Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Atmosphäre des Monds Atmosphaera lunaris, Atmosphere lunaire. Nach der Meynung einiger Astronomen soll auch der Mond mit einer dichtern Materie oder Dunstkugel umgeben seyn. Allein die Erfahrungen, welche man hierüber anführt, lassen sich auch anders erklären. Schon Plutarch (Lib. de facie lunae, Op. Plut. ex edit. Xylandri 1620. fol. To. II. p. 939.) gedenkt einer Mondluft. Die neuern Astronomen hat wahrscheinlich der Gedanke, daß der Mond bewohnt sey, die Bewohner aber, wie wir, einer Luft bedürfen, zur Annehmung einer Mondsatmosphäre veranlasset. Daher ist ihr Daseyn von Galilei, Kepler, Scheiner, Hevel, und in diesem Jahrhunderte von Wolf, Mairan, Bianchini, Fontenelle u. a. angenommen und vertheidiget, von andern Sternkundigen hingegen, z. B. Huygens, Cassini, Gregory, de la Hire, de l' Isle, Tob. Mayer, geläugnet worden. Man hat für das Daseyn einer Atmosphäre des Monds den hellen concentrischen Ring, der sich bey gänzlichen Sonnenfinsternissen um den Mond zeigt, und die längliche Gestalt der Planeten, wenn sie nahe am Mondrande gesehen werden, anführen wollen. Andere haben sich auf ein beobachtetes Zittern des Sonnenlichtes beym Ein- und Austritte der Mondscheibe in dasselbe, auf eine unregelmäßige Bewegung der Fixsterne bey dem Anrücken des Mondrandes gegen dieselben, auf die bald größere bald geringere Deutlichkeit der Mondflecken, auf den im dunkeln Theile des Mondflecken Plato bemerkten hellen
Atmoſphaͤre des Monds Atmoſphaera lunaris, Atmoſphère lunaire. Nach der Meynung einiger Aſtronomen ſoll auch der Mond mit einer dichtern Materie oder Dunſtkugel umgeben ſeyn. Allein die Erfahrungen, welche man hieruͤber anfuͤhrt, laſſen ſich auch anders erklaͤren. Schon Plutarch (Lib. de facie lunae, Op. Plut. ex edit. Xylandri 1620. fol. To. II. p. 939.) gedenkt einer Mondluft. Die neuern Aſtronomen hat wahrſcheinlich der Gedanke, daß der Mond bewohnt ſey, die Bewohner aber, wie wir, einer Luft beduͤrfen, zur Annehmung einer Mondsatmoſphaͤre veranlaſſet. Daher iſt ihr Daſeyn von Galilei, Kepler, Scheiner, Hevel, und in dieſem Jahrhunderte von Wolf, Mairan, Bianchini, Fontenelle u. a. angenommen und vertheidiget, von andern Sternkundigen hingegen, z. B. Huygens, Caſſini, Gregory, de la Hire, de l' Isle, Tob. Mayer, gelaͤugnet worden. Man hat fuͤr das Daſeyn einer Atmoſphaͤre des Monds den hellen concentriſchen Ring, der ſich bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond zeigt, und die laͤngliche Geſtalt der Planeten, wenn ſie nahe am Mondrande geſehen werden, anfuͤhren wollen. Andere haben ſich auf ein beobachtetes Zittern des Sonnenlichtes beym Ein- und Austritte der Mondſcheibe in daſſelbe, auf eine unregelmaͤßige Bewegung der Fixſterne bey dem Anruͤcken des Mondrandes gegen dieſelben, auf die bald groͤßere bald geringere Deutlichkeit der Mondflecken, auf den im dunkeln Theile des Mondflecken Plato bemerkten hellen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0174" xml:id="P.1.160" n="160"/><lb/> manchen Zeiten bis uͤber die Erdbahn hinaus erſtrecke. Wenn zu ſolchen Zeiten die Erde gerade in einem der Punkte iſt, in welchen ſich die Ebne des Sonnenaͤquators mit der Erdbahn durchſchneidet, ſo koͤmmt ſie in die Sonnenatmoſphaͤre ſelbſt, und wird gleichſam in dieſelbe verſenkt. Herr von <hi rendition="#b">Mairan</hi> hat hieraus eine ſehr ſinnreiche Erklaͤrung der Phaͤnomene des Nordlichts hergeleitet, <hi rendition="#b">ſ. Nordlicht.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Atmoſphaͤre des Monds</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Atmoſphaera lunaris, <hi rendition="#i">Atmoſphère lunaire.