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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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gemacht haben. Origanus (Ephemerides Brandenburg. Frf. 1605. gr. 4.) setzte seinen Ephemeriden eine, sonst in guter Ordnung geschriebene, Einleitung in die Astrologie vor. Morin (Astrologia Gallica. Hag. Com. 1661. fol.) suchte die Sterndeutekunst aus physischen und mathematischen Gründen zu erweisen; zu seinem Werke soll die Königin von Polen Maria von Gonzaga eine ansehnliche Geldsumme hergegeben haben. Die Astrologie galt etwas bey den Großen. Daher hat Herr Kästner (Schriften der götting. deutschen Gesellsch. II. Samml. 2.) gefragt: ob die Astronomen klug daran gethan haben, daß sie so ehrlich gewesen sind, die Astrologie aufzugeben. Endlich hat die völlige Bestätigung des Copernikanischen Systems und die allgemeinere Verbreitung der bessern Astronomie diese Thorheiten unterdrückt, und nur selten gelingt es noch der Schwärmerey oder dem Betruge, die Leichtgläubigen damit zu hintergehen.

Astronomie, Sternkunde, Astronomia, Astronomie.

Diesen Namen führt die Lehre von den Weltkörpern. Die Bewegungen, Größen, Entfernungen, Wirkungen derselben auf einander rc. machen den erhabnen Gegenstand dieser Wissenschaft aus, in welcher sich Verstand und Fleiß der Menschen auf eine vorzügliche Art hervorgethan haben. Der griechische Name der Astronomie drückt wörtlich Lehre von den Gesetzen der Gestirne aus; er ist sehr schicklich gewählt, denn alle Bewegungen der Weltkörper erfolgen nach bestimmten und unabänderlichen Gesetzen.

Man theilt die Astronomie in die sphärische, theorische und physische ein. Die sphärische handelt von den in die Sinne fallenden Erscheinungen des Weltgebäudes, welches sich der Beobachter als eine sein Auge umgebende Sphäre oder Kugel vorstellt; die theorische (von Theorie oder speculativem Nachdenken über die Erscheinungen benannt) sucht daraus die wahren Bewegungen der Weltkörper und deren Gesetze herzuleiten; die physische lehrt die Ursachen dieser Bewegungen, oder die


gemacht haben. Origanus (Ephemerides Brandenburg. Frf. 1605. gr. 4.) ſetzte ſeinen Ephemeriden eine, ſonſt in guter Ordnung geſchriebene, Einleitung in die Aſtrologie vor. Morin (Aſtrologia Gallica. Hag. Com. 1661. fol.) ſuchte die Sterndeutekunſt aus phyſiſchen und mathematiſchen Gruͤnden zu erweiſen; zu ſeinem Werke ſoll die Koͤnigin von Polen Maria von Gonzaga eine anſehnliche Geldſumme hergegeben haben. Die Aſtrologie galt etwas bey den Großen. Daher hat Herr Kaͤſtner (Schriften der goͤtting. deutſchen Geſellſch. II. Samml. 2.) gefragt: ob die Aſtronomen klug daran gethan haben, daß ſie ſo ehrlich geweſen ſind, die Aſtrologie aufzugeben. Endlich hat die voͤllige Beſtaͤtigung des Copernikaniſchen Syſtems und die allgemeinere Verbreitung der beſſern Aſtronomie dieſe Thorheiten unterdruͤckt, und nur ſelten gelingt es noch der Schwaͤrmerey oder dem Betruge, die Leichtglaͤubigen damit zu hintergehen.

Aſtronomie, Sternkunde, Aſtronomia, Aſtronomie.

Dieſen Namen fuͤhrt die Lehre von den Weltkoͤrpern. Die Bewegungen, Groͤßen, Entfernungen, Wirkungen derſelben auf einander rc. machen den erhabnen Gegenſtand dieſer Wiſſenſchaft aus, in welcher ſich Verſtand und Fleiß der Menſchen auf eine vorzuͤgliche Art hervorgethan haben. Der griechiſche Name der Aſtronomie druͤckt woͤrtlich Lehre von den Geſetzen der Geſtirne aus; er iſt ſehr ſchicklich gewaͤhlt, denn alle Bewegungen der Weltkoͤrper erfolgen nach beſtimmten und unabaͤnderlichen Geſetzen.

Man theilt die Aſtronomie in die ſphaͤriſche, theoriſche und phyſiſche ein. Die ſphaͤriſche handelt von den in die Sinne fallenden Erſcheinungen des Weltgebaͤudes, welches ſich der Beobachter als eine ſein Auge umgebende Sphaͤre oder Kugel vorſtellt; die theoriſche (von Theorie oder ſpeculativem Nachdenken uͤber die Erſcheinungen benannt) ſucht daraus die wahren Bewegungen der Weltkoͤrper und deren Geſetze herzuleiten; die phyſiſche lehrt die Urſachen dieſer Bewegungen, oder die

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[139/0153] gemacht haben. Origanus (Ephemerides Brandenburg. Frf. 1605. gr. 4.) ſetzte ſeinen Ephemeriden eine, ſonſt in guter Ordnung geſchriebene, Einleitung in die Aſtrologie vor. Morin (Aſtrologia Gallica. Hag. Com. 1661. fol.) ſuchte die Sterndeutekunſt aus phyſiſchen und mathematiſchen Gruͤnden zu erweiſen; zu ſeinem Werke ſoll die Koͤnigin von Polen Maria von Gonzaga eine anſehnliche Geldſumme hergegeben haben. Die Aſtrologie galt etwas bey den Großen. Daher hat Herr Kaͤſtner (Schriften der goͤtting. deutſchen Geſellſch. II. Samml. 2.) gefragt: ob die Aſtronomen klug daran gethan haben, daß ſie ſo ehrlich geweſen ſind, die Aſtrologie aufzugeben. Endlich hat die voͤllige Beſtaͤtigung des Copernikaniſchen Syſtems und die allgemeinere Verbreitung der beſſern Aſtronomie dieſe Thorheiten unterdruͤckt, und nur ſelten gelingt es noch der Schwaͤrmerey oder dem Betruge, die Leichtglaͤubigen damit zu hintergehen. Aſtronomie, Sternkunde, Aſtronomia, Aſtronomie. Dieſen Namen fuͤhrt die Lehre von den Weltkoͤrpern. Die Bewegungen, Groͤßen, Entfernungen, Wirkungen derſelben auf einander rc. machen den erhabnen Gegenſtand dieſer Wiſſenſchaft aus, in welcher ſich Verſtand und Fleiß der Menſchen auf eine vorzuͤgliche Art hervorgethan haben. Der griechiſche Name der Aſtronomie druͤckt woͤrtlich Lehre von den Geſetzen der Geſtirne aus; er iſt ſehr ſchicklich gewaͤhlt, denn alle Bewegungen der Weltkoͤrper erfolgen nach beſtimmten und unabaͤnderlichen Geſetzen. Man theilt die Aſtronomie in die ſphaͤriſche, theoriſche und phyſiſche ein. Die ſphaͤriſche handelt von den in die Sinne fallenden Erſcheinungen des Weltgebaͤudes, welches ſich der Beobachter als eine ſein Auge umgebende Sphaͤre oder Kugel vorſtellt; die theoriſche (von Theorie oder ſpeculativem Nachdenken uͤber die Erſcheinungen benannt) ſucht daraus die wahren Bewegungen der Weltkoͤrper und deren Geſetze herzuleiten; die phyſiſche lehrt die Urſachen dieſer Bewegungen, oder die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/153>, abgerufen am 02.05.2024.