Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Linien, welche alle auf sie rechtwinklicht gezognen Sehnen des Kegelschnitts halbiren. Die Ellipse und Hyperbel haben zwo Axen, die Parabel nur eine. So ist AP die große, DE die kleine Axe der Ellipse AMmDPE. Da die Planetenbahnen Ellipsen sind, so wird man hieraus verstehen, was große Axe der Planetenbahn sey, s. Apsidenlinie. Beyde Axen der Ellipse gehen durch den Mittelpunkt C, die große auch durch die Brennpunkte, z. B. durch S. Man nennt diese Linien vermuthlich darum Axen, weil die Kegelschnitte sich um sie drehen müssen, wenn die Körper erzeugt werden sollen, die man Ellipsoide, Hyperboloide, Paroboloide nennt.

Axe eines Linsenglases heißt die gerade Linie durch die Mittelpunkte der Krümmungen beyder Flächen. Sie geht durch die Mitte der Linse, und ist die Axe des grösten Kreises derselben. Axe eines erhabnen oder hohlen Spiegels, die Linie durch seine Mitte und den Mittelpunkt seiner Krümmung. Axe eines Fernrohrs, die gemeinschaftliche Axe aller seiner Gläser. Axe des Auges, oder Gesichtsaxe, die gerade Linie durch die Mitte des Augensterns und die Mittelpunkte der Krümmungen der Krystallinse und der übrigen Feuchtigkeiten.

Azimuth, Azimuth, Azimuth.

Das Azimuth eines Sterns S, Taf. I. Fig. 5. heißt der Bogen des Horizonts HT, welcher zwischen dem Mittagspunkte H und dem Scheitelkreise des Sterns ZST enthalten ist. Das Azimuth ist das Maaß des Winkels HZT, welchen der Scheitelkreis des Sterns mit dem Mittagskreise macht. Es kan östlich (orientale) oder westlich (occidentale) seyn, je nachdem der Stern S vor oder nach seinem Durchgange drrch den Mittagskreis beobachtet wird. Beym Durchgange selbst ist das Azimuth=0.

Durch die astronomischen Quadranten, an welchen zu dieser Absicht ein getheilter horizontaler Kreis, der Azimuthalkreis, befindlich ist, wird, mittelst einer einzigen Beobachtung, das Azimuth HT mit des Sternes Höhe ST zugleich gefunden.


Linien, welche alle auf ſie rechtwinklicht gezognen Sehnen des Kegelſchnitts halbiren. Die Ellipſe und Hyperbel haben zwo Axen, die Parabel nur eine. So iſt AP die große, DE die kleine Axe der Ellipſe AMmDPE. Da die Planetenbahnen Ellipſen ſind, ſo wird man hieraus verſtehen, was große Axe der Planetenbahn ſey, ſ. Apſidenlinie. Beyde Axen der Ellipſe gehen durch den Mittelpunkt C, die große auch durch die Brennpunkte, z. B. durch S. Man nennt dieſe Linien vermuthlich darum Axen, weil die Kegelſchnitte ſich um ſie drehen muͤſſen, wenn die Koͤrper erzeugt werden ſollen, die man Ellipſoide, Hyperboloide, Paroboloide nennt.

Axe eines Linſenglaſes heißt die gerade Linie durch die Mittelpunkte der Kruͤmmungen beyder Flaͤchen. Sie geht durch die Mitte der Linſe, und iſt die Axe des groͤſten Kreiſes derſelben. Axe eines erhabnen oder hohlen Spiegels, die Linie durch ſeine Mitte und den Mittelpunkt ſeiner Kruͤmmung. Axe eines Fernrohrs, die gemeinſchaftliche Axe aller ſeiner Glaͤſer. Axe des Auges, oder Geſichtsaxe, die gerade Linie durch die Mitte des Augenſterns und die Mittelpunkte der Kruͤmmungen der Kryſtallinſe und der uͤbrigen Feuchtigkeiten.

Azimuth, Azimuth, Azimuth.

Das Azimuth eines Sterns S, Taf. I. Fig. 5. heißt der Bogen des Horizonts HT, welcher zwiſchen dem Mittagspunkte H und dem Scheitelkreiſe des Sterns ZST enthalten iſt. Das Azimuth iſt das Maaß des Winkels HZT, welchen der Scheitelkreis des Sterns mit dem Mittagskreiſe macht. Es kan oͤſtlich (orientale) oder weſtlich (occidentale) ſeyn, je nachdem der Stern S vor oder nach ſeinem Durchgange drrch den Mittagskreis beobachtet wird. Beym Durchgange ſelbſt iſt das Azimuth=0.