</hi></hi> Nach der Meynung einiger Aſtronomen ſoll auch der Mond mit einer dichtern Materie oder Dunſtkugel umgeben ſeyn. Allein die Erfahrungen, welche man hieruͤber anfuͤhrt, laſſen ſich auch anders erklaͤren.</p> <p>Schon <hi rendition="#b">Plutarch</hi> <hi rendition="#aq">(Lib. de facie lunae, Op. Plut. ex edit. Xylandri 1620. fol. To. II. p. 939.)</hi> gedenkt einer Mondluft. Die neuern Aſtronomen hat wahrſcheinlich der Gedanke, daß der Mond bewohnt ſey, die Bewohner aber, wie wir, einer Luft beduͤrfen, zur Annehmung einer Mondsatmoſphaͤre veranlaſſet. Daher iſt ihr Daſeyn von <hi rendition="#b">Galilei, Kepler, Scheiner, Hevel,</hi> und in dieſem Jahrhunderte von <hi rendition="#b">Wolf, Mairan, Bianchini, Fontenelle</hi> u. a. angenommen und vertheidiget, von andern Sternkundigen hingegen, z. B. <hi rendition="#b">Huygens, Caſſini, Gregory, de la Hire, de l' Isle, Tob. Mayer,</hi> gelaͤugnet worden.</p> <p>Man hat fuͤr das Daſeyn einer Atmoſphaͤre des Monds den hellen concentriſchen Ring, der ſich bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond zeigt, und die laͤngliche Geſtalt der Planeten, wenn ſie nahe am Mondrande geſehen werden, anfuͤhren wollen. Andere haben ſich auf ein beobachtetes Zittern des Sonnenlichtes beym Ein- und Austritte der Mondſcheibe in daſſelbe, auf eine unregelmaͤßige Bewegung der Fixſterne bey dem Anruͤcken des Mondrandes gegen dieſelben, auf die bald groͤßere bald geringere Deutlichkeit der Mondflecken, auf den im dunkeln Theile des Mondflecken Plato bemerkten hellen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0174]
manchen Zeiten bis uͤber die Erdbahn hinaus erſtrecke. Wenn zu ſolchen Zeiten die Erde gerade in einem der Punkte iſt, in welchen ſich die Ebne des Sonnenaͤquators mit der Erdbahn durchſchneidet, ſo koͤmmt ſie in die Sonnenatmoſphaͤre ſelbſt, und wird gleichſam in dieſelbe verſenkt. Herr von Mairan hat hieraus eine ſehr ſinnreiche Erklaͤrung der Phaͤnomene des Nordlichts hergeleitet, ſ. Nordlicht.
Atmoſphaͤre des Monds
Atmoſphaera lunaris, Atmoſphère lunaire. Nach der Meynung einiger Aſtronomen ſoll auch der Mond mit einer dichtern Materie oder Dunſtkugel umgeben ſeyn. Allein die Erfahrungen, welche man hieruͤber anfuͤhrt, laſſen ſich auch anders erklaͤren.
Schon Plutarch (Lib. de facie lunae, Op. Plut. ex edit. Xylandri 1620. fol. To. II. p. 939.) gedenkt einer Mondluft. Die neuern Aſtronomen hat wahrſcheinlich der Gedanke, daß der Mond bewohnt ſey, die Bewohner aber, wie wir, einer Luft beduͤrfen, zur Annehmung einer Mondsatmoſphaͤre veranlaſſet. Daher iſt ihr Daſeyn von Galilei, Kepler, Scheiner, Hevel, und in dieſem Jahrhunderte von Wolf, Mairan, Bianchini, Fontenelle u. a. angenommen und vertheidiget, von andern Sternkundigen hingegen, z. B. Huygens, Caſſini, Gregory, de la Hire, de l' Isle, Tob. Mayer, gelaͤugnet worden.
Man hat fuͤr das Daſeyn einer Atmoſphaͤre des Monds den hellen concentriſchen Ring, der ſich bey gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſen um den Mond zeigt, und die laͤngliche Geſtalt der Planeten, wenn ſie nahe am Mondrande geſehen werden, anfuͤhren wollen. Andere haben ſich auf ein beobachtetes Zittern des Sonnenlichtes beym Ein- und Austritte der Mondſcheibe in daſſelbe, auf eine unregelmaͤßige Bewegung der Fixſterne bey dem Anruͤcken des Mondrandes gegen dieſelben, auf die bald groͤßere bald geringere Deutlichkeit der Mondflecken, auf den im dunkeln Theile des Mondflecken Plato bemerkten hellen
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