget. Jedoch vereinigen ſich diejenigen Stralen, welche nahe bey der Axe oder um die Mitte des Glaſes einfallen, in einem ſehr engen Raume, und fuͤr ſie iſt alſo dieſe Abweichung geringer, als fuͤr die weiter von der Axe ab und gegen den Rand zu einfallenden Stralen. Man vermeidet daher den groͤßten Theil dieſer Abweichung, wenn man den Rand der Glaͤſer mit etwas Undurchſichtigem bedeckt, und nur in der Mitte eine kreisrunde Oefnung frey laͤßt. ſ. Blendung und Apertur. Gewoͤhnlich werden dadurch die Wirkungen dieſer Abweichung ſo ſtark vermindert, daß man den noch uͤbrigbleibenden Fehler fuͤr unbetraͤchtlich halten kan.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/26>, abgerufen am 29.03.2024.