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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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der graue Stahr (cataracta, cataracte), und Lähmung oder Unempfindlichkeit des Sehnerven und der Netzhaut, der schwarze Stahr (amaurosis, goutte sereine). Dem grauen Stahre wird durch Hinwegdrückung oder Herausziehung der Kristallinse abgeholfen. Denn da die wäserichte und gläserne Feuchtigkeit ebenfalls die Stralen brechen und ihre Kegel convergent machen, so entsteht auch ohne Kristallinse ein Bild, ob sich gleich viele Operirte der Stahrbrillen bedienen müssen, um die Brechung zu verstärken, und den Mangel der Krystallinse zu ersetzen, da sonst die Vereinigungspunkte allzuweit hinter die Netzhaut fallen würden.

Musschenbroek Introd. ad philos. nat. To. II. c. 35. 36. Zinn descriptio anatomica oculi humani. Gotting. 1755. 4. v. Haller Elem. Physiolog. To. V. L. 19. Licutaud Zergliederungskunst, mit Portals Anm. aus dem Franz. mit Zusätzen. Leipzig 1782. 8. II. Band. Cap. 5. Abschn. 2. Priestley Geschichte der Optik, durch Klügel an mehreren Stellen.

Augenglas, s. Fernrohr.

Ausdehnbarkeit, Dilatabilitas, Dilatabilite.

Die Fähigkeit der Körper, sich in einen größern Raum ausdehnen oder verbreiten zu lassen, s. Ausdehnung (Dilatatio). Der Körper, der diese Fähigkeit besitzt, heißt ausdehnbar. Fast alle bekannte Körper sind ausdehnbar.

Das Wort ist von Dehnbarkeit (Ductilitas) zu unterscheiden, s. Dehnbarkeit.

Ausdehnung, Extensio, Etendue des corps.

Das allgemeine Phänomen der Körper, vermöge dessen ein jeder in einem Raume enthalten zu seyn scheint, den man nach dreyerley auf einander senkrecht stehenden Richtungen abmessen, oder in welchem man Länge, Breite und Höhe unterscheiden kan. Die sinnlichen Eindrücke, welche die Körper auf uns machen, belehren uns davon, daß ihre Theile neben einander liegen, und daß die Stellen, welche wir uns im Innern eines Körpers gedenken können, von den Theilen des Körpers selbst nach allen möglichen Richtungen umgeben werden, weil uns des Körpers äussere


der graue Stahr (cataracta, cataracte), und Laͤhmung oder Unempfindlichkeit des Sehnerven und der Netzhaut, der ſchwarze Stahr (amauroſis, goutte ſereine). Dem grauen Stahre wird durch Hinwegdruͤckung oder Herausziehung der Kriſtallinſe abgeholfen. Denn da die waͤſerichte und glaͤſerne Feuchtigkeit ebenfalls die Stralen brechen und ihre Kegel convergent machen, ſo entſteht auch ohne Kriſtallinſe ein Bild, ob ſich gleich viele Operirte der Stahrbrillen bedienen muͤſſen, um die Brechung zu verſtaͤrken, und den Mangel der Kryſtallinſe zu erſetzen, da ſonſt die Vereinigungspunkte allzuweit hinter die Netzhaut fallen wuͤrden.

Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. c. 35. 36. Zinn deſcriptio anatomica oculi humani. Gotting. 1755. 4. v. Haller Elem. Phyſiolog. To. V. L. 19. Licutaud Zergliederungskunſt, mit Portals Anm. aus dem Franz. mit Zuſaͤtzen. Leipzig 1782. 8. II. Band. Cap. 5. Abſchn. 2. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel an mehreren Stellen.

Augenglas, ſ. Fernrohr.

Ausdehnbarkeit, Dilatabilitas, Dilatabilité.