Durch die aſtronomiſchen Quadranten, an welchen zu dieſer Abſicht ein getheilter horizontaler Kreis, der Azimuthalkreis, befindlich iſt, wird, mittelſt einer einzigen Beobachtung, das Azimuth HT mit des Sternes Hoͤhe ST zugleich gefunden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" xml:id="P.1.229" n="229"/><lb/>
Linien, welche alle auf &#x017F;ie rechtwinklicht gezognen Sehnen des Kegel&#x017F;chnitts halbiren. Die Ellip&#x017F;e und Hyperbel haben zwo Axen, die Parabel nur eine. So i&#x017F;t <hi rendition="#aq">AP</hi> die große, <hi rendition="#aq">DE</hi> die kleine Axe der Ellip&#x017F;e <hi rendition="#aq">AMmDPE.</hi> Da die Planetenbahnen Ellip&#x017F;en &#x017F;ind, &#x017F;o wird man hieraus ver&#x017F;tehen, was große Axe der Planetenbahn &#x017F;ey, <hi rendition="#b">&#x017F;. Ap&#x017F;idenlinie.</hi> Beyde Axen der Ellip&#x017F;e gehen durch den Mittelpunkt <hi rendition="#aq">C,</hi> die große auch durch die Brennpunkte, z. B. durch <hi rendition="#aq">S.</hi> Man nennt die&#x017F;e Linien vermuthlich darum Axen, weil die Kegel&#x017F;chnitte &#x017F;ich um &#x017F;ie drehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn die Ko&#x0364;rper erzeugt werden &#x017F;ollen, die man <hi rendition="#b">Ellip&#x017F;oide, Hyperboloide, Paroboloide</hi> nennt.</p>
          <p>Axe eines Lin&#x017F;engla&#x017F;es heißt die gerade Linie durch die Mittelpunkte der Kru&#x0364;mmungen beyder Fla&#x0364;chen. Sie geht durch die Mitte der Lin&#x017F;e, und i&#x017F;t die Axe des gro&#x0364;&#x017F;ten Krei&#x017F;es der&#x017F;elben. Axe eines erhabnen oder hohlen Spiegels, die Linie durch &#x017F;eine Mitte und den Mittelpunkt &#x017F;einer Kru&#x0364;mmung. Axe eines Fernrohrs, die gemein&#x017F;chaftliche Axe aller &#x017F;einer Gla&#x0364;&#x017F;er. Axe des Auges, oder Ge&#x017F;ichtsaxe, die gerade Linie durch die Mitte des Augen&#x017F;terns und die Mittelpunkte der Kru&#x0364;mmungen der Kry&#x017F;tallin&#x017F;e und der u&#x0364;brigen Feuchtigkeiten.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Azimuth, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Azimuth</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Azimuth</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Das Azimuth eines Sterns <hi rendition="#aq">S,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 5. heißt der Bogen des Horizonts <hi rendition="#aq">HT,</hi> welcher zwi&#x017F;chen dem Mittagspunkte <hi rendition="#aq">H</hi> und dem Scheitelkrei&#x017F;e des Sterns <hi rendition="#aq">ZST</hi> enthalten i&#x017F;t. Das Azimuth i&#x017F;t das Maaß des Winkels <hi rendition="#aq">HZT,</hi> welchen der Scheitelkreis des Sterns mit dem Mittagskrei&#x017F;e macht. Es kan <hi rendition="#b">o&#x0364;&#x017F;tlich</hi> <hi rendition="#aq">(orientale)</hi> oder <hi rendition="#b">we&#x017F;tlich</hi> <hi rendition="#aq">(occidentale)</hi> &#x017F;eyn, je nachdem der Stern <hi rendition="#aq">S</hi> vor oder nach &#x017F;einem Durchgange drrch den Mittagskreis beobachtet wird. Beym Durchgange &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t das Azimuth=0.</p>
          <p>Durch die a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Quadranten, an welchen zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht ein getheilter horizontaler Kreis, der Azimuthalkreis, befindlich i&#x017F;t, wird, mittel&#x017F;t einer einzigen Beobachtung, das Azimuth <hi rendition="#aq">HT</hi> mit des Sternes Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq">ST</hi> zugleich gefunden.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0243] Linien, welche alle auf ſie rechtwinklicht gezognen Sehnen des Kegelſchnitts halbiren. Die Ellipſe und Hyperbel haben zwo Axen, die Parabel nur eine. So iſt AP die große, DE die kleine Axe der Ellipſe AMmDPE. Da die Planetenbahnen Ellipſen ſind, ſo wird man hieraus verſtehen, was große Axe der Planetenbahn ſey, ſ. Apſidenlinie. Beyde Axen der Ellipſe gehen durch den Mittelpunkt C, die große auch durch die Brennpunkte, z. B. durch S. Man nennt dieſe Linien vermuthlich darum Axen, weil die Kegelſchnitte ſich um ſie drehen muͤſſen, wenn die Koͤrper erzeugt werden ſollen, die man Ellipſoide, Hyperboloide, Paroboloide nennt. Axe eines Linſenglaſes heißt die gerade Linie durch die Mittelpunkte der Kruͤmmungen beyder Flaͤchen. Sie geht durch die Mitte der Linſe, und iſt die Axe des groͤſten Kreiſes derſelben. Axe eines erhabnen oder hohlen Spiegels, die Linie durch ſeine Mitte und den Mittelpunkt ſeiner Kruͤmmung. Axe eines Fernrohrs, die gemeinſchaftliche Axe aller ſeiner Glaͤſer. Axe des Auges, oder Geſichtsaxe, die gerade Linie durch die Mitte des Augenſterns und die Mittelpunkte der Kruͤmmungen der Kryſtallinſe und der uͤbrigen Feuchtigkeiten. Azimuth, Azimuth, Azimuth. Das Azimuth eines Sterns S, Taf. I. Fig. 5. heißt der Bogen des Horizonts HT, welcher zwiſchen dem Mittagspunkte H und dem Scheitelkreiſe des Sterns ZST enthalten iſt. Das Azimuth iſt das Maaß des Winkels HZT, welchen der Scheitelkreis des Sterns mit dem Mittagskreiſe macht. Es kan oͤſtlich (orientale) oder weſtlich (occidentale) ſeyn, je nachdem der Stern S vor oder nach ſeinem Durchgange drrch den Mittagskreis beobachtet wird. Beym Durchgange ſelbſt iſt das Azimuth=0. Durch die aſtronomiſchen Quadranten, an welchen zu dieſer Abſicht ein getheilter horizontaler Kreis, der Azimuthalkreis, befindlich iſt, wird, mittelſt einer einzigen Beobachtung, das Azimuth HT mit des Sternes Hoͤhe ST zugleich gefunden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/243
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/243>, abgerufen am 22.11.2024.