Die Faͤhigkeit der Koͤrper, ſich in einen groͤßern Raum ausdehnen oder verbreiten zu laſſen, ſ. Ausdehnung (Dilatatio). Der Koͤrper, der dieſe Faͤhigkeit beſitzt, heißt ausdehnbar. Faſt alle bekannte Koͤrper ſind ausdehnbar.

Das Wort iſt von Dehnbarkeit (Ductilitas) zu unterſcheiden, ſ. Dehnbarkeit.

Ausdehnung, Extenſio, Etendue des corps.

Das allgemeine Phaͤnomen der Koͤrper, vermoͤge deſſen ein jeder in einem Raume enthalten zu ſeyn ſcheint, den man nach dreyerley auf einander ſenkrecht ſtehenden Richtungen abmeſſen, oder in welchem man Laͤnge, Breite und Hoͤhe unterſcheiden kan. Die ſinnlichen Eindruͤcke, welche die Koͤrper auf uns machen, belehren uns davon, daß ihre Theile neben einander liegen, und daß die Stellen, welche wir uns im Innern eines Koͤrpers gedenken koͤnnen, von den Theilen des Koͤrpers ſelbſt nach allen moͤglichen Richtungen umgeben werden, weil uns des Koͤrpers aͤuſſere

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[201/0215] der graue Stahr (cataracta, cataracte), und Laͤhmung oder Unempfindlichkeit des Sehnerven und der Netzhaut, der ſchwarze Stahr (amauroſis, goutte ſereine). Dem grauen Stahre wird durch Hinwegdruͤckung oder Herausziehung der Kriſtallinſe abgeholfen. Denn da die waͤſerichte und glaͤſerne Feuchtigkeit ebenfalls die Stralen brechen und ihre Kegel convergent machen, ſo entſteht auch ohne Kriſtallinſe ein Bild, ob ſich gleich viele Operirte der Stahrbrillen bedienen muͤſſen, um die Brechung zu verſtaͤrken, und den Mangel der Kryſtallinſe zu erſetzen, da ſonſt die Vereinigungspunkte allzuweit hinter die Netzhaut fallen wuͤrden. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. c. 35. 36. Zinn deſcriptio anatomica oculi humani. Gotting. 1755. 4. v. Haller Elem. Phyſiolog. To. V. L. 19. Licutaud Zergliederungskunſt, mit Portals Anm. aus dem Franz. mit Zuſaͤtzen. Leipzig 1782. 8. II. Band. Cap. 5. Abſchn. 2. Prieſtley Geſchichte der Optik, durch Kluͤgel an mehreren Stellen. Augenglas, ſ. Fernrohr. Ausdehnbarkeit, Dilatabilitas, Dilatabilité. Die Faͤhigkeit der Koͤrper, ſich in einen groͤßern Raum ausdehnen oder verbreiten zu laſſen, ſ. Ausdehnung (Dilatatio). Der Koͤrper, der dieſe Faͤhigkeit beſitzt, heißt ausdehnbar. Faſt alle bekannte Koͤrper ſind ausdehnbar. Das Wort iſt von Dehnbarkeit (Ductilitas) zu unterſcheiden, ſ. Dehnbarkeit. Ausdehnung, Extenſio, Etendue des corps. Das allgemeine Phaͤnomen der Koͤrper, vermoͤge deſſen ein jeder in einem Raume enthalten zu ſeyn ſcheint, den man nach dreyerley auf einander ſenkrecht ſtehenden Richtungen abmeſſen, oder in welchem man Laͤnge, Breite und Hoͤhe unterſcheiden kan. Die ſinnlichen Eindruͤcke, welche die Koͤrper auf uns machen, belehren uns davon, daß ihre Theile neben einander liegen, und daß die Stellen, welche wir uns im Innern eines Koͤrpers gedenken koͤnnen, von den Theilen des Koͤrpers ſelbſt nach allen moͤglichen Richtungen umgeben werden, weil uns des Koͤrpers aͤuſſere

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/215>, abgerufen am 02.05.2024.